Ulrich Monstadt: "Quo Vadis Bambus?"

Ein außergewöhnliches Material steht am Scheideweg

Bambusparkett führt oft zu Reklamationen. Einige Anbieter haben das Produkt aus ihrem Sortiment gestrichen. Ulrich Monstadt glaubt zu wissen, warum: Diese Bambusware war nicht sorgfältig genug hergestellt. Wer's richtig macht, sagt er, hat keine Probleme.

In vielen Bereichen unserer Konsumgesellschaft wird mehr auf den Preis geschaut als auf die Qualität. So auch beim Bambusparkett. Doch wer glaubt, billig sei auch gut, hat bei Bambusparkett die Rechnung ohne die Hersteller gemacht. Wenn die Preise immer mehr gedrückt werden, kann das nur auf Kosten der Qualität gehen. Gewinnen werden nicht die Verbraucher, sondern die Sachverständigen. Die dürfen in letzter Zeit immer mehr Gutachten über Bambusparkett schreiben. Dabei wird es immer schwieriger, Gründe für den aufgetretenen Schaden zu erkennen, da immer neue, aber nicht unbedingt bessere Konstruktionen auftauchen.

An dieser Stelle möchte ich um mehr Verständnis für Hersteller und Händler werben, die nicht auf den unerbittlich Preiskampf eingehen. Seit 1993 arbeite ich mit dem Material Bambus. Es hat mich seit dem ersten Kontakt fasziniert. Schon damals wurde mir klar, dass dieses Material nicht mit Holz zu vergleichen ist, obwohl die Inhaltstoffe ähnlich oder teilweise gleich sind. Bambus ist und bleibt ein Gras. Wer das akzeptiert hat und nicht fortwährend versucht, Bambus wie Holz zu verarbeiten, wird einige Probleme weniger haben.

Biegefestigkeiten und andere mechanische Beanspruchbarkeiten von Bambus liegen weitaus höher als bei Eiche. Man könnte dieses noch ausführlicher gestalten, das Ergebnis bliebe gleich: Klarer Sieger nach Punkten "Bambus" - wenn da nicht einige Hersteller und Importeure wären, die teilweise denken: Wir haben mit Bambus zwar nie etwas zu tun gehabt, aber egal wie, das Geschäft nehmen wir mit.' Wer aber meint: Parkett ist Parkett, ob aus Holz oder Gras, hat falsch gedacht und muss sich auf Reklamationen gefasst machen.

Die Guten ins Töpfchen

Nicht ohne Grund sind namhafte, auf Qualität schauende Hersteller und Importeure seit Jahren miteinander verbunden. Sie haben sich gemeinsam mit den am Anfang auftretenden Problemen auseinander gesetzt und diese gelöst. Das geschah nicht von heute auf morgen, es brauchte eine lange Entwicklungs- und Erprobungszeit, bis die heutige Qualität entstand. Mit Bedauern muss ich feststellen, dass einige gute Importeure die lange Durststrecke nicht überstanden haben. Aber mit Genugtuung habe ich auch gesehen, wie wirklich schlechte Qualitäten samt ihrer Importeure ebenfalls nicht mehr da sind.

Dennoch hat sich der Markt nicht beruhigt. Ferne Hersteller kommen ohne die bei uns geforderte Qualität direkt auf den europäischen Markt und bieten Ware an, deren Standard nur für ihr Heimatland gilt.

Farbechtheit und Pilzschutz

Nun ein paar Worte zur Optik, welche im Zeitalter des Laminats angeblich keine Farbunterschiede mehr zulässt. Wer so denkt, sollte auch beim Laminat bleiben oder erkennen, dass sein Bambusboden, wenn er mit Sauerstoff gebleicht wurde, zwar die erste Zeit eine sehr helle und gleichmäßige Farbe aufweist, diese aber nicht halten kann. Solch ein Boden büßt in Sachen Lichtechtheit und Verfärbung enorm ein gegenüber einem Boden, der seine Naturfarbe und somit ein elegantes Farbenspiel besitzt. Der gebleichte Boden kippt ins gelbliche, wogegen der ungebleichte Boden nur ein wenig dunkler wird.

Bei gedämpfter Ware, die durch das Dämpfen braun wird, verliert die zuvor gebleichte Ware ihre Farbe schneller als die ungebleichte Ware. In Punkto Farbenspiel hat auch hier ungebleichter Bambus die Nase vorn. Bei gebleichter Ware muss zudem darauf geachtet werden, dass das Material nicht zu stark gedämpft wird, weil es sonst versprödet und später feine Splitter aufstellen kann.

Zum Glück gibt es Hersteller, die auf Holzschutzmittel und Bleichmittel verzichten können. Um einen Pilzbefall der Bambusstämme auszuschließen, muss darauf geachtet werden, dass die Transportwege der Bambusstämme kurz sind und die Verarbeitungszeit zwischen Einschlag und Einschnitt nur wenige Tage beträgt. Auf das Bleichen kann dank spezieller Selektion verzichtet werden. Zu dunkle und zu helle Lamellen werden einfach für die Mittellagen oder den Gegenzug verwendet.

Mehraufwand hat seinen Preis

Dem Verarbeiter und Verbraucher ist anzuraten: Fragen Sie Ihren Importeur, aus welchem Wuchsgebiet sein Bambusparkett kommt und ob er die oben genannten Kriterien zusichern kann. Sollte Ihr Lieferant die Qualitätsmerkmale erfüllen, so haben Sie einen der wenigen guten Lieferanten gefunden.' Dieser Lieferant wird aber nie im unteren Preisgefüge vertreten sein, da seine Entwicklung und Überwachung der Qualitäten sehr aufwändig, zeitintensiv und kostenintensiv ist. Nur eine gute Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Importeur und Händler gewährleistet eine gleichbleibend hohe Qualität.

Wenn der Handwerker sein ganzes Können gibt, beim Material aber gespart wurde, dann ist ein Bambusparkett am falschen Ort verlegt. Qualität hat auch heute noch ihren Preis. Bambus scheint mir zu wertvoll, um durch Geschäftemacher und inkompetente Händler kaputt gemacht zu werden. Wer fragt, zuhört und noch einmal fragt, findet durchaus eine Bambusqualität, die reklamationsfrei bleibt."


Einige Fakten zu Bambus:
Gewicht: 760 kg pro cbm (Eiche 690)
Härte nach Brinell: 38 N/qmm bei 500 N (Eiche 26,2)
Max. Quell/Schwundverhalten: 0,3 % bei 1 % Feuchteveränderung (Eiche 0,38 %)
aus Parkett Magazin 05/03 (Bodenbeläge)