Interessante technische Fachvorträge

Wertvolle Tipps zur Schadensvermeidung


Das technische Vortragsprogramm der Jahrestagung Estrich und Belag wurde von den Berufssachverständigen Gert F. Hausmann und Dieter Altmann sowie von Horst Spang vom Versiegelungshersteller Berger-Seidle gestaltet. Alle drei befassten sich in ihren durchgehend praxisnahen Ausführungen mit spektakulären Schadensfällen, die bei richtiger Vorgehensweise allerdings einfach hätten vermieden werden können.

Vorsicht beim Einsatz von Arbeits- bzw. Scheinfugenprofilen

Hausmann stellte zwei reale Praxisfälle vor, bei denen Risse in zementgebundenen Estrichen zu Reklamationen geführt hatten. Die Ursache lag jedoch in beiden Fällen nicht in typischen Fehlern wie einer zu hohen Estrichfeuchte bei der Bodenbelagsverlegung oder unzureichend ausgeführten Scheinfugen. Ganz im Gegenteil: In einem Fall hatten sich die verantwortlichen Handwerker sogar zuviel Mühe gemacht.

Das Problem bestand hier im Einbau eines kreuzförmigen Arbeits- bzw. Scheinfugenprofil aus Kunststoff durch den Estrichleger. Dieses hatte zwar zu der gewünschten Sollbruchstelle geführt, beim anschließenden Verschließen des Risses jedoch ein ausreichendes Eindringen des Gießharzes und damit einen durchgehenden, kraftschlüssigen Verbund der Rissflanken verhindert. Das Fazit aus dem Schadenfall entbehrt durchaus nicht einer ironischen Komponente: Während einerseits der Einsatz von Billig- oder selbstgebastelten Profilen zu den häufigsten Schadenursachen im Bereich von Dehnungsfugen zählt, kann also bei Arbeitsfugen gerade der Einbau eines vermeintlich hochwertigen Fugenprofils zum Schaden führen. Hausmann empfahl, bei entsprechenden Ausschreibungen vorsichtshalber Bedenken anzumelden.

Beim zweiten Fall lag die Schadensursache ebenfalls in einem nicht durchgehenden, kraftschlüssigen Verbund der Fugenflanken. Hier hatte allerdings der zu weit oben eingelegte Wellenverbinder ein tieferes Eindringen des Gießharzes blockiert. "Die runde Trennscheibe schneidet gerade an den Rändern oft nicht ausreichend tief in den Estrich ein, so dass der Wellenverbinder trotz Einschnitt noch zu hoch aufliegt," erklärte Hausmann. Hier sei ein entsprechend sorgfältiges Vorgehen gefordert.

Problemfeld Parkettverfärbungen durch Zementestrich

Horst Spang sprach ebenfalls ein typisches Zementestrich-Problem an. Er berichtete von Verfärbungen an geöltem Parkett, die vor allem durch die Alkalität des Estrichs hervorgerufen würden. Entsprechende Reklamationen gebe es nicht nur bei Estrichen mit erhöhter Restfeuchte: "Selbst wenn man die Estrichtrocknung irgendwie beschleunigt, beispielsweise durch ettringitbildende Systeme, muss die Feuchtigkeit irgendwann dennoch heraus", gab der CTA-Mitarbeiter zu bedenken.

Ein möglicher Lösungsansatz liegt prinzipiell in einer dampfdiffusionsoffenen Oberflächenbehandlung von Parkettbelägen auf Zementestrichen - lösemittelhaltige Öl-/Wachsysteme sowie lösemittelhaltige Öl-Siegel seien jedoch eher als dampfbremsend zu bewerten, PU-Siegel sogar als Dampfsperre. "Wasserlacke kann man hingegen nicht immer und überall einsetzen", räumte Spang ein. Diese Zusammenhänge müssten schon bei der Vorplanung einer Fußbodenkonstruktion berücksichtigt werden, um spätere Parkettverfärbungen sicher zu vermeiden: "Die Versiegelung hat eigentlich praktisch keinen Einfluss auf die Schäden - außer bei echten Produktfehlern. Die entscheidenden Faktoren liegen im Untergrund."

Eindeutige Schuldzuweisung erfordert genaue Schadenanalyse

Dieter Altmann berichtete von einem Schadensfall, bei dem sich die wahre Verantwortlichkeit nur durch eine sehr genauer Analyse feststellen ließ. Hintergrund: In einem Schulneubau sollten 2.000 qm Calciumsulfatfließestrich eingebaut werden - davon 500 qm als Untergrund für einen Betonwerkstein-Plattenbelag. Nach der Belagverlegung zeigten sich in den Fugen des Belags massive Rissbildungen. Bei der Prüfung der Estrichkonstruktion ergaben sich unter anderem Minderdicken und eine unter den Werten der Ausschreibung liegende Festigkeit - hier hätte man also leicht dem Estrichleger einen Strick drehen können.

Die tatsächliche Schadenursache fand sich allerdings erst nach einer detaillierten Laboruntersuchung der Betonwerksteinplatten: Sie waren zu nass eingebaut worden, was massive Maßänderungen des Belags zur Folge hatte. "Die Risse sind also in erster Linie durch die Verformung der Betonwerksteinplatten entstanden", stellte Altmann klar. "Hinzu kam die vergleichsweise geringe Dicke der Platten, die stärkere Verformungen zugelassen hat." Die Minderdicken und die geringe Festigkeit hätten hingegen keinen entscheidenden Anteil am Schaden gehabt.

Auch in seinem zweiten Beispielfall machte Altmann deutlich, wie wichtig eine genaue Analyse aller Vor-Ort-Faktoren für eine eindeutige Schuldzumessung ist. Hier hatten extreme Wechsel des Raumklimas durch den Probelauf einer Klimaanlage zu erheblicher Rissbildung in einem Eiche-Hochkantlamellenparkett auf einem Zementestrich geführt. "Schadensursache waren in diesem Fall ausschließlich die bauklimatischen Bedingungen und die hat allein der Bauherr selbst zu verantworten", betonte der Berufssachverständige.
aus FussbodenTechnik 03/03 (Bodenbeläge)