Günther Kelm über die Marktsituation Laminatboden im April

Überkapazitäten werden immer bedrohlicher


Laminatmärkte

Im vierten Quartal 2001 hatte ich die weltweite Produktionskapazität auf 640 Mio. qm geschätzt, die sich in diesem Jahr aufgrund der veränderten Situation in Asien, Amerika und Europa auf über 750 Mio. qm erhöhen wird.

Wenn man von einer durchschnittlichen Auslastung von 65 bis70 % ausgeht, ist weltweit mit einer Produktion von 487 bis 525 Mio. qm zu rechnen - eine Menge, für die in diesem Jahr kein Bedarf besteht. Die Folge wird eine weitere Verschärfung des Preisdrucks sein.

China ist verstärkt dabei, eigene Produktionen aufzubauen, was die Exportchancen ausländischer Anbieter mindert. Wobei die europäischen Produzenten generell prüfen müssen, ob es bei den erschwerten Einfuhrbestimmungen (Zoll etc.) und der Niedrigpreis-Situation überhaupt noch sinnvoll ist, nach Asien zu liefern.

Anders ist die Situation in Nordamerika, wo nach wie vor erhebliche Mengen aus Europa importiert werden. Aber: der Markt entwickelt sich langsamer als gedacht und auch dort setzt sich der Preisverfall unvermindert fort.

Ein interessanter Wachstumsmarkt ist und bleibt für die nächsten Jahre Osteuropa. Unternehmen, die hier heute schon gut vertreten sind, werden das Geschäft machen. Zu berücksichtigen ist natürlich auch in diesem Markt, dass nur die Unternehmen Profit erzielen können, die ihre Kosten im Griff haben.

Laminatindustrie

Im April hat sich die Auslastung der Produktionsanlagen trotz anhaltender Absatzschwäche im deutschen Markt weiter verbessert. Das Exportgeschäft in Teilmärkten Europas sowie in Nordamerika und Osteuropa hat dazu beigetragen, dass ein befriedigendes Absatzvolumen erreicht wurde.

Die Dekorpapierhersteller konnten auch eine leichte Verbesserung ihrer Produktionauslastung erreichen, leiden jedoch weiter unter der prekären Situation der Möbelindustrie.

Laminat im Großhandel

Der Großhandel konnte im Vergleich zum April des Vorjahres sein Ergebnis leicht verbessern, so dass addiert im ersten Drittel des Jahres keine weitere Verschlechterung der Absatzzahlen zu melden ist.

Erfreulich ist festzustellen, dass sich der Großhandel intensiv mit dem Thema Mindermengenzuschlag befasst. Hometrend Inku und seine Tochter Poppe + Wirth haben mit Wirkung vom 1. April sogar bereits einen Kleinmengenzuschlag eingeführt. Es ist zu wünschen, dass der Wettbewerb dieses Signal versteht und sich der Entscheidung anschließt.

Andere Großhändler wie Rettberg oder Dresing haben begonnen, ihren Lieferservice neu zu organisieren und Niederlassungen zu schließen.

Laminat in Fachmärkten und DIY

Bei Fachmärkten und Baumärkten haben sich die Laminat-Umsätze und die Preisgestaltung auf dem Niveau des Vormonats gehalten. Eine Ausnahme war die Extra Ausgabe von Filialist Aro Anfang April, mit der Laminatboden-Sonderangebote mit Nachlässen zwischen 50 und 65 % ausgelobt wurden. Ob solche Aktionen einer Verbesserung der Marktsituation dienlich sind, müssen Hersteller und Anbieter beantworten.

Laminat im Handwerk

Das Handwerk ist weiterhin bestrebt, in Verbindung mit seiner handwerklichen Leistung hochwertige Laminatböden zu verarbeiten. Die bessere Auftragslage im März hat sich auch im April fortgesetzt, hat jedoch noch nicht das Niveau der ersten vier Monate des Vorjahres erreicht, bedingt durch die unverändert schlechte Baukonjunktur.
aus BTH Heimtex 05/02 (Bodenbeläge)