Marktüberblick

Deutscher Lack- und Farbenmarkt für DIY

Der Markt für Bautenanstrichmittel ist mit Abstand der größte Teilmarkt des Farben- und Lackmarktes in Deutschland. Zwei Drittel der Lack- und Farbenproduktion hierzulande entfällt nach Angaben des Verbandes der deutschen Lackindustrie (VdL) in seinem Jahresbericht 2004/2005 auf Wand-und Fassadenfarben, kunstharzgebundene Putze sowie Lacke und Lasuren zur Verwendung in Haus und Wohnung. Der Gesamtumsatz der Bautenanstrichmittel beläuft sich auf 1,665 Mrd. EUR. Der Umsatz der Lieferungen von Farben und Lacken an den Handel lag im Jahr 2004 bei ungefähr 800 Mio. EUR, was einem Einzelhandelsumsatz von etwa 1,7 Mrd. EUR im Jahr 2004 entspricht. Heimwerker verarbeiten dabei etwa 460.000 Tonnen Lacke und Farben.

Die Hälfte aller deutschen Haushalte betreibt aus Prinzip Do it yourself (DIY). Weitere 40% der Deutschen nehmen wenigstens einige der Renovierungsarbeiten in Haus und Wohnung selbst in die Hand. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Umsätze des einschlägigen Handels - insbesondere der Baumärkte - seit Jahren kontinuierlich steigen. Besonders profitieren davon die Bau-und Heimwerkermärkte. Ihre Zahl stieg von etwas über 1.500 im Jahr 1990 auf 3.470 im vergangenen Jahr. Die Umsätze 2004 erreichten 17,5 Mrd. EUR. Mit knapp 9% machen Lacke, Farben und Zubehörartikel die fünfgrößte Warengruppe im DIY-Markt aus.

Einen zu den Heimwerker-, Bau-und Gartenfachmärkten gegenläufigen Trend stellt der VdL bei den Facheinzelhändlern fest. Ihre Zahl ist seit Anfang der 90er Jahre rückläufig. Von 4.835 selbstständigen Tapeten-, Farben-und Lackfacheinzelhändlern im Jahr 1991 sank die Zahl auf 3.270 im Jahr 2004. Die Umsätze dieses Handelssektors lagen im vergangenen Jahr bei 1,53 Mrd. EUR.

Die klassische Domäne des Heimwerkers ist die Wohnraumrenovierung. Wandfarben machen dementsprechend fast drei Viertel der im DIY-Markt verkauften Produkte aus, was knapp der Hälfte des Verkaufswertes entspricht. Die höherpreisigen Lacke und Lasuren erreichen über 37% der Verkaufswerte bei nur 18% der Produktmengen.

Am Bau nehmen die Flächen für den Einsatz traditioneller Lacke seit Jahren stetig ab. Entsprechend schrumpft der Markt für diese Produktgruppe. Lasuren konnten ihren Anteil an den verkauften Produkten halten, zeigen aber eine ausgeprägte Abhängigkeit von gutem Wetter, da sie insbesondere im Außenbereich verarbeitet werden. Sowohl bei den Lacken als auch bei den Lasuren sind wasserverdünnbare Produkte seit Jahren auf dem Vormarsch.

Decopaint-Richtlinie zeigt Wirkung

Der Markt für lösemittelhaltige DIY-Produkte wird in den nächsten Jahren weiter zurückgehen, so die Prognose des VdL. Die sogenannte Decopaint-Richtlinie der Europäischen Union definiert für sämtliche Baufarben und Bautenlacke Lösemittelgrenzwerte. Im Lack- und Lasurbereich werden viele Produkte, die heute noch üblich sind, spätestens bis zum Jahr 2011 vom Markt verschwunden sein. Allgemein wird erwartet, dass im DIY-Markt die wasserverdünnbaren Produkte endgültig zum Standard werden. Die Produkte des Heimwerkermarktes werden sich dann noch deutlicher von denen des Profigeschäftes unterscheiden. Schon heute sind deutliche Unterschiede bei der Nutzung einzelner Produktgruppen feststellbar. Lasuren werden beispielsweise traditionell wesentlich stärker vom Heimwerker als vom Profimaler verarbeitet. Der Marktanteil des DIY liegt bei Lasuren bei zirka 75%. Bei den Dispersionsfarben zur Verwendung in Innenräumen und bei wasserverdünnbaren Dispersionslackfarben liegt der Anteil der Do-it-Yourselfer an der verarbeiteten Produktmenge bei über 50%.

Mit Fassadenfarben, Putzen und insbesondere Wärmedämmverbundsystemen kennen sich Heimwerker allerdings nicht so gut aus und trauen sich an die entsprechenden Arbeiten kaum heran. Diese Produktgruppen werden weit überwiegend vom Malerbetrieb verarbeitet, da hier auch besondere Kenntnisse, Techniken und Arbeitsgeräte notwendig sind.

Konkurrenz durch Discounter

Die beliebteste Einkaufsquelle für Heimwerkerartikel sind die Bau- und Heimwerkermärkte. Auch bei der Produktgruppe Lacke und Farben haben diese Großflächenmärkte in den letzten Jahren ständig an Bedeutung gewonnen. Seit kurzem haben auch die Discountmärkte Farben, Lacke und Lasuren als Aktionsartikel im Non-Food-Bereich entdeckt und damit den angestammten Vertriebswegen erhebliche Marktanteile abgenommen. Im deutschen Lack- und Farbenmarkt für DIY sind sowohl nationale als auch internationale Anbieter seit vielen Jahren mit ausgewogenen Sortimenten und wertvollen Marken präsent. Allerdings sind in den letzten zehn Jahren die traditionellen Markenprodukte immer stärker in Bedrängnis geraten, weil führende Baumarktketten eigene Handelsmarken kreiert haben und zunehmend erfolgreich verkaufen. Der Heimwerker ist gerade im Bereich der Farben und Lacke ausgesprochen preisbewusst und bevorzugt häufig die billigeren Handelsmarken, vor allem dann, wenn er der Überzeugung ist, dass die Qualität mit Markenprodukten vergleichbar ist. So ist der Anteil der Handelsmarken im Einzelhandel mit Farben und Lacken nach Angaben des VdL von etwa 20% Anfang der 90er Jahre auf mittlerweile über 45% angestiegen. Der Anteil der Handelsmarken ist im Bau-und Heimwerkermarkt deutlich höher als im traditionellen Fachhandel.

Die Lackindustrie geht davon aus, dass der DIY-Markt auch in Zukunft steigende Bedeutung haben wird. Die Gründe dafür sind vielfältig: In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der fertiggestellten Wohngebäude halbiert. Die schleppende konjunkturelle Lage, die stagnierenden Realeinkommen, aber auch der Rückgang der Zahl junger Familien spielen hier sicherlich eine Rolle. Zudem existiert ein hoher Bestand an Häusern und Wohnungen. Statt sich ein teures, neu gebautes Eigenheim zu leisten, greifen junge Familien häufig auf gebrauchte Immobilien zurück. Durch Eigenleistung lässt sich viel Geld sparen. In den nächsten Jahren wird der Modernisierungsmarkt verglichen mit dem Neubaugeschäft weiter wachsen. Hier tun sich auch neue Möglichkeiten für die DIY-Produkte auf. Weiteren Auftrieb für den DIY-Markt erwarten die Lackhersteller davon, dass die Renovierungstätigkeit nach vielen Jahren der Zurückhaltung kaum noch aufgeschoben werden kann.

Für die weitere Entwicklung des Selbermachens sind auch einige strukturelle Tendenzen in Deutschland von großer Bedeutung, so der VdL. Der durchschnittliche Heimwerker wird immer älter und verfügt über ein relativ hohes Haushaltseinkommen, was Innovationen und neue Markttrends fördern könnte. Außerdem trauen sich auch immer mehr Frauen an Heimwerkerarbeiten heran, wobei hier der Umgang mit Farben und Lacken ganz vorne ansteht.

Wachstumsfeld Mischmaschinen

Der DIY-Markt profitiert gegenwärtig auch vom aktuellen Trend zu farbigen Innendekorationen. In vielen Baumärkten wurden Mischmaschinen für Lacke und Farben aufgestellt, um den Kunden eine möglichst große Farbtonvielfalt anbieten zu können. Herkömmliche Farbkollektionen von fertig gemischten Buntlacken oder Abtönpasten sind diesen modernen computergesteuerten Mischsystemen unterlegen. So verwundert es nicht, dass Lacke und Farben für Mischmaschinen in den letzten drei Jahren das große Wachstumsfeld im Heimwerkermarkt darstellten.

Wachstumsimpulse gehen nach Einschätzung des VdL auch von einem Trend hin zu Effektfarben mit Misch-und Tupftechniken aus. Zunehmend trauen sich auch Heimwerker an solche traditionellen Malertechniken heran, die bis vor wenigen Jahren eine ausschließliche Domäne des Malerhandwerks gewesen sind. Einfach zu handhabende Produkte sowie umfangreiche Ratgeberlektüre machen es dem Heimwerker einfach, sich mit solchen Techniken zu versuchen.
aus BTH Heimtex 09/05 (Farben, Lacke)