Kontinuität und Aufbruch im preisgekrönten Kurz-Holzzentrum in Bad Kreuznach

"Preiskampf verstellt den Blick für das Wesentliche"

Die Anerkennung ließ nicht lange auf sich warten: Drei Monate nachdem das Kurz-Holzzentrum in Bad Kreuznach im Juni vorigen Jahres seinen Neubau eingeweiht hatte, wurde das Unternehmen für die Fachmarkt-Gestaltung mit dem Innovationspreis des Gesamtverbandes Holzhandel ausgezeichnet. Damit wurde insbesondere die als Erlebnisausstellung konzipierte Präsentation gewürdigt, in der Parkett einen Schwerpunkt bildet.

Der Entschluss, komplett neu zu bauen, eröffnete reizvolle Möglichkeiten, die geschickt genutzt wurden. Der kubusförmige Neubau wurde von dem ortsansässigen Architekturbüro Gerharz + Frank entworfen. Charakteristisch für das Gebäude ist die Fassade, für deren Konstruktion das niederländische Unternehmen Bruynzeei aus Zandam herangezogen wurde. Betont graziles Tragewerk aus Holz und Fenster, die die gesamte Höhe ausnutzen, lassen das Innere der Gebäudes - den 1.200 qm großen Ausstellungsraum mit offener Empore - besonders leicht, luftig und hell wirken. Darüber liegt eine imposante Dachkonstruktion aus Leimbindern.

Auch für Entwurf und Realisierung des Innenausbaues wurden Profis herangezogen. Dass sich die Ideen aller Mitwirkenden ohne Brüche miteinander verbinden, stellt eine besondere Leistung dar. Die Planung der Ausstellung wurde der PPM Verkaufsoptimierung aus Velen übertragen. Sie nutzt die Weite der Halle, gliedert sie geschickt und setzt Schwerpunkte, beispielsweise beim Empfang oder bei der "Oase", einer mit Grünpflanzen und Wasser südländisch anmutenden Insel für das Gartenmöbel-Programm, die auch für entspannte Verkaufsgespräche genutzt werden kann. Der Möbelbau und die Einbauten in den Büro- und Funktionsräumen erfolgte durch die Firma Morgan Fine Furniture und Fine Arts aus Frankfurt/ Main nach den Vorgaben des Innenarchitekten Heiko Gruber aus Bad Kreuznach.

Bei allem Aufwand wurde aber - wie Geschäftsführer Peter Kurz hervorhebt - "darauf geachtet, dass bei der Realisierung des Projekts ein angemessenes Kosten-/Nutzenverhältnis gewahrt wurde".

Der Neubau markiert zugleich auch den Übergang zur vierten Inhabergeneration. In dem 1923 als Kohlenhandlung gegründeten und in der folgenden Generation als Holzhandlung weitergeführten Unternehmen bildeten harmonisches Einvernehmen innerhalb der beiden Eigentümerfamilien, die Konzentration auf das Wesentliche, Zielstrebigkeit und Solidität immer das tragende Gerüst für den Erfolg. Folgerichtig wurde auch den Vettern Christian und Sven Kurz, die bereits im Unternehmen mitarbeiten, Raum für eigene Ideen bei der Realisierung des neuen Holzfachmarktes gegeben, der sich so in jeder Hinsicht zeitgemäß zeigt - u.a. mit einem Drive-in-System für Selbstabholer, das direkt an die Lagerhalle anbindet. Dort wird die fertig zusammengestellte Lieferung von den Mitarbeitern für den Kunden aufgeladen.

Der Holzfachmarkt wendet sich an den Endverbraucher; hier agiert Kurz als Einzelhändler. Das eigentliche Standbein des Unternehmens ist der Großhandel, der größtenteils Schreiner mit Schnitt- und Bauholz, Türen usw. beliefert, bundesweit operiert und rund 90 % des Gesamtumsatzes der Kurz KG erbringt. Dem Einzelhandel setzen die Lage "in der Provinz" und der Einzugsradius von etwa 50 km relativ enge Grenzen. Zwar ist das Sortiment "nach oben offen, um die Fachkompetenz voll auszuschöpfen", aber der Einstiegsbereich und selbst ausgesprochene Billig-angebote müssen angemessen berücksichtigt werden. Gerade hier - betont Peter Kurz - komme es darauf an, "den Qualitätsanspruch des Hauses zu wahren". Keinesfalls wolle man sich dafür hergeben, "Schrott salonfähig zu machen". Das hat auch rein praktische Gründe: "Für Reklamationen haben wir keine Zeit."

Das Parkettsortiment bei Kurz hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt und beansprucht im neuen Fachmarktkonzept einen unübersehbaren Platz. Am Anfang war Haro: "Damit hat alles begonnen", betont Peter Kurz und fügt im Nachsatz hinzu: "Wir sind unseren Lieferanten treu. Kleinliche Preisvergleiche und das Feilschen um jeden Euro verstellen den Blick für das Wesentliche". Und was ist das Wesentliche? Peter Kurz: "Wir setzen uns Ziele - keine Umsatzziele". Neben Haro, mit dem Kurz den größten Teil seines Fertigparkettsortiments abdeckt, und Adler als Lieferant von dreischichtigen Landhausdielen, begleiten den Kurz-Erfolg - teilweise auch schon seit Jahren - u.a. Gunreben, Chêne de l'est und Schönlein, die
Massivparkett bzw. Massivdielen liefern.

Bei einem Lagervolumen von ständig rund 25.000 qm, bringen es Mehrschichtparkett und Laminatbeläge auf jeweils etwa 40 bis 45 % des Mengenumsatzes, zehn Prozent verbleiben für Massivparkett und Massivdielen - "bei steigender Tendenz seit etwa zwei Jahren", wie Kurz berichtet. Bei Furnierböden sieht Kurz das Problem, dass sie preislich zu nah am Fertigparkett liegen. Dagegen erwartet er von der Click-Verbindung, dass sie sich durchsetzen wird - "nachdem sich davon zuerst nur Privatkunden angesprochen fühlten, inzwischen aber auch die parkettverlegenden Schreiner mitmachen". Peter Kurz hält nichts davon, Kundenwünsche durch übereifrige Beratung zu problematisieren: "Oft will der Kunde gar nicht so genau wissen, was ihn erwartet. Vor allem wenn er sich vor die Alternative einer höheren Preisklasse gestellt sieht". Dennoch wird - beispielsweise bei einem durchschnittlichen Parkettbedarf von etwa 40 qm pro Kunde - meist beträchtlicher Beratungsaufwand getrieben. Die selbsterklärende Produktpräsentation in der Ausstellung ist zwar gut gelöst, aber sie ersetzt keine eingehende Information. Generell gilt für den Bodenbereich bei Kurz, dass ausgefallene Kundenwünsche häufiger werden. Das hat dazu geführt, dass inzwischen auch Thermoholz (von Moco Pinus) vorgehalten wird. Wertmäßig verteilt sich der Gesamtumsatz des Fachmarktes zu jeweils etwa 35 % auf Parkett/Bodenbeläge und Türen und zu jeweils 15 % auf Paneele und Beschläge/Gartenmöbel.

Von den engen Verbindungen, die der Schnittholzeinkauf für den Holzgroßhandel zu Ländern in Fernost herstellt, profitiert auch der Fachmarkt. Dort stehe das Kerngeschäft absolut im Vordergrund, aber "ich lerne auch Essstäbchen als Umsatzträger zu schätzen", schmunzelt Peter Kurz. Das Holzzentrum macht auf verschiedenste Art auf sich aufmerksam. Die auffällige Architektur des neuen Fachmarktes und seine Lage direkt an einem Autobahnzubringer wirken als Magneten. Drinnen bringen Kunst- und Volkskunstartikel Abwechslung in die Ausstellung und auch bereits zusätzliche Kunden.

Weil konventionelle Zeitungs- und Rundfunkwerbung nicht die erwartete Resonanz brachte, wird vor allem in nachhaltige Kundenpflege investiert. Die umfangreiche, ständig aktualisierte Kundenkartei wird genutzt für Einladungen zu Sonderaktionen, kulturellen oder geselligen Veranstaltungen. Das unterstützt auch Mund-zu-Mund-Werbung - "die beste Werbung neben kleinen Geschenken, die die Freundschaft erhalten", wie Peter Kurz weiß. Parkettkunden bekommen Verlegezubehör oder Pflegemittel nicht selten als Zugabe. Eine der Devisen, nach denen das Unternehmen geführt wird, lautet: "Es muss Spaß machen".
aus Parkett Magazin 03/02 (Handel)