Aus einem Vortrag von Frank Knott, CC-Dr. Schutz

Reinigungs- und Pflegeschäden auf elastischen Bodenbelägen und Parkett

Die Reklamationsquote ist in den vergangen fünf Jahren gestiegen. Der Endverbraucher ist sensibler geworden. Das liegt nicht zuletzt an der Werbung. "Pflegeleicht" heißt es allerorten. Aber ohne richtige Beratung kann darunter leicht etwas Falsches verstanden werden.

Der Begriff "pflegeleicht" hat eine andere Bedeutung als viele glauben. Dem Verbraucher wird etwas suggeriert, was faktisch nicht vorhanden ist - nämlich, dass er sich um die Werterhaltung seines Fuß-bodens nicht zu kümmern braucht. Hier setzt eine kompetente Beratung an. "Sonst gibt es unzufriedene Kunden", erklärt Frank Knott. "Und Unzufriedenheit schafft nicht die Bereitschaft, erneut ein solches Produkt zu kaufen."

Für die Betreuung des Verbrauchers reicht es nicht, juristisch korrekt einen Zettel abzugegeben, mit dem auf die Vorgaben der DIN 18365 verwiesen wird. Um die Maßnahmen zur Werterhaltung eines Bodens dazulegen, muss in einzelnen Schritten auf die benötigte Art der Pflege eingegangen werden.

Was zum Beispiel unter Erstpflege verstanden wird, ist unterschiedlich. Dabei kann es sich um einfaches Wischen aber auch um den Auftrag einer "Opferschicht" als zusätzlichen Bodenschutz handeln - oft eine Frage alternativer Kosten.

Wasser braucht man zur Reinigung, weil es Schmutz transportiert und als Emulgator für Reinigungsmittel dient. Für Holzfußböden kann zuviel Feuchtigkeit aber kritisch werden, besonders weil die gelösten Reinigungssubstanzen (Tenside) die Eigenschaft haben, Wasser schneller wandern zu lassen. Der sogenannte "Sinnersche Kreis" erklärt Funktion des Reinigungsvorgangs: Das Transportmittel Wasser wird umgeben von den vier Faktoren Chemie, Zeit, Mechanik und Temperatur. Sie beeinflussen das Reinigungsergebnis.

Manche Probleme ließen sich im Vorfeld verhindern. Entweder sind sie nutzungsbedingt, dann gab es eine falsche Beratung und zu starke mechanische Beanspruchung - oder sie sind handwerklich bedingt, dann liegt dem Schaden eine falsche Verarbeitung zugrunde. Reduzieren ließen sich Schadensbilder oft schon durch die Wahl des richtigen Bodens - je dunkler seine Farbe, desto weniger sichtbar werden Schmutz und Verfärbungen. Auch Schmutzfangzonen werden zu wenig verkauft - sie sollten mindestens drei Schritte Sauberlauf beinhalten. Für Stuhlrollen schließlich sind Polycarbonatmatten als Unterlage zwar nicht schön aber, laut Frank Knott, "eigentlich zwingend erforderlich".

Reinigungsschäden und wie man sie behebt

Bei elastischen Bodenbelägen - und ähnlich bei lackierten Holzoberflächen - finden sich folgende Schadensbilder:
- Pfützenbildung: Das Pflegemittel (Polymerdispersion) wurde ausgekippt, nicht schnell genug verteilt und zu lange auf einer Stelle belassen.

- Zu dicker Filmauftrag: Kein geeignetes Auftragsgerät verwendet.

In beiden Fällen muss die Fläche grundgereinigt, an den kritischen Stellen eventuell angeschliffen und der Trockenfilm im System saniert werden. Dabei lassen sich Überlappungen mit einer schnellen Einscheibenmaschine egalisieren.

- Verkratzungen: Ursache sind in den Belag eingetretene Streifen durch Kontaktschmutz unter den Sohlen (fehlende Schmutzfangzone) oder ein Beschichtungsmittel, das dem hohen mechanischen Abrieb nicht standhält. Auch eine Reinigung mit Mikrofasern der 1. Generation kann Kratzer erzeugen, da dieses Material abtragend wirkt und pulverisierte Rückstände am Boden zurück lässt.

Lösungen hier sind der Einbau einer Schmutzfangzone, die Grundreinigung der Fläche, für ein beanspruchtes Objekt eine entsprechende Hartversiegelung und - falls es sich um Mikrofaser handelte - der Austausch des Wischmopps. Stark verkratzte Flächen auf einem PU-vergüteten Belag lassen sich anschleifen und neutralisieren. Dann wird die Oberfläche mit zweimaligem Auftrag eines PU-Siegels vergütet. Dabei muss das Auftragsgerät für einen gleichmäßigen Verlauf sorgen.

- Benetzungsproblem: Die schützende Polymerdispersion findet keine Haftung auf dem Boden. Entweder kann das Polymer auf der Oberfläche nicht abbinden, weil es a) alkalische Rückstände von Grundreinigern gibt oder b) Trennmittelrückstände von Belagsherstellern im Produktionsprozess ungewollt auf die Oberfläche gelangt sind.

- Vernetzungsproblem: Erfolgt der 2. Auftrag eines Beschichtungsmittels zu früh, so löst der Äthanol-Anteil die 1. Schicht wieder an. Ein Lino-Belag etwa benötigt einige Stunden Verweildauer, sonst entsteht keine Haftbrücke zwischen der schützenden Polymerschicht und dem Boden.

Lösung: Grundreinigen und neu einpflegen.

- Trittspurempfindlichkeit: Verursacher ist eine Überdosierung im Unterhaltsreiniger.

Lösung: Das Problem ist leicht zu beheben, denn wasserbasierende Pflegemittel lassen sich mit lauwarmen Wasser entfernen.

- Alkalische Spuren auf Linoleum: Bei einem pH-Wert über 10 führen Reinigunssubstanzen auf Lino-Belägen zu Vergilbungen.

Da es sich um einen irreparablen Schaden des Leinöls im Linoleum handelt, kann man den Belag nur heraus reißen und erneuern.

- Gelbliche Verfärbung durch Stuhlrollen: Feinste Sandpartikel sind in den Boden gedrückt worden.

Mit dem richtigen Reinigungsmittel und viel Zeit kann man das Schadensbild beheben.
aus Parkett Magazin 04/03 (Bodenbeläge)