Gardinen- und Dekostoff-Hersteller luden in München zur Ordermesse

"Stofftrends Made in Germany"

Zum inzwischen vierten Mal veranstalteten renommierte deutsche Gardinen- und Dekohersteller in München eine eigene Ordermesse. Anfang Juli präsentierten Albani, Ernst Beck und Pausa, Gerster, Horn sowie Stoeckel & Grimmler mit Home Decor ihre aktuellen Neuheiten. Das Konzept hat sich bewährt. "Wir sind deutsche Hersteller im Stückwarenbereich und wollen diesen selektiven Kreis erhalten.", erklärt Initiator Hanns Bergmann, Geschäftsführer von Stoeckel & Grimmler.

Eine Beschränkung der Teilnehmer sowie der frühe Zeitpunkt sind Prinzip: In der zweiten Septemberwoche wäre es einfach zu spät, Kollektionen zu zeigen, meinen unisono alle Aussteller. Ein Manko der Heimtex-Tage sei dies: "Die Kollektionen sind im Juni, Juli fertig, was sollen sie lange liegen? Die müssen sofort raus, im September bereits im Einzelhandel vorliegen. Den späten Messetermin der Heimtex-Tage fanden wir von Anfang an ungünstig. Daraus hat sich dann unsere Ordermesse entwickelt," blickt Hanns Bergmann zurück.

Wie auch bei den übrigen Mitausstellern war wenig Bedauern darüber zu spüren, dass die Konkurrenzveranstaltung in diesem Jahr nicht stattfindet. "Die Heimtex-Tage waren ursprünglich hier in diesem Hotel entstanden, wurden dann zu groß und lagen zu spät für den Verkauf der neuen Kollektionen." Nachdrücklich betonte er, wie wichtig der frühe Ordertermin für die Branche ist. Und er hob auch den besonderen Charakter der "Stofftrends Made in Germany" hervor. Bei dieser Veranstaltung finde sich ein Interessenkreis zusammen, der auch die Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit den Kollegen intensiv nutze.

"Die Gruppe ist stimmig", loben sich die Aussteller gegenseitig. Jeder lädt ausgesuchte Kunden ein, die dann beim Bayerischen Abend am Sonntagabend ihr Wochenendprogramm abrunden können. Rund 100 waren es in diesem Jahr, und etwa 250 Besucher insgesamt. Dass vielleicht der eine oder andere Auftrag beim Mitbewerber geschrieben wird, lässt sich dabei offensichtlich verkraften. Die Besucherzahl ist in etwa konstant geblieben und mit einem Nachteil der
Ordermesse können die Aussteller leben: Neukunden können hier kaum gewonnen werden, da das Laufpublikum der großen Messen fehlt.

So widmet man sich eher der Pflege bestehender Geschäftsbeziehungen. "Wenn hier ein Kunde auf dem Messestand keinen freien Ansprechpartner findet, kommt er eben zehn Minuten später wieder," erklärt Ernst-Joachim Beck den Vorteil dieser Überschaubarkeit. "In Frankfurt bliebe er womöglich "in der Tiefe der Hallen" verschwunden." Hierher kämen die angesprochenen und eingeladenen Kunden gezielt, um Stückware zu ordern. "Wir sind zufrieden mit dem, was geschrieben wurde".

Horn-Vertriebsleiter Karl-Hermann Helfer fand, dass schon ein paar mehr Besucher hätten da sein können. "Vielleicht spielte die Hitze eine Rolle, aber man muss auch sehen, dass die Geschäfte total leer sind." Auf jeden Fall sei die Atmosphäre viel entspannter als auf einer Großmesse, "Hier haben wir mindestens zehn Minuten mehr Zeit für jeden Kunden." Unland-Vertriebsleiter Frank Schumacher ergänzt: "Man geht schon vorsichtiger an das Ordern, zielgenauer, sucht die neuen Trends, die einen Anreiz versprechen.

Sonntag ist Besuchertag. Deutlich mehr seien am Sonntag gekommen, beteuern die Aussteller am ziemlich ruhigen Montagnachmittag. Die Hinwendung zum Wochenende lässt die Aussteller über eine Terminverschiebung nachdenken. Die nächste Ordermesse in München könnte dann komplett am Samstag und Sonntag veranstaltet werden.

Eine interessante Messe seien die "Stofftrends Made in Germany", wenn man Umsatz und Aufwand in Relation setzt. "Das Kosten/Nutzen-Verhältnis ist überschaubar", sagt Frank Schumacher, "Das ist auf jeden Fall eine Messe, die sich rechnet. Hier sind reine Stückwarenkunden, hier geht es um Stofftrends und Farbe."

"Wir haben ein Konsumgut, was hinten dran steht", meint Hanns Bergmann zu der immer noch zögerlichen Konsumstimmung im Land. "Es hilft aber nichts, wenn jeder für sich allein weitermacht. Er spricht für sein Familienunternehmen, das er in der vierten Generation leitet, und bezieht doch den ganzen Ausstellerkreis in die Problematik ein: "Wir kämpfen gegen das Ausland. Unser Ziel ist es, Kunden schnell und flexibel auch mit kleinen Mengen zu bedienen. Sicherlich bedeutet das auch einen höheren Preis. Aber wenn das Produkt stimmt, ist der Preis nicht entscheidend. Das muss unser Anspruch sein." Aber auch seine Geschäftspartner draußen fordert Bergmann: "Der Fachhandel müsste gewaltig daran arbeiten, die Frequenz zu erhöhen."

Mit welchen Trends versucht die Industrie Kaufanreize zu schaffen? Beim ersten Blick in den Ausstellungsraum zeichnete sich ab, dass intensive warme Rottöne der Renner sind. Ernst Beck zeigte neue Ausbrenner, sein Spezialgebiet, eine Serie Organza mit passendem Longcrash und Taftplissee. Kombiniert werden Unis zu geometrischen Dessins, Drucke zu Changeants oder zu Ausbrennern, etwa Kirschblütenmotiven. Neben Orange, Rot, Gelb, Bordeaux stehen die ruhigen Töne Creme, Weiß, Hellbraun. In der Nebenkoje präsentierte Pausa romantische Blümchenmotive, dekorative Ausbrenner und Graphics hauptsächlich in frischen, hellen Tönen.

Transparenz ist top bei Horn, Scherlis und Organza. Dekos seien verhaltener gemustert, sagte Helfer zu den aktuellen Neuheiten. Verkaufsrenner sei ein roter Querstreifen aus buntgewebtem Organza mit farblich abgestimmter Kette gewesen. Tafte seien nach wie vor ein Thema.

Bei Gerster ist die Farbigkeit verhaltener, cremiges Weiß in Abstufungen nimmt großen Raum ein.

Albani schwelgt in Rot und Terra, stellt Weiß mit Hellblau und Grün dazu. Transparenz ist wichtig. Erstmals wird "Elga" vorgestellt, Jacquards mit Stickoptik, mit ausgelösten Mustern und Arabesken. Neue Kindermotive sind naiv-bunt gemalte Häuser oder lustige Comic-Elche.

Das neue Rot bei Unland hat noch den Terracotta-Ton in sich, wirkt aber intensiver. Es werde gut geordert, berichtete Frank Schumacher. "Ein sehr konsumiges Thema, vor allem in der Kombination mit Creme und Gelb." Grüntöne sind die zweite Farblinie, ein sanftes Pistazie etwa. Deko- und Transparenzstoffe werden als Composé angeboten. Es gäbe hier regionale Unterschiede: "Im Süden mehr Transparenz, im Norden mehr Deko." Und Schumacher weiter: "Ich glaube schon, das sich Deko wieder erholt."

Bei Stoeckel & Grimmler gibt es mehrere Trendthemen: ein Organza-Querstreifen etwa in Rot und Bordeaux oder die dekorative Indien-Schiene, ein doppeltes Changeantgewebe mit Gold. Mit Home Decor, dem Konfektionsbetrieb, "wollen wir Themen verkaufen", sagt Bergmann. Die Produktpalette umfasst Kissen, Plaids, Bodenkissen, Tischdecken oder Sitzwürfel, die in München mit Patchwork-Stoff überzogen waren. Neuheiten sind hier ein Landhaus-Thema aus Vichykaro in Gelb oder Orange mit passendem Zitrusbäumchenmotiv oder Tischläufer zum nächsten Saisonthema: Merry Christmas.
aus BTH Heimtex 07/03 (Marketing)