Schumacher in Köln nutzt seine Innenstadtlage

Erlebniskauf mit Exkurs in die Vergangenheit

Als älteste Holzhandlung Kölns macht das Zeus-Holzkreis-Mitglied Theodor Schumacher Söhne aus seiner Lage in der historischen Altstadt eine Attraktion. Der vielgepriesene Erlebniskauf - hier wird er zum Ereignis: Schumacher bietet ein firmeneigenes Museum, laufend wechselnde Kunstausstellungen und mehrmals jährlich Events "im Hof".

Zu Wiljo Schumacher (57) passt das Goethe-Sprichwort "Zwei Seelen wohnen ach! in meiner Brust". Einerseits ist der Technische Holzkaufmann als Mitgesellschafter des 1830 gegründeten Holzhandels Theodor Schumacher Söhne ein einfolgreicher Unternehmer, andererseits verblüfft er als profunder Kenner der Kölner Geschichte. Inspiriert ist er von der Lage des Holzhandels auf historischem Boden im Vrings Veedel, zu Deutsch "Severinsviertel", einem der ältesten Stadtteile Kölns. "Der Firmenstandort liegt in der Nähe des alten Cardo maximus, einer der Hauptverkehrsachsen des römischen Imperiums. Im ersten Jahrhundert nach Christus hatten die Römer auf dem Gelände der heutigen Severinsstraße einen von fünf großen Friedhöfen angelegt", erläutert Schumacher.

Zwei Jahrtausende auf 25 qm

Im Frühjahr 2002 wurden Bauarbeiter bei Ausschachtarbeiten für den Bau einer hochmodernen Lagerhalle auf dem Grundstück fündig: zwei gut erhaltene, 1.700 Jahre alte Skelette aus römischer Zeit kamen zum Vorschein. Eines davon hat Schumacher am Fundort unter einer Glasplatte in den Boden eingelassen.
Auch die jüngere Zeit hat ihre Spuren hinterlassen: Eine alte Mauer, die die Begrenzung der neuen Halle bildet, weist Spuren einer Anfang des vergangenen Jahrhunderts erbauten Badeanstalt und des mittelalterlichen Zisterzienserinnen-Klosters Sion (1246 - 1809) auf.

Im Jahr 1996 hat Wiljo Schumacher ein 25 qm großes Museum eingerichtet, das eine Dokumentation über 2.000 Jahre Grundstücks- und Gebäudegeschichte beherbergt: mit römischen Grabbeigaben, Öllampen, Gläsern, Krügen und Münzen, Bauzeichnungen des Klosters Sion, Dokumenten zur Geschichte des im neugotischen Stil erbauten Wohnhauses von 1847 und der privaten Ahnengalerie der Familie Schumacher.

Holzhändler und Hobby-Archäologe

In Verbindung des ungewöhnlichen Innenstadtstandortes mit dem ausgeprägten Faible für Geschichte nutzen Wiljo Schumacher und sein Mitgesellschafter Kai Cording (34) das Privatmuseum für geschäftliche Vorteile. Es ist in die bundesweite Einrichtung "Tag des offenen Denkmals" integriert. Schumacher veranstaltet auch Führungen. Außerdem finden regelmäßig zum Standort passende Events statt: Skulpturenausstellungen, Theater, Kabarett oder Jazz "im Hof". Seit 1984 haben rund 80 Künstler ihre Bilder in der Parkett-Ausstellung präsentiert. So bringt Schumacher ein Unternehmen regional ins Gespräch und gibt potenziellen Kunden einen Anlass zum Besuch des Holzhandels.

Auch auf der rein fachlichen Ebene knüpfen die beiden Gesellschafter tragfähige Kontakte: Wiljo Schumacher ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Holz sowie Dozent an der Berufsakademie Mosbach mit den Schwerpunkten Lagerhaltung und Beschaffung; Kai Cording ist Mitglied im Prüfungsausschuss der Kölner IHK und Mitglied im Arbeitskreis Nachwuchs- und Ausbildungswesen des Gesamtverbands Deutscher Holzhandel e.V.

Reizthema "Markenartikel im Baumarkt"

Trotz aller Besonderheiten ist Theodor Schumacher Söhne ein ganz normaler Holzhandel. Er bedient sowohl Endverbraucher als auch Industrie, Handwerk und öffentliche Auftraggeber. Geboten wird ein klassisches Vollsortiment von der "Holzarmbanduhr bis zum Holzzaun". Dabei setzt das Traditionsunternehmen gezielt auf Herstellermarken, "denn die Großstädter in unserem Einzugsgebiet bis an den Stadtrand von Köln sind sehr markenbewusst". Wohl auch wegen seines Standortes inmitten einer Millionenstadt lässt Schumacher sich nicht davon beirren, dass die Hersteller zunehmend Baumärkte als weiteren Vertriebsweg erschließen. "Im Gegenteil, die Marken gewinnen auf diese Weise an Popularität, denn Baumärkte bewerben ein Markenprodukt zu erfahrungsgemäß saftig kalkulierten Preisen. Ebenso fahren sie von den Markenprodukten in der Regel nur die unterste Preisschiene", so Schumacher. Dadurch böten sie dem Holzfachhandel die Möglichkeit, seine Kompetenz mit dem Komplettsortiment der Marke herauszustellen und gleichzeitig Preisgünstigkeit zu demonstrieren. Schumachers Taktik: Den Lockvogel der Billigschiene um einen Euro unterbieten! Als Unterstützung von den großen Branchenverbänden wünscht er sich eine gemeinsame Werbekampagne für den Fachhandel - gegen das Image, teuerer als die Filialisten zu sein.

Obwohl Schumacher ausschließlich auf Herstellermarken setzt, wurde mit "Holzcity" Mitte der 80er Jahre eine eigene Unternehmensmarke kreiert. Der Name ist Programm: Schumacher Söhne liegt "mitten in der City", ist aber auch die "City des Holzes", da auch die klassischen Dienstleistungen angeboten werden: beispielsweise Holzzuschnitt, Hobelarbeiten und Fachberatung, aber auch eine flexible "Lieferung auf Abruf". Dazu trägt die "logistisch interessante" Lage in der Innenstadt bei: Zwar ist das Lager mit 3.500 qm relativ klein, aber "hier kommt jeder Lieferant vorbei, die Handwerker haben regelmäßig in der Stadt zu tun und die Lkw fahren auf Abruf verkehrsentzerrend gegen den Stau", sagt Schumacher stolz.

Um auch künftig im Wettbewerb mitzuhalten, schöpfen Schumacher und Cording darüber hinaus sämtliche Einkaufsvorteile über die Zeus-Zentrale optimal aus: Seit ihrem Eintritt 1999 arbeiten sie sehr engagiert in den geeigneten Fachgruppen von Zeus und E/D/E mit und steigerten ihren Einkaufsumsatz über die Zentrale im abgelaufenen Jahr um rund 10 %. So können beide Gesellschafter mit einem gewissen Understatement sagen: "Wir stehen gut da!"
aus Parkett Magazin 02/03 (Handel)