Fußbodentechnik Detlev Kudell

Englische Architektur in Berlin-Nikolassee


Sachlich und zweckmäßig war die Architektur des Erfurter Architekten Hermann Muthesius, der sich um die Jahrhundertwende viel mit englischer Architektur beschäftigte. Zeugnisse dieses Einflusses sind verschiedene englische Landhäuser, die Muthesius in Berlin-Nikolassee verwirklichte. Ein klassisches Beispiel ist das 1907 errichtete Haus der Familie Freudenberg, das seit einiger Zeit von den jetzigen Eigentümern originalgetreu restauriert wird. Bereits 1999 arbeitete die Firma Fußbodentechnik Detlev Kudell aus Langerwisch an der Beseitigung der bestands- und liegezeitbedingten Schäden an den Holzpaneelen im Salon und im Wohnraum sowie an der Restaurierung des Tafelparketts.

2002 kam für Kudell ein überaus interessanter Folgeauftrag hinzu: Die Restaurierung bzw. Rekonstruktion der eindrucksvollen ovalen Eingangshalle des Freudenbergschen Landhauses. Daneben wurde auch der Fußboden im Erdgeschoss rekonstruiert, der zu der Zeit als Dielenboden ausgeformt war. Der Innungs- und Restaurierungsfachbetrieb entwickelte einen dem allgemeinen Einrichtungsstil des Hauses entsprechenden Boden. So wurden zum einen die in den Wandpaneelen verwendeten Hölzer auch für den Boden in der Eingangshalle berücksichtigt. Zum anderen übernahmen die Restauratoren für den Parkettboden Mahagoni/Messing-Stilelemente von dem Brüstungsgeländer der Eichentreppe.

Ellipsen nehmen Stilelemente der Treppe auf

Im Detail bedeutet dies, dass ellipsenförmige Einlegearbeiten aus Messing und Mahagoni in das Parkett integriert wurden. Das für die Eingangshalle rekonstruierte Tafelparkett sollte strahlenförmig aus dem Zentrum des Raumes bis an die angrenzenden äußeren Wandpaneelen reichen. Das Zentrum wiederum wurde mit einer längsfurnierten zentralen Ellipse gestaltet und mit einer Messingintarsie zusätzlich betont. Das nach außen laufende Strahlenmuster ist zudem mit Hilfe einer in gleicher Maserrichtung verlaufenden 50 mm breiten Mahagoni-Ader in eine innere und äußere Ellipse unterteilt. Dabei stößt die Innenellipse an die Innenwangen der Treppe. Die Außenellipse wiederum wurde mit einer 20 mm breiten Mahagoni-Ader nach außen abgegrenzt.

Eine bewusst andere Optik wählten die Verantwortlichen für die Nische im Eingangsbereich: Die Schwelle haben die Parkettleger zweigeteilt schräg furniert, so dass gleich beim Betreten der Eingangshalle der Blick auf das Zentrum gelenkt wird.

Millimetergenauer Verlegeplan

Der Grundriss der Eingangshalle in Form der Ellipse mit der angrenzenden Schwelle und der aufgehenden Geschosstreppe waren für die Firma Kudell vorgegeben, gleichzeitig wurde die Fläche durch die hochwertigen Wandpaneelen eingefasst, die auf dem Bestandsdielenboden aufstanden. Das einzubauende Tafelparkett sollte ohne randabdeckende Sockelleisten eingepasst werden, so dass ein millimetergenauer Verlegeplan messtechnisch erstellt werden musste.

Als Festpunkte für den Verlegeplan dienten die markanten Eckpunkte des Raumes, von denen aus 21 strahlenförmige, auf das Zentrum zulaufende Segmente gelegt wurden. Die Innenellipse ist durch eine breitere Mahagoni-Ader abgetrennt, die auf die erste Auftrittsstufe der Treppe zuläuft. Die äußere Ellipse besteht aus analogen Verlegesegmenten.

Eiche auf Multiplex-Platte

Die Verlegesegmente haben eine Gesamtdicke von 22 mm und sind zweischichtig aufgebaut. Als Trägermaterial dient eine 16 mm-Multiplexplatte mit einem darauf verleimten 6 mm dicken, nach Farbe und Struktur ausgewähltem Eichenfurnier. Das Zentrum der Fläche war längsfurniert in der Abmessung des später eingesetzten Messing-Zierelements. Alle Teile sind laut Kudell umlaufend genutet und später mit einer Fremdfeder aus Eiche miteinander verbunden.

Der als Unterboden genutzte vorhandene Dielenboden, wurde nachgeschraubt und anschließend zwei Mal diagonal mit der Parkettschleifmaschine mit 16er Korn plan geschliffen. Die einzelnen Verlegesegmente sind untereinander in Nut und Feder verleimt und verdeckt geschraubt auf dem Dielenboden befestigt.
Auch hinsichtlich der Mittelellipse mussten die Parkettleger sehr präzise arbeiten: Um die Mittelellipse im Zentrum des 4 mm dicken Messingzierelements passgerecht positionieren zu können, wurde der komplette Innenkreis, einschließend der umlaufenden Ader entsprechend Verlegeplan ausgelegt. Die Messingellipse wurde auf den Boden aufgerissen, um die Mittelellipse fachgerecht einpassen zu können. Durch das anschließend eingefräste Zierelement ist die Fuge überdeckt.

Nach dem Verkleben der Messingintarsie wurde die Fläche komplett geschliffen, gekittet, grundiert und mit einem seidenglänzenden PU-Lack versiegelt. Das Oberflächenbild, bezogen auf seinen Glanzgrad, sollte den lasierten Wandpaneelen angepasst werden.
aus Parkett Magazin 06/04 (Handwerk)