Ordermesse München: Die Aussteller geben dem Handel Anregungen

"Wer die Ware gut präsentiert, kann noch gute Geschäfte machen"

Die Ordermesse München hat sich offensichtlich etabliert: Unter dem Motto "Stofftrends Made in Germany" präsentierten Albani, Ernst Beck, Gerster, Home Decor, Horn, Stoeckel & Grimmler und Unland inzwischen zum fünften Mal ihre neuen Kollektionen mit dem Stückgeschäft im Mittelpunkt. Ganz gezielt soll hier nicht eine anonyme Laufkundschaft wie auf den großen Messen bedient, sondern das Gespräch und der Kontakt mit bestehenden Kunden intensiviert werden.

Auf Besucherzahlen mögen sich die Organisatoren der Ordermesse München nicht festlegen, "jedes Jahr ein kleiner Zuwachs", schließlich legen die Aussteller weniger Wert auf die reine Zahl als die Möglichkeit zum ausführlichen Gespräch: "Wann haben wir solch eine Gelegenheit, ohne Zeitdruck mit unseren Kunden zu sprechen?" Etwas besser als im Vorjahr (rund 250 Besucher) sollen Resonanz und Orderverhalten gewesen sein, erfuhr BTH Heimtex auf Nachfrage. Angesichts des früh auslaufenden Besucherstroms am letzten Veranstaltungstag fragt sich dann aber, ob eine Verkürzung nicht sinnvoll wäre. Vermisst wurden in diesem Jahr die Österreicher.

Man stehe nicht in Konkurrenz zum Mitbewerber, ist auf den Ständen zu vernehmen, sondern zu anderen Branchen. Stoeckel & Grimmler-Geschäftsführer Hanns Bergmann, geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wir als Deutsche müssen zusammenhalten..." - schließlich gehe es nicht gegeneinander, sondern gegen den großen Weltmarkt. "Wir müssten uns offensiver zeigen und alle gemeinsam daran arbeiten, dass die neue Ware in die Schaufenster kommt", meint auch Unland-Vertriebsleiter Frank Schumacher, "neue Wege beschreiten, sich an Gewerbe- und Handelsschauen beteiligen, Partnerschaften eingehen - und das naheliegendste: die Trends in die Fenster bringen." "Wenn man das Handwerkszeug beherrscht, kann man auch in einem schwierigen Markt noch Punkte machen", glaubt Thorsten Bopp, Verkaufsleiter Inland bei Ernst Beck. Hier sei der erste Indikator, zu sehen, ob das "Handwerkszeug" passt, ob Farben und Kollektionsaussage stimmen. Nachdem das Jahr verhalten angefangen habe, sieht man inzwischen einen Silberstreifen am Horizont.

Als Test für die neue Kollektion sieht Hanns Bergmann die Ordermesse München. "Hier haben wir die Reaktion der Kunden sehr direkt - und sowohl Kollektion wie auch Messe sind bei den Kunden gut angekommen." Dies sei keine Messe, die spontan angefahren wird, "aber von den angemeldeten Kunden sind alle gekommen". Es sei Sinn und Zweck der Ordermesse, hier zu ordern und das passiere auch. Der Jacquardspezialist hat ganz bewusst auf Buntgewebe gesetzt, mit denen farblich in Serien gearbeitet werde. "Dass man die Kollektionen aufeinander abstimmt, ist auch unser Erfolgskonzept." Mit den Weihnachtsartikeln der Home Decor-Kollektion wolle man sich vom Markt absetzen und dem Händler, der sein Lager eigentlich schon voll hat, ein gewisses Paket von Neuheiten bieten. Zur Dekoration werden pro Saison vier Fenster mit entsprechenden Deko-Paketen angeboten - Kissen, Tischdecken, Läufer plus Mitnahmeartikel.

Hauptsächlich die größeren Kunden hat Horn eingeladen, was mit deren Erscheinen aus dem Raum Ulm, Stuttgart, ganz Bayern und vereinzelt auch Hessen honoriert worden sei. "München ist halt auch ein touristischer Anziehungspunkt", gibt Karl-Hermann Helfer, Verkaufsleiter Inland von Horn, das wieder, was er am Stand vom Kundenkreis vernimmt. Die Kollektion zeigt viele Organzas, auch gecrasht, aktuelle Quer- und Längsstreifen, sowie ein breites Angebot an grafischen Drucken. Ganz neu ist ein raumhoher, buntgewebter Organza mit Bleiband und ein heller Inbetween, 1,50 oder 3 m hoch zu haben, als Raffrollo oder Store. "Warme Töne und Rot in allen Abstufungen dürften im Verkauf ganz vorn liegen".

Wer den Raum "München" im Untergeschoss des Arabella Sheraton betritt, erfasst mit einem Blick den deutschen Fenstertrend: Nach wie vor ist Orange und Rot die dominierende Farbe, aber etwas weicher geworden, etwa mit Vanille gemixt. Dem Terracotta folgen Brauntöne von Schokolade bis Milchkaffe und Natur. Teilweise aber, erklärt Hanns Bergmann, "werden den Leuten die Orange- und Rottöne fast schon zu viel - obwohl sie im Verkauf mit Abstand die Hauptfarben sind. Aber ein Wechsel, etwa zu Naturtönen, zeichnet sich ab." Frisches Grün (mit Blau eine kühle Kombination) wird stärker - und eine lang verpönte Farbe erlebt ihre Renaissance: Gelb in allen Schattierungen, von ganz hell bis zu tiefem Goldgelb. Unland setzt auf Transparenz, Querstreifen und florale Drucke "auf modernen Materialien". Die Zielgruppe wird weit gefasst, angesprochen werden sowohl junge als auch "gesetztere" Kunden. Bei Ernst Beck fällt ein ein transparentes Dessin im Batiklook der Siebzigerjahre ins Auge. Die Farbverläufe changieren von grün bis violett, etwas dezenter ist die Variation in hellem Terracotta. Bei Gerster stehen bedruckte Voiles im Mittelpunkt und ein Ausbrenner in Semi-Organza-Qualität mit bunter Blumenranke. Aufgestellte Dekorationswände zeigen vielfarbige Gardinenhalter mit satinierten Glasperlen, Schmuckbänder und Posamenten. Und nach wie vor stark gefragt: die romantischen Weißstickereien.

"Auch wenn hier keine Riesenumsätze gemacht werden," sagt Albani-Vertriebsleiter Eckart Moj "ist dies die Veranstaltung mit dem besten Kosten/Nutzen-Verhältnis." Was fehlt in der Kollektion, was soll sich ändern, was bleiben? "Hierher kommt das gehobene Publikum aus der Branche, deren Kritik ist wegweisend. Jetzt sind noch Korrekturen möglich." Albani hat einen starken Mix von Farben im Angebot, etwa bei einem feinen Streifen im Missoni-Look, bunten Retro-Farbkreisen oder einem transparenten Op-Art-Dessin. Neu sind auch modern aufgefasste florale Stickereien, zarte Dessins in einer frischen Landhauskollektion sowie ein Schulanfängermotiv innerhalb der Serie von Kinder- und Jugendartikeln, für die Albani ein bekannter Anbieter ist. Als Meterware oder fertig konfektioniert gibt es Wintermotive: "Keine Weihnachtsmotive, sondern Elche, Schneemänner oder Kerzen - denn die kann man schließlich den ganzen Winter über brennen lassen."
aus BTH Heimtex 10/04 (Marketing)