Wie verbindlich sind Aufbauempfehlungen?

Müssen Fließestriche gespachtelt werden?

Estrichhersteller behaupten vielfach, dass bei Bodenbelagsverlegungen auf Calciumsulfat-Fließestrichen (CSFE) keine Spachtelung erforderlich ist. Begründung: Fließestriche seien "von Haus aus" ausreichend glatt. Dr. Roland Krieger, Technik-Vorstand bei Uzin, warnt vor solchen Empfehlungen. Er zeigt auf, dass Spachtelmassen noch weitere wichtige Aufgaben erfüllen und daher für einen funktionierenden Systemaufbau technisch wie unter Gewährleistungsaspekten unverzichtbar sind.

Calciumsulfat-Fließestriche (CSFE) zählen inzwischen zu den Standard-Untergründen für Bodenbelagsarbeiten. Sie dürften heute über einen flächenmäßigen Marktanteil zwischen 35 und 40 % verfügen. Diese Estrichart bietet zahlreiche Vorteile und bekanntermaßen ebenso einige Nachteile, zu denen generell die uneinheitliche und oft nicht belegereife Oberflächenbeschaffenheit gehört - gleiches gilt aber auch für Zement-Fließestriche. Bei CSFE kommt noch die dem Gips innewohnende Wasserlöslichkeit hinzu. Ein weiteres Problem liegt in der großen Zahl unterschiedlicher Anbieter und der enormen Vielfalt möglicher Bindemittelmischungen.

Eine "Sonderinfo" des Bundesverbandes Estrich und Belag (BEB) vom Februar 1998 beschreibt den CSFE-Markt in recht bezeichnender Weise. Was dort gesagt wurde, gilt auch heute noch uneingeschränkt: "Der Wettbewerb zwischen den anbietenden Firmen ist zunehmend schärfer geworden. Einige Hersteller sind nur noch an einer aggressiven Vermarktung ihrer Produkte interessiert. Dabei wird der Calciumsulfat-Estrichmörtel auch Abnehmergruppen angeboten, die kaum in der Lage sind, das Produkt einwandfrei zu verarbeiten."

Konsequenz: Wenn Boden-, Parkett- oder Fliesenleger auf die Baustelle kommen, treffen sie Estrichflächen an, von denen sie nicht viel wissen. Sie müssen an diese Fläche aber gleichzeitig mit erheblicher Materialkenntnis und Prüfgenauigkeit herangehen, weil sie für deren Funktionsfähigkeit im weiteren die volle Verantwortung tragen. Verunsichert rufen sie deshalb häufig ihren Klebstoffhersteller beratend hinzu, der dann in jahrelanger Beratungshaftung steht. Die häufig erforderliche Bedenkenanmeldung führt ebenfalls schnell zu Konflikten.

Eine wichtige Maßnahme, um diesen "Krieg auf den Baustellen" etwas einzudämmen, bildete das 1991 erschiene BEB-Hinweisblatt, das vorschreibt, Fließestriche generell anzuschleifen. Diese Vorschrift hat auch dem CSFE genützt, weil damit wenigstens in einem Punkt Klarheit geschaffen und Verunsicherung reduziert worden ist. Die Lobby der Estrichhersteller hat das obligatorische Anschleifen von CSFE allerdings nicht als Chance erkannt, sondern darin vielmehr eine "Diskriminierung" gesehen. Es fehlt deshalb bis heute nicht an mehr oder weniger subtilen Versuchen, das Anschleifen zu unterlaufen.

In dem neuen BEB-Merkblatt zur Untergrundbeurteilung und -vorbereitung vom Februar 2002 wurde das Anschleifen nun zur "Mussveranstaltung" für alle Estriche erhoben. Das Reizthema "Schleifen" dürfte damit zumindest vorläufig vom Tisch sein. Ein anderes ist hingegen geblieben: das Spachteln. An der Frage "Müssen Fließestriche gespachtelt werden?" scheiden sich immer noch die Geister.

Ist das Spachteln nur bei Unebenheiten obligatorisch?

Dabei ist das Spachteln von Untergründen - also auch von CSFE - eigentlich sogar normativ vorgeschrieben. In Kapitel 3.3 der VOB/C ATV DIN 18365 heißt es dazu: "Der Untergrund für Beläge, die ohne Unterlagen verlegt werden, ist mit Spachtelmassen zu glätten." An dem Begriff "Glätten" kann man sich allerdings trefflich mit der Frage einhaken, ob auch ein an sich glatter Untergrund zusätzlich gespachtelt werden muss. Einige leiten daraus die Schlussfolgerung ab, dass Fließestriche schon deshalb nicht gespachtelt werden brauchen, weil sie "von Haus aus" schon glatt sind - ein weiterer potentieller Pluspunkt im Kampf um Marktanteile.

Die Fließestrichindustrie hat vor diesem Hintergrund in den vergangenen Jahren verschiedene Anläufe übernommen, um das Spachteln von CSFE nicht nur formal, sondern auch technisch für überflüssig zu erklären. Insgesamt war diesen Bemühungen in Deutschland jedoch kein Erfolg beschieden. Im Gegenteil: Nahezu alle in jüngerer Zeit erschienenen Normen und Merkblätter erklären das Spachteln grundsätzlich zu einer obligatorischen Maßnahme im Rahmen einer fachgerechten Untergrundvorbereitung.

Beispielhaft sei auf das Merkblatt von Heinz-Dieter Altmann und Gert F. Hausmann mit dem Titel "Vorbereiten von Estrichen für Bodenbelagarbeiten - calciumsulfatgebundene Fließestriche und Zementestriche im Vergleich" vom Februar 1998 verwiesen, das in diesem Zusammenhang einige denkwürdige Aussagen enthält - Beispiel: "Spachtelungen haben also die Funktion, eine Klebung mit lösemittelfreien Klebstoffen zu gewährleisten und erst nachrangig zu glätten oder auszugleichen."

Spachtelung in Österreich mittlerweile für überflüssig erklärt

Neuen Diskussionsstoff lieferte im vergangenen Jahr nun ein Dokument aus Österreich: Peter Giffinger von der Arbeitsgemeinschaft Estrich der österreichischen Wirtschaftskammer hatte auf dem alljährlichen BEB-Sachverständigentreffen in Nürnberg die neu aufgelegte "Planungs- und Ausführungsrichtlinie für Fließestrich auf Calciumsulfatbasis" vom Januar 2002 vorgestellt (FussbodenTechnik berichtete ausführlich in Ausgabe 6/2002). Schon im Kapitel 4.2.4 des von der ARGE Estrich im Fachverband Stein und Keramik, Wien, herausgegebenen, 46-seitigen Papiers heißt es unter dem Stichwort "Grundieren": "Klebstoff und Grundierung müssen entsprechend der Angaben der Hersteller aufeinander abgestimmt sein (Probeklebung)." Kein Wort findet sich hier von der eigentlich dazwischen liegenden Spachtelschicht.

Auch im weiteren wird das Spachteln höchstens als eine ziemlich nebensächliche und nur noch ausnahmsweise in Betracht zu ziehende Maßnahme dargestellt. Beispiel: "Bei Anwendung calciumsulfatgebundener Spachtelmassen dient eine Grundierung zur Regulierung der Saugfähigkeit. Sie kann entsprechend Herstellerangaben entfallen." Oder: "Bei einer im Ausnahmefall notwendigen, zementären Spachtelung unter dampfdichten Belägen ist die Oberfläche mittels Grundierharz (z.B. 2-komponentig) und nachfolgender Quarzsand-Einstreuung vorzubereiten." In den Übersichtstabellen zu empfohlenen Systemaufbauten wird das Spachteln schließlich auch grundsätzlich für überflüssig erklärt. Ausnahmen werden allenfalls bei unzureichender Ebenheit gemacht.

Österreichische Anwendungsrichtlinie sehr einseitig

Der sofortige Einspruch eines anwesenden Vertreters der deutschen Verlegewerkstoffindustrie bei der Vorstellung des Papiers wurde damit gekontert, dass die Vereinigung der österreichischen Klebstoffindustrie (VÖK) und mit ihr alle namhaften deutschen Klebstoff- und Spachtelmassenhersteller an der Erarbeitung der Richtlinie beteiligt gewesen wären. Ein Blick ins Impressum bestätigt diese Behauptung. Selbstverständlich wurde sofort recherchiert, wie sich diese angebliche Mitarbeit führender Klebstoffhersteller an den seltsamen Richtlinien tatsächlich gestaltet hatte. Dabei stellte sich heraus, dass die Mitwirkung des VÖK nur formaler Natur war. Tatsächlich hatte kaum eines der aufgeführten Unternehmen überhaupt Kenntnis von der neuen Richtlinie - geschweige denn von den Passagen zum Thema Spachteln.

Aus einer Stellungnahme der VÖK geht ebenfalls hervor, dass die Richtlinien sehr einseitig auf Initiative der ARGE Estrich entstanden sind. Keiner der namentlich genannten Klebstoff- uznd Spachtelmassenhersteller war durchgehend über den gesamten Zeitraum an der Entstehung beteiligt. Außerdem entsprach die Vorgehensweise nicht dem üblichen Procedere bei der Erstellung so wichtiger Richtlinien - beispielsweise war die Belagindustrie nicht in ausreichender Weise einbezogen worden. Die Anwendungsrichtlinie gibt damit in der Fassung vom Januar 2002 sehr einseitig die Auffassung bestimmter Interessenskreise wieder und bedarf insbesondere in der Frage des Spachtelns der Revision.

Knackpunkt: CSFE oft nicht so glatt, wie behauptet wird

Was ist so verkehrt an der Empfehlung, CSFE nicht zu spachteln? In der gesamten Diskussion zum Thema Spachteln von CSFE erscheint diese Maßnahme zur Untergrundvorbereitung immer dann als überflüssig, wenn sie ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Ebenheit gesehen wird - wenn man also voraussetzt, dass alle Fließestriche grundsätzlich eben und glatt sind. Diese Annahme ist jedoch falsch: Die meisten CSFE sind in der Praxis nicht so glatt, wie gern behauptet wird.

Wir haben uns in praxisgerechten Feldversuchen drei CSFE-Flächen verschiedener Hersteller anlegen lassen und sie nach der Trocknung angeschliffen, grundiert und gespachtelt. Dabei wiesen schon die relativ kleinen Versuchsflächen von 10 bis 15 qm teilweise zahlreiche Krater und Buckel auf - selbst wenn sie nach Norm durchaus als eben zu bezeichnen waren. Beim Anschleifen fanden sich dann örtlich auch noch weiche Oberflächenzonen - deutlich erkennbar an den tieferen Schleifnarben. Hier wäre in der Praxis eine Spachtelung auf jeden Fall unumgänglich gewesen. Erst der vollflächig gespachtelte Estrich veranschaulichte, wie gleichmäßig eine verlegereife Fläche tatsächlich aussehen kann.

Sicher: Bei Parkett oder keramischen Fliesen kann es schon aus Gründen einer besseren Verkrallung empfehlenswert sein, eine grobkörnige Oberfläche bereitzustellen. Bei elastischen Belägen ist allerdings eine feine, glatte Oberfläche gefragt. Da es Spachtelmassen mit feinerem und gröberem Zuschlag gibt, lässt sich mit ihnen die Oberflächenstruktur in jedem Fall dem jeweiligen Verwendungszweck optimal anpassen.

Spachtelmassen übernehmen noch weitere wichtige Funktionen

Hinzu kommt, dass Spachtelmassen über das reine Glätten bzw. Ebnen hinaus noch eine ganze Reihe weiterer wichtiger Funktionen erfüllen - was bei der Diskussion über das Spachteln von CSFE aber gern übersehen wird. Schon 1991 hat die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe (IVK) in ihrem Merkblatt "Technische Beschreibung und Verarbeitung von zementären Boden-Spachtelmassen" mehrere wichtige Aufgaben von Spachtelmassen definiert - der Kernsatz: "Spachtelmassen haben die Eignung des Untergrundes für die vorgesehene Verlegeart sicherzustellen, dazu gehören vor allem: Ebenheit, Festigkeit, Saugfähigkeit."

Auch die Vielfalt der angebotenen Spachtelmassen verdeutlicht, dass es beim Spachteln nicht nur auf die Ebenheit ankommt: Es gibt harte und weiche Massen, solche aus Zement und solche aus Gips, hochfeste und weniger feste, sehr saugfähige und fast dichte, feinkörnige und grobkörnige, langsam und schnell abbindende sowie zudem zahlreiche Zwischen- und Mischstufen.

Optimierung von Untergrundfestigkeit und Lastverteilung

Neben der Ebenheit bildet beispielsweise die Festigkeit einen wichtigen Punkt - insbesondere die Scherfestigkeit kann bei CSFE eine große Rolle spielen. Mit einer Spachtelmasse ist es durchaus möglich, die Oberflächenfestigkeit eines Estrichs auf ein bestimmtes, gleichmäßiges Niveau zu bringen. Dabei sind die häufig geäußerten Zweifel an der Haftzugfestigkeit zementärer Massen auf CSFE unberechtigt.

Wie entsprechende Feldversuche bestätigen, lassen sich auf diesen Estrichen mit Spachtelmassen einwandfreie, hohe Haftzugfestigkeiten erzielen - sofern die Estrichoberfläche richtig angeschliffen und grundiert wurde. Auf drei verschiedenen CSFE erreichte eine hochwertige Zementspachtelmasse im Mittel eine Haftzugfestigkeit von 2 N/qmm - wobei die Trocknungszeit der Grundierung überraschenderweise keinen entscheidenden Einfluss zeigte.

Bei Schichtdicken über 2 mm kann eine feste Spachtelmasse außerdem lastverteilend wirken. Diese Funktion ist insbesondere bei dünnen elastischen Belägen bzw. auf weicheren Estrichzonen von Vorteil, da sie zur Vermeidung hoher Punktlasten beiträgt.

Gewährleistung einer gleichmäßigen Saugfähigkeit

Ganz wichtig ist auch das Thema Saugfähigkeit: Mit Spachtelmassen lässt sich diese sehr gezielt einstellen. Dabei geht es nicht nur darum, eine besonders hohe Saugfähigkeit des Untergrundes zu erzielen, sondern vielmehr um die Gewährleistung einer für den jeweiligen Einzelfall geeigneten und gleichmäßigen Saugfähigkeit. Bei bestimmten Belägen und/oder Klebstoffen kann es nämlich durchaus auch einmal sinnvoll sein, die Saugfähigkeit der Verlegefläche stark zu reduzieren - auch das ist mit Spachtelmassen möglich.

In Praxisversuchen zeigte sich, dass die Saugfähigkeit einer CSFE-Oberfläche stellenweise sehr unterschiedlich ausfallen kann. Selbst das Grundieren führte zwar insgesamt zu einer starken Reduzierung der Saugfähigkeit - nicht jedoch zu einem über die gesamte Fläche einheitlichen Saugfähigkeitsniveau. Jede Empfehlung, CSFE vor dem Kleben lediglich zu grundieren, überlasst den Bodenleger daher völlig den Zufälligkeiten der jeweils vorhandenen CSFE-Oberfläche. Konsequenz: Der eigentlich vertraute Klebstoff verhält sich unter Umständen an einer Stelle ganz anders als an einer anderen.

Welchen Einfluss die Saugfähigkeit einer Spachtelschicht beispielsweise auf das Anzugsvermögen eines Textilbelagsklebstoffes haben kann, verdeutlichen die Ergebnisse eines weiteren Praxisversuchs: Hier zeigte der Kleber auf den mit zwei unterschiedlichen Massen gespachtelten CSFE-Flächen nach etwa 15 Minuten ein deutlich besseres Anzugsvermögen - erkennbar am ausgeprägten Fadenzug - als auf der lediglich grundierten, aber nicht gespachtelten Referenzfläche.

Puffer- bzw. Sperrschichtfunktion schützt die Estrichoberfläche

Bis vor wenigen Jahren bevorzugten viele Verleger aufgrund der wasserempfindlichen Oberfläche von Calciumsulfatestrichen noch lösemittelhaltige Verlegewerkstoffe - heute ist allerdings die Verwendung wasserbasierter Dispersionsprodukte angesagt, die vielfach wasserbeständige Verlegeflächen mit einer gewissen Wasseraufnahmekapazität voraussetzen. Zementäre Spachtelmassen erfüllen diese Bedingungen auf das Beste.

Eine gut durchgetrocknete Spachtelschicht kann nämlich je nach Saugfähigkeit entweder als schnell wasseraufnehmende "Pufferschicht" wirken oder als nur langsam wasseraufnehmende "Sperrschicht". Als "Pufferschicht" sorgt die Spachtelmasse für ein schnelleres Anziehen des Klebstoffs und eine kürzere offene Zeit. Als "Sperrschicht" hält sie zusammen mit der Grundierung das Wasser von der empfindlichen Estrichoberfläche fern und verursacht beim Klebstoff eine längere offene Zeit sowie ein verzögertes Abbinden. Je nach Art und Dicke der Spachtelschicht sind auch verschiedener Zwischenstufen möglich, so dass Boden- und Parkettleger ihre Verlegefläche bei ausreichender Fach- und Materialkenntnis individuell einstellen können.

Ohne Spachtelung wären Verleger hingegen auf CSFE ständig aufs Neue zur Verwendung lösemittelhaltiger Produkte "verführt". Insofern weisen Spachtelmassen hier grundsätzlich auch eine arbeitshygienische und ökologische Funktionskomponente auf.

Technische Bedenken gegenüber Spachtelungen nicht haltbar

Gegner des Spachtelns führen gern das erhöhte Schadensrisiko an, das mit jeder zusätzlichen Schicht eingebaut würde. Als typisches Schadensbild führen sie abgeplatzte Spachtelschichten an, an denen eine dünne, weiße Schicht der Estrichrandzone hängt. Früher hat man vermutet, dass diese weiße "Puderschicht" aus Ettringit besteht - als vermeintliche Folge des Einsatzes von zementären Produkten auf Gipsuntergründen. Damit wurden dann bei Boden- und Parkettlegern entsprechende Ängste geschürt. Dabei hat man allerdings übersehen, dass Fliesenlegern hingegen wie selbstverständlich zugemutet wird, mit Zementmörteln direkt auf grundierte CSFE-Flächen zu gehen.

Um was für eine Schicht es sich bei dem weißen "Puder" auch immer handeln mag - in den meisten Fällen ist sie das Resultat einer unzureichenden Vorbehandlung der Estrichoberfläche : z.B. zu schnelles Arbeiten, ungenügende Trocknung der Grundierung, fehlendes oder fehlerhaftes Anschleifen. In diesem Zusammenhang kann das Spachteln sogar als eine Art "Frühwarnsystem" angesehen werden, weil es unter Umständen frühzeitig auf Fehler bei der Untergrundvorbereitung aufmerksam macht. Immerhin dürfte es weniger Kosten verursachen, wenn "nur" die Spachtelschicht abplatzt, als wenn ein Flächenschaden am bereits verlegten Bodenbelag entsteht.

Verzicht kann auch rechtlich gefährlich werden

Nicht zuletzt sollte man zudem an gewährleistungstechnische Aspekte denken: Spachtelmassen stellen für die Hersteller von Verlegewerkstoffen wichtige Systemkomponenten dar, die ein integraler Bestandteil der aufeinander abgestimmten Aufbauempfehlungen sind. Normen und Merkblätter können im Gegensatz zu solchen Aufbauempfehlungen nicht allzu tief ins Detail gehen. Wenn dort allgemein von Grundierungen, Spachtelmassen und Klebstoffen die Rede ist, dann handelt es sich in Wahrheit um Hunderte von Produkten mit unterschiedlichsten Eigenschaften. Ihre richtige Kombination erfordert viele Versuche und umfangreiche Erfahrungen, die sich unmittelbar in den Aufbauempfehlungen niederschlagen.

Sicher: Aufbauempfehlungen bleiben Empfehlungen - sind also eigentlich nicht verbindlich. Der Verarbeiter entscheidet also letztlich in eigener Verantwortung, was er wie einsetzt. Wer allerdings später die Gewährleistung des Herstellers in Anspruch nehmen will, muss sich schon daran messen lassen, in wie weit er sich an dessen Aufbauempfehlung und die geltenden Regeln des Fachs gehalten hat. Oder anders ausgedrückt: Wer sich nicht eng an gegebene Aufbauempfehlungen hält, wird im Schadensfall auch keine Gewährleistung für angebliche System- oder Beratungsmängel einfordern können.

Die Verlegewerkstoffindustrie steht gerade für Beratungsleistungen in einer zunehmend strenger definierten Gewährleistung. Vor diesem Hintergrund können die Hersteller für sich auch das Recht beanspruchen, ihre Aufbauempfehlungen nach eigener Erfahrung und bestem Wissen zu gestalten - die zudem Priorität vor anderen, allgemeiner gehalteneren Aussagen haben. In diesem Zusammenhang ist es nicht tolerierbar, wenn Estrichhersteller immer wieder versuchen, ihr Angebot dadurch attraktiver zu machen, indem sie Systemkomponenten anderer Verantwortungsbereiche für überflüssig erklären.

Fazit: Spachtelung bringt den Verarbeiter auf die sichere Seite

Mit einer fachgerechten Spachtelung gestalten sich Boden- und Parkettleger auch auf CSFE einen Verlegeuntergrund nach den eigenen Bedürfnissen und Erfahrungen. Sie machen sich damit von den Schlampereien anderer frei und schaffen sich sozusagen eine eigene "Schnittstelle" zum Vorgewerk, an die sie wesentlich gezielter mit Klebstoff und Bodenbelag "andocken" können. Kurz: Der Verarbeiter stellt sich durch den Einsatz einer Spachtelmasse auf die sichere Seite - insbesondere wenn diese in der Aufbauempfehlung des Verlegewerkstoff-Herstellers ausdrücklich vorgesehen ist. Die Anbindung der Spachtelmasse an die Oberfläche des CSFE gehorcht dabei ganz einfachen Regeln und funktioniert mit vielen dafür ausgelobten Grundierungen im allgemeinen sehr gut.

Wichtig ist allerdings - wie fast immer bei CSFE - große Sorgfalt und eine gute Portion Erfahrung. Besondere Bedeutung hat in diesem Zusammenhang ein wirklich gründliches Anschleifen und eine ausreichende Festigkeit der Estrichrandzone. Hinzu kommt ein ausreichendes Trocknen der aufgetragenen Grundier- und Spachtelschichten.
aus FussbodenTechnik 03/03 (Bodenbeläge)