Claude Ludwigs Start als Parkettlegermeister in Linz am Rhein

Wetten, dass ... er es schafft?

Es fällt auf, wenn "Leitende" aus freier Entscheidung die Position aufgeben, in der sie bis dahin engagiert und erfolgreich tätig waren. Die Fälle häufen sich auch in der Parkettbranche - vor allem in der Industrie, in deren Gefolge aber ebenso im Handel. Einer, der im letzten Jahr von sich reden machte, ist Claude Ludwigs: Der langjährige Geschäftsführer von Bauwerk Deutschland hängte zehn Jahre an den Nagel und machte sich als Parkettlegermeister selbständig. Im September gründete er in seiner Heimatstadt Linz/Rhein ein Parkettlegerunternehmen, im Mai nun eröffnete er eine schmucke Parkettausstellung.

Insgesamt 27 Jahre - zuerst während des Studiums in Rosenheim, das er als Dipl.Ing. (FH) Architekt abschloss, zuletzt als Bauwerk-Geschäftsführer in Miltenberg und Bodelshausen - blieb Claude Ludwigs wenig Zeit für persönliche Neigungen. Dennoch blieb der Linzer ein "handfester" Rheinländer, der eines Tages mit Bauwerk-Mitarbeitern wettete, dass er es schaffen würde, Parkettleger zu werden. Es war ein Jux, aber die Wette galt, und sie reizte Ludwigs, Fakten zu schaffen. Nach bestandener Gesellenprüfung setzte er dann sogar noch den Trumpf drauf: Am 22. Juli 1999 bestand er die Meisterprüfung. Dass er zwei Jahre später nicht mehr ein "Leitender", sondern tatsächlich ein "Legender" sein würde, ahnte er damals noch nicht.

Einige Faktoren führten dann zu einem relativ schnellen Entschluss. Vor allem, dass ihm "nach Nybron" die berufliche Heimat fremd wurde, erleichterte die Rückkehr an den Ort der Kindheit und Jugend. Dem "Ade" bei Bauwerk folgte die Gründung des Parkettlegerbetriebes in Linz auf dem Fuße. Seither spürt Claude Ludwigs die Befriedigung, "mit eigener Hände Arbeit" eine Existenz aufzubauen, ihr "nach eigenen Ideen" Inhalt und Form zu geben. So lange "höchstens fünf Mitarbeiter" sowieso "in weiter Ferne" sind, genießt Ludwigs den eigenen Einsatz zusammen mit einem Helfer: "Es ist doch so: Was ich selber mache, erfüllt exakt meine Anforderungen. Ich bin da sehr penibel - ein Pedant, der es anderen schwer macht. Außerdem sind die Kunden happy; viele von ihnen wollen den Meister selber sehen. Am Abend oder wenn der Auftrag fertig gestellt ist, haben auf diese Weise alle ihr Erfolgserlebnis". Seine künftigen Mitarbeiter will er sich selber heranziehen; im August kommt der erste Lehrling.

Claude Ludwigs gehört zu der Generation, die Großbetriebe oft aus eigenem Erleben kennen gelernt haben und - wenn sie in die Selbständigkeit hinüberwechseln - ganz bewusst klein und "nah dran" bleiben wollen. Kaum einer verfällt der Illusion, dass es ohne Stress geht, "aber der hat eine andere Qualität", ahnt Ludwigs. Der Sterne-Koch, der einst in Bonn Staatsbesucher bekochte und jetzt in Linz "die kleinste Gaststätte Deutschlands" betreibt, wird es bestätigen.

Nun ist das beschauliche Linz um einen weiteren Anziehungspunkt reicher: Das Ladengeschäft von Parkett Ludwigs trägt einen Hauch von Eleganz in die Fachwerk-Idylle. Nach eigenen Vorstellungen und in Eigenleistung baute Claude Ludwigs ein heruntergewirtschaftetes Gemäuer, das lediglich den Vorteil einer Fassade mit absprechenden großen Rundbogenschaufenstern bot, gründlich um. Anregungen kamen von einem befreundeten Architekten. Das Ergebnis ist eine fast mediterran anmutende, stimmungsvolle Parkett-Ausstellung auf 200 qm, deren Boutique-Charakter Luxus verwöhnte Kunden aus den umliegenden Großstädten anspricht, aber kleinstädtische Klientel nicht verschreckt. Markante Backsteinsäulen, dezente Pastellfarben und wenige modische Akzente lassen den Parkett-Musterflächen "den Vortritt". Der Rahmen soll auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden; zwei Vernissagen sind schon fest terminiert.

Weil die Trennung von Bauwerk einvernehmlich erfolgte, nutzt Ludwigs den Vorteil seiner engen Beziehungen zu den Schweizer Parkettmachern. Die Parkettausstellung zeigt im wesentlichen das breite Bauwerk-Spektrum einschließlich der weniger bekannten Bonbons wie ein Parkett in Jeans-Blau. Darüber hinaus kann Ludwigs Spezialanfertigungen in der Bauwerk-Tischlerei herstellen lassen. Deren vielfältige Möglichkeiten führen über besondere Musterverlegungen bei Parkett weit hinaus, werden aber bisher von Handwerkern - wie Ludwigs weiß - "viel zu selten genutzt". Schwerpunktmäßig soll das Angebot auf Zweischicht-Parkett, das noch um einige besondere Holzarten ergänzt werden wird, sowie auf Massivparkett ausgerichtet bleiben. Dreischichtiges Fertigparkett würde sich mit dem Handwerk, wie Ludwigs es versteht, und mit dem Charakter seines Unternehmens nicht vereinbaren lassen. Konsum-Wettbewerb sei nicht sein Ding, betont Claude Ludwigs.
aus Parkett Magazin 03/02 (Handel)