Serie: Parkett auf Heizestrich von Karl Remmert - 5. Teil

Schadensfreie Verlegung von Holzfußböden auf Heizestrichen

In einer neuen Broschüre des Holzbauhandbuches "Parkett, Planungsgrundlagen", die der Informationsdienstes Holz herausgibt, wird die Aussage gemacht, dass die Oberflächentemperatur des Heizestrichs 25 C nicht überschreiten darf. Das hat die Debatte über das Für und Wider von Parkett auf Heizestrichen angefacht. Zur Versachlichung des Themas hat das ParkettMagazin in seinen vorigen vier Ausgaben das Problem vor dem Hintergrund der holztechnologischen und der wärmetechnischen Aspekte dargestellt. In diesem Teil nun werden die Vorschriften für Holzfußböden auf Heizestrichen dargestellt und Empfehlungen ausgesprochen, unter welchen Bedingungen ein Holzfußboden auf einem Heizestrich mit hoher Wahrscheinlichkeit schadensfrei bleibt.

Heizestriche als Untergrund für Holzfußböden

Alle Untergründe für Parkett und Bodenbeläge, also auch Heizestriche, müssen auf ihre Verlegereife geprüft werden. Dazu zählen Prüfungen, ob
- der Untergrund sauber ist,
- die Randstreifen noch überstehen,
- der Untergrund rissfrei ist,
- der Untergrund genügend fest, nicht porös, nicht rau ist,
- der Untergrund die richtige Höhenlage hat und eben ist,
- der Untergrund und die Raumluft geeignete Temperaturen haben,
- der Untergrund und die Raumluft trocken genug sind.

Die Durchführung der einzelnen Untergrundprüfungen soll hier nicht im Einzelnen beschrieben werden, vgl. dazu im Fachbuch für Parkettleger und Bodenleger, Remmert u.a. 2(2001) S. 82 ff sowie im Fachbuch für Bodenleger, Remmert u.a. (2003) S. 95 ff.

Bei Heizestrichen muss zusätzlich geprüft werden, ob Messstellen für die Feuchteprüfung vorhanden sind und ob ein Aufheizprotokoll vorliegt. Die Anordnung der Messstellen muss vom Heizungsplaner so festgelegt werden, dass bei einer Feuchtemessung das Heizsystem nicht beschädigt werden kann. Der Estrichleger hat die vorgesehenen Messstellen im Estrich zu markieren.

Es müssen dreimal so viele Messstellen markiert werden, wie der Oberbodenbelagleger zur Messung benötigt. Das bedeutet, dass in Wohnungen bis zu 100 qm, in denen eine CM-Messung vorgeschrieben ist, mindestens drei Messstellen markiert werden müssen. In größeren Objekten ist je 200 qm eine CM-Messung vorgeschrieben, es müssen also in größeren Objekten je 200 qm ebenfalls drei Messstellen markiert werden. Das Merkblatt zur Schnittstellenkoordination beheizter Fußbodenkonstruktionen empfiehlt darüber hinaus je Raum eine Messstelle.

Vor der eigentlichen Feuchteprüfung an den markierten Stellen mit der vorgeschriebenen CM-Methode hat sich in der Praxis eine Folienprüfung bewährt. Dazu wird eine Folie in der Größe von ca. 0,5 bis 1 qm ringsum mit Klebestreifen auf der Estrichoberfläche befestigt. Bildet sich unter der Folie innerhalb von 24 Stunden Kondenswasser, ist der Estrich noch zu feucht.

Für die Abschätzung der Belegreife des Estrichs verlangen die ATV DIN 18356 und DIN 18367 bei Holzfußböden auf Heizestrichen als unabdingbare Voraussetzung ein Aufheizprotokoll. Das ist besonders wichtig für Heizestriche der Bauart, bei denen das Heizsystem mitten im Estrich angeordnet ist. Bei dieser Bauart wird die Estrichfeuchte von den warmen Heizrohren ausgehend auch nach unten in Richtung der Wärmedämmung getrieben. Wird hier die Heizpause von 5 Tagen nach der Abheizphase (18. Tag) nicht eingehalten, hat die nach unten gedrückte Estrichfeuchte also keine Gelegenheit, über das Heizsystem nach oben zu steigen, ist ein Feuchteschaden bei einem Holzfußboden programmiert: Spätestens nach dem ersten Abschalten der Heizung nämlich steigt die Feuchtigkeit auf und führt bei den Fußbodenhölzern zu behinderter Quellung mit der Folge irreversibler Fugenbildung (vgl. Teil 2 dieser Serie in Heft 2/2003, S. 117).

Bei der Belegung eines Heizestrichs ist immer zu beachten, dass der Wärmedurchlasswiderstand R des Fußbodenbelages 0,10 qm K/W, keinesfalls aber größer als 0,15 qm K/W sein darf, damit die Wärme ungehindert an den Raum abgegeben werden kann. Bei Holzfußböden wird schon bei geringen Dicken dieser Wert erreicht, so dass bei Nadelhölzern und Fertigparkett eine Dicke von 13 mm, bei Laubhölzern eine Dicke von 22 mm nicht überschritten werden sollte (vgl. Teil 3 dieser Serie in Heft 3/2003, S. 122).

Konstruktive Voraussetzungen für Holzfußböden auf Heizestrichen

Die bisher auch in den vorangegangenen Teilen dieser Serie dargestellten holztechnologischen und raumklimatischen Bedingungen zeigen, dass sich Holzfußböden auf Heizestrichen problematisch verhalten. Trotzdem können sie dort verlegt werden, wenn die holztechnologischen und raumklimatischen Bedingungen berücksichtigt und die daraus abzuleitenden konstruktiven Maßnahmen beachtet werden.

Eine praktikable Möglichkeit, Fugen in Holzfußböden auf Heizestrichen gering zu halten, ist die Verwendung von Mosaikparkett und Mehrschichtparkettelementen. Besonders geeignet sind dabei 2-Schichtelemente. Diese Parkettart bringt beste Voraussetzungen für den Einsatz auf einem Heizestrich mit: Die einzelnen Verlegeeinheiten sind relativ klein und zusätzlich abgesperrt, deshalb fallen Schwundmaße und Schüsselungen entsprechend gering aus; sie sind relativ dünn, leiten deshalb die Wärme gut in den Raum weiter und sind meistens fertig oberflächenbehandelt, sodass keine Seitenverleimung auftritt. Bei langen dreischichtigen Parkettdielen treten auf Heizestrichen häufig unschöne Kopffugenbildungen auf. Dabei werden besonders bei aneinanderstoßenden Fladern erheblich häufiger größere Fugen beobachtet, als bei aneinanderstoßenden Riften. Zu diesen Erscheinungen kommt es insbesondere, wenn die Elemente qualitative Mängel wie ungeeignete Mittellagenfeuchte, seitliche Verleimung der Mittellagenleisten untereinander, zu große Leistenabmessungen oder ungünstige Jahrringlage in der Mittellage aufweisen und wenn die Kopffugen nicht verleimt sind. Die genauen Ursachen für dieses Phänomen sind noch nicht untersucht. Eine mögliche Erklärung könnte die Form und Anordnung der Holzzellen im Holz sein: Die langgestreckten Holzzellen liegen quer zur Faser in der Holzbreite mit vielen Zellwänden pro Längeneinheit direkt nebeneinander, während sie in Faserrichtung in der Holzlänge mit wesentlich weniger Zellwänden pro Längeneinheit und darüber hinaus ineinander verzahnt sind. Aus dieser Anordnung der Zellen im Holz lässt sich der erhebliche Unterschied in den Schwundmaßen in der Länge und in der Breite des Holzes erklären.

Für das um den Faktor 50 bis 100 geringere Schwundmaß in Faserrichtung ist offensichtlich auch der Umstand verantwortlich, dass die Zellwände in Längsrichtung beim Quellen nicht direkt aufeinander treffen, sondern nebeneinander her gleiten können (vgl. Teil 2 S. 115). Während die Mittellagenleisten im Falle einer Schwindung quer zur Faserrichtung, also in der Holzbreite schmaler werden, würde die in Längsrichtung liegende Decklamelle in Faserrichtung gestaucht. Im Falle einer Quellung der Mittellagenleisten würden diese quer zur Faserrichtung, also in der Holzbreite breiter, dadurch würde die in Längsrichtung liegende Decklamelle in Faserrichtung gestreckt. Die für das Verhalten einer Dreischichtdiele entscheidende Mittellage würde über die starre Verleimung mit der Decklage je nach raumklimatischer Situation die Decklage beeinflussen. Deren längs liegende Fasern würden entweder ineinander geschoben oder auseinander gezogen. Das könnte die Längenänderung mit entsprechenden Kopffugen oder Stippnähten zwischen den Dielenelementen erklären. Die Bildung von Kopffugen bei langen Mehrschichtparkettelementen auf Heizestrichen kann minimiert werden, wenn im Bereich der Köpfe zusätzlich zur vollflächigen Verklebung die Fugen in H-Form verleimt werden.

Empfehlungen für schadensfreie Verlegung auf Heizestrich

Empfehlungen, die sich aus der Darstellung der holztechnologische und wärmetechnischen Betrachtungen dieser Serie zu Holzfußböden auf Heizestrichen ableiten lassen, werden im Folgendem als Checkliste ohne weitere Begründung aufgeführt. Die Ergebnisse einer Umfrage, die Heinz Schwarz bei verschiedenen Parkett-, Klebstoff- und Lackherstellern gemacht hat (vgl. PM Heft 3/2003, S. 116f und Heft 4/2003, S. 132f), sind in die folgenden Empfehlungen mit eingeflossen. Die Umfrage sei allen Interessierten dringend empfohlen, weil sie zeigt, dass immer noch große Unsicherheit in der Branche herrscht. Um so wichtiger ist es für Parkettleger, denen die ein oder andere Begründung für in der Checkliste ausgesprochene Empfehlungen nicht gegenwärtig ist, an den entsprechenden Stellen in dieser Serie die Argumentation zu prüfen. Deshalb sind die Fundstellen von Begründungen in den verschiedenen Teilen der Serie jeweils bei den Check-Punkten angegeben.

Checkliste für schadensfreie Holzfußböden auf Heizestrichen:

- Die Bauherrschaft sollte über die besonderen Bedingungen von Holz als Fußboden auf einer Fußbodenheizung hingewiesen werden. Insbesondere sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass und in welcher Größenordnung Fugen zu erwarten sind (vgl. Teil 2, S. 116 und Teil 4, S. 134ff).

- Die Vorlauftemperatur der Fußbodenheizung sollte so gering wie möglich gehalten werden und nur sehr wenig schwanken (vgl. Teil 3, S. 124f und Teil 4, S. 135).

- Auf veränderte Außentemperaturen sollte mit Zuschalten bzw. Abschalten von verschiedenen Heizregistern und nicht mit Erhöhung der Vorlauftemperatur reagiert werden (vgl. Teil 1, S. 149 und Teil 4, S. 135).

- Die Fußbodenheizung sollte mit einem zusätzlichen Heizsystem für Temperaturspitzen unterstützt werden können. Ideal wäre eine zusätzliche Heizung zumindest in Bereichen der Außenwände in der Art einer Hypokaustenheizung (vgl. Teil 1, S. 148).

- Auf Heizestrichen sollten nur Hölzer mit geringen Schwundmaßen und mit langer Feuchtewechselzeit eingesetzt werden (vgl. Teil 2, S. 117f). Besonders kritisch sind helle Hölzer mit großem Schwundmaß und kurzer Feuchtewechselzeit, z.B. kanadischer Ahorn (Zuckerahorn), Buche, Kirschbaum. Dort stechen die Fugen besonders ins Auge.

- kein untertrocknetes Holz einbauen (vgl. Teil 2, S. 117f und Teil 4 S. 135f).

- Massive Fußbodenhölzer sollten möglichst dünn sein. Besonders geeignet ist Mosaikparkett (vgl. Teil 3, S. 122f). Die dort errechneten Werte für Holzdicken sind theoretische Werte. In der Praxis werden für Parkett maximal 22 mm und für Holzpflaster Klotzhöhen von 24-30 mm vorgeschlagen.

- Der Wärmedurchlasswiderstand sollte in der Nähe des Basiswertes von 0,10 qm K/W liegen und keinesfalls den Maximalwert von 0,15 qm K/W überschreiten (vgl. Teil 3, S. 122f).

- Das Parkett sollte möglichst in Mustern mit wechselnden Holzrichtungen verlegt werden, z.B. als Würfel, Fischgrät, Flechten (vgl. Teil 2, S. 115f).

- Die Fußbodenhölzer sollten möglichst schmal sein (vgl. Teil 2, S. 116).

- Die Hölzer sollten nicht schlanker als 1:4 sein (vgl. Teil 2, S. 116).

- Mehrschichtparkettelemente sollten möglichst klein und vor allen möglichst kurz sein. Besonders geeignet ist 2-Schichtparkett (vgl. Teil 2, S. 116f und in diesem Beitrag).

- Die Fußbodenhölzer sollten vollflächig verklebt werden (vgl. Teil 3, S. 123).

- Lange 3-Schicht-Elemente sollten im Bereich der Kopffugen eine H-Verleimung bekommen (vgl. in diesem Beitrag).

- Der Holzfußboden sollte mit einer wenig seitenverleimenden Oberflächenbehandlung geschützt werden (vgl. Teil 2, S. 116f). Geeignet sind vor allem Öl-Kunstharz-Versiegelungen und Öl-Wachs-Kombinationen.

- Holzfußboden auf Heizestrichen sollten möglichst nicht und wenn doch, dann mit möglichst kleinen und nicht zu dicken Teppichen abgedeckt werden. Das gleiche gilt für unten geschlossene Kastenmöbel (vgl. Teil 4, S. 136).

- Das Raumklima sollte überwacht und ggf. beeinflusst werden können (vgl. Teil 2, S. 117).

- Bei Oberflächentemperaturen auf dem Parkett von über 23,5 C ist die Empfehlung des Holzbauhandbuchs von 2001 nicht eingehalten (vgl. Teil 3, S. 125).

Nur wenn diese Hinweise beachtet werden, sind Holzfußböden auf fußbodenbeheizten Flächen einsetzbar und in diesem besonderen Anwendungsfall auch eine Alternative zu Stein- oder Keramikböden bzw. zu textilen oder elastischen Bodenbelägen.
aus Parkett Magazin 05/03 (Bodenbeläge)