Einen lösemittelfreien Kleber für alle Fälle wird es nicht geben

Parkettleger sollen gezielter über die Verwendung von Klebstoffen nachdenken

Mit Engagement versucht die Industrie, Parkettleger vom Einsatz moderner Klebstoffe zu überzeugen. Das ist nicht einfach, denn in der Praxis nutzen die Handwerker immer noch Kunstharzprodukte. Lösemittelfreie Klebstoffe dagegen fordern vom Anwender mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf das Einsatzspektrum und bei der Verarbeitung.

Man kann jede Parkettverlegung mit Dispersionskleber machen", behauptet Dr. Thomas Brokamp von Bona, schränkt jedoch ein: "Aber nicht jeder Parkettleger kann das." Als Hilfestellung müsse die Industrie genau definieren, welche Parkettarten mit welchem Kleber verlegt werden könnten.

Das gilt, laut Dr. Brokamp, besonders für weichelastische Kleber. Obwohl Bona solch ein Produkt derzeit nicht im Programm hat, hält Thomas Brokamp dieser Entwicklung einige Vorteile zugute: "Beim Schrumpfen des Parketts hat man mit weichelastischen Klebstoffen erheblich geringere Spannung am Estrich." Erst beim Quellen werden die Spannungen am Untergrund deutlich größer. Generell machen sich die Folgen dieser Kräfte verstärkt an den Parketträndern bemerkbar.

Bei hartplastischen Klebestoffen ist das Schrumpfen die kritische Phase. Der Parkettstab zieht sich nach innen und nimmt dabei von seinen Randzonen den Untergrund in diese Richtung mit. Bei der Ausdehnung hingegen hält er den Stab schubfest am Boden. Erst wenn ein Stab heraus genommen wird, entlädt sich an ihm der Expansionsdruck. Spannungen am Estrich treten nur am äußeren Ende der Fläche auf.

Zwar "kappen" klassisch hartplastische Klebstoffe also hohe Spannung bei steigender Luftfeuchtigkeit, in modernen Mixturen besitzen viele solcher Kleber aber plastische Anteile. Mit ihnen kann ein "Kriechen" des Parketts einsetzen, welches zu Problemen mit der Seitenverleimung führt. Stehen die Stäbe an der Kante nämlich nicht plan aufeinander, werden Kippspannungen wirksam.

Wie man es dreht und wendet: Jedes Produkt hat seine Stärken und Schwächen. Trotzdem wird der Lösemittelkleber aufgrund juristischer Vorgaben bald abdanken müssen. H. Müller (Henkel Thomsit): "Richter entscheiden schon jetzt immer mehr zu Gunsten des Nutzers." Und der will ein umweltfreundliches Produkt unter seinen Füßen haben.

Parkettleger wünschen Einfachheit in Sachen Klebstoff. Daraus wird nichts. "Die Industrie ist nicht in der Lage, den Lösemittelkleber mit einem einzigen lösemittelfreien Produkt zu ersetzen", bekennt Müller. Vielmehr komme es darauf an, den passenden Kleber zum Parkett auszusuchen und Anwendungshinweise exakt zu befolgen.

In diesem Zusammenhang ein Hinweis zur Verklebung von Mehrschichtparkett: Dort werden ein ebener Untergrund und somit eine stark belastbare Spachtelmasse benötigt. Vorsicht bei Klebstoffen, die Weichmacher enthalten. Sie harmonieren, laut Müller, nicht mit hochvergüteten Spachtelmassen. "Die Weichmacher ziehen in die Spachtelmasse ein und lösen sie an." Will man also einen mit Weichmachern versetzten 1 K-PU-Kleber nutzen, wie ihn der "Flüsterkleber" von Thomsit darstellt, dürfen nur klassische Spachtelmassen Verwendung finden.

Übrigens wird der bisher nur für Laminat optionierte Flüsterkleber - er dämpft mit eingerührtem Gummigranulat den Raumschall - ab jetzt auch für Mehrschichtparkett mit Nut und Feder freigegeben. Wichtig, so Müller, sei beim Klebstoffauftrag die Zahnung: "Für Fertigparkett werden mindestens B3/ B11-Zahnungen benötigt."
aus Parkett Magazin 05/02 (Bodenbeläge)