Parkett-Heil im Schiller-Städtchen Marbach errichtete Neubau

"Die Provinz" wird attraktiver

Der 5. Juli war für die Familie Heil in Marbach am Neckar ein großer Tag: Mit vielen Gästen aus nah und fern wurde die Einweihung des neuen Firmengebäudes gefeiert und damit für das Unternehmen eine neue Ära eingeleitet. Ausschlaggebend für die bisher umfangreichste Investition in der 70jährigen Firmengeschichte war die Entscheidung der dritten Generation, das Unternehmen fortzuführen.

Die Weichen stellte Parkettlegermeister Günter Heil bereits 1997. Damals entschied sich Sohn Dieter Heil, der seit 1990 im 30 km entfernten Mainhardt einen eigenen Parkettlegerbetrieb hat, zugleich auch den väterlichen Betrieb in Marbach weiterzuführen. Die mit der Zusammenlegung beider Unternehmen verbreiterte Basis stärkte Dieter Heil zusätzlich, indem er 1998 die Parkettrestauratoren-Befähigung erwarb.

1999 wurde dann der Grundstein für den Neubau gelegt. Unvorhergesehene Untergrundprobleme verzögerten die Fertigstellung, aber im Dezember 2001 war es geschafft. Die feierliche Einweihung wurde in den Sommer verlegt. Fast 150 Gäste kamen, um der Familie zu gratulieren.

Die ganze Familie ist aktiv

Die Firma Heil ist ein Familienunternehmen in dritter Generation. 1932 hatte sich der gelernte Schreiner Hans Heil nach zehn Gesellenjahren als Parkettleger selbständig gemacht. Als nach dem Krieg Parkettböden boomten, begleitete ihn seine Frau auf die Baustellen. Sie lernte, Böden zu versiegeln und half ihm viele Jahre bei der Arbeit.

"Die Eltern haben arg viel geschafft", erinnert sich Günter Heil voller Anerkennung. Er erlernte das Handwerk vom Vater und übernahm 1961 den Betrieb, in dem später seine Frau Karin in Büro, Verkauf und Beratung tätig wurde und Sohn Dieter seine handwerkliche und zugleich auch kaufmännische Ausbildung erhielt. Die Gesellprüfung bestand er mit "sehr gut", die Meisterprüfung legte er 1987 ab. Dass die Ehefrauen an der Entwicklung des Unternehmens wesentlichen Anteil haben, ist schon Tradition: Heute leitet Karin Heil das Büro und Ladengeschäft in Marbach, in Mainhardt führt Schwiegertochter Elke Heil die Regie.

Neubau mit Vorzügen

Der Neubau des Firmengebäudes in Marbach bietet viele Vorzüge: Verkehrsgünstige Lage in einem kleinen Gewerbegebiet direkt an der Hauptstraße, moderne Architektur als ansehnlicher Rahmen für eine gegliederte, übersichtliche Ausstellung, Schaufenster für wirkungsvolle Produktpräsentation, Platz für Büroräume, Werkstatt und Sozialräume.

Die befahrbare Lagerhalle schließlich erleichtert den Lieferverkehr.

Die neue Bewegungsfreiheit erleben Familie Heil und Mitarbeiter als besonderen Gewinn. Vorher spielte sich alles in relativ beengten Räumen in der Stadt ab, die als Schillers Geburtsstadt und romantisches Kleinod zwar Touristen entzückt, wegen ihrer natürlichen Lage über dem Neckar und der mittelalterlich engen Bebauung aber für Gewerbebetriebe nur begrenzte Entfaltungsmöglichkeiten bietet.

Dass Parkett Heil auch dort schon über 70 qm Ausstellungsfläche verfügte, "war von außen einfach nicht zu erkennen". Innerbetrieblich kam erschwerend hinzu, dass Funktionsräume nicht zeitgerecht gestaltet werden konnten.

Nach einem geeigneten Bauplatz wurde lange gesucht. Mit 300 qm Ausstellungsfläche, 160 qm Werkstatt- und Sozialräume und 450 qm Lagerfläche mit Hochregalen ist nun für die Zukunft vorgesorgt. "Vorausgesetzt, dass im jeweiligen Produktbereich ein einigermaßen attraktives Angebot vorhanden ist, kaufen immer mehr Kunden bewusst in Marbach ein", beobachtet die Firma Heil seit einiger Zeit.

Nach Stuttgart oder der Kreisstadt Ludwigsburg ist es zwar nur ein Katzensprung, aber Großstadtgetümmel und Riesenauswahl bedeuten für manchen auch Stress - entbehrlich, wenn die Provinz "gut sortiert" ist. Ein Zusammenschluß von zwölf besonders engagierten Handwerksbetrieben aus verschiedenen Gewerken, der Arbeitskreis Ludwigsburger Handwerker (A.L.B.), in dem Heil den Sektor Parkett und Bodenbeläge vertritt, kommt der Breite und Tiefe des Angebots und dem Handwerk selber zu Gute.

Wenig Konkurrenz

In Marbach ist Parkett Heil der einzige Parkettleger-Fachbetrieb neben einigen Raumausstattern. Zusammen mit dem Betrieb in Mainhardt umfaßt der Einsatzbereich die städtischen Räume Heilbronn, Schwäbisch Hall, Stuttgart, Ludwigsburg, Vaihingen, Leonberg und Heilbronn sowie ländliche Naherholungsziele und Feriengebiete.

Das gesamte Sortiment besteht aus Holzfußböden, Kork- und Linoleumbelägen, Laminatböden, textilen und elastischen Bodenbelägen, Heimtextilien, Sonnenschutz sowie Reinigungs- und Pflegemitteln für Fußböden.

Wohin der Umdenkungsprozess der Konsumenten, der kleine Fachgeschäfte in der Provinz verstärkt wahr nimmt, führen wird, ist noch nicht klar erkennbar. Während das typische Fachgeschäfts-Angebot mit Produkten im mittleren Preissegment einschließlich Serviceleistungen wie Zuschneiden, Nähen und Verlegen gut angenommen wird, hofft man bei Heil darauf, dass das betont preisgünstige Mitnahmeangebot bei Parkett und Laminat zukünftig mehr genutzt wird, noch dazu, weil dafür eine Extra-Abteilung eingerichtet wurde. Ausgesprochen hochwertige Produkte sind in allen Bereichen des Gesamtsortiments erhältlich; die Nachfrage ist aber geringer. Das gilt bei Parkett insbesondere auch für den Bereich der Restauratorenarbeit, auf den sich Dieter Heil vorbereitete und den er "überhaupt nicht ausleben kann". Es werde in der Gegend, die reich ist an historischer Bausubstanz, zwar viel restauriert, aber ohne Mitwirkung von Restauratoren, bedauert Dieter Heil. Wenn ein Kunde tatsächlich mal etwas Besonderes wünscht, sei Fischgrat-Verlegung "das Höchste".

Parkett wichtigster Geschäftszweig

Der Umsatz des Unternehmens verteilt sich mit Schwankungen zu 40 % auf Parkett, zu 20 % auf Textilböden, zu 10 % auf Laminatböden, ferner Linoleum-, Kork- und PVC-Beläge sowie zu 15 % auf Gardinen, andere Heimtextilien, Sonnenschutz und Zubehör. Den größten Umsatzzuwachs verzeichnet der Deko- und Gardinenbereich, seitdem er in der neuen Ausstellung anregend dargeboten wird. Für die raumhohen Schaufenster werden Leihdekorationen alle zwei Monate von der INKU-Einkaufsverbund Werbegemeinschaft abgeholt bzw. gebracht und von Heil selber dekoriert.

Parkett bildet das umsatzstärkste Sortiment, wobei hier die Verlegetätigkeit eine wesentliche Rolle spielt und der DIY-Bereich mit dreischichtigem Parkett und Laminatböden das Schlusslicht bildet. Fast die Hälfte des verlegten Parketts ist Massivparkett, gefolgt von zweischichtigem Parkett (30 bis 40 %) und einem geringen Teil Dreischicht-Parkett. Die Parketthersteller, von denen direkt oder über die Parkettgroßhändler Kohler in Schwaigern sowie Rebstock in Ditzingen bezogen wird, sind im wesentlichen Jaso und Trumpf, die Pfälzische Parkettfabrik, Margaritelli, Tekno, Höhns und Gründorf. Der hochwertige Produktbereich ist am Parkettumsatz mit maximal 20 % beteiligt. Heil berichtet von erhöhter Nachfrage nach dunkleren Hölzern und wachsendem Interesse an Umweltfragen. Die Erfahrung von Karin Heil: "Den Kunden, die tropische Hölzer in Betracht ziehen, muss man Rede und Antwort stehen."
aus Parkett Magazin 04/02 (Handel)