Serie: Parkett auf Heizestrich von Karl Remmert - Teil 1 -

Probleme mit Parkett auf Heizestrichen

Mit dem Erscheinen einer neuen Broschüre des Holzbauhandbuches "Parkett, Planungsgrundlagen", die der Informationsdienstes Holz herausgibt und in der die Aussage gemacht wird, dass die Oberflächentemperatur des Heizestrichs 25 C nicht überschreiten darf, ist die Debatte über das Für und Wider von Parkett auf Heizestrichen erneut entflammt. Bei allen Seminaren und Tagungen der Branche wird dieses Thema gegen-wärtig angeschnitten.

In einer kleinen Serie möchte das ParkettMagazin das Problem vor dem Hintergrund der holztechnologischen und der wärmetechnischen Aspekte darstellen. Ab-schließend wird eine Empfehlung ausgesprochen, unter welchen Bedingungen ein Holzfußboden auf einem Heizestrich mit hoher Wahrscheinlichkeit schadensfrei bleibt. In diesem Heft beginnen wir mit einem kurzen Rückblick auf die Geschichte, mit grundsätzlichen Aspekten einer Fußbodenheizung und mit der Beschreibung mit Probleme von Parkett auf Heizestrichen.

Das Thema "Parkett auf Heizestrichen" erregt seit Jahren die Gemüter der Parkettbranche. Fehlende Markierungen von Prüfstellen und fehlende Aufheizprotokolle sind ein Ärgernis für die an einem Holzfußboden auf Heizestrich beteiligten Gewerke. Daran hat auch das Merkblatt zur Schnittstellenkoordination von 1998 wenig geändert.

Weil in der Planungsphase oft nicht feststeht, welcher Fußboden auf dem Heizestrich eingesetzt werden soll und weil nur Holzfußböden besonders sensibel und schadensträchtig auf Heizestrichen sind, während andere Fußböden wesentlich gutmütiger reagieren, nehmen viele Heizungsbauer und Estrichleger ihre Pflichten gegenüber dem Oberbodenbelagleger nicht so ernst, wie die Vorschriften es verlangen und wie es insbesondere für den Parkettleger wünschenswert wäre. Schwierigkeiten sind programmiert: Der Parkettleger meldet wegen nicht markierter Prüfstellen und/ oder nicht vorliegendem oder zweifelhaftem Aufheizprotokoll Bedenken an. Planer, Heizungsbauer und Estrichleger schieben sich gegenseitig die Verantwortung für Versäumnisse zu und der Baufortschritt gerät ins Stocken.

Wie immer der Parkettleger sich in der Situation verhält, er handelt sich Ärger ein: Besteht er auf dem Markieren von Messstellen und auf der Vorlage eines Aufheizprotokolls, ist der Bauherr wegen der Zeitverzögerung ungehalten. Lässt der Parkettleger sich ohne Feuchteprüfung und ohne zweifelsfreies Aufheizprotokoll zur Verlegung eines Holzfußbodens drängen, geht er ein hohes Risiko mit möglichen Gewährleistungsansprüchen ein.

Ist die Fußbodenheizung ungünstig ausgelegt oder sammeln sich Heizkreise in der Nähe der Verteiler auf engstem Raum, liegt die Oberflächentemperatur des Fußbodens oft an oder über der zulässigen Grenze. Leider sind beide Schadensursachen für den Parkettleger nicht erkennbar, weil er keinen Einblick in die Auslegung einer Fußbodenheizung hat und er den Verlauf - vor allem Ansammlungen von Heizschlangen - nicht mehr sehen kann. Sie sind im Estrich verborgen. Ist in einem solchen Fall ein Holzfußboden vorgesehen, scheinen Konsequenzen programmiert. Der Bauherr wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Fugen reklamieren.

Wie funktionieren Fußbodenheizungen?

Weil Parkettleger dennoch gefordert sind, auf Heizestrichen Holzfußböden zu verlegen, kann es nützlich und kostensparend sein, wenn sie über Flächenheizungssysteme, speziell über Fußbodenheizungen, informiert sind.

Vorläufer aller Flächenheizungssysteme, zu denen auch die Fußbodenheizung gehört, ist die Hypokaustenheizung, die schon vor etwa 2800 Jahren im antiken Olympia gebaut wurde und die später im Römischen Weltreich große Verbreitung fand. Bei der Hypokaustenheizung wird im Keller oder in einem Feuerloch ein Feuer betrieben, dessen Hitze die Luft erwärmt, die dann in geschlossene Luftkanäle in Fußböden und Wände des Hauses geleitet wird.

Bei der Hypokaustenheizung werden die Räume gleichmäßig mit Strahlungswärme beheizt, ohne die Räume mit Luftbewegungen zu belasten. Die Wärme strahlt von allen Umfassungsflächen in den Raum, weshalb sich dieses Heizsystem Jahrhunderte lang großer Beliebtheit erfreute. Vor allem schräg von oben einstrahlende Wärme wird als besonders behaglich empfunden, weil wir Menschen an die schräg von oben einstrahlende Sonne gewöhnt sind.

Nach dem Niedergang des Römischen Imperiums geriet die Hypokaustenheizung wegen der hohen Baukosten bald in Vergessenheit. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts werden Fußboden- oder Flächenheizungen, wie sie von den Heizungsbauern auch genannt werden, insbesondere im Einfamilienhausbau eingesetzt. Vor dem Hintergrund der ersten Ölkrise sah man in einer Fußbodenheizung eine Möglichkeit, Energie zu sparen. Weil die Heizfläche im Vergleich zu anderen Heizungssystemen sehr groß ist, kann eine Fußbodenheizung mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben werden. Diese niedrigen Vorlauftemperaturen lassen sich durch Abkühlung eines Mediums, z.B. Grundwasser, energiesparend mit einer Wärmepumpe erzeugen, wobei Energie nur zum Antrieb des Kompressors der Wärmepumpe erforderlich ist.

Neben solche energiepolitischen Erwägungen traten auch gestalterische Gesichtspunkte. Mit einer Fußbodenheizung konnten die Wände, insbesondere im Bereich der Fenster, von Heizkörpern frei gehalten werden, was unverstellte Fensteröffnungen bis auf den Fußboden zuließ.

Gegenverkehr: Heizestriche dehnen sich bei Wärme aus, Holz schwindet

Der anfänglichen Euphorie folgte aber schon bald Ernüchterung. In einigen Bereichen traten Probleme auf. Zwar haben Fußbodenheizungen im Vergleich z.B. zu Radiatoren eine niedrigere Vorlauftemperatur, doch die Fußbodenoberflächentemperatur ist erheblich höher als in einer unbeheizten Fußbodenkonstruktionen.

Wenn einem Raum bei tiefen Außentemperaturen die gesamte Heizenergie nur über eine Fußbodenheizung zugeführt werden muss, empfindet der Mensch diese höhere Temperatur zunächst als angenehm, aber schon bald zeigen sich Ermüdungserscheinungen, insbesondere in den Beinen. Hinzu kommt, dass es durch die inverse Lagerung der Luftschichten mit verhältnismäßig warmer Luft am Fußboden und kühlerer Luft unter der Zimmerdecke in regelmäßigen Abständen zu einer Umschichtung kommt. Staub, der auf dem Fußboden abgelagert ist, wird bei jeder Umschichtung der Raumluft aufgewirbelt wird und reizt die Atemwege.

Ein weiteres Problem ist die träge Reaktion einer Fußbodenheizung auf Witterungsumschwünge. Wegen der großen Masse des Heizestrichs, in dem eine erhebliche Energiemenge gespeichert ist bzw. zunächst gespeichert werden muss, reagiert eine Fußbodenheizung mit großer Zeitverzögerung auf plötzliche Veränderungen der Wetterlage. Steigen die Außentemperaturen plötzlich, bleibt es in einem so beheizten Raum noch einige Tage zu warm, fallen die Temperaturen schnell, ist es noch einige Tage zu kalt.

Nicht zuletzt treten bei Fußbodenheizungen Probleme mit den Oberbelägen auf - und zwar Probleme, die auf nicht beheizten Fußbodenkonstruktionen unbekannt sind. Weil die im jahreszeitlichen Wechsel unterschiedlichen Temperaturen des Heizestrichs mit Ausdehnungen und Schwindungen des Estrichs verbunden sind, werden die Oberbeläge erheblich belastet. Bei Holzfußböden kommt erschwerend hinzu, dass die Dimensionsänderungen durch Temperaturunterschiede im Estrich von entgegengesetzten Schwund- bzw. Quellbewegungen des Holzes überlagert werden: Während sich der Heizestrich in der Heizperiode ausdehnt, schwindet das auf einem Heizestrich verlegte Holz in der Heizperiode.
aus Parkett Magazin 01/03 (Bodenbeläge)