Der Parkettlegebetrieb Sauer betreibt in Marburg einen Fachmarkt der besonderen Art

Der richtige Rahmen für "beglückende Kauferlebnisse"

Parkettdarbietung wie in einer Kunstgalerie, Events veranstalten, Holzfußböden zu einem Bestandteil modernen Life-Styles machen: Der Parkettlegebetrieb Berthold Sauer mit Stammsitz in Wetter hat in der Universitätsstadt Marburg ein ehemaliges Fabrikgebäude für eine Parkettausstellung der besonderen Art hergerichtet.

Die Ausstellung ist sehenswert. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet das Haus selber. Das beginnt bei den konstruktiven Elementen wie hölzernen Stützbalken, reicht von der Raumaufteilung und dem Zuschnitt der einzelnen Räume über das Treppenhaus und den alten Fahrstuhlschacht bis hin zu Details wie alte Lichtschalter und Steckdosen aus Bakelit. Gleichzeitig wirkt alles - hervorgehoben durch die künstlerisch eigenwillige Raumplastiken - sehr modern.

Das dreistöckige Gebäude wurde 1904 als Zigarrenfabrik errichtet, im 2. Weltkrieg teilweise zerstört und später als Produktionsstätte für Kabel genutzt. Danach richtete die Universität Marburg eine Forschungsabteilung ein. Im Jahr 2000 wurde das Gebäude zur Miete mit Vorkaufsrecht angeboten. Parkettlegermeister Berthold Sauer erkannte die Möglichkeiten: ein Haus mit "Schokoladenseite" zu einer viel befahrenen Schnellstraße. Insgesamt investierte Sauer annähernd 1 Million EUR in die Bauerhaltung und die Gestaltung der Ausstellung.

Selber Neuem gegenüber stets aufgeschlossen und am modernen Kunstgeschehen interessiert, fanden Berthold und Sieglinde Sauer in Axel Bender und Udo Geisel vom Institut für Formgebung und Lebensraumgestaltung zwei unkonventionelle Ideengeber. Sie sorgen für überraschende Effekte, indem sie die zweckmäßig-behäbige Bausubstanz mit verspielten Phantasie-Gebilden kontrastieren: Im Eingangsbereich zieht eine Halbplastik die Blicke auf sich, im Ausstellungsraum entpuppen sich zwei Plastiken als surrealistisch anmutende Sessel.

Auf drei Stockwerken mit insgesamt 600 qm Fläche entstand eine "Erlebnisausstellung" zum Flanieren und Verweilen. Kunstausstellungen, Vortragsveranstaltungen und Jazz-Frühschoppen ermöglichen "fachübergreifende" Kontakte und Dialoge. Auch Fachseminare werden abgehalten. Bewusst sind verschiedene Zielgruppen angesprochen. Einen guten Draht hat Berthold Sauer zu Architekten hergestellt. Das Gros aber sind Privatkunden, die auf das Ambiente und die ebenso behagliche wie fröhliche Atmosphäre des Hauses erklärtermaßen positiv reagieren: "Die Ausstellung schafft es offenbar, für die Welt der Holzfußböden zu begeistern und den Kauf eines Parkettbodens zu einem beglückenden Erlebnis zu machen", sehen Berthold und Sieglinde Sauer ihr Konzept bestätigt.

Variables Angebot

Das Angebot basiert nicht ausschließlich auf renommierten Spitzenprodukten, sondern durchaus auf einer soliden "Mitte". Im Erdgeschoss wird das Mitnahmeangebot unterbreitet. Es umfasst Parkett, sämtliches Verlegezubehör wie Leisten, Kleber, Lacke und Öle sowie Schleifmaschinen und Zubehör. Mit den Produkten werden in anschaulicher Form auch Informationen vermittelt. Im 1. Stockwerk ist das gesamte Fertigparkett-Angebot gebündelt. Im Dreischichtbereich dominiert Höhns-Parkett, im zweischichtigen Bereich Margaritelli mit seinem Listone Giordano-Parkett, dem ein separater Raum gewidmet ist. Überall herrschen Tageslichtbedingungen, unterstützt von einer geschickten Kunstlichtregie. Im zweiten Stockwerk findet der Besucher Massivböden aller Art, unter denen Dielen als Spezialthema wiederum einen Extraraum beanspruchen.

Der Kreis der Lieferanten, mit denen Parkett Sauer zusammenarbeitet, ist "intim", aber groß genug, um alle Bedürfnisse befriedigen zu können. Hauptlieferanten sind Höhns, Tarkett (Mehrschichtparkett), Margaritelli (Zweischichtparkett) und Drüsedau (Massivdielen, Stab- und Mosaikparkett) sowie Spezialanbieter wie Profundo Verde (für Olivenparkett), Schreck (Bambusparkett), Luso Kork (Korkböden) und Tilo (Linoleumböden), ferner Bona, Berger-Seidle, Thomsit und Ardex. Prinzipiell achtet Sauer bei der Wahl seiner Lieferanten auf eine Streuung, die seine Unabhängigkeit wahrt und dem Kunden qualitative und preisliche Auswahlmöglichkeiten bietet. Laminatböden wurden nicht ins Sortiment aufgenommen - mit der Begründung: "Wir wollen Spaß an unserem Handwerk behalten".

Intensive Kundenberatung

Kundenberatung soll überzeugen, nicht überreden. Parkettlegermeister Sauer legt die gleiche Elle aber auch an seine Lieferanten an. Wer hier starre "Systeme" durchsetzen will und nicht bereit ist, flexibel auf unternehmensspezifische Wünsche einzugehen, kommt schwerlich zum Zuge. Vorgefertigten Ausstellungssystemen oder fertig geschnürten "Paketen" für Heimwerker hat er eine Absage erteilt.

Parkett Sauer versteht sich nicht als Anbieter "leichter Lösungen". In die Kundenberatung wird viel Zeit investiert. Wer bei Parkett Sauer - vergeblich - einen Laminatboden sucht, bekommt die Alternativen Furnierboden oder Mosaikparkett aufgezeigt. "Fast die Hälfte aller Interessenten lässt sich überzeugen", ist der Erfahrungssatz. Auch Zugeständnisse an die Verlegetechnik kommen für Sauer nur selten in Betracht: "Eine fachmännische Verlegung bedeutet für uns in der Regel eine vollflächige Verklebung".

Das bedeutet nicht, dass sich Parkett Sauer Heimwerker-Lösungen grund-sätzlich verschließt oder verweigert. Jedoch liegt dem Unternehmen hier an soliden Ergebnissen. In einer Info-Sendung des Hessischen Fernsehens mit Obermeister Roland Weilbächer nutzte Berthold Sauer deshalb die Gelegenheit, den Aufbau eines Holzfußbodens und alle dafür erforderlichen Schritte zu erläutern.

Parkett Sauer verfügt - heute in zweiter Generation - über eine breite fachliche Basis: Berthold Sauer ist Schreinermeister, Parkettlegermeister und staatlich geprüfter Bodenleger. Der Verlegebetrieb mit elf Beschäftigten ist nach dem Umzug der Parkettausstellung nach Marburg am Stammsitz in Wetter geblieben. Das Tätigkeitsfeld umfasst außer Holzfußböden auch Fenster und Rollläden. Großen Wert legt man auf einen gepflegten Firmenauftritt und eine Kundenansprache, die nicht mit der Fertigstellung des jeweiligen Auftrags endet. "Kundenzufriedenheit ist das Wichtigste. Nur dann fallen alle Bemühungen, sich in Erinnerung zu bringen, auch auf fruchtbaren Boden", betont das Ehepaar Sauer. Die Adressenkartei wird für Weihnachtsgrüße ebenso genutzt wie für Einladungen zu besonderen Veranstaltungen. Der Aktionsradius des Unternehmens reicht bei Objektaufträgen bis weit in den Norden, hat sein Zentrum aber im Umkreis von etwa 100 km. Privatkunden - teilweise im Zusammenspiel mit Architekten - überwiegen mit etwa 70 %, Objektaufträge machen etwa 30 % des Gesamtumsatzes aus. Dass neben Mundpropaganda auf öffentliche Werbung nicht gänzlich verzichtet werden kann, versteht sich von selber: Sie dient vor allem auch dazu, das neue Haus in Marburg "über die Grenzen hinweg" bekannt zu machen.
aus Parkett Magazin 03/02 (Handel)