Norbert Strehle über zwei Probleme im Fußbodenbau

Nicht saugfähige Fließestriche - und Wärmedämmung


Problemfall: Zu dichter Calciumsulfatfließestrich

In einem Krankenhaus waren 4.000 qm Calicumsulfatfließestrich verlegt worden. Endziel war ein PVC-Belag. Der Bodenleger ritzt den Estrich, findet eine hervorragend feste Oberfläche, schleift zweimal, nimmt einen Vorstrich mit Acrylatdispersion und standfesten Höhenausgleich vor. In den Zimmern wird PVC verlegt.

In einem Flur fällt einem Elektriker nun eine Zange aus 2 m Höhe auf die Spachtelmasse. Sie platzt auf, fast wie Glas. In der Folge wird die PVC-Verlegung geprüft. Es stellt sich heraus, dass der Belag leicht abzuheben ist, eine feste Verbindung mit dem Untergrund fehlt.

Ursache: Die Estrichoberfläche war sehr dicht und wenig saugfähig. Die Acrylatdispersion konnte kaum eindringen. Die Harze blieben an der Oberfläche. Das hatte mangelnde Haftung zur Folge.

Norbert Strehle: "Es gibt kein Verfahren, wie ein Bodenleger vor Ort die Saugfähigkeit eines Fließestrichs messen kann." Ob eine Spachtelmasse Halt findet, lässt sich nach Ansicht des Sachverständigen nur mit Probeklebungen herausfinden.

Laut BEB-Merkblatt muss jeder Estrich geschliffen werden. Anlass dafür sind beim Fließestrich Sinterschichten, die an der Oberfläche für mangelnde Festigkeit verantwortlich sein können. Zwar ist Schleifen, laut Norbert Strehle, nicht bei jedem Fließestrich notwendig ("Dreckige Estriche müssen geschliffen werden"), wer auf der sicheren Seite sein will, sollte sich aber an die BEB-Vorgaben halten.

In der Weiterbearbeitung der Fließestrichoberflächen sind zwei Fragen zu beantworten:

1. Muss die Oberfläche verfestigt werden? Dann erfolgt eine Lösemittelgrundierung (veraltet), besser eine 1K- oder 2K-PU-Grundierung oder eine Epoxy-Grundierung, in der Regel mit Quarzsand. Um das Eindringvermögen zu verbessern, kann man die erste Schicht mit Spiritus verdünnen (Lösemittel!), eine zweite, unverdünnte Schicht gewährt die Haftung der nachfolgenden Spachtelmasse.

2. Muss auch gegen Feuchtigkeit vorgegangen werden? Dann wird mit 2K-Epoxydharz in zwei Schichten gearbeitet. Die erste Schicht wird dick aufgetragen, die zweite sofort nach Begehbarkeit weniger dick nachgelegt und mit Quarzsand gesättigt (mind. 3 kg/qm). Dieser Aufbau hat gleichzeitig dichtende und verfestigende Wirkung. Aber: Wenn Schleifen oder Fräsen nicht zu einem festen Untergrund geführt haben, vermag das auch mit einer sorgfältigen Grundierung kaum mehr erreicht werden.

Wärmegedämmter Untergrund gerade im Sommer wichtig

Nicht warme Füße, sondern das Arbeiten eines Holzfußbodens ist der Anlass für Wärmedämmung im Bodenaufbau. Gerade der Sommer mit seiner höheren Luftfeuchtigkeit kann hier für unerwünschte Effekte sorgen. Wenn der Boden - wie etwa im Industriebereich - direkte Erdberührung hat, kühlt das kalte Erdreich einen ungedämmten Aufbau und die Luft darüber ab. In der Folge schlägt sich die Feuchtigkeit als Kondenswasser nieder - wie an einem kalten Fenster. An einer versiegelten Oberfläche würde man diesen Niederschlag beobachten können, an einer offenporigen Holzfläche dagegen dringt die Feuchtigkeit ein - es kommt zur Quellung des Holzes.

Eine weitere Feuchtigkeitsquelle liegt im Beton selber. Er härtet aus, ohne trocken zu sein. Seine Trocknungszeit braucht Jahre. Obendrein bewirkt die Kapillarwirkung im Beton, dass nachstoßende Feuchtigkeit aus dem Erdreich in obere Betonschichten gezogen wird. "Selbst sogenannter wasserundurchlässiger Beton", betont Norbert Strehle, "bietet keinen ausreichenden Schutz."

Es gilt also, sowohl auf Wärmedämmung wie Feuchteschutz zwischen Beton und Estrichlage zu achten. Beim Einbau eines Industrieparketts direkt auf den Beton könnte alternativ auch die Holzfeuchte auf über 14 % erhöht werden, um die Sommer-Auffeuchtung vorweg zu nehmen. Das aber würde im Winter zum Schwinden des Holzes führen. In diesem Zusammenhang rät der Sachverständige bei Industrienutzung zur sorgfältigen Auswahl des Holzbodens. In Bereichen von Staplerverkehr warnt er vor Hochkantlamellenparkett: Wenn Schwindung einträte, würde die seitliche Stützung der Lamellen aufgehoben, die Fahrzeuge drückten die Lamellen um und es entstünde ein Domino-Stein-Effekt.

Wegen der langen Trocknungszeit von Beton muss außerhalb von Industrieböden unter den Estrich ein Feuchteschutz eingebaut werden. Laut Norbert Strehle eignet sich dazu eine Polyethylenfolie in 0,3 mm Stärke, besser noch zwei Folien mit je 0,2 mm. Diese Folie sollte mechanisch so belastbar sein, dass spitze Erhöhungen im unebenen Beton sie nicht durchstoßen. Strehle: "Nach ein paar Jahren kann die Folie sich ruhig auflösen, dann ist der Beton trocken."

Allerdings handelt es sich hier nicht um eine Bauwerksabdichtung im Sinne der DIN 18195. Die schreibt eine teure zweilagige Bitumenschicht mit Metalleinlage vor. Um Fragen des Feuchteschutze für einen belegreifen Untergrund wirksam zu klären, muss der Parkett- oder Bodenleger sich an den Planer wenden, sowie seiner Prüfpflicht nachkommen.
aus Parkett Magazin 02/03 (Bodenbeläge)