Arbeitskreis "Werterhaltung von Bodenbelägen" lieferte Denkanstöße

Fachseminar bestätigt Aufklärungsbedarf

Unzureichende Maßnahmen zur Unterhaltspflege, Fehler bei der Grundreinigung und Fleckentfernung oder Unkenntnis über den Stand der Technik - bei der Reinigung und Pflege von Teppichböden wird viel falsch gemacht - mit teuren Folgen. Reklamationen landen dann oft beim Gewährleistungsträger Bodenleger und sorgen nicht nur hier für Verunsicherung - auch bei professionellen Reinigern, Sachverständigen sowie insbesondere beim Nutzer bestehen Informationsdefizite. Mit seinem ersten Fachseminar wollte der Arbeitskreis "Werterhaltung von Bodenbelägen" einen Beitrag zur Aufklärung leisten.

Nur gemeinsam sind wir stark", so könnte das Fazit des Praxisseminars zum Thema "Fachgerechte Reinigung und Pflege textiler Bodenbeläge" lauten, zu dem der Arbeitskreis "Werterhaltung von Bodenbelägen" in Zusammenarbeit mit der Redaktion FussbodenTechnik nach Hamburg geladen hatte. Die sieben Referenten aus den Bereichen Reinigungspraxis, Sachverständigenwesen und Anwendungstechnik waren sich in einem einig: Nur wenn alle an dem Produkt Teppichboden Beteiligten wie in einem Netzwerk zusammenarbeiten, wird sich das Image dieser Belagart wieder verbessern lassen.

Diese Erkenntnis hatte den Anstoß zur Gründung des Arbeitskreises geliefert und schließlich auch zur Durchführung des Hamburger Praxisseminars. Auf dem Programm standen vielfältige Informationen zu zeitgemäßen Verfahren für die Grundreinigung und Unterhaltspflege textiler Bodenbeläge, praktische Vorführungen, Aufklärung über Vorurteile und Fehlinformationen bezüglich der Pflegeeigenschaften von Teppichböden sowie Anregungen für Verbesserungen in der gängigen Objektpraxis. Rund 40 Teilnehmer aus dem Bodenleger- und Reinigungsgewerbe sowie der Belag- und Reinigungsmittelindustrie beteiligten sich an den lebhaften Diskussionen.

"Gruselkabinett" der häufigsten Fehler

Dass tatsächlich auf allen Seiten noch ein großer Informationsbedarf besteht, demonstrierte Dieter Grebing, Sachverständiger für Bodenbeläge und die Werterhaltung von Bodenbelägen, mit einer Art "Gruselkabinett". Anhand einer Diashow schilderte er aus seiner Sachverständigenpraxis dutzende typischer Reinigungs- und Pflegefehler sowie deren Folgen. "Mann muss nur wissen, wie es richtig geht", lautet der Tenor - die meisten der gezeigten Schäden wären bei entsprechender Sachkenntnis einfach zu vermeiden gewesen.

Eine fachgerechte Unterhaltspflege erfordert beispielsweise einen geeigneten Bürstsauger, erklärte Grebing: "So genannte "Florkitzler" mit 1.500 Watt reichten dafür nicht aus." Wer auf dem Teppichboden aber gleich mit einer Straßenkehrmaschine anrückt, macht es ebenso falsch - auch das ein reales Beispiel aus der Objektpraxis. Unerlässlich ist es außerdem, die Reinigungs- und Pflegeempfehlung des jeweiligen Herstellers zu beachten.

Richtig und rechtzeitig müssten Reinigungs- und Pflegemaßnahmen erfolgen, um den gewünschten Erfolg zu erzielen, stellte Grebing klar. Die Frage nach einem sinnvollen Reinigungsintervall wollte er jedoch nicht pauschal beantworten: "Werterhaltungsmaßnahmen sind immer abhängig von der Nutzung." Aus dem Plenum kam ergänzend die Anregung nach mehr Zusammenarbeit zwischen Teppich-Fachleuten und Architekten, denn häufig lägen auch einfach "die falsche Bodenbeläge am falschen Ort."

Auch Belag- und Systemaufbau spielen eine wichtige Rolle

Stefan Sperber, Leiter des Technischen Managements bei Desso DLW, sprach sich ebenfalls für eine engere Zusammenarbeit zwischen Architekten, Belagherstellern, Verlegern und Reinigern aus - diese Notwendigkeit würden auch Reklamationsfälle aus seiner täglichen Praxis belegen. Er setzte sich nachhaltig für die Einrichtung eines "Runden Tisches" ein, um die Image-Defizite des Produktes Teppichboden gemeinsam anzupacken - statt sich bei Problemen gegenseitig den "Schwarzen Peter" zuzuschieben.

In seinem Fachvortrag befasste sich Sperber mit der Bewertung moderner Verlegesysteme und Belagkonstruktionen unter Reinigungs- und Pflegeaspekten. Beide hätten entscheidenden Einfluss auf die Auswahl geeigneter Reinigungsmaßnahmen. Um dauerhaft Freude am Produkt Teppichboden zu haben, sei zudem mindestens ein- bis zweimal jährlich eine Grundreinigung erforderlich. Hierbei kommen für Sperber grundsätzlich drei Verfahren in Frage:

- die Sprühextraktion,
- das Shampoonieren in Verbindung mit Sprühextraktion sowie
- Feuchtzellulose- bzw. Pulverreinigung.

Sprühextraktion birgt viele potentielle Probleme

Insbesondere bei der Sprühextraktion sei im Hinblick auf Belag- und Systemaufbau Vorsicht geboten. Den Vorteilen dieser Methode wie dem guten Reinigungseffekt und einem rationellen Arbeiten stünden auch deutliche Nachteile gegenüber: hohe Kosten, hoher Wasserverbrauch und lange Trocknungszeiten mit entsprechenden Betriebsunterbrechungen im Objekt. Hinzu kämen potentielle Gefahren wie die Durchfeuchtung des Belags einschließlich entsprechender Maßänderungen (insbesondere bei Nadelvlies) sowie gegebenenfalls sogar eine Beeinträchtigung des Klebstoffsystems. Sperbers Tipps für die Praxis:

- Sprühextrahierte Textilbeläge dürfen erst dann wieder betreten werden, wenn sie vollkommen abgetrocknet ist. Wird der Belag schon im feuchten Zustand begangen, schmutzt er sehr schnell wieder an.

- Achtung bei feuchtigkeitsempfindlichen Unterbodenkonstruktionen wie Holzwerkstoffen, Gips, Anhydritestrichen oder Doppelböden - sie können durch zu starken Feuchteeintrag beeinträchtigt werden.

- Eine Durchnässung des Bodenbelags muss ebenfalls vermieden werden - das auch im Hinblick auf das Maßänderungsverhalten bestimmter Beläge (z.B. PA-Nadelvlies).

- Während der "Trocknungsphase" ist außerdem für ausreichend Frischluftaustausch zu sorgen, um einen kontrollierten Abtransport der Feuchte zu gewährleisten.

Die Reinigung sollte außerdem immer von einem Fachmann vorgenommen werden, der über geeignete Maschinen und Hilfsmittel verfügt sowie den neuesten Stand der Reinigungstechnik kennt. "Nur er ist in der Lage, das jeweils geeignete Reinigungsverfahren im Hinblick auf Verschmutzung, Teppichbodenbeschaffenheit, Verlegeart und Unterboden auszuwählen", mahnte Sperber.
Objektgeeignetes Trockenreinigungsverfahren mit Naturzellulose

Dietmar Neisius vom gleichnamigen Teppichreinigungs-Fachunternehmen aus Altenholz stellte eine interessante Alternative zur Grundreinigung von Textilbelägen vor: ein Trocken- bzw. Pulver-Reinigungsverfahren auf Basis von Naturzellulose. Beim Carpet Cleaner Verfahren wird ein leicht feuchtes Zellulosegranulat auf dem Belag gestreut, mit einer Bürstmaschine eingearbeit und schließlich mit einem Bürstsauger wieder aufgesaugt.

Vorteil gegenüber der Sprühextraktion: Es wird keine übermäßige Feuchtigkeit eingebracht - die Grundreinigung kann bei laufendem Betrieb erfolgen. Weitere Vorteile: keine Einwirkzeit, hohe Flächenleistung, Schonung von Belag und Systemaufbau (s.a. ausführlichen Bericht zum Thema in dieser Ausgabe).

Reinigungspass soll Auswahl des richtigen Verfahrens erleichtern

Dass es eine Vielzahl objektgeeigneter Verfahren zur Grundreinigung von Teppichböden gibt, demonstrierte auch Günter Schaffert, Teppichreiniger vom Fachunternehmen Moscha in Nürnberg. Er hatte einen umfangreichen Maschinenpark mit nach Hamburg gebracht und erklärte den Seminarteilnehmern, welche Methode für welche Objektsituation die erste Wahl ist. Darüber hinaus zeigte er anhand von Belagproben die richtige Anwendung in der Praxis. Schaffert machte deutlich, dass es bereits bei den vermeintlich bekannten und bewährten Verfahren wie Sprühextraktion und Bürstsaugen große Unterschiede in der Geräteausstattung und den Anwendungsmöglichkeiten gibt. Außerdem führte er die Arbeit mit Shampooniergeräten und bei der Pad-Reinigung vor. Der erfahrene Reiniger beklagte ebenfalls das große Informationsdefizit bezüglich der richtigen Reinigung und Unterhaltspflege im Objekt: "Die Auswahl des richtigen Verfahrens erfordert entsprechendes Know-how." Sein Lösungsvorschlag: Ein Teppichboden-Reinigungspass, in den alle Beteiligten vom Belaghersteller über den Bodenleger bis zur Objektverwaltung sämtliche für die sach- und fachgerechte Reinigung und Pflege des Belags wichtigen Daten eintragen - als Hilfestellung für den Reiniger: Belagart, Hersteller, Konstruktion, Oberflächengestaltung, Nutzschicht, Ausrüstung, Trägermaterial, Rückenausstattung, Systemaufbau mit Untergrund und Verlegeart (z.B. Estrich, Grundierung, Spachtelmasse, Klebstoff), Reinigungs- und Pflegeempfehlung des Belagherstellers sowie gegebenenfalls auch Nutzungsanforderungen.

Falsche Panikmache: Milben im Teppichboden

Der Werteverfall des Teppichbodens liegt auch in Vorurteilen über die Hygieneeigenschaften dieser Belagart begründet, ist Frank Veith vom Fachunternehmen Asix aus Miltenberg überzeugt. In Hamburg klärte er die Seminarteilnehmer über "Fehlinformationen zum Thema Allergie und Teppichböden" auf. Hintergrund: Immer wieder würden Ärzte ihren Patienten mit Hausstaub-Allergien raten, den Teppichboden aus der Wohnung zu verbannen - für Veith eine falsche Panikmache.

Denn die verantwortlichen Milben würden ganz woanders wohnen: "Diverse Untersuchungen belegen, dass nur etwa 7% des Milbenkots in einem Haushalt - und nur der ist für Allergiker belastend - im Teppichboden zu finden ist", stellte Veith klar. "Der Großteil befindet sich üblicherweise in den Matratzen." Der Grund: Milben benötigen zum "Gedeihen" drei gleichzeitige Faktoren: Wärme, Feuchte und Hautreste. Matratzen bieten damit einen idealen Nährböden für Milben, denn der Mensch verliert jährlich im Durchschnitt rund 250 Gramm Haut im Schlaf - hinzu kommen Schweiß und Körperwärme.

Teppichböden sind für Milden hingegen eher ein unwirtlicher Platz: zu hell, zu trocken und zu wenig Nahrung. Veith rät Allergikern daher zu einer jährlichen Matratzenreinigung - dann könne der Teppichboden getrost liegen bleiben. Vorausgesetzt, der Belag erhält eine ordnungsgemäße Unterhaltspflege und wird regelmäßig fachgerecht grundgereinigt.

Ökologische Reinigungsmittel - auch im Objekt ein Serviceargument

Während bei den Teppichklebern längst "sehr emissionsarme" Produkte Stand der Technik sind, spielen ökologische Aspekte bei den Reinigungsmitteln noch immer eine untergeordnete Rolle. Dabei besteht auch hier Bedarf nach umweltverträglichen Verfahren, berichtete Manfred Jeikner in seinem Vortrag. Insbesondere bei Naturfaserbelägen aus Jute, Sisal, Kokos, Wolle oder Ziegenhaar: "Wer sich für einen solchen Belag entscheidet, legt auch bei der Reinigung und Pflege Wert auf eine grüne Chemie." Ökologie sei bei diesen Belägen daher auch im Objekt ein wichtiges Service-Argument.

Der Geschäftsführer des gleichnamigen Reinigungsmittelanbieters aus Schwerte hat sich die Entwicklung ökologischer Reinigungsmittel auf die Fahnen geschrieben, die auf pflanzlicher Basis bestehen und ohne Konservierungsmittel auskommen. In Hamburg stellte er einige dieser "grünen" Verfahren und ihre richtige Anwendung vor. Wie seine Vorredner setzte sich auch Jeikner für ein Netzwerk aller beteiligten Stellen ein, um gemeinsam optimale Lösungen für die unterschiedlichen Einzelanforderungen im Objekt entwickeln zu können. Gleichzeitig sprach er sich für mehr Transparenz bei der Deklaration von Reinigungsmitteln aus.

Dienstleistung muss im Mittelpunkt stehen

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Ludwig Maier, Verfahrenstechniker bei Carpet Cleaner in Berlin, der das Thema "Wie man Reinigungs- und Pflegedienstleistungen richtig verkauft" aufgriff. Maier plädierte dafür, ein "schmackhaftes Gesamtpaket für den Kunden zu schnüren" - als Basis für eine langfristige Zusammenarbeit. Seine Erfahrung: "Den Kunden interessiert in der Regel nicht, welches Reinigungsmittel benutzt wird, sondern vor allem das Reinigungsergebnis und natürlich auch der Preis." Hier gelte es, den Kunden über das für seinen Belag und seine Objektsituation jeweils optimale Verfahren aufzuklären - also gemeinsam im Beratungsgespräch eine für alle Seiten befriedigende Lösung zu finden.

Eine Reinigungsleistung sei außerdem grundsätzlich nur mit unterstützenden Vorführungen zu verkaufen - auch als vertrauensbildende Maßnahme, um die eigenen Verkaufsaussagen zu belegen. Eine optimale Beratung erfordert mitunter viel Einsatz, Zeit und Geduld - für Maier sollte jedoch nicht das kurzfristige Erlangen eines Einzelauftrags im Mittelpunkt stehen, sondern der nachhaltige Erfolg. Besonderes Augenmerk legte der Referent dabei auf einen guten Service, der Bestandteil einer "echten" Dienstleistung sein muss. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda lassen sich dann neue Aufträge gewinnen.

Das abschließende Fazit des Seminars: Es gibt noch viel zu tun in Sachen objektiver und ehrlicher Aufklärung über die sach- und fachgerechte Reinigung und Pflege von Teppichböden. Weitere Seminarveranstaltungen des Arbeitskreises sollen folgen, um dem erklärten Ziel, dem zunehmenden Imageverlust dieser Belagart entgegen zu getreten, sukzessive näher zu kommen. Die Mitglieder des Arbeitskreises appellierten in Hamburg ausdrücklich an die Branche, sich mit Anregungen und konstruktiver Kritik an der gemeinsamen Sache zu beteiligen.
aus FussbodenTechnik 03/03 (Bodenbeläge)