Tobias Schreck, Bürkle-Anlagen

Höhere Wertschöpfung durch optimierte Oberflächen-Beschichtung

Wertschöpfung ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung eines Wirtschaftszweiges. Anhand der Wertschöpfung wird beurteilt, welchen Anteil eine Branche an der gesamtwirtschaftlichen Leistung (Bruttoinlandsprodukt) hat, welches Produktionsniveau und welche Dynamik diesen Wirtschaftsbereich und seine Unternehmen ausmachen.

Neben der Verbesserung der Produktivität ist die Steigerung der Wertschöpfung ein elementares Instrument für die Betriebe, langfristig Wachstum zu erzielen und die Basis für ihr unternehmerisches Handeln zu sichern.

Möglichkeiten zur Steigerung der Wertschöpfung

Bei der Parkettherstellung lässt sich die Wertschöpfung steigern durch Produktdifferenzierung, Optimierung von Lieferzeiten und Verfügbarkeit (Flexibilität in der Produktion, Logistik), durch Zusatzprodukte und -leistungen, durch Information (Werbung, Branding, Dokumentation) sowie verbesserten Service (technische Unterstützung).

Eine Produktdifferenzierung kann z.B. durch folgende Maßnahmen erreicht werden: Neue Holzarten, Farben und Designs, besondere Formate oder Werkstückdicken, unterschiedliche Oberflächenbeschichtungen, erhöhte Beständigkeit gegen Beanspruchungen (mechanisch, Wasser, Feuer etc.) oder kundenspezifische Material- und/oder Oberflächeneigenschaften.

Die Oberflächenbehandlung trägt zur Steigerung von Wertschöpfung durch vielfältige Möglichkeiten bei: Beschichten mit synthetischen Materialien (Wasserlacke, Lösemittelhaltige Lacke, UV-härtende Lacke, Druckfarben), Beschichten mit natürlichen Materialien (Öle, oxidativ härtend, Wachse, Leinöl-Produkte), Beschichten mit kombinierten Materialien (UV-härtende Öle, UV-Leinöllack).

Natürliche Beschichtungsmaterialien sind oxidativ härtende Öle, die handwerklich oder industriell durch Walzen oder Spritzen aufgebracht werden. Nach dem Verlegen ist meist eine weitere Oberflächenbehandlung notwendig. Zwischen den Ölaufträgen wird gebürstet, als abschließender Bearbeitungsschritt folgt das Polieren. So entsteht dank hoher Eindringtiefe eine geschmeidige und strapazierfähige Oberfläche. Zwar benötigt sie eine lange Trocknungszeit und bleibt aufgrund hoher Schmutzaufnahme pflegeintensiv, ist aber gut reparaturfähig.

Zu den kombinierten Beschichtungsmaterialien gehören UV-härtende Öle zur industriellen Anwendung in standardmäßigen UV-Anlagen. Dabei entsteht eine verlegefertige, stark strapazierfähige Oberflächenbeschichtung. Die Oberfläche ist relativ pflegeleicht, da sie kaum Schmutz aufnimmt. Nachteil ist ihre schlechtere Reparaturfähigkeit. Hier bieten aber UV-Öle der nächsten Generation verbesserte Eigenschaften.

Bei UV-härtenden Ölen gibt es grundsätzlich zwei unterschiedliche Produktgruppen:
- Bei "Einschicht"-Systemen wird zur Imprägnierung und als Finish das gleiche Material eingesetzt. Die Verarbeitung ist einfach, der maschinelle Aufwand gering, Bürsten ist nicht erforderlich. Das macht dieses Verfahren für kleine Betriebe und bei kleinen Losgrößen einsetzbar.
- "Mehrschicht"-Systeme bestehen aus unterschiedlichen Materialien für Spachtel, Grundlack und Decklack. Einzelne Schichten sind dabei auf spezielle Anforderung wie Schleifen oder Kratzfestigkeit eingestellt. Der maschinelle Aufwand ist höher, weswegen diese Systeme zur industriellen Fertigung umfangreicher Losgrößen verwendet werden.

Entwicklungen bei Beschichtungsmaterialien

Umweltfreundlichkeit gewinnt immer höhere Bedeutung bei der Bewertung von Lacksystemen. Die vorhandenen Nachteile von Wasserlacken (Trocknungszeiten und Quellung) werden weiter reduziert. Um für Parkett weitere Marktanteile erschließen zu können, müssen spezifische Eigenschaften erweitert werden. Darunter fallen die Verbesserung der Beständigkeiten gegen Feuer, Wasser und mechanische Belastung. Ebenso ist an antibakterielle Oberflächen und leitfähige Oberflächen für Einsatz von Parkett im technischen Bereich zu denken.

Die Ansprüche an die Optik einer Parkettoberfläche passen sich immer mehr den optischen Ansprüchen einer Möbeloberfläche an. Entwicklungen im Bereich der Nanopartikel werden zu weiteren Verbesserungen von mechanischen Beständigkeiten führen und weitere Oberflächencharakteristiken ermöglichen.

Die Behandlungsmethoden Lackieren und Ölen werden sich einander angleichen. Durch starkes Mattieren der Lacke ("Glanzgrad 0") wird eine dem Öl vergleichbarere Optik erzielt. Durch weitere Modifikationen werden Öle zukünftig, ähnlich wie ein Lack, schnell trocknen und harte, widerstandsfähige Schichten bilden. Es bleibt abzuwarten, in welchem der beiden Bereiche ein stärkeres Wachstum auftreten wird.

Auch Reparaturfähigkeit wird an Bedeutung zunehmen. Bereits jetzt werden lösemittelhaltige Lacksysteme angeboten, die bedingt reparaturfähig sind und trotzdem hohe Abriebfestigkeiten haben.

Oberflächenveredelung mit Dekordruck

Zur weiteren Behandlung von Furnierfußböden oder zum Ausgleich schlechter Furnierqualitäten lässt sich die Oberfläche mit ein- oder mehrfarbigem Dekordruck aufwerten. Direkt zwischen Furnier und Decklack aufgebracht, imitiert der Druck die Maserungen verschiedener Holzarten oder prägt dekorative Muster und Strukturen. Im Vergleich zum Beizen besitzt solch ein präziser Druck eine höhere Kontinuität bei der Farbgebung. Außerdem bleiben beim Bedrucken von furnierten Oberflächen der Holzcharakter und die Tiefenwirkung durch natürliche Poren erhalten.

Als Ein- oder Mehrfarbendruckmaschine ist ein modulares Maschinenkonzept einsetzbar. Separate Servoantriebe an jeder Maschine sorgen für exakte Synchronisation und hohe Passergenauigkeit bis zu 0,5 mm ("elektronische Königswelle"). Solch eine Maschine, die einzeln auf einem Präzisions-Schienensystem oder außerhalb der Lackieranlage aufgebaut wird, bedeutet mit ihrem werkzeuglosen Druckzylinderwechsel und den Selbstreinigungsfunktionen eine Reduzierung der Stillstandszeiten.
aus Parkett Magazin 02/04 (Bodenbeläge)