Elastische Bodenbeläge: Forbo Erfurt entwickelt Klebstoffauftrag-Verfahren per Farbrolle

Ist der Klebstoffauftrag allein mit Zahnleiste immer sinnvoll?

Bodenbelagarbeiten werden von Auftraggebern immer häufiger nach optischen Kriterien bewertet. Trotz gültiger Normen wie DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten können sich aus dieser subjektiven Bewertung Streitigkeiten ergeben, wenn sich ein Sachverständige dieser Beurteilung anschließt. Forbo Erfurt hat ein Verlegeverfahren entwickelt, das optische Beeinträchtigungen von elastischen Bodenbelägen verhindern soll.

In der Fußbodenbranche sind Beeinträchtigungen von elastischen Bodenbelägen ein "heißes" Thema. Reklamiert werden Eindruckstellen von Stühlen oder Betten z.B. in Schulen oder Krankenhäusern, Verquetschungen von Dispersionsklebstoffen mit Wulstbildungen, Schmutzablagerungen in Klebstoffriefen, die sich durch den elastischen Bodenbelag abzeichnen. Aber auch leichte Stippnahtbildungen durch Nassklebungen bei Linoleum oder Elastomerbelägen sind typische Schäden.

Probleme durch stehende Riefe

Der Klebstoffauftrag per Zahnleiste lässt eine stehenden Klebstoffriefe entstehen. Diese angetrockenen Berg- und Talstrukturen drücken sich bei Punktbelastung durch dünne Beläge hindurch und hinterlassen Unebenheiten, in denen sich Schmutz ansammeln kann. Daher die Idee von Forbo Erfurt: Die Klebstoffriefe beseitigen ohne die aufgetragene Klebstoffmenge zu vermindern. Das minimiert die deformierende Wirkung von Klebstoffnestern. Das funktioniert folgendenmaßen:

1. Schritt Klebstoffauftrag per Zahnleiste

Der Klebstoff wird auf herkömmliche und bewährte Weise mit einer Zahnleiste aufgetragen, die abhängig vom Rücken des Bodenbelages ist. Die Menge des aufgetragenen Klebstoffes beeinflusst in hoher Weise die entstehende Klebfestigkeit, die für Bodenbeläge in der EN 14259 festgeschrieben ist. Für PVC-Beläge sind beispielsweise 1N/cm Schälfestigkeit gefordert. Erreicht wird diese Festigkeit durch einen Klebstoffauftrag mit der Zahnleiste TKB A2 - das entspricht ca. 280 g/m2.

2. Schritt: Klebstoffegalisierung per Farbrolle

Erreicht wird der gleichmäßige Klebstoffauftrag durch eine sofortige Egalisierung der Klebstoffriefe mit einer Moltopren-, Lammfell- oder Schaumstoffwalze. Nachdem der Klebstoff "aufgezahnt" wurde, wird sofort mit einer im Klebstoff satt benetzten Rolle die gesamte Fläche "überrollt". Der aufgezahnte Klebstoff liegt somit nur noch als Film vor. Geeignet für diese Arbeitstechnik sind hauptsächlich Klebstoffe mit einer verlängerten Einlegezeit und guter Haftklebrigkeit.

Im Laborversuch und parallel in praktischen Verlegungen konnte bestätigt werden, dass die Klebstoffmenge durch das Nachrollen nicht signifikant verändert wurde. Voraussetzung ist vor Beginn der Arbeiten eine Sättigung im Klebstoff. Dazu wird die Rolle direkt in den Klebstoffeimer getaucht und bei Bedarf über ein Abstreifgitter (wie bei Malerarbeiten) vom Klebstoffüberschuss "befreit".

Schnellerer Nassanzug des Klebstoffes

Wichtiger Aspekt bei Bodenbelagarbeiten ist der so genannte Nassanzug des Klebstoffes. Bei einem Prüfversuch zeigte sich, dass die Einlegezeit des durchgerollten Klebstoffbettes minimiert wurde und die Festigkeit der Klebung vergleichsweise geringer ausfiel. Hierzu wurde der Klebstoff abgelüftet, der Belag eingelegt, angewalzt und nach festgelegter Zeit eine Schälprobe vorgenommen. Um zu sehen, wie schnell ein Klebstoff seinen Tack, seine Anfangsfestigkeit entwickelt, wurde das gleiche Prüf-Verfahren angewendet.

Im Bezug auf den Nassanzug des Klebstoffes zeigte die durchgerollte Probe einen deutlich schnelleren "Anzug", allerdings auf etwas niedrigerem Niveau, als die "aufgezahnte" Probe. Weil aber die hier gemessenen Werte nicht für eine qualitative Bewertung der tatsächlichen Schälfestigkeit (Normwert) herangezogen werden können, wurde nun eine Normprüfung zur Schälfestigkeit vorgenommen. Hier lagen die Endwerte des Schälwiderstandes deutlich über der Normvorgabe von 1N/cm, etwas niedriger als das aufgezahnte Muster.

Ein Klebstoff, der beim herkömmlichen Zahnleistenauftrag eine offene Zeit bis 60 Minuten aufweist, hat nach dem Durchrollen per Farbrolle noch eine offene Zeit von 30 Minuten. Die notwendige Ablüftzeit, um eine erste Haftung des Belages zu erreichen, sinkt durch das neue Verfahren von rund 25 Minuten allerdings auf 10 Minuten. Das kann man auch als Vorteil sehen: Sonst übliche Wartezeiten entfallen.

Optisches Bild nach Rückstellung verbessert

Um ein Kriterium des optischen Erscheinungsbildes des geklebten Belages zu erhalten, wurde in Anlehnung an EN 433 das Eindruckverhalten beurteilt. Dazu wurde eine definierte Last auf 1 cm-Stempel verteilt. Die Belastung erfolgte 1, 3 und 7 Tage nach der Klebung. Gemessen wurde sofort nach Entlastung und 150 Minuten nach Entlastung. Dabei zeigte sich, dass sowohl Normvorgaben jeweils erfüllt wurden, und auch der visuell sichtbare Eindruck bei der gerollten Variante deutlich geringer ausfällt. Die Rückstellung nach der Entlastung erfolgte bei der gerollten Versuchsanordnung schneller.

Um auch eine Beurteilung der Maßstabilität vorzunehmen, wurde nach "Freudenbergmethode" eine thermische Belastung bei 50C simuliert. Der Testbelag zeigt in Breiten- und Längenwachstum ähnliche Werte, wobei die gerollte Probe erneut besser abschnitt und ca. 30% geringere Maßänderungen zeigte. Auch Klebstoffmenge, Anzugsvermögen und Klebfestigkeit, sowie das Eindruckverhalten beim PVC-Belag werden durch die neue Auftragstechnik nicht negativ beeinflusst. Das konnte im Labor nachgewiesen werden. Praktische Verlegungen bestätigten dieses Ergebnis.

Zusätzlicher Arbeitsgang, aber geringere Ablüftzeit

Ein zusätzlicher Arbeitsgang, ein Werkzeug mehr an der Baustelle verursachen zwar einen gewissen Aufwand, aber geringere Ablüftzeiten beschleunigen die Arbeit. Der Bodenbelag kann sofort in das geglättete Bett eingelegt und angerieben werden. Klebstoffnester oder stehende Riefen, auch Riefen parallel zur Naht sind praktisch ausgeschlossen. Auch bei frühzeitiger Belastung ist das optische Ergebnis besser. Der Bodenbelag "erholt" sich schneller und Eindrücke bleiben geringfügiger.

Die ersten Erfahrungen zeigen: Nacharbeiten, z.B. in Nahtbereichen oder bei Blasenbildung sind auszuschließen, weil Klebstoffnester und Riefenabzeichnungen nicht mehr auftreten.

Fazit: Neue Verarbeitungstechnik ist sinnvoll

Festzustellen bleibt: Die Rolltechnik eröffnet eine sinnvolle und neue Verarbeitungstechnik bei der Verlegung von Bodenbelägen. Bei ihrer Anwendung ist zu beachten, dass die Einlegezeit des Klebstoffes abgesenkt wird, d.h. der Klebstoff schneller trocknet. Michael Illing: "Es ist zu wünschen, dass sich diese Technik genauso schnell am Markt etabliert wie das Rakeln und Entlüften von Spachtelmassen."

Darüber hinaus stellt der Anwendungstechniker fest: Die Zahnleiste hat weiterhin ihre Berechtigung, kann aber bei vielen Verlegungen, speziell von dünnen elastischen Belägen, durch den beschriebenen Egalisiervorgang sinnvoll ergänzt werden. Dabei sind ausschließlich hochwertige Einseit- und Haftklebstoffe anzuraten.
aus FussbodenTechnik 02/04 (Bodenbeläge)