Wolfram Steinhäuser, Mitglied des Technischen Beratungsstabes von Thomsit

Sanierung von speziellen Altuntergründen

Lange Zeit dominierten Zement- und Zementfließestriche, Calciumsulfat- und Fertigteil- oder Trocken-Estriche die Untergründe auf deutschen Baustellen. Mittlerweile hat die Neubau-Konjunktur an Schwung verloren, die Kräfteverhältnisse haben sich deutlich zu Renovierungsmaßnahmen hin verschoben. Im Jahre 2000 bestanden 82,1 Prozent der Aktivitäten aus Sanierungen, nur 17,9 Prozent entfielen auf mit Neubauten.

Für Altuntergründe wie Magnesia-, Steinholz-, Kunstharz- oder Schlacke-Estriche existieren keine Technischen Merkblätter. Der folgende Beitrag stellt Besonderheiten dieser speziellen Untergründe heraus. Er stützt sich auf eine Veröffentlichung von Wolfram Steinhäuser, Mitglied des Technischen Beratungsstabes von Thomsit.

Magnesia- und Steinholz-Estriche

Beide Estriche haben den Magnesia-Binder als Grundkomponente, unterscheiden sich aber durch ihre Zuschläge. Magnesia-Estriche enthalten anorganische Substanzen wie Steinmehl und werden heute noch unter Namen wie Duralith, Caselith, Famalthin und Famafamin als Industrieböden im Verbund eingebaut. Bei Sanierungen trifft der Verleger eher Steinholz-Estriche an, denen Holzmehl oder Sägespäne beigemischt sind. Häufig sind sie verschlissen, gebrochen oder mit Ölen, Fetten und anderem verschmutzt. Bei gravierenden Mängeln sollten Bauherr und Planer auf den vollständigen Ausbau als einzigem Sanierungsweg aufmerksam gemacht werden.

Weil beide Estriche feuchtigkeitsempfindlich sind, ist auf den möglichen Einfluss bauphysikalischer Prozesse und nachstoßender Feuchtigkeit aus der Betondecke zu achten. Risse in den Estrichen können nach fachgerechter Vorbereitung mit Polyester- oder Epoxidharz geschlossen werden. Saubere Oberflächen lassen sich nach dem Abschleifen weiter bearbeiten, verunreinigte dagegen müssen mit Kugelstrahlen oder Horizontalfräsen abgetragen werden. Anschließend eignen sich wasser- und lösemittelfreie Epoxidharz-Grundierungen zur Vorbehandlung. Gegebenenfalls ist ein Armierungsgewebe zur Stabilisierung in die Grundierung einzubetten. Dann kann gespachtelt und der Oberbelag geklebt werden. Für die vor der Verlegung nötige CM-Messung lassen sich nur Faustregel-Werte angeben: Magnesia-Estriche ca. 3-6 CM%, Steinholz-Estriche 8-12 CM%.

Kunstharz-Estriche

Primär werden Kunstharz-Estriche als Schnell-Estriche angeboten. Zusammengesetzt aus Quarzsanden und Reaktionsharzen, sind sie wasserfrei und benötigen keine Dehnfugen. Fußbodenheizungen können direkt in Betrieb genommen werden, Bodenbeläge lassen sich nach rund 24 Stunden verlegen. Trotzdem: Vor Bearbeitung der Oberfläche Hersteller-Angaben abzufordern, da das Bindemittel wasserempfindlich sein kann.

Ausbrüche und Risse lassen sich mit wasser- und lösemittelfreiem Epoxidharz reparieren. Bei Bedarf kann Quarzsand zugemischt werden. Ein Anschleifen der Oberfläche ist meist nur bei Verschmutzungen erforderlich. Zur Vorbehandlung eignen sich sowohl wasserbasierte wie wasserfreie Reaktionsharz-Grundierungen. Hierauf kann die Spachtelung vorgenommen und anschließend die Belag-Klebung durchgeführt werden.

Bleche und Metallplatten

Untergründe dieser Art dienen in der Praxis meist Versorgungs-, Installations- oder Kontrollschächten zur Abdeckung. Auch Treppenkonstruktionen können aus Metallelementen bestehen. Es finden sich Bleche oder verzinkte, aluminierte und pulverbeschichtete Metalle. Häufig werden sie durch einen Ölfilm vor Korrosion geschützt.

Solche Bleche müssen unbedingt eben und fest mit dem Untergrund verbunden sein. Öle und Fette sind vor der Verlegung mit Lösemitteln, Rost und Verschmutzungen durch intensives Schleifen zu entfernen. Die Vorbehandlung erfolgt mit wasser- und lösemittelfreien EP-Grundierungen. Erforderliche Höhenausgleiche sollten vorzugsweise mit Polyurethanspachtel, zumindest aber mit hoch kunststoffvergüteten Spachtelmassen durchgeführt werden. Bei der Verklebung des Belages ist zu bedenken, dass kein saugfähiger Untergrund vorliegt. Klebstoffwahl und Ablüftzeit sind entsprechend anzupassen.

Parkett, Dielen und Holztreppen

Als Basis für den Neuaufbau eines Bodens eignen sich nur "gesunde" Holzuntergründe. Dielen oder Parkett müssen frei vom Holzwurm, fest, stabil und die Tragbalkenlagen statisch intakt sein.

Verlegereife Untergründe lassen sich durch den Einbau von Spanplatten, Fertigteil- oder Trocken-Estrichen, sowie mit lose verlegten oder geklebten Spezial- und Dämmunterlagen erstellen. Abhängig ist dies von den zur Verfügung stehenden Bauhöhen und dem vorgesehenen Oberbelag. Durch fachgerechtes Nachschrauben (nicht nageln!) lässt sich das Knarren von Dielen und Treppenstufen weitgehend eliminieren. Garantieren sollte der Verleger das jedoch nicht, sondern seinen Auftraggeber schriftlich darauf hinweisen, dass er die Statik der Bodenkonstruktion nicht prüfen kann. Sorge zu tragen hat er für eine kontinuierliche Hinterlüftung des Aufbaus, etwa durch Sockelleisten oder Belüftungssiebe.

Die Bearbeitung der Holzböden beginnt mit intensivem Anschleifen. Fugen zwischen Holzdielen sind beispielsweise mit Acrylat-Dichtmasse zu verschließen. Zur Haftvermittlung eignen sich speziell ausgelobte lösemittelfreie Dispersionsvorstriche. Je nach Anforderung oder wenn später elastische Oberbeläge genutzt werden sollen, ist das Auftackern eines Armierungsgewebes notwendig. Zur Egalisierung eignen sich Kunststoffspachtelmassen auf Polyurethanbasis und hochvergütete Spachtelmassen mit und ohne Fasern. Dickspachtelungen sind zu vermeiden, es gilt eine maximale Höhe von 10 mm.

Stein-, Terrazzo- und Keramikböden

Zahlreiche Fugen und minder feste Mörtelschichten unter den verlegten Platten sind Schwachpunkte. In Restaurants und Bädern ist zudem mit Schichten von Pflegefilmen, in Küchen, Metzgereien und Autowerkstätten mit Öl- und Fettschichten zu rechnen.

Zunächst gilt es, eine stabile Anbindung der Platten an den Untergrund sicherzustellen. In den Verantwortungsbereich des Auftraggebers fällt es, wenn Teilflächen ersetzt werden müssen. Im Zweifelsfall sollte der Verleger schriftlich Bedenken anmelden.

Vor dem Grundieren sind alle Platten mit hochaktivem Reiniger und schwarzer Pad-Scheibe gründlich zu säubern. Im Einzelfall erfordert das mehrere Durchläufe. Anschließendes Abschleifen mit feinem Papier kann nicht schaden. Zum Grundieren sollen ausschließlich filmbildende Haftbrücken genutzt werden, die als reine Dispersion, als wasserbasierte 2K-Epoxidharz-Dispersion und wasserfreie 2K-EP-Grundierung erhältlich sind. Die Wahl der Ausgleichsmasse ist hauptsächlich vom Oberbelag abhängig. Sofern Dispersionskleber zum Einsatz kommen, darf die Schichtdicke nicht mehr als 2 mm betragen. Bei der Klebung von diffusionsdichten Belägen mit Dispersionsklebern ist schließlich die Ablüftezeit zu verlängern, um Wassereinschluss zwischen Belag und Untergrund zu vermeiden.

Schlacke-Estriche

Estriche aus zementgebundener Hochofen-Schlacke prägten früher den industriellen Wohnungsbau der neuen Bundesländer. Zumeist wurden sie im Verbund oder auf Trennlage verlegt. Charakteristisch sind ihre graue Farbe und Granulat-Struktur, die an Leichtbeton erinnert. Der Festigkeitsgrad ist äußerst begrenzt. Schlacke-Estriche lassen sich leicht einritzen. Sind sie stark wund gelaufen, lassen sie sich kaum sanieren. Der Einbau eines neuen Estrichs ist die sicherste Variante. Soll doch saniert werden, ist Raum für Raum eine gründliche Prüfung vorzunehmen, in die Auftraggeber und Planer unbedingt mit einbezogen werden müssen.

Bei einer Sanierung hat es sich bewährt, alle losen Bestandteile mechanisch zu beseitigen und dann die gesamte Oberfläche mit wasserfreiem Epoxidharz zu überziehen, in das ein Armierungsgewebe eingelegt wird. Daraufhin wird die Fläche nochmals satt mit Epoxidharzgrundierung behandelt und vollsatt abgequarzt. Nach vollständiger Erhärtung entfernt man den überschüssigen Quarzsand. Danach kann mit einer spannungsarmen Ausgleichsmasse gespachtelt und schließlich die Verlegung vorgenommen werden.

Endbetrachtung

Auch ein Profi kann "kranke" Untergründe nicht "gesund" päppeln. Sanierungen spezieller Untergründe beinhalten für den Parkett- und Bodenleger kaum kalkulierbare Risiken. Deshalb sollte er für Bruchzonen, die unterhalb seiner verarbeiteten Verlegewerkstoffe liegen können, Gewährleistungen grundsätzlich ablehnen. In jeder konkreten Situation auf der Baustelle sind detaillierte Prüfungen und Beratungen notwendig. Sorgfältige Auswahl der geeigneten Systeme und Produkte in Abstimmung mit dem Planer minimieren die Gefahr späterer Probleme.
aus Parkett Magazin 04/02 (Bodenbeläge)