Dieter Betz, Präsident der FEP, zum Parkettmarkt Europa

"Wir müssen den Markt aktiv gestalten"

In Westeuropa besteht eine Marktsituation, die durch Überkapazitäten, Billig-Importe aus dem Osten und Asien und durch neu entstandene Produktionskapazitäten im Segment Mehrschichtparkett an die Unternehmen der Parkettbranche einige Herausforderungen stellt. Es besteht wenig Hoffnung, dass Investitionen in die Parkettherstellung eine Chance haben, rasch wieder zurück verdient zu werden. Firmenzusammenschlüsse, Insolvenzen namhafter Hersteller und tägliche Sonderverkaufsaktionen sind die Begleiterscheinungen der Marktsituation. Trotzdem gibt es für die tüchtigen, innovativen und marktnahen Unternehmer immer noch sehr gute Voraussetzungen, mit Parkett erfolgreich zu sein.

Der Parkettmarkt hat sich in Westeuropa in den vergangenen 10 Jahren von 50 Mio. qm auf rund 90 Mio. qm nahezu verdoppelt. Für Osteuropa haben wir im Moment leider noch wenig Zahlenmaterial. Die Entwicklung war in den letzten zwei Jahren etwas schwächer, ausgelöst durch eine stark rückläufige Bautätigkeit in Zentraleuropa.

Die Wachstumstrends der 90er sind auch heute noch maßgebend für Parkett. Vor allem ist es die Nachfrage nach Hartbelägen aus gesundheitlichen Gründen. Oder anders herum: Die Abkehr des Konsumenten von Textilbelägen, die Ekzem- und Asthma-anfälligen Menschen Mühe bereiten.

Ein weiterer Trend geht zu individuellem Wohnen und Naturprodukten. Diese Megatrends werden auch in den nächsten Jahren den Parkettabsatz positiv beeinflussen.

Wenn man bedenkt, dass der Anteil an textilen Böden im Jahre 2002 nach einer Statistik der Intercontuft immer noch 45,6% Marktanteil aller Fußböden ausmacht, ist für Parkett mit derzeit 5% immer noch viel Platz, seine Position zu verbessern.

Von den abbröckelnden Marktanteilen der textilen Beläge hat der Laminatboden bisher am meisten profitiert.

Aber nicht nur Laminatböden, die die untere Preiskategorie des Parketts angreifen, sondern auch Steinböden im oberen Preissegment sind heute ernsthafte Konkurrenten des Parkettbodens.

Diese Wettbewerbssituation mit anderen Hartbelägen führen zu einem begrenzten Wachstum für das Parkett, falls nicht durch innovatives Agieren in der Produktentwicklung, Vermarktung und Anwendung dem Parkett neue Märkte erschlossen werden können.

Der Parkettmarkt und seine Wachstumschancen

Bei Parkett geht es übrigens nach Normendefinition um einen Fußbodenbelag, dessen Gehschicht eine Mindestdicke von 2,5 mm aus Holz hat. Da der Begriff Parkett im Sprachgebrauch gut verwurzelt ist, verwundert es nicht, dass andere Belagshersteller mit allen Mitteln diesen Wortteil in ihre Produktbezeichnung integrieren wollen, um sich einen Vorteil beim Endkonsumenten zu verschaffen. Eine juristische Abgrenzung ist leider gescheitert. Deshalb ist es wichtig, dass echtes Parkett sich deutlich von den "Kopien" distanziert und dies auch den Endkonsumenten vermittelt wird.

Nach Parkettarten, deren Verhältnis auch dem Verbrauch entsprechen dürfte, dominiert das Mehrschichtparkett. Gegenüber andern Ausführungen wächst es immer noch. Innerhalb des Mehrschichtparketts ist der weitaus bedeutendste Teil dem 3-schichtigen Parkett zuzuordnen. Bedingt durch die relativ niedrigen Investitionskosten entstehen derzeit allerdings verstärkt 2-Schicht Produktionen. Die beträchtliche Überkapazitäten in dieser Produktgruppe führen in der Konsequenz zum Preisverfall.

3-Schichtparkett wird schwimmend verlegt. Diese Böden haben in den vergangenen zwei Jahren durch neue formschlüssige Verbindungen ihre Absatzchancen verbessert. Wenn auch noch nicht alle Verbindungen die an sie gestellten Ansprüche bezüglich Langzeitqualität erfüllen, so sind doch die meisten Anbieter auf gutem Wege.

Klickverbindungen und weitere Produktkostensenkungsprogramme erhöhen die Chancen, mehr Endkonsumenten für Parkett im niedrigen Preissegment zu erreichen. Erhebliche Marktpotenziale für Parkett können erkämpft werden, wenn es gelingt, den Warenpreis in Kombination mit einwandfreier Produktqualität, einem vom Endkonsumenten realisierten Holzimage und mindestens einmaliger Renovierbarkeit zu verbinden. Und wenn die Preisdifferenz zum Laminatboden innerhalb von 10 EUR pro qm gehalten werden kann.

Furnierboden hat im Vergleich zu Laminatböden eine bescheidene Entwicklung gemacht. Meines Erachtens wurde der Furnierboden nicht als eigenständiger Belag mit einem spezifischen Profil im Markt platziert, sondern als Reaktionsprodukt der Parketthersteller auf den aufkommenden Laminatboden. In der Korrektur dieser Positionierung sollten einige Wachstumschancen stecken.

Eine weitere Chance liegt im oberen Preissegment. Individuelle Abmessungen, Oberflächen, Holzartenvariationen sind zwar vom Volumen her kleine aber doch ertragsstarke Marktsegmente und fordern in der Materialbeschaffung wie Fertigung höchste Flexibilität und rasche Anpassungsfähigkeit. Für den Unternehmer ist es wichtig, dass er sich richtig positioniert. Der Volumenmarkt erfordert eine andere Aus- und Einrichtung als der Nischenmarkt. Beides gleichzeitig tun zu wollen, geht meistens schief.

Zuviel kleine Unternehmen?

Insgesamt zeichnet sich der Parkettmarkt durch eine starke Fragmentierung aus. Eine Schätzung der Marktanteile der acht größten Unternehmen in Europa führt zu einem Markt-anteil von lediglich 35% am Gesamtmarkt. Die übrigen 65% werden von Firmen mit einem Volumen von 100.000 - 1.000.000 qm Jahresabsatz abgedeckt. Dies bietet zwar mittelständischen Unternehmen Vorteile, ist aber der Gesamtentwicklung des Parkettbodens nach meiner Auffassung nicht sehr förderlich. Grosse operative Marktplayer können durch gezielte und konzeptionelle Marktaktivitäten den Markt wesentlich besser beeinflussen, als Kleinunternehmer mit ihren individuellen Interessen.

Da sich diese Branchenstruktur nur durch äußeren Druck verändern wird und deshalb nicht anzunehmen ist, dass sich kurzfristig Wesentliches ändert, muss es das Anliegen aller sein, die Kräfte im Sinne des Gesamtzieles so rasch als möglich zu bündeln. Wir müssen an der Weiterentwicklung der Nachfrage für Parkett arbeiten und nicht warten, bis wir auf einen fahrenden Zug aufspringen können. Es ist nicht damit getan, mit immer neuen Preisaktionen kurzfristig Vorteile für sich zu erzielen. Wir benötigen unternehmerische Leistungen, die unser System wettbewerbsfähiger zu anderen Belägen machen - sei dies bei den Kosten, Produktqualitäten oder Vermarktungskonzepten.
aus Parkett Magazin 01/04 (Bodenbeläge)