Holzring-Geschäftsführer Olaf Rützel: Holzfachhandel vor neuer Herausforderung

"Parkett muss sich dem Endverbraucher anpassen"

Vor allen Dingen der Holzfußboden ist - neben dekorativen Holzwerkstoffen und Gartenholz - ein Produkt, über die der Holzfachhandel in der Vergangenheit Wachstum realisieren konnte. Speziell Parkett ist nach wie vor eine Domäne des Holzfachhandels. Beratungskompetenz und umfassende Sortimente bieten Möglichkeiten, das eigene Unternehmensprofil gegenüber Mitbewerbern aus Baustoffhandel und Do-it-Yourself-Bereich zu stärken.

Über Holzfußböden kann der Holzfachhändler Sortimente und Dienstleistungen anbieten, die ihn aus der Vergleichbarkeit herausführen. Anders als beim Laminatfußboden gilt Parkett beim Verbraucher immer noch als eine Sache, die man beim (Holz-) Spezialisten kauft. Kein anderes Produkt eröffnet bessere Chancen für eine gute Umsatzrendite.

Zur positiven Marktentwicklung tragen die Hersteller durch einen intelligenten Marketing-Mix und durch ständige Verbesserung der Produkteigenschaften bei. Mit neuen Holzarten und -sortierungen, Verbesserung der Oberflächen und Optimierung der technischen Eigenschaften werden speziell die Hersteller von Holzfußböden dem Anspruch nach Innovationskraft, Ideenreichtum und marktorientierter Produktentwicklung gerecht. Ein Anspruch, den vor allem der Holzhandel immer wieder an alle seine Lieferanten richtet. Der Parkettmarkt ist deshalb ein exzellentes Beispiel für partnerschaftliche, erfolgreiche Marktbearbeitung. Sowohl Hersteller als auch Handel akzeptieren gegenseitig ihre Funktion in der Wertschöpfungskette.

In diese "heile Welt" kamen mit Entwicklung der leimlosen "Klick-Technik" neue Rahmenbedingungen. Die Industrie hat - ihrer Aufgabe in der Wertschöpfungskette entsprechend - kontinuierlich an Produktverbesserungen gearbeitet, um Attraktivität und Nutzen für den Verbraucher zu erhöhen. Auch die Verbesserung der Verlegefreundlichkeit ist ein Ziel gewesen, das die Parketthersteller nicht erst seit gestern verfolgen. Nachhaltige Erfolge allerdings konnten erst jetzt auf Basis einer deutlich verbesserten Produktions- und Verfahrenstechnik erzielt werden - wie von den Fußbodenherstellern auf der vergangenen Domotex eindrucksvoll demonstriert.

Mit dem Kompetenzfeld "leimlose Verlegung" eröffneten sich neue Markteintrittschancen für Hersteller, die vorher eher im Bereich Beschichtung, Kantenbearbeitung und Konfektionierung aktiv waren. Mit Einführung der neuen Technologie hat sich die Anbieterstruktur im Fußbodenmarkt drastisch verändert. Die Attraktivität eines Lieferanten macht sich nunmehr nicht nur an Sortimentskompetenz und Oberflächenqualität fest, sondern wird entscheidend durch die Qualität der angebotenen "Klick-Verbindung" geprägt. Junge Unternehmen spielen mittlerweile eine zunehmend wichtige Rolle im Parkettmarkt.

Der Holzhandel hat gespürt, dass Laminatfußboden aufgrund der einfachen Verlege-technik im klassischen Do-it-yourself-Handel enormes Gewicht bekommen hat. Im Fachhandel verlor Laminat kontinuierlich an Bedeutung. Je einfacher ein Produkt vom Endverbraucher zu verlegen ist und je geringer die Hemmschwelle des Preises, desto mehr tendiert dieses Produkt in Richtung des Vertriebskanals Baumarkt und bekommt im Fachhandel, trotz der Beratungskompetenz, einen immer geringeren Wert.

Das gilt auch für Parkett. Bereits heute werben Hersteller mit Slogans wie "Parkett verlegen ist so einfach wie Laminat verlegen". Vor diesem Hintergrund muss sich der Holzhandel darüber im klaren sein, dass mit der stärkeren Anpassung von Parkett an Endverbraucheransprüche dieses Produkt aktiver über Baumärkte vermarktet wird. Sicherlich wird es kurzfristig nicht dazu kommen, dass Parkett zur leimlosen Verlegung fast ausschließlich über Regalpräsentationen oder Verkaufsständer erfolgreich vermarktet wird, aber der Erfolgsfaktor Beratungskompetenz verliert für den Holzfachhandel an Wertigkeit.

Die neuerdings auch auf den Baumarkt ausgerichteten Vermarktungsstrategien ehemals fachhandelstreuer Lieferanten werden dazu beitragen, dass diese Entwicklung an Dynamik gewinnt. Denn das von Herstellerseite angesetzte Marketing wird zukünftig flächendeckend auch den Baumarktbetreibern nutzen. Weitere Verschiebungen wird es wahrscheinlich dazu im Bereich der Verlegerkundschaft des Fachhandels geben.

Die Profi-Verleger hatten ihre Existenzberechtigung in der Wertschöpfungskette zum Verbraucher aufgrund der bis dato schwierigen Verlegbarkeit von Holzfußboden. Eine Verlegeleistung im Objekt oder im privaten Bereich ist immer dann gefragt, wenn die Gefahr besteht, durch unsachgemäße und laienhafte Verarbeitung teures Material zu beschädigen, bzw. den Wert des Parketts durch eine mangelhafte Verlegung massiv zu beeinträchtigen.

Leimlose Verlegetechnik beeinflusst traditionelle Vermarktungswege

Durch die selbständige Verriegelung der einzelnen Dielen werden die berüchtigten Fehler in der ersten Verlegereihe und Folgefehler im Verlegverbund reduziert. Auch die Verlegezeiten sinken drastisch. Die Quadratmeter-Verlegeleistung wird deutlich steigen. Verlegkosten von jetzt ca. 15,00 bis 18,00 EUR pro Quadratmeter sind zukünftig keinem Parkett-Käufer mehr plausibel zu machen. Verlegeleistung wird weniger anspruchsvoll, somit preiswerter und wird somit auch von neuen "Verlegertypen" (werkstattlose Handwerker) durchgeführt. Das führt sicherlich zu einer noch stärkeren Verbreitung von Holzfußboden - allerdings über veränderte Absatzkanäle.

Der beschriebene Markttrend ist generell nicht aufzuhalten. Der einschlägige Holzhandel muss sich dieser Problematik bewusst werden. Veränderungen der Zielgruppenansprache in Richtung Endverbraucher und werkstattloser Handwerker und die aktive Diskussion mit der vorhandenen Verlegerkundschaft über die sich abzeichnende Marktveränderung ist das Gebot der Stunde. Nur wenn sensibel auf die Veränderung der Warenströme mit den entsprechenden Maßnahmen reagiert wird, wird der Holzfachhandel auch zukünftig der Absatzkanal Nummer Eins im deutschen Parkettmarkt bleiben.
aus Parkett Magazin 03/02 (Handel)