Branchenreport Maler und Lackierer

Weiter schwierige Lage für Maler und Lackierer

Die Ertragslage im Maler- und Lackiererhandwerk ließ im vergangenen Jahr keine Besserung erkennen. Für 2005 ist lediglich mit einer Verlangsamung des Umsatzrückgangs zu rechnen. Für die Zukunft wird es im Maler- und Lackiererhandwerk verstärkt darauf ankommen, sich sowohl durch umfangreiche Sonderleistungen als auch durch Zertifizierungen von der Konkurrenz positiv abzuheben. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des Branchenreports "Maler und Lackierer" des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR).

Maler und Lackierer sind moderne Handwerksberufe mit alter Tradition. Das Arbeitsgebiet ist weit gefächert und reicht von der Beschichtung von Bauwerken, technischen Anlagen, Fahrzeugen bis zu zahlreichen Spezialaufgaben für den Schutz und die Erhaltung von Sachwerten. Neben Lackierungen und Beschichtungen auf Holz, Metall und mineralischen Untergründen werden von Malern und Lackierern auch Fußbodenversiegelungen, Beton-oberflächeninstandsetzungen und korrosionsschützende Beschichtungen ausgeführt.

Branchenstruktur

Nach den Angaben des Betriebsvergleichs im Malerhandwerk der alten Bundesländer für das Jahr 2002entfielen damals fast zwei Drittel des Umsatzes auf Maler- und Tapezierarbeiten, 14% auf die Wärmedämmung, 7% auf Putz- und Trockenbauarbeiten, 5% auf die Fußbodenverlegung und knapp 3%auf die Betonsanierung. Verglasungen, Denkmalspflege, Versiegelungsarbeiten, Korrosionsschutz und Sandstrahlen sind weitere Aufgabenbereiche, ihr Umsatzanteil beträgt aber lediglich rund 1%. Die Domäne der kleinen Betriebe sind vor allem die herkömmlichen Anstrich-, Lackier- und Tapezierarbeiten sowie das Verlegen von elastischen und textilen Bodenbelägen.

Die Zahl der Maler- und Lackierbetriebe war in der Bundesrepublik Deutschland seit geraumer Zeit rückläufig. Mitte 2004 waren 40.332 selbstständige Betriebe in der Handwerksrolle eingetragen, 1,4% mehr als zu Jahresanfang. Für die leicht anziehende Entwicklung im ersten Halbjahr 2004 dürfte wohl in erster Linie die Änderung der Handwerksordnung verantwortlich sein, wonach sich erfahrene Gesellen auch in den zulassungspflichtigen Handwerken selbstständig machen und ihre Betriebe in die Handwerksrolle eintragen lassen können.

Gemessen an der Zahl der Betriebe lag diese Sparte im Handwerk an sechster Stelle, ihr Anteil - bezogen auf zulassungspflichtige Handwerksbetriebe - betrug knapp 7%. In diesen Zahlen sind nach Verbandsangaben rund 3.500 Fahrzeuglackiererfirmen und gut 2.000 Mischbetriebe enthalten, die im folgenden Bericht nicht expilizit behandelt werden.

Des Gesamtumsatz belief sich auf rund 11,5 Mrd. EUR (ohne Mehrwertsteuer) und sank nominal um fast 5%. Nach einem Minus von 7% im Jahr 2002 hat sich der Umsatzrückgang somit zumindest verlangsamt. Die Beschäftigung wird auf rund 212.000 Personen veranschlagt, damit sind im Schnitt pro Betrieb etwas mehr als 5 Mitarbeiter tätig. Zum Jahresende 2003 waren 37.040 Auszubildende in die Lehrlingsrolle eingetragen (2002: 39.445). Die Ausbildungsquote, das heißt der Anteil der Auszubildenden an der Zahl der Beschäftigten, ist mit fast 17,5% sehr hoch.

Dominierend sind Kleinbetriebe. Fast jeder zweite Betrieb hat weniger als 5 Beschäftigte, 30% beschäftigen 5 bis 9 Personen, nur 1% der Betriebe verfügt über mehr als 50 Mitarbeiter. 87% aller zuletzt erfassten 32.200 umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen im Maler- und Lackiererhandwerk erzielten 2002 Erlöse von unter 0,5 Mio. EUR, ihr Anteil am Gesamtumsatz beträgt 44%. Mit 30% befinden sich die meisten Betriebe in der Größenklasse von 100.000 bis 250.000 EUR, nur 29 Großbetriebe übertrafen das Niveau von 10 Mio. EUR . Der durchschnittliche Umsatz je Betrieb belief sich auf rund 295.000 EUR (ohne Mehrwertsteuer).

Konjunkturelle Perspektiven

Der Rückgang der Bauinvestitionen kam im Verlauf des Jahres 2003 zum Stillstand. Ausschlaggebend waren vorgezogene Bauaktivitäten privater Haushalte im Zusammenhang mit der Diskussion um die Kürzung der Eigenheimzulage, außerdem einzelne Großprojekte im gewerblichen Bereich und noch von der Flutkatastrophe 2002 ausgelöste Aufbauarbeiten im Infrastrukturbereich. Insbesondere der Wohnungsbau dürfte von den vorgezogenen Investitionen profitieren. Private Haushalte und Bauträger hatten vorsorglich Baugenehmigungen beantragt, um den Anspruch auf Eigenheimzulage nach altem Recht zu sichern. Nunmehr werden diese Bauvorhaben verstärkt realisiert. Förderlich sind dabei die niedrigen Hypothekenzinsen.

Dämpfende Wirkungen gehen aber nach wie vor von der nur geringen Zunahme der real verfügbaren Einkommen und den Arbeitsplatz- und Einkommensrisiken aus. Die vorgezogenen Investitionen dürften den Wohnungsbau in 2004 so positiv beeinflusst haben, dass es hier zu einem Plus in der Größenordnung von 2% gekommen sein dürfte, so der Ifo-Report. Dabei dürfte das Wachstum ausschließlich den alten Bundesländern zu Gute gekommen sein. Profitiert haben dürfte von diesem Effekt in erster Linie der Eigenheimbau, im Mietwohnungsbau dürfte sich der Rückgang fortsetzen, da das Überangebot an Wohnraum in regionalen Teilmärkten sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland weiterhin groß ist.

In Westdeutschland erreichte 2003 die Zahl der fertiggestellten Wohnungen nur noch 226.000 Wohneinheiten, davon 201.000 in neu errichteten Wohngebäuden. In Ostdeutschland schrumpften die Fertigstellungen im vergangenen Jahr auf 42.000 Wohneinheiten. Im Jahr 1996 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den alten Bundesländern noch 416.000 neue Wohnungen fertiggestellt. In Folge der geschilderten Sondereffekte dürften die Fertigstellungen in Westdeutschland um gut 7% auf 243.000 Wohneinheiten zugelegt haben, in den neuen Bundesländern dagegen um fast 5% auf 40.000 Wohneinheiten zurückgegangen sein. Mit einer weiteren Zunahme ist auch 2005 zu rechnen, die Zahl der fertiggestellten Wohnungen insgesamt dürfte um gut 5% auf 298.000 steigen.

Die gewerblichen Bauinvestitionen werden trotz der konjunkturellen Erholung zunächst noch spürbar sinken. Hierauf weisen die rückläufigen Baugenehmigungen hin. Maßgeblich dafür sind die vielerorts immer noch beträchtlichen Leerstände. Die Investitionen im Wirtschaftsbau dürften 2004 real um gut 1% gesunken sein, 2005 dürften sie um 2% zurückgehen. Die öffentlichen Bauinvestitionen werden erneut nachlassen, meint der Ifo-Report, allerdings deutlich langsamer als in den Jahren zuvor. Für 2005 ist mit einem Rückgang um real etwa 1% zu rechnen.

Von der Rezession auf den Märkten für Bauleistungen wurde das Maler und Lackiererhandwerk stark getroffen. Die Betriebe mussten 2003 ein Umsatzminus von fast 5% verkraften, der negative Trend hat sich allerdings in der zweiten Jahreshälfte verlangsamt. Das Maler- und Lackiererhandwerk erwartete trotz einiger Silberstreifen am Horizont für das Jahr 2004 noch keine grundlegende wirtschaftliche Erholung. Aufgrund der geschilderten Sonder-effekte wird sich der Umsatzrückgang zwar weiter abschwächen, da aber die Maler erst am Ende des Bauablaufs eingreifen, ist abermals ein Umsatzminus in einer Größenordnung von rund 3% zu erwarten. Die für die zweite Jahreshälfte 2004 erwarteten und für die Maler und Lackierer auch anfänglich in 2005 noch wirksamen Auftriebskräfte aus Sondereffekten und Verbesserung der Verbrauchskonjunktur werden wohl nicht ausreichen, um 2005 ein Umsatzwachstum zu ermöglichen. Ein Ende der Talsohle scheint nicht in Sicht, vielmehr muss erneut mit einem leichten Rückgang in ähnlicher Größenordnung gerechnet werden.

Betriebswirtschaftliche Verfassung

Der aktuellste Betriebsvergleich für das Malerhandwerk in den alten Bundesländern ist bedauerlichweise schon einige Jahre alt; er stammt aus dem Jahr 2001 und wurde vom Institut für Betriebsberatung des deutschen Maler- und Lackiererhandwerks durchgeführt. Regionalergebnisse für 2002 liegen lediglich für Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen vor. In den alten Bundesländern schlossen die beteiligten Maler- und Lackiererbetriebe das Berichtsjahr 2002 gerade noch mit einem betriebswirtschaftlichen Gewinn von 0,4% ab

Schon seit etlichen Jahren verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation der Betriebe. Im Jahr 2001 erzielten die befragten Maler und Lackierer noch einen Gewinn von 1,4%, das magere Plus 2002 ist der bisher niedrigste Wert seit fast vier Jahrzehnten. Überdurchschnittlich schnitten die mittleren bis größeren Betriebe ab, während die kleinen Firmen mit -6,2% überwiegend rote Zahlen schrieben.

Auffällig ist die hohe Lohnkostenintensität des Maler- und Lackiererhandwerks. Der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten liegt im Durchschnitt bei fast 60%, der Materialaufwand hingegen nur bei knapp einem Fünftel. Die erzielte Gesamtkapitalrendite war im Durchschnitt mit 0,9%zwar noch positiv, im Vergleich zu 2001 hat sich die Rentabilität weiter verschlechtert. Die negative Rendite bei den kleinen Betrieben stellt einen existenzbedrohenden Kapitalverzehr dar.

Auch die durchschnittliche Eigenkapitalquote war 2002 mit 7,1% (2001: 7,8%) besorgniserregend niedrig, jedoch ist die Streuung über die einzelnen Größenklassen relativ stark. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte der Malerbetriebe über nur geringe Eigenmittel verfügt und damit besonders insolvenzgefährdet ist. 2002 betrug die Insolvenzquote der Branche 1,7% und unterschritt damit zwar das Niveau des gesamten Baugewerbes (2,8%) deutlich, war aber genauso hoch wie im sonstigen Baugewerbe. Der Verschuldungsgrad als Kennzahl für die Kapitalverhältnisse (Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital) hat im Durchschnitt einen Wert von 13. Dieser recht hohe Wert lässt die finanzielle Abhängigkeit von fremden Kapitalgebern erkennen.

Der Netto-Cashflow (Ergebnis vor Steuern ./. Privatentnahmen + Abschreibungen) lag in den meisten Betriebskategorien über den Abschreibungen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der "klassische" Malerbetrieb gegenüber dem Fahrzeuglackierbetrieb , der in diesem Betriebsvergleich unberücksichtigt blieb, deutlich weniger kapitalintensiv ist. Das geringe Anlagevermögen ist durchweg langfristig finanziert. Die Liquidität (Barmittel + Forderungen in % der kurzfristigen Verbindlichkeiten) ist ausgesprochen niedrig (0,7%). Deshalb ist es unbedingt erforderlich, die Außenstände im Auge zu behalten, rechtzeitig Rechnungen auszuschreiben und, wo immer möglich, Zwischenzahlungen anzufordern. Wie viele Handwerksbetriebe werden auch die Maler durch die anhaltend schlechte Zahlungsmoral der Auftraggeber getroffen.

Die Ertragslage ließ im Jahr 2003 bei den Malern und Lackierern keine Verbesserung erkennen. Auf der Kostenseite wirkten sich vor allem steigende Beitragssätze zur Renten- und Krankenversicherung sowie die erneute Ökosteueranhebung ertragsmindernd aus. Angesichts des hohen Lohnkostenanteils sehen die Betriebe Kostensenkungsmöglichkeiten vor allem in der Reduzierung der Beschäftigtenzahl. Zu Beginn des Jahres 2004 haben die Tarifparteien einen bemerkenswerten Abschluss zur Kostensenkung vereinbart, der eine Reduzierung der Urlaubstage, die Einführung der 40-Stunden-Woche und die Streichung von Zuschlägen vorsieht.

Laut Handwerksberichterstattung des Statistischen Bundesamtes verminderte sich die Zahl der Arbeitsplätze im Jahr 2003 um 7%, nach 8% in 2002. Die Situation hat sich in 2004 kaum verbessert, die Ertragslage ist als angespannt zu bezeichnen. Sie ist nur in solchen Bereichen knapp ausreichend, in denen Betriebe erfolgreich in neubauunabhängigen Marktnischen tätig sind, beispielsweise Betonsanierung und Fassadenbeschichtung zur Wärmedämmung; hier sind die Margen noch nicht so unter Druck geraten. Der Kampf um die knappen Aufträge zwingt viele Betriebe zu Preiszugeständnissen. Durch die schlechte Zahlungsmoral vieler Kunden kommt es auch immer wieder zu Liquiditätsengpässen. Die konjunkturellen Impulse bleiben vergleichsweise schwach, für 2005 ist ebenfalls von einer angespannten Ertragssituation auszugehen.

Wettbewerbsposition und Unternehmenspolitik

Das Tätigkeitsspektrum des Maler- und Lackiererhandwerks ist in der Vergangenheit ständig gewachsen und längst nicht mehr auf die herkömmlichen Anstrich-, Lackier- und Tapezierarbeiten beschränkt. Mit der Ausweitung des Angebots auf Spezialleistungen, die von der Wärmedämmung und Windabdichtung über die Betonsanierung bis hin zur Bodenbelags verlegung reichen, lassen sich lukrative Geschäftsfelder erschließen. Auch sind es Kreativität und dekorative Gestaltung, die die Farbe als Bestandteil der Architektur zur Geltung bringen - hier liegt nach Meinung der Ifo-Reports ein großes Akquisitionspotenzial für den innovativen Handwerker.

Der ohnehin starke Wettbewerb im Maler- und Lackiererhandwerk wurde durch die gesamtwirtschaftliche Schwächephase noch verschärft. Hinzu kommt die wachsende Konkurrenz aus den östlichen Nachbarstaaten sowie durch Schwarzarbeit. Es ist davon auszugehen, so der Ifo-Bericht, dass mittlerweile weit über die Hälfte aller Malerarbeiten in Privathaushalten durch "Do-it-yourself", Schwarzarbeit oder berufsfremde Dienstleister erbracht wird. Die im Jahr 1998 erfolgte Reformierung der Handwerksordnung mit expliziter Erlaubnis zur Übernahme artverwandter Tätigkeiten sowie die ausländische Konkurrenz tragen zusätzlich zur hohen Wettbewerbsintensität bei. Insbesondere das Stuckateurgewerbe bietet zunehmend auch Malerarbeiten an, überwiegend im Bereich einfacher Standardarbeiten.

Die Möglichkeiten, durch Einsatz neuer Technologien Kosten einzusparen oder Preissteigerungen am Markt durchzusetzen, sind relativ gering. Der Ersatz menschlicher Arbeitsleistung durch industrielle Anstrich- und Lackierroboter kommt in den baunahen Bereichen bislang nicht in Frage. Der leichte Marktzutritt aufgrund geringer Kapitalerfordernisse und die "Flucht" der von der Arbeitslosigkeit bedrohten Jungmeister in die Selbstständigkeit schwächen die alteingesessenen Anbieter, meint der Ifo-Report. Etwas günstiger sei die Position der Lackierer, wo technologische Innovationen eine größere Rolle spielen. Für die Zukunft werde es im Maler- und Lackiererhandwerk verstärkt darauf ankommen, sich sowohl durch umfangreiche Sonderleistungen als auch durch Zertifizierungen von der Konkurrenz positiv abzuheben.
aus BTH Heimtex 07/05 (Handwerk)