Strukturwandel im Tischlerhandwerk


Das Tischler- und Schreinerhandwerk befindet sich in einem strukturellen Wandel. Das belegt eine aktuelle Studie der Universität Hamburg, die von der Hagebau Fachgruppe Fachhandel für Tischler & Schreiner unterstützt wurde.

Die Ergebnisse einer Diplomarbeit mit dem Titel "Marktanalyse und Entwicklungstendenzen des Tischler- und Schreinerhandwerks" von Stefan Maaß beurteilt Ralf Ax, Projektleiter der Hagebau Fachgruppe, so: "Aus der Untersuchung lassen sich zahlreiche für uns wichtige Ansätze ableiten, die von den Gesellschaftern der Spezialisierung Fachhandel für Tischler & Schreiner unmittelbar aufgegriffen und konzeptionell verarbeitet werden können."

Mit Unterstützung von Dieter Roxlau, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Holz- und Kunststoff Nordrhein-Westfalen, konnten 5.757 Tischler- und Schreinerbetriebe in Nordrhein-Westfalen angeschrieben werden. 800 gaben Antwort - ein Rücklaufquote von 15 %.

Die Studie beleuchtet zunächst Angaben über Umsatz- und Mitarbeiterzahlen, Tätigkeitsbereiche, Kundenstruktur, Positionierung und die Wettbewerbssituation der angesprochenen Unternehmen. Als aufschlussreich erwies sich die Analyse aktueller Einflussfaktoren, wie technischer Neuerungen, sich wandelnde Kundenbedürfnisse, die Individualfertigung der Industrie und das Internet.

Tischler und Schreiner wandeln sich zu Dienstleistern

Nach wie vor liegen die Schwerpunkte der befragten Tischler- und Schreinerbetriebe auf dem Möbelbau und dem Innenausbau. Die Angaben der befragten Unternehmen zeigen jedoch, dass der Dienstleistungssektor in Zukunft mehr Gewicht erhalten und eine mögliche Trennung in Fertigungs- und Dienstleistungsbetriebe erwartet wird. Beratung, Verkauf, Montage und Wartung - eine gute Betreuung von A bis Z und aus einer Hand - werden heute vom Kunden nicht nur gewünscht, sondern erwartet.

Gezieltes Marketing spielt untergeordnete Rolle

Auf die Frage nach den am häufigsten eingesetzten Werbemitteln nannten rund 80 Prozent der Tischler und Schreiner ihr Firmenlogo. Erst danach folgen Anzeigen, Werbegeschenke, Prospekte, Sponsoring und Messen. Ein regelmäßiger Einsatz dieser Werbemittel findet jedoch nicht statt, da sich nach Meinung der Befragten der Erfolg von Werbung schlecht messen lasse - die Investitionsbereitschaft ist in diesem Bereich daher gering. Bei den wenigsten Betrieben findet sich ein festes Budget für Marketingausgaben.

Handwerk zeigt hohe Innovationsbereitschaft

Viele der Befragten nennen Flexibilität und Innovationsbereitschaft als wichtigste Charakteristiken ihres Betriebes. Ein Ergebnis, das von dem sehr hohen Anteil an Internet-Usern unter den Tischlern und Schreinern nachhaltig untermauert wird: Nahezu 80 % nutzen das Internet, weitere 10 % planen den Netzzugang in naher Zukunft. Die Zugänge werden bislang vor allem für Homebanking und zur Beschaffung von Lieferanten- und Produktinformationen genutzt. Bereits die Hälfte der Tischlereien verfügt über eine eigene Homepage - mit steigender Tendenz.

Fort- und Weiterbildungen werden genutzt

Die Bereitschaft zur Fort- und Weiterbildung erweist sich im Handwerk als außerordentlich hoch. Rund drei Viertel der Betriebe haben in den vergangenen beiden Jahren regelmäßig an Fortbildungen teilgenommen, wobei technische Schulungen am meisten frequentiert wurden. Auch betriebswirtschaftliche Schulungen werden genutzt. "Angebote in diesem Bereich werden in den kommenden Jahren aus Gründen der steigenden Anforderungen an Verkaufs- und Planungsleistungen sowie an die Betriebsführung sogar noch an Bedeutung gewinnen", kommentiert Hagebau Projektleiter Ralf Ax dieses Ergebnis.
aus Parkett Magazin 05/02 (Handwerk)