Nadelvlies: Was muss der Verleger beachten?

7 wichtige Praxistipps für eine schadensfreie Verlegung

Wie kann der Bodenleger auf der Baustelle dazu beitragen, Probleme bei der Verlegung von Nadelvliesbelägen zu vermeiden? Wo liegen die "Knackpunkte" und wie lassen sie sich entschärfen? FussbodenTechnik gibt wertvolle Praxistipps damit die schadensfreie Verlegung gelingt.

Tipp 1: Untergrundanforderung

Grundsätzlich gelten für Nadelvliesverlegungen die Untergrundanforderungen nach VOB DIN 18365 - die entscheidenden Schlagworte sind dabei "trocken", "sauber", "fest" und "rissfrei". Alle alten Beläge und Verlegewerkstoffe müssen restlos entfernt werden.

Tipp 2: Spachtelung

Bei nicht saugfähigen Untergründen muss gespachtelt werden, da bei der Arbeit mit Dispersionsklebstoffen ein saugfähiger Untergrund unerlässlich ist. Dabei sollte eine Schichtdicke von 1,5 mm als absolutes Minimum eingehalten werden - besser 2 mm oder mehr. Ausnahme: Gussasphalt. Hier können die Spannungen in Spachtelmassen mit mehr als 2 mm Dicke den Estrich beschädigen.

Tipp 3: Calciumsulfat-Fließestrich

Auf Calciumsulfat-Fließestrichen, die die einschlägigen Ebenheitstoleranzen der DIN 18202 einhalten, muss nicht unbedingt gespachtelt werden.

Die Empfehlung: schleifen, saugen und grundieren. Schleifen bedeutet allerdings nicht nur eine Maßnahme zur Entfernung von Oberflächenschichten durch den Estrichleger, sondern schließt unbedingt auch einen Reinigungsschliff des Bodenlegers vor der Belagsverlegung mit ein. Zum Absaugen muss man einen leistungsstarken Industriestaubsauger einsetzen. Dann ist die Fläche reif für die obligatorische Grundierung.

Tipp 4: Raumklima

Das Schrumpf- bzw. Quellverhalten eines Bodenbelags wird wesentlich durch Umgebungsfaktoren wie Temperatur und Raumklima mitbestimmt: Die relative Luftfeuchte sollte mindestens bei 50% bis höchstens 70% liegen, die Raumtemperatur mindestens 18C betragen. Der Belag muss unter Einhaltung dieser bauklimatischen Anforderungen mindestens 12 Stunden in den zu verlegenden Räumen akklimatisieren - dabei wird eine liegende Lagerung empfohlen.

Tipp 5: Klebstoffauswahl

Für die Verklebung von Nadelvliesbelägen werden in der Regel Dispersionsklebstoffe der niedrigsten Emissionsklasse eingesetzt. Diese müssen schnell anziehend sein und eine harte Fugen ausbilden. Für Bodenbeläge, die bei Klimawechseln naturgemäß Spannungen aufbauen, braucht man harte Klebstoffe, die gleichermaßen hohe Schäl- und Scherfestigkeiten aufweisen. Diese Anforderungen gehen weit über normale Anforderungen für Textikbelagsklebstoffe hinaus.

Der Bodenleger kann sich angesichts der anspruchsvollen und zudem sehr unterschiedlichen Anforderungsprofile an die Klebstofftechnik letztendlich nur an den Herstellerempfehlungen orientieren. Er sollte also nur Klebstoffe einsetzen, die von Belag- und Klebstoffherstellern ausdrücklich für den zu verlegenden Belag freigegeben sind. Ansonsten steht er im Schadensfall unter Umständen allein da.

Tipp 6: Klebstoffauftrag

Eine ausreichende Klebstoffbenetzung der Belagrückseite ist entscheidend für die Qualität der Verklebung. Bei zu geringem Klebstoffauftrag ist der Klebstoff nicht in der Lage, den Belag bei auftretenden Spannungen festzuhalten. "Viel hilft viel" ist allerdings ebenfalls der falsche Weg. Bei zu großer Menge verlängert sich die Ablüftzeit, die Anfangshaftung verschlechtert sich und außerdem wirkt mehr Feuchtigkeit auf den Belagrücken ein, die wiederum zu Spannungen und Maßänderungen führen kann. Das bedeutet für den Bodenleger: Immer mit der vom Klebstoffhersteller empfohlenen Spachtelzahnung arbeiten und die Zahnleiste bei Abnutzungserscheinungen umgehend gegen eine neue austauschen.

Tipp 7: Verlegung

Vor der Verlegung müssen unbedingt die werkseitigen Bahnenkanten abgeschnitten werden. Die Nahtschnitte sollten bei Nadelvlies immer im Doppelschnittverfahren erfolgen. Dazu wird der Belag mit 3 bis 5 cm Überlappung ausgelegt und dann die übereinander liegenden Belagskanten mit einem senkrechten Schnitt entlang eines Stahllineals abgeschnitten. Als sehr gut geeignet hat sich ein Bodenlegermesser mit einer Viertelmondklinge erwiesen.

Beim Einlegen des Belages ins Klebstoffbett ist unbedingt die Ablüftzeit des Klebstoffs zu beachten. Wird zu schnell eingelegt, hat der Kleber unter Umständen noch keine ausreichende Anfangshaftung aufgebaut. Oft wird allerdings auch zu lange mit dem Einlegen gewartet. Hier ist dann keine ausreichende Benetzung der Belagsrückseite mehr gewährleistet. Bei Nadelvlies absolut unerlässlich ist ein sofortiges Anwalzen der Bahnen nach dem Einlegen. Empfohlen wird eine Gliederwalze von mindestens 40 kg - je mehr, umso besser. Die Bauschlussreinigung nach der Verlegung sollte "trocken" mit einem Bürstsauger durchgeführt werden.
aus FussbodenTechnik 06/03 (Bodenbeläge)