Interview mit Eberhard Liebherr und Eberhard Lotz

Objectflor, Ketterer + Liebherr, Ganter: Praktizierte Partnerschaft über drei Markstufen


Was heute so gern mit dem Schlagwort "vertikales Netzwerk" bezeichnet wird, führen Bodenbelagsanbieter Objectflor, Großhändler Ketterer + Liebherr und der Handwerks- und Handelsbetrieb Ganter in Perfektion vor: eine "sehr fruchtbare Partnerschaft" über drei Marktstufen hinweg, bei der sich alle Beteiligten gegenseitig fördern und voneinander profitieren. BTH Heimtex-Chefredakteur Claudia Steinert sprach mit Objectflor-Geschäftsführer Eberhard Lotz und Ketterer + Liebherr-Geschäftsführer Eberhard Liebherr über das Geheimnis der erfolgreichen Zusammenarbeit.

BTH Heimtex: Herr Liebherr, der Großhandel befindet sich auf einer schwierigen Gratwanderung. Einerseits muss er eine gewisse Lieferantenkonzentration vollziehen, um möglichst optimale Einkaufsbedingungen zu erzielen, andererseits Vielfalt bieten, um für seine Kunden interessant zu sein. Wie bewältigen Sie diesen Balance-Akt?

Eberhard Liebherr: Dieser Balance-Akt ist nur dann zu bewältigen, wenn man sich selber beschränkt. Man kann als Großhändler eben nicht mehr alles können. Man muss sich sehr gut überlegen, mit welchen Lieferanten man zusammen arbeitet, welche Produkte man vermarktet und welche Erträge daraus zu generieren sind. Man darf sich nicht verzetteln.

Wenn ich beispielsweise mit einem Parketthersteller zusammen arbeite und dieser eine gute Kollektion hat, muss ich nicht auch noch bei 20 anderen Anbietern Einzelpaletten oder kommissionsweise Ware beziehen. Ich muss natürlich sicher sein, dass der besagte Hersteller leistungsfähig ist, über eine große Sortiments-Bandbreite verfügt, eine Konzeption hat - und mir auch die Stange hält und mich bei meinen Anstrengungen unterstützt. Wenn diese Parameter alle stimmen, haben wir beste Chancen, gemeinsam am Markt erfolgreich zu sein. Und dann kann ich nicht - ich wiederhole mich jetzt bewusst - mit 20 anderen Lieferanten die gleichen Gespräche führen; schon allein deshalb nicht, weil ich als Einzelunternehmen gar nicht die Volumina zu Stande bringe...

BTH Heimtex: Was bedeutet das für Mehr-Branchen-Großhändler, die verschiedene Produktgruppen führen? Haben die keine Chancen? Muss sich ein Großhändler heute auf ein Segment konzentrieren?

Liebherr: Nein. Natürlich kann ein Großhändler sehr erfolgreich verschiedene Produktgruppen vermarkten; er muss sich nur genau überlegen, wie er innerhalb der jeweiligen Produktgruppe agiert und sich die richtigen Partner aussuchen.

BTH Heimtex: Sie sagten vorhin, ein Lieferant muss über ein breites Sortiment und Leistungsfähigkeit verfügen. Das setzt eine gewisse Größe voraus. Heißt das im Umkehrschluss, dass nur große Anbieter in Frage kommen, weil kleine diese Bandbreite nicht darstellen können? Oder noch prononcierter gefragt: Sind kleine Anbieter für den Großhandel nicht interessant?

Liebherr: Nein, ganz und gar nicht. Der größte Anbieter muss nicht unbedingt der Richtige für den Großhandel sein. Denn gerade die großen Hersteller haben einen enormen Volumendruck und werden im Zweifelsfall eine Partnerschaft konterkarieren, in dem sie neue Kanäle suchen oder andere Vertriebsschienen aufbauen. Von daher bin ich nicht unbedingt ein Fürsprecher der ganz großen Unternehmenseinheiten, auch wenn wir mit einigen zusammen arbeiten.

Grundsätzlich müssen wir uns unsere Lieferanten sehr genau ansehen - genau so, wie wir von denen sehr genau geprüft werden.

BTH Heimtex: Was erwarten Sie als Großhändler von einem Großhändler? Welche Voraussetzungen muss er erfüllen?

Liebherr: Daraus könnten wir jetzt eine Doktorarbeit machen... Kurz gesagt, ein Lieferant muss innovativ sein und er muss natürlich die Partnerschaftmit dem Großhandel wollen.

BTH Heimtex: Das ist mir zu vage. Was bedeutet Partnerschaft mit dem Großhandel konkret? Dass sich ein Lieferant im Vertrieb auf den Großhandel konzentrieren muss oder dass er eine klare, selektive Vertriebsstrategie fährt?

Liebherr: Es reicht, wenn er eine klare Vertriebsstrategie hat. Ein Unternehmen, dass sich bewusst nur auf den Großhandel konzentriert, hätte in den letzten Jahren schlecht ausgesehen, weil der Großhandel aufgrund der Marktveränderungen kein berechenbarer Partner war.

Eberhard Lotz: Lassen Sie mich dazu etwas aus unserer Sicht sagen, der Position des Herstellers: Wir brauchen - oder suchen - Großhändler, die zukunftsorientiert sind und die erkennen lassen, dass sie nicht nur die nächsten Monate überstehen wollen, sondern langfristige Konzepte für ihren Betrieb entwickeln.

Das ist ein Punkt, der für uns wichtig ist. Der andere ist, dass ein Großhändler unsere Konzepte auch mitträgt und umsetzt. Ich bin ein großer Freund von Konzepten, aber das schönste Konzept ist zum Scheitern verurteilt, wenn unsere Partner es nicht annehmen oder nichts daraus machen...

Ich persönlich bin der Auffassung, dass es heutzutage keine schlechten Produkte und auch keine schlechten Unternehmen mehr gibt, es gibt nur Unterschiede in den Konzeptionen. Wobei ein Hersteller Rücksicht nehmen muss auf die Befindlichkeit und die Möglichkeiten eines Großhändlers. Er darf nicht irgendwelche willkürlichen Konzeptionen entwickeln, die mit der Funktion eines Großhändlers nicht umzusetzen sind.

Liebherr: Der Großhandel muss die Konzepte aber auch ernsthaft umsetzen. Seien wir ehrlich: Je mehr Konzepte man fährt, desto begrenzter werden die Zeit und die Mittel, um sie umzusetzen. Man kann nicht acht oder zehn oder zwölf Konzepte zugleich mit 100% fahren.

Und: Auch wir als Großhändler müssen genauso an den Hersteller glauben, wie er an uns und sicher sein können, dass er diese wirtschaftlich schwierige Phase unbeschadet übersteht und uns auch in den kommenden Jahren als Partner erhalten bleibt.

Wobei man fairerweise sagen muss, dass der Großhandel mit seinen 40 bis 45% Marktanteil nur einen Teil des Marktes abdeckt. Aber: Momentan kann man beobachten, dass Hersteller, die bislang das Direktgeschäft forciert haben und dem Großhandel die kalte Schulter gezeigt haben, wieder bei uns Großhändlern an die Tür klopfen, weil das Direktgeschäft aufgrund der schlechten Zahlungsmoral zunehmend mit Risiken behaftet ist. Von daher gesehen bin ich überzeugt, dass der Marktanteil des Großhandels zunimmt.

Dennoch deckt der Großhandel eben nur einen Teil des Marktes ab und ich bin nicht so vermessen, einem Hersteller die Pistole auf die Brust zu setzen und zu verlangen, dass er in meinem Verkaufsgebiet ausschließlich mit mir Geschäfte macht. Das würde ein selbstbewusster Hersteller auch gar nicht akzeptieren.

Lotz: Man muss sich nur abstimmen.

BTH Heimtex: Wir reden hier immer über Konzepte und Konzeptionen. Ich würde diese Begriffe gerne mit Leben erfüllen. Herr Liebherr, was verstehen Sie genau darunter? Und Herr Lotz, in welcher Form soll der Großhandel ein Konzept mittragen? Reicht es, die entsprechenden Produkte einzulagern oder erwarten Sie noch mehr?

Lotz: Ein Konzept muss von beiden Seiten gelebt werden. Will sagen, von uns wird zu Recht erwartet, dass wir halten, was wir versprechen. Daran lassen wir uns messen.

Umgekehrt machen wir das genauso: Wenn ein Großhändler verspricht, dass er ein Konzept mitträgt, erwarten wir, dass er sich dafür engagiert und alle Möglichkeiten wahrnimmt, die dieses Konzept bietet. Das schließt die Einlagerung ein, das schließt auch ein,dass der Außendienst an Schulungen teilnimmt und gemeinsam Kunden eingeladen werden, um denen nahe zu bringen, wie das betreffende Produkt vermarktet und verlegt wird.

Ein Konzept erfordert erstens ein gutes, wettbewerbsfähiges Produkt zu einem realistischen Preis, denn es gibt bei Bodenbelägen einfach gewisse Preisschwellen, zweitens erwarten wir Schulungsmaßnahmen und Verkaufshilfen und drittens muss der Profit stimmen.

Ganz entscheidend ist auch das Vertrauen zu dem betreffenden Lieferanten und den Personen. Und: wir setzen voraus, dass der Lieferant mit uns darüber spricht, mit wem er das Konzept vermarkten will, damit wir die Wettbewerbssituation und die Vermarktungschancen besser einschätzen können.

BTH Heimtex: Früher gab es viel mehr Leithandels-und Stützpunkthandelskonzepte mit regionalen Exklusivitäten für die betreffenden Grossisten. Funktioniert das heute nicht mehr?

Lotz: Nein. Wie wollen Sie mit einem überregional oder gar bundesweit agierenden Grossisten regionale Exklusivität vereinbaren? Man kann höchstens Exklusivität bezüglich der Absatzwege vereinbaren.

Liebherr: Ein Hersteller muss aber auch schon bewusst verzichten. Wenn wir davon ausgehen, dass es in Deutschland noch rund 100 leistungsfähige Großhandelsunternehmen gibt, muss er sich auf 40 bis 50 beschränken, damit die Überschneidungen noch überschaubar sind. Andersherum muss man auch als Großhändler manchmal verzichten, wenn ein Hersteller schon andere Grossisten im Boot hat, mit denen man in extremen Wettbewerb steht. Wobei es natürlich Kollegen gibt, die grundsätzlich bei jedem Konzept mitmachen - gleich, ob es zu ihnen passt oder nicht -, nur damit andere es nicht bekommen oder um andere zu stören. Statt eigene Kompetenz aufzubauen und sich so vom Wettbewerb abzugrenzen, attackiert man ihn. Das ist einfach schlechter Stil - und es ist auch falsch. Man muss eigene Kompetenzen aufbauen.

Lotz: In der Schweiz ist das ganz anders. Die Schweizer Großhändler haben weniger Berührungsängste. Sie sind zwar Wettbewerber, aber sie kooperieren miteinander, sind sich zum Beispiel einig, was den Preis angeht. Da tanzt keiner aus der Reihe.

Liebherr: Menschen machen das Geschäft. Das ist das Brevier, an dem wir uns zu orientieren haben: Nicht die Masse, der Preis oder falscher Ehrgeiz sind entscheidend, der Mensch macht das Geschäft. Hat man die richtigen Mitarbeiter um sich versammelt und ist selber eine Führungsfigur, hat man die Chance, Umsätze zu generieren. Alles andere sind Kampfattacken, die völlig undiszipliniert und unwirtschaftlich jeglicher Betriebswirtschaftlichkeit zuwider laufen.

BTH Heimtex: Bei anderen Branchen wie Bekleidung oder Lebensmittel begleiten Merchandiser eine Kollektion oder ein Produkt über dessen gesamten Lebenszyklus. Das wird in unserer Branche versäumt. Hier investiert die Industrie Unsummen in Entwicklung, Muster und Bücher, für Verkaufsförderung und After-Sales-Service fehlt dann das Geld. Wie ist das bei Objectflor?

Lotz: Wir begleiten unsere Kollektionen ganz konsequent. Denn wenn man nicht permanent damit im Gespräch bleibt und den Kunden nicht immer wieder die Möglichkeiten aufzeigt, kann man sie abhaken. Wir bilden unsere Außendienst-Mitarbeiter extra dafür aus, schulen sie bis ein halbes Jahr vor Ende der Laufzeit und bereiten sie dann auf die nächste Kollektion vor. Von den Kunden wird das honoriert und deswegen werden wir das nicht nur pflegen, sondern weiter ausbauen.

Liebherr: Das kann ich bestätigen. Objectflor hat sich sehr gut weiter entwickelt, auch was die Produktpalette und das Gespür für den Markt anbetrifft. Für mich ist Objectflor ein Vorzeige-Unternehmen - nicht nur vom Auftritt her, sondern auch vom Sortiment und von den handelnden Personen. Ich fühle mich dort als Großhändler gut aufgehoben und appelliere an alle Industrielieferanten, die dieses Interview lesen, den Großhandel so zu sehen und so zu behandeln wie Objectflor - denn: wir brauchen uns gegenseitig. Der Großhandelist ein wichtiger Marktfaktor.

Lotz: Das wird er auch bleiben. Ohne Großhandel wäre die Marktversorgung in dieser Branche gefährdet.

BTH Heimtex: Dennoch glauben manche, dass wir hier irgendwann amerikanische Verhältnisse entgegen gehen und die Industrie auf den Direktvertrieb umsteigt....

Lotz: Wir haben einmal kalkulieren lassen, wie es wäre, wenn wir ohne Großhandel am Markt operieren würden. Das Ergebnis war, dass die Kosten ungefähr unserem jetzigen Umsatz entsprechen würden.....

Also ich bin seit 1968 in der Branche und war von Anfang an überzeugt, dass der Großhandel der richtige Vertriebspartner für Bodenbeläge ist. Das bin ich heute noch; ohne Großhandel geht es nicht.

BTH Heimtex: Woran machen Sie fest, ob ein Großhändler zukunftsorientiert ist?

Lotz: Es ist schwierig, dass in Listenform zu kleiden. Man merkt in der Zusammenarbeit mit einem Großhandelsbetrieb, in den Diskussionen, an den Entscheidungen, ob er ums nackte Überleben kämpft oder sich mit seiner strategischen Ausrichtung für die Zukunft beschäftigt.

BTH Heimtex: Es gibt eine Entwicklung hin zu großen, nahezu bundesweit tätigen Großhändlern einerseits und andererseits zu starken Regionalgrossisten, die ganze Landstriche oder Bundesländer abdecken. Wer hat die besseren Perspektiven? Welchem Modell gehört die Zukunft?

Lotz: Ich weiß nicht, ob ein bundesweites Konzept der Weisheit letzter Schluss ist. Das kann ich nicht beurteilen und will mich dazu auch nicht äußern. Man muss langfristig sehen, ob sich ein Betrieb mit 30 Standorten oder mehr in ganz Deutschland auf lange Sicht erfolgreich führen lässt. Es stellt sich die Frage, wie man das vernünftig steuern, kontrollieren und den Notwendigkeiten in den einzelnen Standorten gerecht werden kann.

Immer schwerer werden es die ganz kleinen Großhändler haben - es sei denn, sie verfügen über einen besonderen Bonus aufgrund ihres Standortes oder ihrer Konstellation. Ansonsten bin ich der Meinung, dass sie vom Markt verschwinden werden.

Diemeisten Zukunftschancen gebe ich diesen mittleren Strukturen, die eine größere Region abdecken, aber nicht überall sein müssen - ebenwie hier Ketterer + Liebherr mit Lotter + Liebherr.

Liebherr: Mich beindruckt ein Unternehmen, das so stark gewachsen ist wie Jordan, um ruhig einmal einen Namen zu nennen. Dahinter steht eine hohe unternehmerische Leistung von der Inhaberfamilie und den leitenden Mitarbeitern.

Genauso habe ich Respekt vor den ganz kleinen Unternehmen, denn auch dort steht jemand dahinter, der sich von morgens bis abends voll in den Dienst der Sache stellt, seinen Kunden wirklich kennt, ihn persönlich bedient und dadurch eine eine enge Kundenbeziehung aufgebaut hat. Diese Kundenbindung ist ihr Erfolgs- und Überlebenskonzept.

Und wir mittleren Unternehmen müssen natürlich eine gewisse Größe haben und brauchen dazu eine bestimmte Kaufkraft, die einzelne Städte oder kleinere Regionen nicht bieten. Nehmen wir wie in unserem speziellen Fall Baden-Württemberg, ein Bundesland mitknapp 11 Millionen Einwohnern, das so viel Kaufkraft hat, dass mehrere Großhändler gut nebeneinander existieren können.

Ich habe mich eigentlich immer darauf focussiert, das Geschäft nie allein machen zu wollen. Das gibt es ja bei Automarken zum Beispiel auch nicht: dort haben auch BMW und Mercedes jeweils ihren Marktanteil. Wobei meine Philosophie ist, dass man sich in einem bestimmten Markt mit gutem wirtschaftlichen Umfeld seinen Anteil nicht durch immer mehr Filialen und Störmanöver beim Wettbewerb herausholt, sondern durch profundes Know-How, gute Standorte, gute Mitarbeiter und gute Kollektionen mit starken Lieferanten. Und mit dieser Strategie hat man auch noch Wachstumschancen.

BTH Heimtex: Wie groß ist in Ihrer jetzigen Größenordnung überhaupt der Zwang zur Expansion?

Liebherr: Den Zwang zum Wachsen kann man sich selbst verordnen, wenn man etwa meint, dass das Absatzgebiet nicht ausgeschöpft und in Randgebieten mehr herauszuholen ist. Grundsätzlich habe ich bei mir keinen Zwang zum Wachstum festgestellt. Wichtiger ist mir klar ein gut funktionierendes Unternehmen mit einem guten Profit. Nur das macht Sinn. Und mir ist auch wichtig, das Unternehmen überschaubar zu halten. Ich möchte, dass mich die Kunden kennen und die Mitarbeiter oder Lieferanten jederzeit zu mir ins Büro kommen und mit mir sprechen können.

BTH Heimtex: Wie ist das bei Ihnen Herr Lotz? Haben Sie Ihr Potenzial im Großhandel ausgeschöpft?

Lotz: Nein, nicht annähernd. Wir sind immer noch verbesserungsfähig, müssen noch attraktiver werden und den Markt mit unseren Kunden noch intensiver bearbeiten, um den Point of Sale noch besser in den Griff zu nehmen und so gemeinsam Wachstum zu generieren.

BTH Heimtex: Grundsätzlich ist starker persönlicher Einsatz - egal, ob auf Industrie- oder Handelsseite - sicher ein Vorteil, aber auch eine Limitierung. Herr Liebherr, Hand auf's Herz: Wenn Sie die Wahl zwischen zwei Lieferanten mit gleichartigen Produkten haben, von denen der eine billiger und Ihnen der andere sympathischer ist - für welchen entscheiden Sie sich?

Liebherr: Das ist eine bösartige Frage... Sicher muss man das relativieren. Bei einem sehr großen Preisunterschied würde ich vielleicht ins Grübeln kommen, aber das ist unwahrscheinlich angesichts der transparenten Märkt. Und ein geringer Preisunterschied würde mich nicht dazu bewegen, eingelaufene Pfade zu verlassen. Eine Partnerschaft basiert ja auf mehr als dem Produktpreis: einer persönlichen Beziehung, gegenseitigem Respekt, dem Austausch von Informationen, Aufträgen, die ins Haus gebracht werden....das würde ich nicht so einfach auf's Spiel setzen.

BTH Heimtex: Das ist eine hehre Einstellung, aber im Objektgeschäft geht es um Cents. Halten Sie diese Politik da auch durch?

Liebherr: Sicher geht es im Objektgeschäft um Cents, aber dort herrschen sowieso eigene Spielregeln. Machen wir uns doch nichts vor: Wenn ein Lieferant von uns dort einen Auftrag über 10.000 qm bekommt, ist kein Platz mehr für uns dazwischen, dann macht er das Geschäft direkt.

Lotz: Einspruch. Wenn wir das Geschäft gemeinsam akquiriert haben, wickeln wir es auch gemeinsam ab. Wobei ich unser Gummi-Programm außen vor lassenmuss, weil das in dieser Beziehung nicht großhandelsfähig ist.

BTH Heimtex: Nochmal zurück zum Thema Mensch. Im Großhandel dominieren zwei Unternehmertypen: Der eine, vor allem in der jüngeren Generation zu finden, ist stark zahlengeprägt, rational und nüchtern, der andere emotionaler, stärker bauchorientiert, persönlicher und familiärer im Umgang mit den Kunden. Für beide Charaktere gibt es erfolgreiche Beispiele. Welcher verkörpert den Großhandel der Zukunft?

Liebherr: Die Mischung. Wenn ich auch eher der Bauchmensch mit der familiären Denke bin, weiß ich doch, dass kein Weg an Betriebswirtschaftlichkeit und modernen Managementmethoden vorbei führt. Man kann nicht allein aus dem Bauch heraus entscheiden, wie man sich am Markt bewegt und positioniert. Das ist auch ein Kopfentscheidung.

Lotz: Wobei es schwierig wird, wenn der persönliche Kontakt oder die zwischenmenschliche Beziehung überhaupt nicht mehr zählen...

BTH Heimtex: Ganz zum Anfang haben wir schon einmal das Thema Lieferanten-Konzentration angeschnitten. Wie weit kann man das treiben und wie weit sind Sie in diesem Prozess, Herr Liebherr?

Liebherr: Der Prozess läuft sehr konsequent, seitdem wir die Lotter +Liebherr-Gruppe gegründet haben. Tatsächlich sitzen wir mit den stärksten zehn Lieferanten häufiger am Tisch, tauschen uns aus und besprechen konzeptionelle Ideen. Schließlich bieten nicht nur die Hersteller ihrerseits Konzepte an, wir gehen auch mit Vorschlägen auf sie zu. Und wir besuchen diese Lieferanten auch zweimal im Jahr mit unserem gesamten Außendienst, weil ich es wichtig finde, dass nicht nur guter Kontakt zu mir besteht, sondern auch zu unseren Mitarbeitern.

BTH Heimtex: Sie haben beide den engen persönlichen Kontakt zwischen Lieferant und Großhandelhochgelobt, zahlt sich das denn für Sie beide auch konkret aus?

Lotz: Auf jeden Fall. Wir konnten im laufenden Jahr unseren gemeinsamen Umsatz außerordentlich steigern.

BTH Heimtex: Was heißt außerordentlich? Können Sie das auch beziffern?

Lotz: Wir reden von einer hoch zweistelligen Steigerung.

BTH Heimtex: Und woraus resultiert diese Steigerung? Sie arbeiten ja schon länger zusammen....

Liebherr: Wir haben jahrelang gesät und jetzt ernten wir. Herr Lotz hat Ausdauer wie ein Zehnkämpfer, gibt nie auf, wirbt für sein Unternehmen und seine Konzepte. Das ist eine sehr fruchtbare Partnerschaft und ich hoffe und wünsche mir, dass das weitergeht.


Objectflor - Daten und Fakten

Objectflor Art und Design Belags GmbH
Wankelstr. 50
50996 Köln-Rodenkirchen
Tel: 02236/966330
Fax: 02236/9663399
e-mail: info@objectflor.de
www.objectflor.de

Profil: Spezialisiert auf elastische Beläge, beansprucht führende Position bei PVC-Designbelägen in Deutschland

Geschäftsführung: Marc Halstead, Eberhard Lotz
Marketing und Produktentwicklung: Claudia Kunath

Gründung: 1989 durch Eberhard Lotz und Rolf Heinrich mit Kerngeschäft Homogenbelägen; 1996 Übernahme durch James Halstead
Muttergesellschaft: James Halstead plc, GB-Manchester
Umsatz: 27 Mio. EUR (2002/2003, das Geschäftsjahr endet am 30. Juni)
Exportquote: ca. 35%

Sortiment: Homogene PVC-Beläge, PVC-Designbeläge für Objekt und Wohnen, Gummibeläge, jeweils plus Zubehör
Kollektionen: Expona Art & Design Collection (Heterogene PVC-Objektbeläge), Performa (Homogene PVC-Beläge), Saarflor Systems (Gummi), Expona Domestic (PVC-Designbeläge für den Wohnbereich), Camaro (PVC-Designbeläge für den Wohnbereich)

Service: Designzuschnitt, CAD-Entwürfe für Bodengestaltungen, Anfertigung von Logos, Signets und Intarsien, Musterservice, Verkaufs- und Verlegeschulungen, umfangreiches Präsentationsmaterial einschließlich Designbroschüren etc.


Ketterer + Liebherr -Daten und Fakten

Ketterer + Liebherr GmbH
Gündlinger Str 20
79111 Freiburg
Tel: 0761/478140
Fax: 0761/4781490
e-mail: mail@ketterer-liebherr.de

Profil: Starker Bodenbelags-Regionalgrossist mit Stammgebiet in Baden-Württemberg und Ausstrahlung bis nach Nordbaden/Pfalz, Rhein-Main/Rheinhessen und Elsass
Gründung: 1956
Geschäftsführung: Eberhard Liebherr, Thomas Liebherr, Katharina Schneider (Prokura)
Tochtergesellschaft: Lotter + Liebherr in Gaggenau mit Filialen in Mainz und Ofterdingen; fungiert im Bereich Bodenbeläge als Zentrallager für die beiden Gesellschafter Ketterer + Liebherr und Lotter

Filialen: Schwenningen, Lörrach, Überlingen, F-Sausheim
Umsatz: knapp 30 Mio. EUR
Sortiment Bodenbeläge: textile Beläge, CV-Beläge, PVC, Linoleum, Kork, Parkett, Laminat, Gummi, Zubehör, Verlegewerkstoffe, Werkzeug Möbelstoffe


Ganter GmbH - Daten und Fakten

Ganter GmbH
Rottweiler Str. 96
78056 Villingen-Schwenningen
Tel: 07720/80820
www.ganter-parkett.de

Profil: Kompenter Handwerksbetrieb mit angeschlossenem Fachhandel, "Platzhirsch" in Villingen-Schwennigen
Gründung: 1961 als Parkettlegerbetrieb durch den Vater des jetzigen Inhabers, 1991 Übernahme durch Sohn Rüdiger Ganter, 1992 Umzug ins Industriegebiet Schwenningen, 2003 Umzug an heutigen Standort
Inhaber und Geschäftsführung: Rüdiger Ganter (Vertrieb, Kundenbetreuung, Einkauf etc.) und Ehefrau Gudrun (Finanzen)
Mitarbeiter: 14
Umsatz: 2 Mio. EUR

Sortiment: Textile und elastische Bodenbeläge jeglicher Art, Parkett, Kork, Gardinen und Dekostoffe, Möbelstoffe, Sonnenschutz, Zubehör
Tätigkeitsfelder:
- 30% Bodenbeläge Objektgeschäft
- 30% Bodenbeläge Privatgeschft
- 40% Gardinen, Sonnenschutz, Polstern
aus BTH Heimtex 11/04 (Wirtschaft)