Zusammenfassung eines Vortrags von Dr. Frank Gahlmann (Stauf)

Trockenestriche als Untergrund für Parkettarbeiten

Trockenestriche sind fester Bestandteil der Fußbodentechnik und gehören zum täglichen Brot des Boden- und Parkettlegers. In den meisten Fällen werden sie mit elastischen oder textilen Bodenbelägen bzw. mit schwimmend verlegtem Laminat oder Fertigparkett belegt. Ein geringer Teil wird mit Parkett vollflächig beklebt.

Eigenschaften von Trockenestrich

In Ermangelung einer allgemein gültigen Definition beschreiben wir Trockenestriche hier als:
- Plattenartiger Untergrund für die Aufnahme von Nutzbelägen.
- Auflage auf einer tragfähigen Decke.
- Nach dem Einbau ohne Trockenzeit belegbar.

Trockenestriche sind in zwei Gruppen zu unterteilen:
1. Holzwerkstoffplatten: Spanplatte, OSB, HDF-Platte, Holzfaser-Zement-Platte.
2. Mineralisch gebundene Platten: Zementfaserplatte, Gipsfaserplatte, Gipskartonplatte.

Charakterisieren lassen sich Trockenestriche durch:
A. positive Eigenschaften:
- Schneller Einbau und das Fehlen von Trockenzeiten ermöglichen schnelles Belegen.
- Die Untergrundebenheit ist einfach herzustellen.
- Es lassen sich geringe Aufbauhöhen und geringe Flächengewichte realisieren.

B. negative Eigenschaften:
- Die geringe Masse der Trockenestriche bedingt nur eine begrenzte Trittschallreduzierung.
- Trockenestriche können je nach Art des Estrichs nur geringe Flächenlasten aufnehmen.

Im Hinblick auf die Aufnahme von geklebtem Parkett sind Trockenestriche besonders gekennzeichnet durch:
A. positive Eigenschaften:
- Die relativ glatte Oberfläche führt zu leichter Bestreichbarkeit und geringem Klebstoffverbrauch.
- Die große Ebenheit der Elemente bedeutet eine Reduzierung des Hohlstellenrisikos, insbesondere bei der Stabparkett- und Dielenverlegung.
- Der trockene Einbau schließt Restfeuchtegefahr aus.

B. negative Eigenschaften:
- Bei gipsbasierten Platten kann der Einsatz von Dispersionssystemen problematisch sein.
- Bei schwimmender Einbau-Konstruktion des Trockenestrichs besteht die Gefahr der Aufwölbung.

Aufbau und Einbau

Spanplatten, OSB und Holzfaser-Zement-Platten sind aus Holzspänen aufgebaut, wobei bei den Holzfaser-Zement-Platten eine ausgeprägte Zementmatrix als Bindemittel vorliegt. Die HDF-Platte ist aus feineren Holzfasern aufgebaut.

Gipsfaserplatten besitzen einen hohen Anteil von ca. 20% Cellulosefasern und damit eine ausgeprägte Faserarmierung. Gipskartonplatten haben eine Faserarmierung in der Gipsmatrix des Plattenkerns, werden aber im wesentlichen durch die Kartonummantelung stabilisiert. Zementfaserplatten besitzen nur eine schwache Armierung durch Kunststofffasern.

Der andersartige Aufbau der mineralisch gebundenen Trockenestriche spiegelt sich im Vergleich zu den Holzwerkstoffplatten in deutlich schlechteren mechanischen Eigenschaften wider.

Beim Einbau von Trockenestrichen kann man unterscheiden zwischen:
a) kraftschlüssigen Einbauten:
- Spanplatten auf ZE geklebt (und teilweise genagelt), um nachfolgend darauf Parkett zu kleben (und teilweise zu nageln): Holland.
- Aufkleben von 19 mm-Spanplatten auf schlechtem Estrich und hierauf Ausführung der Parkettarbeiten: Russland.
- Aufkleben dünner Spanplatten (10 mm) auf Altestriche mit Klebstoffresten zur Erzeugung eines verlegereifen Untergrundes.
- Auf stark geschüsselten Dielenböden werden zur Erstellung der Ebenheit 19-mm-Spanplatten aufgeklebt und geschraubt.

b) schwimmenden Konstruktionen:
- Trockenestriche mit unterseitiger Kaschierung auf Hohlsteindecken
- Trockenestriche mit unterseitiger Kaschierung auf ein- oder zweilagiger Trockenschüttung auf unebenen Holzbalkendecken.

Mechanische Eigenschaften

Zur Abschätzung der Eignung von Trockenestrichen für die kraftschlüssige Aufnahme von Parkett wurden mechanische Kenndaten ermittelt und in Relation zu konventionellen Estrichen gesetzt. Die Ergebnisse:

Scherfestigkeit:
- liegt bei Holzwerkstoffplatten in der Größenordnung von guten Estrichen.
- ist bei Zementfaserplatten etwas niedriger.
- fällt bei Gipskarton- und Gipsfaserplatten deutlich ab.

Aufgrund der Oberflächenscherfestigkeit sind insbesondere Holzwerkstoffplatten und mit Abstrichen Zementfaserplatten für die Aufnahme von geklebtem Parkett geeignet.

Zugfestigkeit:
- liegt bei Holzwerkstoffplatten über den Werten mineralisch gebundener Trockenestriche und von konventionellen ZE, A(F)E oder B 25.
- ist bei OSB und HDF-Platten enorm hoch, wobei OSB eine deutliche Dehnbarkeit in der Plattenebene besitzen.
- ist bei der Zementfaserplatte gering.
- liegt bei Gipsfaser und Gipskartonplatten dank der Faserarmierung in der Größenordnung von Estrichen.

Bezüglich der Zugfestigkeit (die auch Rückschlüsse auf Biegezugfestigkeit zulässt) sind alle Trockenestriche (Ausnahme: Zementfaserplatten) für die Aufnahme von geklebtem Parkett geeignet. Die große Dehnung macht OSB besonders geeignet für schwimmende Konstruktionen.

Haftzugfestigkeit:
- ist bei isotropen Materialien wie Zementfaserplatte und B 25 (als Referenz) mit Abstand am höchsten.
- bei den Holzwerkstoffplatten aufgrund der Anisotropie des Aufbaus sehr niedrig.
- bei Gipskarton mit Abstand am niedrigsten.

Die Haftzugfestigkeit kann bei vertikalen Kraftkomponenten bedeutsam werden, die auftreten, wenn das Parkett infolge eines Holzfeuchtegradienten über die Dicke konkav oder konvex zu schüsseln beginnt.

Quasi-statische Scherbelastung:
Alle Trockenestriche hielten der Scherbelastung durch quellendes Holz stand, die ausgeübt wurde, wenn Trockenestrich kraftschlüssig auf B 25 verklebt worden war.

Die Ausdehnung der Flächen war zurückzuführen auf das bekannte viskoelastische Verhalten der verschiedenen Parkettklebstoffarten.

Statische Biegezugbeanspruchung:
- mineralisch gebundenen Platten sind deutlich weniger belastbar als Holzwerkstoffplatten.
- Holzwerkstoffplatten zeigen ein deutlich elastisches Verhalten mit nahezu vollständiger Rückfederung nach Entlastung.
- eine Erhöhung der Dicke führt zu einer überproportionalen Zunahme der Biegesteifigkeit.
- OSB sind deutlich biegesteifer als Spanplatten: Eine 23-mm-OSB zeigt die gleiche Durchbiegung wie eine 2 x19 =38-mm-Spanplatte.
Versuchsaufbauten

Inwieweit sind schwimmende Trockenestrichkonstruktionen für die Aufnahme von geklebtem Parkett geeignet?

Dazu wurde 10-mm-Ahorn-Parkett und 8-mm-Rotbuche Parkett jeweils im parallelen Verband mit unterschiedlichen Parkettklebstoffen auf verschiedene Trockenestriche geklebt. Die Flächen wurden einer Feuchtelagerung unterzogen und die Formveränderungen der Trockenestriche registriert.

Die Versuchsergebnisse:
- Geringe Durchbiegung zeigten: 2 x 19 = 38-mm-Spanplatte, 23-mm-OSB-Platte, 23-mm-HDF-Platte, 20-mm-Holzfaser-Zementplatte.
- Sehr starke Durchbiegung zeigten: 20-mm-Gipsfaserplatte, 25-mm-Gipskartonplatte, 19-mm-Spanplatte.
- Die 22-mm-Zementfaserplatte zerriss aufgrund ihrer geringen Zugfestigkeit.

Holzwerkstoffplatten sind auch für den schwimmenden Einbau geeignet; bei Spanplatten sollten zumindest zwei 15-mm-Platten miteinander verleimt werden.

Praxiserfahrungen und Empfehlungen:

Positive Erfahrungen mit Trockenestrichen unter geklebtem Parkett:
- Kraftschlüssige Einbauten von Holzwerkstoffplatten, insbesondere Spanplatten, sind sehr gut für die Aufnahme von geklebtem Parkett geeignet.
- Auf Gipsfaserplatten, fast immer bei schwimmendem Einbau, ist vielfach Parkett, auch Massivparkett mit Lösemittel-Kunstharz-Parkettklebstoffen verklebt worden.
- Schwimmend eingebaute Gipskarton-Platten sind nach Überspachteln mit quellungsarmem Parkett beklebt worden.

Negative Erfahrungen:
- Aufwölbungen von 19-22 mm Spanplatten bei schwimmendem Einbau.
- Starke Aufwölbung von GE bei starkem Quelldruck des Parketts.

Die Empfehlungen der Trockenestrichhersteller und der Klebstoffhersteller:
- Mineralisch gebundene Trockenestriche können nur mit Parkett beklebt werden, welches geringe Spannungen auf den Untergrund ausübt. Das gilt für dimensionsstabiles Mehrschichtparkett und 8-mm-Massivparkett in rechtwinkliger Verlegegeometrie. Nicht empfohlen werden in der Regel Dispersionsklebstoffe.
- Holzwerkstoffplatten können mit nahezu allen Parkettarten beklebt werden, mit Ausnahme von Massivdielen und Holzpflaster, die sehr hohe Spannungen aufbauen können. Freigegeben sind alle Parkettklebstoffarten (Lösemittel-Kunstharz, Dispersion, Pulver, 1K- und 2K-PU und elastische Klebstoffe 1K-PU und 1K-MS).

Zusammenfassung und Fazit

- Holzwerkstoffplatten sind mineralisch gebundenen in Sachen Scherfestigkeit, Zugfestigkeit, Haftzugfestigkeit und Zug-Dehnung deutlich überlegen.
- Holzwerkstoffplatten zeigen bei statischer Biegezugbeanspruchung deutlich geringere Durchbiegungen und sind auch mit höheren Lasten belegbar.
- Holzwerkstoffplatten sind aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften sehr geeignete Untergründe für die Verklebung von Parkett.
- Bei kraftschlüssigem Einbau kann jede Stärke der Holzwerkstoffplatten verwendet werden. Bei schwimmendem Einbau sollten Mindestdicken beachtet werden, abhängig von Spannungen bei Dimensionsänderungen des Parketts. Empfohlen werden: Spanplatten: mind. 25 mm (einlagig) bis 2 x 19 mm (zweilagig), OSB: mind. 22 mm (einlagig) bis 2 x 15 mm (zweilagig), HDF: mind. 20-30 mm (einlagig), Holzfaser-Zement-Platte: mind. 19-29 mm (einlagig)
- Mineralisch gebundene Platten sind aufgrund geringer Festigkeiten und geringen Biegesteifigkeit nur sehr eingeschränkt für die Parkettverklebung einsetzbar. Nur Parkett mit hoher Dimensionsstabilität in quellungsarmen Holzarten und spannungsreduzierender Einbaugeometrie (Würfel, Fischgrät) sollte verklebt werden. Vorteilhaft wäre der Einsatz von thermoplastischen Lösemittel-Kunstharz-Klebstoffen oder von elastischen 1K-PU- oder 1K-MS-Klebstoffen, da hier die Klebstofffuge Parkettspannungen reduzieren und somit den Untergrund entlasten kann.
aus Parkett Magazin 04/02 (Bodenbeläge)