Böhmler im Tal in München

"Sagt man Teppich, meint man Böhmler"

Ein ideenreiches Orientteppich-Programm, das auch Nischensegmente bedient, eine stilvolle Warenpräsentation und hoher Qualitätsanspruch kennzeichnen die Teppichabteilung von Böhmler im Tal. Das gehobene Möbel- und Heimtextilien-Angebot des stadtbekannten Einrichtungshauses bringt auch der Teppichabteilung zahlreiche Käufer.

Böhmler im Tal ist ein renommiertes Einrichtungshaus mitten im Herzen Münchens, direkt gegenüber dem Viktualienmarkt gelegen und nur zwei Gehminuten vom historischen Rathaus am Marienplatz entfernt. Zum Haupteingang des 1875 gegründeten "Spezialunternehmens für Einrichten, Innenausbau und Fußbodentechnik", gelangt der Besucher durch die weitläufige Böhmler- Passage, eine Fuß-gängerzone mit großzügigen Schaufensterflächen, die die rückwärtige Ledererstraße mit dem Tal verbindet. "Die hohe Kultur des Wohnens!" - werbewirksam prangt das Motto von Böhmler in plakativen Lettern auf der Gebäudefassade des Traditionshauses. Das eindrucksvolle Geschäftgebäude mit über 7000 qm Verkaufsfläche, beherbergt auf sechs Etagen und in zwei Studios die Fachabteilungen Möbel, Küchen, Teppiche, Bodenbeläge, Gardinen, Tapeten sowie Glas und Porzellan mit Produkten "aller internationalen Markenhersteller". Hinzu kommt noch eine bedeutende Objektabteilung für Bodenbeläge.

Königlich Bayerischer Hoflieferant konnte sich das Familienunternehmen einstmals nennen, das bereits in vierter Generation von Georg, Stephan und Thomas Böhmler geführt wird und mit rund 130 Mitarbeitern seine angestammte Fachgeschäftstradition konsequent fortsetzt. "Der Qualität auf allen Gebieten den Vorrang einzuräumen, angefangen beim Warenangebot und dessen geschmacklicher Ausrichtung bis hin zu den Dienstleistungen" lautet die amitionierte Maxime der drei Firmenlenker, die auch im Sinne ihres Urgroßvaters, dem Unternehmensgründer Johann Georg Böhmler, wäre.

Der hohe Qualitätsanspruch gilt ebenso für die 1000 qm große, repräsentative Teppichabteilung, die auf der imposanten Galerie im ersten Stockwerk residiert. Ein Gardinenstudio sowie ein separater Verkaufsraum für Tapeten befinden sich auf derselben Ebene. Über eine Freitreppe gelangt der Böhmler-Kunde direkt zu der gekonnt gestalteten Ausstellungsfläche, die ein ausgewogenes Sortiment von klassischer Orientware und modernen Teppichen im gehobenen mittleren Bereich bis zum Hochwertgenre zeigt. Ausgesuchte Einzelstücke werden entlang der Galeriewände wie Bilder einer Kunstausstellung präsentiert, aber auch großzügig auf dem Boden ausgelegt.

Bereits beim Betreten der Galerie kann sich der Besucher einen kurzen Überblick über die Neuheiten der aktuellen Teppich- Kollektionen verschaffen, die an flexiblen Stellwänden auszugsweise vorgestellt werden. Das komplette Programm befindet sich im angrenzenden, weit-räumigen Verkaufsareal, wo es nach Provenienzen sortiert, in abgeteilten Kojen auf Stapeln liegt.

"Wir versuchen Trends aufzuspüren und in unserem Haus dementsprechend zu vermarkten", sagt Jochen Ehresmann, der als Leiter der 12-köpfigen Teppichabteilung für den Ein- und Verkauf zuständig ist. Gemeinsam mit fünf Fachberatern setzt er auf ein Exklusivangebot, "das in anderen Häusern in München schwer zu finden ist". Der engagierte Abteilungsleiter und gelernte Großhandelskaufmann, der die Branche von der Pike auf kennt, ist sich sicher: "Wir haben bei der klassischen Ware den Trend nach unten gestoppt - durch Selektierung und die Besonderheiten, die wir führen. Für Qualität gibt es keinen Ersatz."

Anspruchsvolle Themenkollektionen

Unter anderem verweist er auf die nummerierten "Teppich Editionen", anspruchsvolle Themenkollektionen, die ein- bis zweimal jährlich "im Kreis der Top Ten-Gruppe" aufgelegt werden und Beispiele aus dem laufenden Programm enthalten - meist handgeknüpfte Unikate. Das Einrichtungshaus Böhmler ist eines von acht Top Ten-Mitgliedern, einer Interessensgemeinschaft führender Teppichfachgeschäfte, die sich zum Ziel gesetzt hat, "innovative und individuelle Teppiche zu kreieren, sowie neue Kollektionen aufzunehmen, die dann Marktführung erreichen sollen".

Derzeit aktuell ist die Edition 5 - "Teppichkunst der anderen Art", darunter Daryas aus dem pakistanischen Peschawar, die von afghanischen Flüchtlingen hergestellt werden - sowie Edition 6, die unter dem Titel "Teppichkunst der Läufer" langgestreckte Formate, sogenannte Kelleys, vorstellt. Das Teppich-Angebot von Böhmler ist sehr facettenreich und umfasst alle Provenienzen, wobei persische Ware mit rund 30% den größten Anteil hat, gefolgt von Tibet/Nepal mit etwa 25% und Indien mit 10%. Auf Pakistan/Afghanistan entfallen rund 5%, China und die Türkei schlagen mit je 3% zu Buche. Persische und türkische Kelims haben einen Sortimentsanteil von etwa 10%. Der Rest sind moderne Handweb- und Handtuft-Qualitäten.

Umsatzzahlen möchte man keine nennen, dass das Unternehmen jedoch auf soliden Füßen steht, daran lässt Jochen Ehresmann keinen Zweifel. "Über unsere Ertragszahlen würden viele angenehm überrascht sein."

"Böhmler hat ein Sortiment, das unglaubliche Möglichkeiten aufweist", schwärmt der Abteilungsleiter Teppiche und deutet unter anderem auf einen armenischen Mahal in pastelligen Farben - "ein absoluter Nischenteppich für elitäre Kunden" sowie auf eine klassische Miri-Kollektion mit alten, überlieferten Knüpfmustern aus Persien, die "das oberste Segment" abdecke. So kostet beispielsweise ein 224 x 302 cm großer Ghashghai-Teppich aus handversponnener, pflanzengefärbter Bergschafwolle 8.570 EUR. Noch luxuriöser ist ein floral gemusterter Bidjar, der mit 1,2 Millionen Knoten eine ganz feine Knüpfung auf Seidenkette aufweist und in der Größe 250 x 300 cm zu einem Verkaufspreis von 18.500 EUR offeriert wird.

Doch auch in einer geringeren Preislage, wie bei modernen Flachgeweben, erhalte man bei Böhmler eine "gute Qualität", betont der engagierte Kaufmann, der dabei insbesondere an. Ersteinrichter denkt: "Wir sichern uns die Kunden für Morgen und lassen sie nicht in Möbelhäuser abwandern." Eine Kreativ-Ecke mit modernen Designerteppichen hat man ebenfalls eingerichtet. Hier kann der Käufer sein Lieblingsmodell selbst entwerfen, basierend auf Programmen von Braun Collection, Kinnasand und Ruckstuhl.

Durchgestrichene "Mondpreise" gibt es in der Teppichabteilung des Münchner Einrichtungshauses augenscheinlich nicht. Für Restkollektionen und Auslaufware hat man eine gesonderte "Fundgrube" eingerichtet, wo die Qualitäten zu einem "um 20 % bis 30% reduzierten Preis" angeboten werden. "Beim Afghan Kasak hat der Boom nachgelassen und wir haben die Ware frühzeitig in die Sonderangebotsecke gebracht", nennt der Teppich-Fachmann ein Beispiel. "Das ist eine reelle Herabsetzung, kein fingierter Preis."

Möbel und Teppiche

Um den Orientteppich wieder langfristig "wertiger" zu machen, "dass er auch im 21. Jahrhundert überlebensfähig ist", wünscht sich Jochen Ehresmann "mehr Zusammenhalt" in der Branche: "Dass Importeure, Produzenten und Facheinzelhändler an einem Strang ziehen - bei den Produkten, bei der Werbung und im Marketing." Wichtige Kernpunkte sind für ihn: Neue Ideen und Themen aufgreifen, Imagepflege, gemeinsame Werbestrategien sowie die Herstellung von vernünftigen, guten Qualitäten. "Es ist der Niedergang der Branche, wenn man in der Masse so weitermacht", erteilt er "Billigware zu Dumpingpreisen" eine Absage.

Im Prinzip "sehr begrüßen" würde es Eheresmann, wenn es gelänge, die Orientteppich-Messe mit der Möbelmesse in Köln zusammenzulegen: "Der Teppich bekäme durch die Möbel einen höheren Stellenwert." Gerade in diesem Bereich kann man bei Böhmler auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Denn die Orientabteilung profitiert erfolgreich vom hochwertigen Möbelangebot des Einrichtungshauses. So mancher Käufer einer Sitzgruppe sucht kurzentschlossen den passenden Teppich dazu aus. Da versteht es sich von selbst, dass in den Möbel-Etagen viele Interieursituationen mit abgepassten Teppichen gestaltet sind. Die Dekorationen im Schaufenster und auf der Verkaufsfläche werden kontinuierlich, "mindestens alle sechs Wochen" gewechselt.

Was die Wettbewerbsituation im Orientbereich betrifft, dominieren im Raum München die Möbelgiganten auf der grünen Wiese. Viele angesehene Fachgeschäfte in der Innenstadt und Fachabteilungen in Warenhäusern seien in den letzten Jahren geschlossen worden. "Es gibt hier kaum vernünftige Fachgeschäfte, außer wenigen Ausnahmen", meint Jürgen Ehresmann.

Rund 20.000 Stammkunden "aus aller Welt", hat das bekannte Einrichtungshaus in seiner Kartei gelistet, wobei die Touristenstadt München noch einen hohen Anteil an Laufkundschaft beschert. Das Einzugsgebiet umfasst neben dem gesamten Süden Bayerns auch Franken, das östliche Allgäu und in nördlicher Richtung das Gebiet bis Augsburg. Bei der Kundschaft seien "alle Altersgruppen" vertreten, verstärkt beobachte man jedoch einen Trend zu den 30 bis 50jährigen.

Die Stammkunden werden regelmäßig angeschrieben, erhalten Werbeprospekte, Editionen-Broschüren und Einladungen zu Vernissagen von Kunstausstellungen, die im Hause Böhmler "vier bis fünfmal pro Jahr" veranstaltet werden. Regelmäßige Anzeigen in der Lokalpresse - Süddeutsche Zeitung, Münchner Merkur und andere, sowie Reklame in gehobenen Wohnzeitschriften, dienen ebenfalls der Imagepflege.

Hinzu kommt der übliche Service, mit kompetenter Fachberatung im Einrichtungshaus und beim Kunden vor Ort. Die gewünschten Teppiche werden in die Wohnung mitgebracht und probeweise ausgelegt. Weitere Dienstleistungen sind Teppich-Reinigung und -Wäsche sowie die komplette Restaurierung, die eine eigens angestellte, gelernte Teppichrestauratorin fachgerecht durchführt.
aus BTH Heimtex 09/02 (Handel)