KPMG-Studie über REACH bestätigt Befürchtungen der Lackindustrie


Vor kurzem hat die Unternehmensberatung KPMG das vorläufige Ergebnis einer einjährigen Untersuchung zu den wirtschaftlichen Folgen der geplanten EU-Chemikalienverordnung (REACH) vorgelegt. Ziel der Untersuchung war es, die Auswirkungen der neuen EU-Chemikalienpolitik unter anderem auf die Lackbranche näher zu beleuchten.

Die KPMG-Studie bestätigt die Befürchtungen der Lackindustrie, dass der bisherige REACH-Verordnungsvorschlag zu aufwändig, zu bürokratisch und nicht praktikabel ist. Kleine und mittlere Unternehmen würden besonders belastet. Das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu erhalten, werde daher mit dem bisherigen Verordnungsvorschlag der EU-Kommission verfehlt.

Auf die europäischen Stoffhersteller kommen der Studie zufolge teilweise erhebliche Kosten zu. Die direkten Kosten könnten 20% des Jahresumsatzes erreichen. Das entspricht dem durchschnittlichen Gewinn von fünf Jahren. Besonders betroffen seien kleine und mittlere Unternehmen. Sie verfügen meist nicht über die finanziellen Ressourcen, um in die Registrierung zu investieren. Eine Quersubventionierung durch ertragreichere Stoffe ist oft nicht möglich. Daher droht hier ein erheblicher Stoffentfall, den die Studie mit knapp 20% beziffert.

Die großen Rohstoffhersteller gaben zwar an, aus strategischen Gründen teilweise unrentable Stoffe zu registrieren, etwa bei der Lieferung von Zubereitungen an die Automobilindustrie. Doch auch diese Unternehmen würden unter REACH ihr Produktportfolio soweit wie nötig rationalisieren.

Der Stoffentfall erfordert bei den Zubereitern - wie der Lackindustrie - einen erheblichen Reformulierungsaufwand, der weit über den eigentlichen Test- und Registrierungskosten liegt, so die Studie. Eine Änderung der Rezeptur wiederum führe beim Weiterverarbeiter zu Anpassungskosten bei den Produktionsabläufen. Nicht nur die Stoffhersteller, sondern die gesamte Wertschöpfungskette erleide somit Wettbewerbsnachteile gegenüber Erzeugnisherstellern an Standorten außerhalb Europas. Etwaige Verlagerungstendenzen würden dadurch verstärkt, und bei den Erzeugnissen wachse der Importdruck.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die geplante EU-Chemikalienverordnung schadet der Innovationsfähigkeit, da auch unter REACH die Budgets für Forschung und Entwicklung unverändert bleiben, gleichzeitig jedoch Forschungsressourcen in beträchtlichem Umfang durch die Anpassung an REACH gebunden werden.

Mit der Studie wurde auch das Ziel verfolgt, etwaige Nutzeneffekte von REACH zu untersuchen. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass sich ein nennenswerter ökonomischer Nutzen, beispielsweise durch eine unter REACH verbesserte Datenlage für die betroffenen Unternehmen, nicht ergibt.
aus BTH Heimtex 07/05 (Farben, Lacke)