Parkett im Hotel - ein großer Markt wartet auf Initiativen

Lebensdauer: Sehr lange - Pflegeaufwand: Halb so schlimm


Parkett im Hotel - das ist immer noch ein "Aha-Erlebnis". Tausende von Gästezimmern, hunderttausende von Quadratmetern wurden in den letzten Jahrzehnten weitgehend kampflos dem textilen Bodenbelag überlassen. Erst langsam wächst die Zahl der Hotels, die mit Parkett punkten. Noch sind das in der Regel die Häuser, die in ihrer Region und darüber hinaus zu den "Highlights" der Branche gehören. Aber was ist mit der Masse der kleinen und mittleren Hotels, die jedem Parkettleger "vor der Haustür" liegen und die ein riesiges Verlegepotenzial bieten?

Selten ist ein Sonderthema schon während der Vorbereitungszeit auf so viel Interesse gestoßen wie "Parkett im Hotel". Das ParkettMagazin möchte hiermit Hersteller, Handel und Handwerk anregen und anstoßen, sich des Themas verstärkt anzunehmen. In wenigen Branchen besteht so regelmäßiger Renovierungsbedarf wie in Hotellerie und Gastronomie, kaum eine Branche hat im Augenblick solchen Erweiterungsbedarf wie der Gesamtkomplex "Fitness, Beauty, Wellness". Obgleich auch im Gastgewerbe über ein rückläufiges Geschäft geklagt wird, nutzen viele Betreiber und Eigentümer die Zeit, um gerade jetzt in Erweiterung oder Renovierung zu investieren - in Deutschland, vor allem aber auch im angrenzenden Ausland, beispielsweise in der gesamten Alpenregion sowie in Polen, wo derzeit ein Hotelbauboom herrscht.

Es fällt auf, dass die Parkett-Pioniere in der Hotelbranche weitaus weniger bei den bekannten internationalen Hotel-Ketten zu finden sind, als bei vergleichsweise kleinen, familiengeführten Hotels, in denen die Eigentümer ihre individuellen Vorstellungen von Wohnlichkeit mit den modernen Erfordernissen von Komfort, Funktionalität und Hygiene verbinden. Gut geführte Mittelklassehotels erweisen sich oftmals als überaus wendig, wenn es darum geht, zeitgeistige Strömungen aufzunehmen und umzusetzen. Indes dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis auch bei den Ketten-Hotels die "Kettenreaktion" einsetzt. Die ersten Signale kommen - wie so oft, wenn es um Lifestyle und Komfort geht - aus den USA.

Bei den großen Hoteleinrichtern scheint diese Entwicklung noch nicht wahrgenommen zu werden, zumindest nicht "reif" zu sein. Das ParkettMagazin befragte ein - nach dem Zufallsprinzip ausgewähltes - Unternehmen, das sich in Deutschland als "einer der führenden Hoteleinrichter" empfiehlt. Die möglichst unverdächtig gestellte Frage "Und wie sieht es bei Bodenbelägen aus?" wurde prompt beantwortet: "Gängig sind 900 g Poleinsatzgewicht, aber auch 735 g - das ist eine Kostenfrage". Eine klare Antwort, die keine Zweifel und keine Alternative lässt: Bodenbelag = Teppichboden, was sonst? Wenn überhaupt jemals Holz im Gespräch gewesen sei, dann sei es über die Voranfrage nicht hinausgekommen.

"Mir ist kein Auftrag in Erinnerung", bekannte auch der Mitarbeiter eines österreichischen Unternehmens, das europaweit tätig ist und jährlich die Inneneinrichtung von 12.000 bis 15.000 Hotelzimmern plant und ausführt. Der Objekteur - aus einem holzverarbeitenden Unternehmen hervorgegangen, das in großem Stil Hotel- und Wohnmöbel produziert - tippt auf mangelndes Interesse und "Gewohnheit" seitens der Auftraggeber. Dabei hat der Holzfußboden nach Recherchen des ParkettMagazin zumindest im österreichischen Hotel- und Gaststättengewerbe nicht nur traditionell, sondern auch aktuell große Bedeutung.

Einen anderen Grund, weshalb Parkett in Hotelzimmern noch unterrepräsentiert ist, nennen Hoteliers, die auf eine Einrichtung "von der Stange" verzichteten: Die Einrichter - so meinen ihre Kritiker - gehen mehrheitlich sehr routiniert zu Werke. Sie richten sich zwar nach modischen Trends und setzen entsprechende Akzente - aber meist nur im Rahmen üblicher Hotelgestaltung. Zwischen Kreativität und Kommerz suchen sie einen letztlich konventionellen Weg. Ergebnis: Die meisten Hotelzimmer-Einrichtungen sind standardisiert, beliebig austauschbar - mit Teppichboden, vorzugsweise in Schlingenware, Objektqualität, 990 g Poleinsatzgewicht, wie gehabt.

Auch in der Fachpresse von Hotellerie und Gastronomie wird nach wie vor munter das Vorurteil multipliziert, ins Hotelzimmer gehöre ein Teppichboden. Die österreichische Zeitschrift "Hotelier/Gastronom" in ihrer Ausgabe Mai/Juni 2002: "Ein warmer und weicher Teppichboden wirkt komfortabel, ist geräuschdämpfend und bietet mit der großen Auswahl an Farben und Dessins schier unerschöpfliche Möglichkeiten." Dann aber in einer offenbar überraschten Feststellung: "In steigendem Maße werden anstatt Teppichböden wieder harte glatte Beläge verwendet."

Weiteres Wissen verdankt die Zeitschrift offenkundig der PR-Agentur von Amorim: "Besonders Korkböden haben in Hotels der obersten Klasse Einzug gehalten. Sie sind hygienisch, warm, trittschallisolierend, leicht zu reinigen und haben eine hohe Lebensdauer". Verwiesen wird dann noch auf die geringe Bauhöhe und die kurze Einbauzeit des Wicanders-Produkts Wood-o-Cork.

Etwa zur gleichen Zeit startete im Auftrage der Föderation der Europäischen Parkett-Industrie und der neu gegründeten "Initiative Parkett im Kleberbett PIK" eine PR-Kampagne für Parkett im allgemeinen und Klebeparkett im besonderen. Stolz vermelden Auftraggeber und Auftragnehmer der FEP-Kampagne Tausende von Aussendungen und einen "starken Anstieg der Veröffentlichungsraten" in diesem Jahr. In den Hotel-Fachzeitschriften aber ist Parkett bisher offenbar nur dort angekommen, wo Herstellerfirmen selber aktiv wurden.

Viele gute Gründe sprechen für Parkett im Hotel. Hygiene und die besondere Atmosphäre, die mit Holzfußböden zu erzielen ist, werden oft gleichrangig genannt. Pflegeleichtigkeit und Wirtschaftlichkeit sind weitere Rechengrößen. Technische Erwartungen an Tritt- und Raumschall, Rutschhemmung und Feuersicherheit spielen eine untergeordnete Rolle, sollten aber im Wettbewerb mit anderen Bodenbelägen nicht außer Acht gelassen werden. Angesetzt werden muss beim Kostenargument. Hoteliers berichten, die tägliche Reinigung eines Teppichbodens könne recht aufwändig sein. Wenn sich hereingetragener Schmutz mit dem Flor verfilzt, wenn sich Flecken schwer entfernen lassen, erhöhe sich die Arbeitszeit schnell um 100 % und mehr. Alle vier, höchstens fünf Jahre müsse ein Teppichboden im Hotelzimmer ausgewechselt werden. Dagegen erweise sich die Pflege eines Parkettbodens in den meisten Fällen als weitaus problemloser als erwartet - und die Lebensdauer sei ungleich länger. Diejenigen, die über Parkettböden verfügen, sind - selbst bei geölten Böden oder anders begründetem höherem Aufwand - überzeugt, dass Holzfußböden in jeder Hinsicht wirtschaftlicher seien.

Diese Bilanz wird auch davon bestimmt, dass Hoteliers an eine Beziehung zwischen Parkett und der Akzeptanz ihres Hauses glauben. Wo Hotelzimmer gerade neu mit Parkettböden ausgestattet wurden und anschließend "beste Auslastungsquoten" erreicht werden, befördert das natürlich solche Vermutungen und weitere Investitionen in Parkett. Und die Gäste selber? Jeder mag bei sich selber anfangen: Wage ich es oder wage ich es nicht.... mit nackten Füßen über den Teppichboden zu laufen? Man kann ja Schlappen im Gepäck mitschleppen oder die handtuchgroße Dusch-Vorlage als "fliegenden Teppich" vor sich her werfen. Zumindest als Parkettanbieter kann man aber auch etwas anderes: "Teilnahmsvoll" auf die nächste Renovierung ansprechen, für Parkett werben und nicht locker lassen.
aus Parkett Magazin 01/03 (Bodenbeläge)