Alles über Tapeten

So tapeziert man Textiltapeten

Textiltapete ist nicht gleich Textiltapete: Man unterscheidet zwei verschiedene Produkttypen - Kettfadenkaschierte und gewebekaschierte Beläge -, die unterschiedliche Anforderungen an die Verarbeitung stellen.

Früher waren Textiltapeten als edler, hochwertiger Wandbelag gefragt, verschwanden dann jahrelang in der Versenkung und sind wieder langsam im Kommen. Die Anforderungen an diese Produkte sind inzwischen neben modischen Ansprüchen an die Optik vor allem hinsichtlich der Qualität gestiegen.

Standen bislang das Aussehen und die problemlose, leichte Verarbeitbarkeit im Vordergrund, treten heute Material, Webtechnik, Farben und Trägermaterial als gleichberechtigte Qualitätsmerkmale auf.

Die Beschaffenheit von Textiltapeten

Die Textiltapete benötigt einen Träger, der dem textilen Obermaterial Halt und Stabilität gibt und eine gute Verarbeitung an der Wand gewährleistet. Dieses Trägermaterial besteht zur Hauptsache aus verschiedenen Papiersorten: einschichtigen oder mehrschichtigen, die spaltbar sind. Vorteil: Das textile Obermaterial und der obere Teil des Trägerpapieres können beim Renovieren einfach von der tapezierten Wand abgezogen werden. Der untere Teil des Papiers bleibt an der Wand zurück und bildet den Untergrund für die neue Tapete.

Textiltapeten - die verschiedenen Produkttypen

Bei Textiltapeten werden 2 Gruppen unterschieden:
1. Kettfäden auf Papier und
2. Gewebe auf Papier

Bei der Kettfaden-Tapete werden die Garne in Längsrichtung auf den Papierträger aufgeklebt (= kaschiert).

Bei einer Gewebe-Textiltapeten wird ein fertiges Gewebe in unterschiedlichen Bindungen auf den Papierträger kaschiert. Gewebetapeten sind in der Regel teurer, weil hier bereits das arbeits- und materialintensivere Weben vorausgegangen ist. Potentieller Nachteil von Gewebetapeten ist auch, dass man beim Verkleben der einzelnen Bahnen stärker die Ansätze sieht als bei den Kettfaden-Wandbelägen.

Die Qualitätsunterschiede konnen bei Textiltapeten erheblich sein. Ausschlaggebend dafür ist die Qualität des textilen Materials, dessen Dichte, Stärke und Feinheit - je feiner, desto mehr Fäden sind erforderlich und desto teurer wird die Tapete folglich - und nicht zuletzt die Qualität des Papierträgers sowie die Kaschiermethode.

Ein wichtiges Qualitätskriterium ist die Lichtechtheit; sie hängt vom Material ab. Eine Jutetapete ist zwar billiger als Leinen- oder Viskosemischungen, zeigt aber schon nach kurzer Zeit erste Veränderungen durch Lichteinwirkung. Der Grad der Lichtechtheit - sie wird in Stufen von 1 bis 8 gemessen - ist auf jeder Tapetenkollektion bzw. den einzelnen Mustern angegeben.

Bei bedruckten Tapeten können sich auch aus dem Druckverfahren Qualitäts- und Preisunterschiede ableiten. Besonders gute Ergebnisse bringt der Siebdruck.

Textiltapeten werden in den unterschiedlichsten Rollenbreiten und -längen angeboten. In der Regel sind es die Europa-Rollen (10,05 x 0,53 m), die für ca. 5 qm ausreichen. Vor der Ermittlung des Tapetenbedarfs sollte man wissen, in welchen Abmessungen die Textiltapete geliefert wird. Bei kürzeren Rollen, die einen Musteransatz aufweisen, ist mit höherem Verschnitt zu rechnen.

Wie werden Textiltapeten verklebt?

Kleister oder Kleber - wie werden Textiltapeten verarbeitet? Werden sie rückseitig eingekleistert, die Bahn rückseitig mit Wasser vorgenässt und dann in der Wandklebetechnik verarbeitet oder werden sie trocken mit Textilbelagskleber in der Wandklebetechnik verklebt?

Für die Wahl des richtigen Klebemittels sind die Fertigungsart und Material der Textiltapete ausschlaggebend. Grundsätzlich sollte man sich an die Verarbeitungsanleitung des Herstellers halten. Wenn es keine gibt, hilft folgender Test:

Von der zu verklebenden Textiltapete einen ca. 1 cm breiten Streifen über die Bahnbreite abschneiden und in einem Wasserbad 2 bis 3 Minuten intensiv einnässen.

Den durchgenässten Streifen dann an die trockene Rolle halten: hat er sich ausgedehnt, muss die Tapete mit Spezialkleister verklebt werden. In der Regel werden Kettfaden-Tapeten so verklebt.

Dehnt sich der eingenässte Streifen nicht, ist die Tapete maßstabil und kann in der Wandklebetechnik verarbeitet werden; d.h. der Textilbelagskleber wird auf den Untergrund aufgetragen und die Textiltapete trocken eingelegt. Das gilt für die meisten Gewebetapeten.

Kettfaden-Textiltapeten tapezieren

Untergrund: Der Untergrund für Kettfaden-Tapeten sollte trocken, leicht saugfähig und glatt sein. Raue Untergründe vorher spachteln. Transparente Textiltapeten erfordern einen einheitlich farbigen Untergrund, der durch eine Makulaturpapier-Verklebung vorbereitet werden kann. Makulaturpapier ist außerdem ein idealer Untergrund für alle feinen Textiltapeten.

Kleber: Zum Kleben wird Spezialkleber verwendet im Ansatzverhältnis 1:20, d.h. auf ein 200 g-Päckchen kommen 4 l Wasser. Dem so angerührten Kleister anschließend 10 bis 20 % Dispersionskleber zusetzen.

Werkzeug: Moosgummirolle oder Kunststoffspachtel, Stahlschiene, Beschneidelineal, Beschneidemesser, Beschneidehobel, Gleitfußmesser, Cutterkant-Beschneidelineal usw.

Einkleistern: Ablängen lassen sich die Bahnen auf herkömmliche Weise, bei langen Rollenlängen wesentlich einfacher mit einem Abrollgerät. Die abgelängten Bahnen fortlaufend verwenden und gleichmäßig, aber nicht zu dick einkleistern. Wird mit der Bürste eingekleistert, immer eine Bahn auf dem Tapeziertisch einkleistern.

Sauberer und schneller lässt sich der Kleister mit dem Kleistergerät auftragen. Gleichzeitig wird eine gleichmäßige Beschichtung der Bahnrückseite gewährleistet.

Beim Zusammenlegen der eingekleisterten Bahnen Knickstellen in den Bahnlaschen vermeiden. Die zusammengelegten Bahnen dürfen während der Weichzeit auch nicht übereinander gelegt werden, sondern nebeneinander. Dauer der Weichzeit: 10 bis 15 Minuten. Je nach Art der Textiltapete können auch andere Weichzeiten angegeben sein. Dazu die Hersteller-Hinweise beachten.

Tapezieren: Alle Kettfaden-Tapeten sollten auf Stoß tapeziert werden. Die Nahtstelle wird durch die senkrecht verlaufenden Kettfäden kaschiert. Mit einer Moosgummirolle oder einem Kunststoffspachtel die Tapeten in Fadenrichtung andrücken.

Tapezieren von Außen- und Innenecken: An überlappenden Stellen, etwa an Außen- und Innenecken lassen sich von dem um die Ecke herumgeklebten Streifen zwei bis drei Kettfäden abziehen. Die nachfolgende Bahn kann dann auf den frei gewordenen Papierstreifen geklebt werden. Vorteil: Die Verbindungsstelle bleibt unsichtbar und die Überlappung löst sich nicht.

Dazu zunächst die eingekleisterte, zusammengelegte Bahn auf dem Tapeziertisch auseinanderziehen, so dass die Kleisterschicht nach oben zeigt. Die Bahnkante, die später überlappend tapeziert werden soll, mit einem 4 bis 6 cm breiten Papier- oder Plastikband auf dem Kleister abdecken. Dadurch wird verhindert, dass sich der rückseitige Kleister auf der Überlappungstelle abzeichnet.

Zum besseren Transport vom Tapeziertisch zur Wand kann die mit dem Papier- bzw. Plastikstreifen versehene Bahn wieder zusammengelegt werden.

Die Bahn an der Außen- oder Innenecke ca. 3 bis 5 cm überlappend kleben und in der Mitte der Überlappung von oben ca. 5 cm mit dem Cuttermesser abschneiden. Der weitere Doppelnahtschnitt erfolgt dann frei Hand mit dem Gleitfußmesser. So wird der Untergrund nicht angeschnitten. Dabei darauf achten, dass die Klinge immer scharf ist. Nachdem der untere Verschnittstreifen und der restliche Papier- bzw. Plastikstreifen abgezogen wurden, hat man so eine sauber gestoßene Nahtstelle, die ohne weiteres mit einem konischen Nahtroller nachgearbeitet werden kann.

Anschnittstellen zum Beispiel in der Decken-Ecke lassen sich schlecht mit der Scherenspitze markieren und abschneiden. Die Gefahr ist groß, dass so Fäden losgerissen werden. Sauberes Beschneiden ohne Beschädigung der Kettfadenkaschierung ermöglicht die Cutterkant-Beschneideschiene.

Auch auf Fuß- oder Scheuerleisten, Fensterbänken und überall dort, wo die Kettfaden-Tapete an Anschnittstellen Belastungen ausgesetzt ist, reibt sich im Laufe der Zeit der Kettfaden oder das Gewebe auf. Diese Stellen lassen sich mit einer transparenten, dauerelastischen Fugenmasse festigen. Dazu eine dünne Fugenschnur mit einer Spritzdüse an Tube oder Kartusche in die Anschnittstelle pressen.

Wassereinwirkung auf der Oberfläche - zum Beispiel beim Entfernen von Kleisterflecken - kann unter Umständen zu leichten Farbtonabweichungen führen. Vorsichtiges Anrauhen mit feinem Schleifpapier kann diese Unterschiede eventuell ausgleichen. Trotzdem mit jeder Art von Fleckbildung sehr vorsichtig sein.

Gewebe-Textiltapeten tapezieren

Bei groben Gewebetapeten sind Jute-, Bast- oder Synthetikgewebe auf einen Träger kaschiert. Entscheidend für Klebetechnik und Klebstoffwahl ist die Art der Kaschierung, die Zusammensetzung und die Saugfähigkeit des Untergrundes. Auch hier vor dem Verkleben die Verarbeitungsanleitungen genau studieren, um spätere Schäden wie Blasen oder Schrumpfen zu vermeiden.

Untergrund: Grundsätzlich eignen sich hier alle Wände zum Tapezieren, sofern sie trocken, glatt, fest, saugfähig und einheitlich in der Farbe sind. Bei farblich ungleichen Gründen Rollenmakulaturpapier vorkleben, das dem Spannungsausgleich dient und einen einheitlich hellen und saugfähigen Untergrund schafft. Mit Normalkleister - 125 g-Päckchen auf ca. 6,25 l Wasser - unter Zugabe von 20 % Dispersionskleber auf Stoß kleben.

Kleber: Gewebetapeten aus Synthetikfasern und solche, bei denen die Kaschierklebstoffe wie eine Feuchtigkeitssperre zwischen Papier und Gewebe wirken, können auf saugfähigen Untergründen mit Spezialkleister tapeziert werden. Weichzeit der eingekleisterten Bahnen: ca. 10 Minuten. Bei geringer Saugfähigkeit wird dem Kleister etwa 20 % Dispersionskleber beigemischt.

Werkzeug: Streichroller, Cuttermesser, Tapezierspachtel, Cutterkant-Beschneidelineal, Tapezierschiene, Beschneidelineal, Gleitfußmesser

Tapezieren: Wenn die Gefahr besteht, dass Feuchtigkeit von der Rückseite her durch das Papier hindurch an die textile Oberfläche gelangen kann, in Bahnbreite auf den Untergrund mit dem Streichroller einen Dispersionskleber auftragen. Die mit der Papierrückseite nach außen aufgerollte Bahn wird auf Stoß angesetzt, abgerollt und damit mit einer Tapezierwalze gut angedrückt.

Wichtig: Bei Gewebetapeten Reiben im Kantenbereich vermeiden.

Die Überstände an Decke, Fußleiste, Türen, Fenster etc. nicht mit der Schere beschneiden, sondern nur mit scharfem Beschneidewerkzeug wie Cuttermesser und Tapezierspachtel oder Cutterkant-Beschneidelineal.

Bei Außenecken sollten die um die Ecke geklebten Streifen mindestens 10 bis 15 cm breit sein. Bei einem senkrechten Bahnkantenverlauf können dann die nachfolgenden Bahnen weiter auf Stoß angesetzt werden. Bei nicht senkrechten Außen- und Innenecken müssen Unigewebe-Textiltapeten im Doppelnahtschnitt geschnitten werden.

Unter den um die Ecke geklebten Streifen, der mindestens 6 bis 10 cm breit sein sollte, eine Tapezierschiene unterlegen (bei normaler Raumhöhe ca. 2,40 bis 2,50 m lang). Die nachfolgende Bahn wie bei der Kettfaden-Tapete mit rückseitig abgedeckte Bahnkante überlappend tapezieren. Die Überlappung nicht mit dem Gleitfußmesser schneiden, sondern die Naht auf der untergelegten Tapezierschiene mit Cuttermesser und angelegtem Beschneidelineal doppelt durchschneiden. Das ergibt saubere Stoßnähte.

Gemusterte Gewebe-Textiltapeten lassen sich gerade dann, wenn die Außenecke nicht senkrecht verläuft, nicht im Doppelnahtschnitt schneiden. Der Musteransatz kann in der Naht nicht passen, bedingt durch die scharfe Ecke. Lösung: Mit einer Außeneck-Profilleiste aus Hart-PVC, die mit einem lösungsmittelhaltigen Kontaktkleber an die Außenecke geklebt wird, erzielt man auch bei nicht senkrechten Außenecken saubere Eckabschlüsse.
aus BTH Heimtex 07/02 (Handwerk)