Lösemittelkleber: Pro und Contra


Das Parkettlegergewerbe ist das einzige deutsche Handwerk, welches noch in hohem Maße lösemittelhaltige Produkte einsetzt. 70 bis 80% des verlegten Parketts werden mit Lösemittelkleber auf den Untergrund gebracht. Einige Industrievertreter sprechen hinter vorgehaltener Hand sogar von steigender Tendenz. Exakte Zahlen gibt es nicht. Dispersions- und andere alternative Kleber haben ein Manko: Sie bieten kein Produkt, welches durchgängig für alle Holzarten und Untergründe eingesetzt werden kann. Dennoch weiß die Branche: Über kurz oder lang werden lösemittelhaltige Produkte vermutlich verboten werden.

Pro

Parkettlegermeister Christian Sedlarik, Heidelberg: Mehraufwand für Dispersionskleber lohnt sich

"Als Parkettleger mit 40jähriger Berufserfahrung verlege ich zu 80 % Einstab-Mehrschicht-Parkett. Das hat mit Kunstharzkleber geklappt, aber die Privatkunden wollen das heute nicht mehr. Als ich begonnen habe, mit Dispersionskleber zu arbeiten, gab es anfänglich Probleme. Der Boden kam hoch. Ich habe dagegen eine eigene Methode entwickelt.

Grundsätzlich wird gespachtelt. Nach der Verlegung mit lösemittelfreiem Kleber kommen dann Eisengewichte mit 10 bis 20 kg in Abständen auf das Parkett. Die bleiben über Nacht liegen. Das alles dauert etwas länger, aber das Ergebnis stimmt. Seitdem habe ich keine Reklamationen mehr.

Schnelle Parkettleger können keine Dispersion gebrauchen. Der Kunde muss auch etwas mehr Geld ausgeben, doch das ist ihm mit persönlicher Beratung plausibel zu machen. Der Mehraufwand lohnt sich, aber so viel teurer sind wir auch nicht. Nur bei echten Problemfällen setze ich heute noch Kunstharzkleber ein."

Contra

Parkettlegermeister Jürgen Schmudlach, Hamburg: Warum ich keinen Dispersionskleber einsetze

"Weil meine Aufträge überwiegend aus der Renovierung und Erneuerung kommen, habe ich es mit alten Unterböden zu tun, auf denen alte Kleber sind. Ein solcher Unterboden ist nicht sehr saugfähig. Die Problemzone liegt zwischen dem vorhandenen Alt-Kleberbett und dem Neuauftrag von Kleber oder Spachtelmasse mit Vorstrich. Alt-Kleber oder Alt-Spachtel in bewohnten Wohnungen herunter zu schleifen, ist nicht zumutbar. Deshalb bekommt die neu aufgetragene Spachtelmasse auf einem solchen Untergrund oft zu wenig Haftung. Hier ist ein Lösemittelkleber "aggressiver" als ein Dispersionskleber. Nach meiner Erfahrung erreicht er bei gleicher Vorarbeit eine bessere "Verkrallung" mit dem Altkleber. Ein Dispersionskleber hat damit seine Probleme.Bei allen berechtigten Umweltinteressen stehe ich nach wie vor in der Gewährleistung. Ich muss entscheiden, was im Einzelfall zum Einsatz kommt. Andere wissen es oft besser, sagen, man hätte dies oder das an Klebstoff einsetzen können. Aber sie müssen auch nicht die Gewährleistung tragen. Natürlich lebe ich in der Hoffnung, mal einen Dispersionskleber zu finden, der mich bei meiner Sanierungsarbeit vom Lösemittelkleber weg bringt."
aus Parkett Magazin 05/02 (Bodenbeläge)