Ein Blick über den Großen Teich

Ein amerikanischer Parkettleger muss weit reisen

1.000 Meilen sind keine Seltenheit, wenn ein amerikanischer Parkettleger zu einem Job fährt. Frank Genest ist ein erfahrener Bodenleger. In seinen jüngeren Jahren war er ein bekannter Bullenreiter in der Rodeoszene. Heute arbeitet er an verantwortlicher Stelle für Hardins Quality Floors in Hendersonville. Der kleine Ort liegt in North Carolina, dem zentralen Staat der amerikanischen Holzindustrie. Das Unternehmen holt seine Aufträge aus den gesamten Vereinigten Staaten - Nevada, Texas, South Dakota, Massachusetts und anderswo. Das ParkettMagazin hat den Betrieb besucht.

Hardins Quality Floors wurde 1960 gegründet. Der Betrieb beschäftigt heute 25 Mitarbeiter. Darunter sind auch mexikanische Einwanderer, die sich illegal in den USA aufhalten. In North Carolina werden sie von den Behörden geduldet. Das ist aber nicht überall so. Frank Genest erinnert sich an ein Objekt in Texas, das ein Konkurrent ihm vor der Nase wegschnappte. Um den Auftrag erledigen zu können, warb der Wettbewerber obendrein zwei mexikanische Bodenleger aus der Mannschaft von Hardins ab. Doch die texanische Fremdenpolizei prüfte deren Aufenthaltserlaubnis und schob sie über die Grenze ab, bevor sie ihren Job beenden konnten.

Parkettleger in den USA lernen ihr Handwerk während der Ausübung. Nur wenige besuchen eine der wenigen Lehrstätten - von denen eine in Colorado liegt - normalerweise wird einem Lehrling ein erfahrener Handwerker zur Seite gestellt. Beliebt sind überdies Seminare, die von Parkettherstellern oder Produzenten von Verlegewerkstoffen angeboten werden. "Weil jeder unseren Beruf ausüben und eine miserable Arbeit abliefern kann, bleibt der gute Ruf das wertvollste Werbeinstrument für einen Parkettlegerbetrieb", sagt Frank Genest.

Bevor sich Frank Genest an die Verlegung eines Laubholzbodens macht, nimmt er den Untergrund in Augenschein. In Küstengebieten und vor allem bei Objekten trifft er meist einen Beton- oder Zementboden an. Wenn die Aufbauhöhe es erlaubt, wird eine Lagerholzkonstruktion auf diesen Untergrund montiert. Hierauf werden zunächst zwei Lagen Holzwerkstoffplatten verlegt. Auf diese Fläche nagelt oder klebt ein amerikanischer Parkettleger dann seinen Massivholzboden.

Mehrschichtparkett gewinnt Freunde

Die meisten amerikanischen Kunden wünschen nach wie vor ein Parkett aus massivem Holz. Doch Mehrschichtparkett holt mächtig auf. Schon macht es gut 40% des hölzernen Bodengeschäftes aus. Gleich welche Art von Parkett zur Wahl steht, die Amerikaner bevorzugen in der Mehrheit ein solides Produkt. "3/4 Inch ist die Dicke, die der Kunde verlangt", erklärt Frank Genest. Das sind umgerechnet 19 mm.

Stark nachgefragt als Bodenholz werden in den Vereinigten Staaten die heimischen Holzarten Red und White Oak. Exotische Hölzer wie Mahagoni konnten aber in den vergangenen fünf Jahren einen Marktanteil von 10 bis 15% gewinnen. Bambusboden ist, laut Frank Genest, in North Carolina nicht sonderlich verbreitet, findet aber Bewunderer in anderen Teilen der USA. Kork als Bodenprodukt war in den frühen 70er Jahren eine Modeerscheinung, verschwand dann wieder und hat sich in jüngerer Zeit zurückgemeldet. Das liegt nicht zuletzt am praktischen Klicksystem, mit dem die Korkdielen, die früher in Quadratform verklebt wurden, heute verlegt werden können.

Pergo immer noch als Synonym für Laminat

"Die Leute interessieren sich nicht für spezielle Marken", lautet die Erfahrung von Frank Genest. "Sie machen sich über das Internet schlau und kommen ziemlich gut informiert in unseren Betrieb." Das gilt nicht nur für Parkett, sondern auch für Laminatboden. Immer noch wird der Begriff Pergo als Synonym für diesen Bodenbelag gebraucht, denn diese Marke war die erste auf dem amerikanischen Markt. Wenn es jedoch zur Kaufentscheidung kommt, greift der amerikanische Kunde zu dem Produkt, das ihm augenscheinlich die besten Eigenschaften bietet. "Laminatboden suchen sich die Leute aus, weil er leicht zu pflegen ist", stellt Frank Genest fest.

Der Betrieb Hardins verfügt über keine richtige Werkstatt, in der Parkettelemente vorgefertigt werden können. Alles wird auf der Baustelle erledigt - natürlich auch das Beizen eines Bodens.

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Der größte Auftrag

Vor einigen Jahren zog Hardins Quality Floors einen dicken Fisch an Land. Die Restaurantkette Cracker Barrel wählte das 25-Mann-Unternehmen, seine Einrichtungen mit Parkett aus Red Oak zu versehen. Von rund 500 Restaurants, die Cracker Barrel über die ganzen USA verstreut betreibt, hat Frank Genest mit seinem Team 400 Restaurants mit Laubholzboden ausgestattet. Und fast monatlich kommt ein neues hinzu. Doch jedes Mal muss Frank Genest einen frisches Angebot einreichen. "Wir sind immer im Wettbewerb mit lokalen Parkettlegern", sagt der Mann aus Hendersonville. Den stark strapazierten Boden im Cracker Barrel versiegelt er übrigens nicht mit Lack, sondern schützt ihn mit zweimaligem Auftrag eines einfachen Pflegeproduktes. "Das schließt die Holzporen und kann bei der monatlichen Pflege immer wieder erneuert werden." Die wöchentliche Reinigung erfolgt mit einer Lösung, die 30% Essig enthält.
aus Parkett Magazin 05/05 (Handwerk)