Praxistipp

Ölen und Heißwachsen - geht das zusammen?


Ein Bodenleger-Unternehmen aus Bayern erhielt von einem öffentlichen Auftraggeber folgende Ausschreibung: "850 qm Lamellenparkett (Industrie) Eiche 22 mm, ölen (nach Giscode Ö 40) lösemittelhaltig, ent-aromatisiert, anschließend heiß wachsen in zwei Arbeitsgängen (Wachs nach Giscode Ö 40)." Parkettlieferanten teilten dem Bodenleger mit, dass diese Oberflächenbehandlung nicht mehr dem Stand der Technik entspräche, seit Öl-Wachs-Kombinationen am Markt seien. Das ParkettMagazin befragte die Oberflächenspezialisten Bona, Irsa und Berger-Seidle. Alle halten die geforderte Methode für überholt.

Während Berger-Seidle grundsätzlich die Auffassung vertritt "Die Ausschreibung ist Stand der Technik", meinen andere Anbieter, die oben angeführte Ausschreibung vermenge verschiedene Formen des Oberflächenschutzes. "Entweder wird eine Oberfläche heiß gewachst oder sie wird geölt bzw. mit einer Öl/Wachskombination behandelt", sagt Irsa. "Heiß- bzw. warm Wachsen in Verbindung mit einer Öl-Imprägnierung ist nicht mehr Stand der Technik", ergänzt Bona.

Tatsache ist: Heute sind Produkte zum Ölen und Wachsen längst kalt verarbeitungsfähig. Das Wachs ist obendrein lösemittelfrei erhältlich, entsprechend dem Giscode Ö20. Ein alleiniger Wachsauftrag ist mit diesem System nicht möglich.

Warmwachsen, also ein Erhitzen auf ca. 30-40 C, ist zwar noch mit einigen am Markt erhältlichen Produkten möglich, laut Bona aber bei der vorliegenden Ausschreibung nicht erforderlich. Echtes Heißwachsen gar, wobei Hartwachs in einer Friteuse oder einem anderem Behälter auf einer Heizplatte bei 170-180 C geschmolzen wird, sei wegen der aufwändigen, nicht ganz ungefährlichen Verarbeitung und der nach heutigen Maßstäben relativ geringen Strapazierfähigkeit ebenso wenig zu empfehlen. "Die Methode wird höchstens noch auf historischen Böden angewendet."

Bona empfiehlt für das Hochkantlamellenparkett einen Aufbau mit einer Ölimprägnierung und einem anschließenden, einmaligen Wachsauftrag. Für diesen Wachsauftrag zieht Bona eine Öl-Wachskombination vor, die in einem einzigen Produkt Öl- und Wachsanteile enthält.

Irsa würde stark beanspruchtes Hochkantlamellenparkett grundsätzlich auf drei variable Weisen schützen: mit einem Öl-Wachs-System, einer lösemittelhaltigen Versiegelung oder einem lösemittelhaltigen Imprägniersiegel, dem ein dünner Hartwachsauftrag folgt. Im vorliegenden Fall empfiehlt dieser Hersteller ein lösemittelfreies Öl-Heißwachs-System auf Leinölbasis, das auf ca. 80 C erwärmt und je nach Saugfähigkeit des Holzes und späterer Beanspruchung mit einem Airless-Heißspritzgerät ein- bis zweimal aufgetragen wird.

Alternativ ließe sich Industrieparkett mit schnelltrocknendem Hartöl auf der Basis modifizierter Öle und Wachse behandeln. Der Auftrag (ca. 160 g/qm) erfolgt hier mit einer Streichbürste oder Mohairrolle in mehreren Arbeitsgängen, bis das Holz kein Öl mehr aufsaugt. Zwischen den Aufträgen ist eine Trocknungszeit von ca. 12 Std. zu beachten. Überschüssiges Öl wird mit beigem Pad rückstandsfrei einmassiert.

Berger-Seidle verweist auf die DIN 18356. Darin sind unter dem Abschnitt "0.331 Einzelangaben." Abweichungen von den ATV aufgeführt. Bei Punkt 2.6 (Fußbodenwachse) heißt es: "Fußbodenwachse für Parkett müssen so beschaffen sein, dass sie die Parketthölzer nur wenig verfärben, den verwendeten Klebstoff in den Stößen nicht an die Oberfläche ziehen und keinen aufdringlichen Geruch haben."

Im VOB-Kommentar von Englert/Katzenbach/Motzke wird weiter ausgeführt: "Heute sind neben Fußbodenwachsen auch Fußbodenöle und Öl-Wachs-Kombinationen gebräuchlich, für die o.g. Anforderungen in gleicher Weise gelten. Ebenfalls für langjährig bewährte Produkte wird durch 2.6 klar, dass Fußbodenwachse, auch wenn die ATV diese Oberflächenbehandlung nicht mehr zum Regelfall erklärt, weiterhin vom anerkannten Stand der Technik erfasst sind." Schließlich lohnt sich ein Blick in das Fachbuch für Parkettleger und Bodenleger. Ab Seite 356 werden die Arbeitsmethoden Kaltwachsen, Warmwachsen und Heißeinbrennen beschrieben.

Zum oben genannten Fall zieht Berger-Seidle vor dem Hintergrund dieser Veröffentlichung den Schluss: "Wachsen in der laut Ausschreibung festgelegten Ausführungsart ist weiterhin Stand der Technik." Das Kombinationsverfahren aus einem lösemittelhaltigen Grundieröl und einem Wachs, bedürfe aber einer besonderen Vorsichtsmaßnahme, da entsprechend dem Lösungsmittelanteil (über 15 %) für den Verarbeiter eventuell Schutzmaßnahmen getroffen werden müssten.

Das ausgeschriebene System, sagt Berger-Seidle, ist mit dem klassischen Heißeinbrennen oder Heißwachsen, bei dem das Wachs auf 180 C erwärmt wird, nicht vergleichbar. "Der Nachteil des heißgewachsten Bodens ist seine extreme Wasserempfindlichkeit. Sie führt zu einer starken Verfärbung und Fleckenbildung. Hervorragende Ergebnisse bei gewachsten Böden sind dagegen mit den sogenannten High-Solid-Produkten zu erwarten. Diese Produkte sind meist lösemittelarm, oft lösemittelfrei, werden im Spachtelverfahren mit dem Doppelfederspachtel aufgetragen und mit der Einscheibenmaschine und untergelegtem Pad auspoliert. Dieser Vorgang wird je nach Saugfähigkeit des Holzes 2 oder 3 mal durchgeführt."
aus Parkett Magazin 02/04 (Bodenbeläge)