Sopro Bauchemie: Bodenbelag im früheren Bonner Plenarsaal mit Soprodur denkmalgerecht saniert

Vom Deutschen Parlament zum Internationalen Kongresszentrum

Das ehemalige Parlamentsgebäude in Bonn ist das bislang jüngste Baudenkmal Deutschlands. Die nach dem schnellen Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin erfolgte Umnutzung zu einem Internationalen Kongresszentrum machte jetzt eine Sanierung des großformatigen Kunststeinbelags im Foyerbereich erforderlich. Die Bauverantwortlichen entschieden sich dabei für den Einsatz von Soprodur, der Micro-Hohlraum-Schlämme aus dem Profi-Sortiment der Sopro Bauchemie.

Von 1949 bis 1999 war das direkt am Rhein gelegene Bonner Regierungsviertel das Zentrum der politischen Macht der Bundesrepublik Deutschland. Lange Zeit verzichtete man hier auf repräsentative Großprojekte - ein Verzicht, der als Symbol für Berechenbarkeit und Bescheidenheit der Politik der Bundesrepublik galt. Erst in den 80er Jahren wurde der weitere Hauptstadtausbau beschlossen, zu dem auch der 1988 begonnene und 1992 vollendete Neubau des Plenarsaals gehörte. Entworfen wurde der mehrfach ausgezeichnete Glas-Stahlbau von der renommierten Stuttgarter Architektengruppe Behnisch & Partner. Mit seiner gläsernen Transparenz gilt das Bonner Bundeshaus als eines der schönsten Plenargebäude der Welt.

Tagen auf politisch-historischem Parkett

Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem anschließenden Vereinigungsprozess begann für das Bonner Regierungsviertel ein neues Kapitel. So auch für das Bundeshaus und den Plenarsaal. Dort, wo sich früher die Abgeordneten die Köpfe "heiß" geredet haben, finden heute im "Internationalen Kongresszentrum Bundeshaus Bonn (IKBB)" Kongresse großer internationaler Konzerne und der Vereinten Nationen statt. Und dies unter besten Voraussetzungen, denn Günter Behnisch hat mit dem Bonner Bundeshaus einen Meilenstein der modernen und zugleich funktionalen Architektur geschaffen. Ein Gebäude, das - so die Intention der Planer - im Laufe seines Lebenszyklus durchaus verschiedene Funktionen erfüllen kann.

Lichtdurchflutet, freundlich und weltoffen präsentiert sich der kreisrunde Plenarsaal. Umrahmt wird er von dem weitläufigen Foyer und der Rheinlobby. Großflächige Glasfronten ermöglichen von hier aus den freien Blick in den geschichtsträchtigen Plenarsaal sowie auf die vorüberziehenden Schiffe auf dem Rhein. Auf mehr als 4.000 qm bilden diese offenen und hellen Räume, in denen es keine einzige durchgehende massive Wand gibt, daher auch häufig den idealen Rahmen für Gala-Events und Bankette.

Veränderte Belastung für Boden

Beim Neubau des Plenarsaals konnten allerdings weder Architekt Günter Behnisch und seine Partner noch die Bundestagsabgeordneten selbst ahnen, dass der großzügige, transparente Bau bereits in naher Zukunft nicht mehr als Bundestag gebraucht, sondern stattdessen als multifunktionales Kongresszentrum benötigt würde. Hätten sie diese hellseherischen Fähigkeiten gehabt, dann wäre der Fußboden des Gebäudes sicherlich anders verlegt worden. Denn dort, wo einst nur Politiker und Lobbyisten wandelten, belasten heute beispielsweise große stählerne Musikbühnen-Konstruktionen den denkmalgeschützten Boden.

Im Zuge des Neubaus des damaligen Plenarsaals ließ Architekt Behnisch in der Lobby großformatige Kunststeinplatten verlegen, die auf der Basis von speziellem Material aus italienischen Steinbrüchen hergestellt wurden. Die Steine werden als Macchia Vecchia "Marmor" bezeichnet und kommen nur in einem Gebiet im Süden der Schweiz in der Nähe von Arzo bis ins nördliche Italien vor. Sie weisen einen hohen Anteil an Fossilieneinschlüssen auf. Die Besonderheit des Steins ist seine Vielfarbigkeit. Bis zu sechs Phasen von bunten eingedrungenen Sedimenten, in denen Bruchstücke der älteren Formationen schwimmen, charakterisieren den Zierstein der Macchia Vecchia, aus dem u. a. auch der Boden des Petersdomes in Rom gefertigt wurde. Das Material wird gebrochen und zerfällt in Gesteine unterschiedlicher Größe und Farbe. Die Bruchstücke werden getrennt und wieder in Blöcke gegossen. Als Bindemittel fungieren dabei die angefallenen Verschnittteile, kleinste Steine und Polyesterharz. Das so entstandene Produkt lässt sich in Farbe und Zusammensetzung immer noch der ursprünglichen Farbgebung des Herkunftsortes zuordnen.

Nutzungsänderung verursacht Schäden am Bodenbelag

Verlegt wurden die großformatigen Kunststeinplatten (bis zu 2 x 2 Meter) nicht vollflächig, sondern nur auf einzelne Mörtelpunkte. Unter den Platten befinden sich also zwangsläufig Hohlstellen, die konstruktionsbedingt sind und zum Zeitpunkt des Einbaus auch ganz bewusst in Kauf genommen wurden. Denn diese Art der Verlegung reichte für die damalige Nutzung als Plenarsaal völlig aus. Den aus der oben beschriebenen Nutzungsänderung resultierenden, außerordentlich erhöhten Anforderungen wurde der Belag im Foyerbereich allerdings nicht mehr gerecht - so Dr. Jörg Damm von der neugegründeten Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die per Vereinbarung mit der Stadt Bonn für das Controlling des baulichen und technischen Gebäudemanagements des IKBB verantwortlich zeichnet. Vor allem die Auf- und Abbauarbeiten einschließlich deren Logistik stellen enorme Belastungen dar. Als hochfrequentierte Kongress- Event- und Ausstellungsstätte mit teils schwergewichtigen Exponaten und großen temporären Einbauten, hinterließ diese neue Gebäudefunktion bereits nach kurzer Zeit deutlich sichtbare Spuren am Belag: Viele Platten waren beschädigt, d.h. sie wiesen nicht nur Kratzspuren, sondern auch sichtbare Risse und Ausbrüche der Gesteinskörnung sowie der Kanten auf. Davon betroffen waren auch die im Fußboden in Form von schmalen Bändern verlegten Glasintarsien.

Den schadhaften Boden einfach herauszureißen und durch einen ähnlichen neuen Belag zu ersetzen, war aus Gründen des Denkmalschutzes nicht zulässig. Ebenso war es trotz erfolgreicher Herstellversuche identischer Plattenmuster nicht möglich, zumindest die geschädigten Platten gegen Einzelanfertigungen auszutauschen. Der notwendige Materialbedarf für diese Reparatur-Mindestfläche von ca. 900 qm wäre zwar deutlich geringer gewesen, war aber nicht beschaffbar. "Auch alle weiteren Versuche, ein in seiner Zusammensetzung absolut identisches Material in Italien nachzubestellen scheiterten" - so Dr. Jörg Damm. Der italienische Steinbruch, aus dem das Natursteinmaterial stammte, war mittlerweile geschlossen und auch in der Schweiz war ein Abbau nicht mehr möglich, da hier die relevanten Steinbrüche aufgrund ihrer einmaligen geologischen Zusammensetzung unter den Schutz der UNESCO gestellt wurden: Bei diesem Ablagerungsmilieu handelt es sich wahrscheinlich um Sedimentation in einer vom Ozean getrennten Lagune, mit Festland und vulkanischen Inseln in der näheren Umgebung. Der denkmalgeschützte Belag musste schließlich auf andere Weise saniert und stabilisiert werden, mit dem Ziel den vorhandenen Bestand an großformatigen Platten aus dem bewundernswerten Macchia Vecchia komplett zu erhalten.

Soprodur: Die "feinere" Art der Reparatur

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben beauftragte deshalb den für die Planung und Durchführung der Sanierung verantwortlichen Architekten mit einer Recherche zu neueren industriellen Forschungs- und Entwicklungsergebnissen, die bereits erfolgreich in der Baustoffpraxis angewandt werden. Im Ergebnis dessen und nach weiteren Versuchsdurchführungen vor Ort entschieden sich die Bauverantwortlichen für ein besonders innovatives Verfahren: Den Einsatz der Soprodur Micro-Hohlraum-Schlämme. Das einkomponentige, gebrauchsfertige Bindemittel aus hochfeingemahlenen Feinstzementen lässt sich durch hochtouriges Aufmischen mit einer geringen Menge Wasser zu einer Zementsuspension mit niedriger Viskosität und hohem Penetrationsvermögen aufschließen. Die sehr hohe Feinheit des Produkts ermöglicht ein Eindringen der Suspension auch in feinste Hohlräume oder Risse. Damit eignet sich die Soprodur Micro-Hohlraum-Schlämme innen und außen

- zur Beseitigung von Hohllagen unter Fliesen-, Feinsteinzeug-, Naturstein- und Rüttelböden,
- zum nachträglichen Verfestigen porösen Verlegemörtels und
- zur Verfüllung feinster Risse.

Dabei werden nicht nur die Hohlräume ausgefüllt, sondern in erster Linie wieder ein kraftschlüssiger Haftverbund zwischen Belag und Unterkonstruktion hergestellt. Bereits nach einem Tag ist der Belag wieder begehbar. Bei der Sanierung entstehen weder lange Ausfallzeiten noch Bauschutt - beides wäre verbunden mit hohen Kosten.

Im Fall des ehemaligen Parlamentsgebäudes wurden zunächst die Risse und Ausbrüche der beschädigten Platten mit einer mit Soprodur angemischten Macchia- Vecchia-Körnung restauriert und die unter der Belastung geborstenen, farbigen Glasintarsien-Bänder in Grün- und Blautönen durch die Künstlerin Helga Feuser-Strasdas aus Rheinbach-Wormersdorf auf einer Länge von insgesamt 90 m erneuert. Anschließend wurde mit Hilfe der Soprodur Micro-Hohlraum-Schlämme eine vollflächige Auflagerung der großformatigen Platten geschaffen und damit eine bessere Tragfähigkeit zwischen den Kunststeinplatten und tragendem Untergrund aus Beton erreicht. Zum Einsatz kam dabei die so genannte Microinjektions-Technik, bei der die Suspension mit Hilfe von in Bohrlöchern eingedrehten Packern mit bis zu 20 bar injiziert wird. Die Anzahl der zu bohrenden Löcher und zu setzenden Packer richtet sich dabei nach Art der Konstruktion und der Größe der Hohllage. Üblich sind 1 bis 5 Löcher pro Quadratmeter.

Zirka 1.600 qm in der Lobby und vor dem Eingang zum Plenarsaal wurden auf diese Weise von den Mitarbeitern von Fliesen-Strang aus Troisdorf-Bergheim saniert. Zum Abschluss wurde der gesamte Belag überschliffen, grundgereinigt und mit einem verschmutzungshemmenden Schutzmittel behandelt. Entstanden ist so ein Boden, der sich - so Dr. Jörg Damm - "in bester Optik präsentiert" und der auch seinen ersten Härtetest bei zahlreichen Großveranstaltungen im September 2006 bereits erfolgreich bestanden hat. Diese Sanierung des denkmalgeschützten Bodens ist als erster Bauabschnitt zu verstehen, denn auch auf der Rheinseite des IKBB muss eine weitere, rund 1.200 qm große Fläche in gleicher Weise behandelt werden.


Objekt-Telegramm

Bauherr: Stadt Bonn
Gebäudemanagement:
Bundesanstalt für Immobilien-aufgaben, Geschäftsbereich Facility Management, Bonn
Architekt Bundestag Bonn: Architektengruppe Behnisch und Partner, Stuttgart
Mit der Sanierung beauftragter Architekt: Architekturbüro Bernd Troske, Alfter
Bodenbelag: Macchia Vecchia "Marmor" (Kunststeinplatten)
Sanierte Fläche: 1.600 qm
Sanierungkosten: rund 300.000 EUR
Ausführendes Unternehmen: Fliesen-Strang, Troisdorf-Bergheim
Eingesetzte Sopro-Produkte: Soprodur und Micro-Hohlraum-Schlämme

Verlegewerkstoff-Info: Sopro Bauchemie
Tel.: 0611/1707-0
Fax: 0611/1707-250
aus FussbodenTechnik 05/06 (Referenz)