Reinigung und Pflege: Expertengruppe will neue Standards setzen

Arbeitskreis "Werterhaltung von Bodenbelägen" gegründet

Im Dezember legte eine Expertenrunde in einer restaurierten Windmühle bei Hamburg den Grundstein für einen Arbeitskreis "Werterhaltung von Bodenbelägen". Erklärtes Ziel des neuen Fachgremiums ist es, durch objektive und ehrliche Aufklärung über die sach- und fachgerechte Reinigung und Pflege von Teppichböden dem zunehmenden Imageverlust dieser Belagart und seinem stark rückläufigen Marktanteil entgegen zu treten. Geplant ist unter anderem die Durchführung von Seminaren und die Erarbeitung herstellerübergreifender Pflegeempfehlungen. Protokoll einer Geburtsstunde.

Wenn in der momentanen Branchensituation, wo im Alltagsgeschäft jeder Tag zählt, sieben Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet auf eigene Kosten an einem Ort zusammenkommen, um ein Problem anzupacken - ohne zu wissen, was und ob überhaupt etwas dabei herauskommen könnte - dann muss der sprichwörtliche Schuh schon wirklich drücken. Der Schuh heißt Teppichboden - und er drückt gewaltig. Wohl mit ein Grund, warum sich die Expertenrunde, die sich im Dezember in der restaurierten Meilsdorfer Windmühle bei Hamburg traf, in der der SN-Verlag ein neues Tagungszentrum eingerichtet hat, sehr konstruktiv verlief und schon beim ersten Treffen weitgehende Übereinkünfte getroffen werden konnten.

"Wenn der Teppichboden sukzessive vom Markt verschwindet, weil wir gängige Vorurteile auf Verbraucherseite nicht widerlegen, dann sägen wir den Ast ab, auf dem wir sitzen", brachte Stefan Sperber die Problematik auf den Punkt. "Es ist in dieser Hinsicht 5 vor 12", mahnte der Leiter des Technischen Managements beim Belaghersteller Desso DLW, der die Gesprächsrunde initiiert und in Zusammenarbeit mit der Redaktion FussbodenTechnik realisiert hatte. Gemeint sind die weit verbreiteten Vorurteile und Fehlinformationen hinsichtlich der Reinigungs- und Pflegeeigenschaften textiler Bodenbeläge, die nach Ansicht vieler Branchenkenner wesentlich zum Imageverlust des Teppichbodens beigetragen haben.

Teppichboden erlebte dramatischen Wertigkeitsverlust

Der Teppichboden ist ein arg gebeuteltes Produkt: Einst im Ruf einer edlen Fußbodenausstattung stehend, mit der man gegenüber Nachbarn und Freunden angeben konnte - die "nur" einen Dielen- oder Fliesen-Boden hatten - gilt er aus Sicht vieler Endverbraucher heute als billiges Massenprodukt, das zudem keine zeitgemäßen Nutzungseigenschaften aufweist.

Das Ausmaß dieses Imageverlustes lässt sich auch an den Marktzahlen ablesen: Der Verbrauch an Tuftingware sackte in Deutschland zwischen 1992 und 2002 in nur 10 Jahren von stolzen 235 um rund 25 % auf 175 Mio. qm ab. Ein so dramatischer Einbruch wurde bei keiner anderen Bodenbelagart verzeichnet. Der Gesamtverbrauch an Bodenbelägen ging im Vergleichszeitraum lediglich um etwa 2 % zurück - die Talfahrt des Teppichbodens lässt sich also nicht allein mit der rückläufigen Baukonjunktur begründen.

Der textile Bodenbelag musste vielmehr an andere Belagarten massiv Marktanteile abgeben - insbesondere an den Trendbelag Laminat, auf dessen Preisniveau sich der Teppichboden mittlerweile zu einem großen Teil auch bewegt - wenn überhaupt. Was ist passiert? Was findet der Verbraucher beim Laminat, was er beim Textilbelag nicht zu bekommen meint?

Scheinbar aufwendige Pflege stützt das Negativimage des textilen Belags

Neben allen Modetrends, die seit einiger Zeit nun einmal verstärkt in Richtung Holzoptik weisen, gelten textile Bodenbeläge aus Sicht vieler Nutzer gerade im Vergleich zu Hartbelägen als extrem reinigungs- und pflegeaufwändig - eine Meinung, die von der einfachen Hausfrau über Hausverwaltungen bis in Architektenkreise weit verbreitet ist. Hinzu kommen Hygienebedenken, die bis zu Ängsten vor Hausstauballergien und Milbenbefall reichen. Einen Bodenbelag, den jeder Rotweinfleck gleich ruiniert und der vielleicht sogar krank machen kann - wer will so etwas schon?

Sicher: Jeder Fachmann weiß, dass dies völlig überzogene Vorurteile sind - aber welche Hausfrau, Objektverwaltung oder ausschreibende Stelle ist schon Teppichbodenexperte? Tatsache ist, dass sich diese Vorurteile auf Nutzerseite hartnäckig halten - obwohl es mittlerweile modernste Fleckenschutz- und Antiallergenausrüstungen sowie ebenso anwenderfreundliche wie effektive Reinigungs- und Pflegesysteme gibt. Hier ist offenbar noch massive Aufklärungsarbeit gefordert, die sich die Teilnehmer der Gesprächsrunde in der Meilsdorfer Mühle auf die Fahne geschrieben haben:

- Dieter Grebing, Beratungs- und Sachverständigenbüro für die Reinigung und Pflege von Bodenbelägen, Ingelheim
- Manfred Jeikner, Geschäftsführer Jeikner Teppich-Forschung, Schwerte
- Ludwig Maier, Verfahrentechniker bei Carpet Cleaner, Berlin-Hohenschönhausen
- Dietmar Neisius, Teppich- und Polstereinigungs-Fachunternehmen Neisius, Altenholz
- Günter Schaffert, Fachunternehmen Moscha Spezialteppichreinigung sowie privater Sachverständiger, Nürnberg
- Stefan Sperber, Technisches Management Desso DLW, Bietigheim
- Frank Veith, Fachunternehmen Asix, Miltenberg
- Sven Rutter, Redaktion FussbodenTechnik, Hamburg

Gewaltiges Informationsdefizit auf der Nutzerseite

Wie die Expertendiskussion schon in der Anfangsphase ergab, hakt es offenbar gleich an mehreren Stellen. Hauptproblem ist ein Informationsdefizit, das beim Nutzer am größten ausfällt: "Der Informationsstand in Sachen richtiger Teppichbodenreinigung ist bei der Hausfrau in der Regel gleich Null", bringt Manfred Jeikner das Dilemma auf den Punkt. "Von 10 Verbrauchern weiß höchstens einer, dass er für seinen Teppichboden einen Staubsauger mit Bürstaufsatz verwenden sollte", musste auch Günter Schaffert in seiner langjährigen Berufserfahrung feststellen.

Im Objektbereich sieht es nicht viel besser aus: "Nach der Verlegung kümmert sich auch im Objekt meistens kein Mensch mehr um die sach- und fachgerechte Werterhaltung des Teppichbodens - mit dem Ergebnis, dass oft schon die erste Reinigung in die Hose geht", weiß Dieter Grebing aus seiner Sachverständigenpraxis.

Auch hier fehlt offenbar das nötige Problembewusstsein: "Der Planer schreibt häufig lediglich aus, dass der Teppichboden in einer bestimmten Frequenz zu reinigen ist - aber eben nicht, wie eine fachgerechte Reinigung auszusehen hat", kritisiert Schaffert. "Wenn in der Ausschreibung nichts näheres verlangt wird - warum soll der Nutzer dann in eine hochwertige Reinigungsleistung investieren?"

Problemverschärfung durch Desinformation

Woran liegt das? Zum einen mangelt es an allen Ecken und Enden an der nötigen Sachkenntnis. Wer keinen Einblick in die Fußbodentechnik hat, kann auch keinerlei Problemverständnis für die Folgen einer unsachgemäßen Reinigung entwickeln - und lässt sich zudem durch Desinformationen am einfachsten manipulieren. "Ein wesentlicher Grund für das Negativimage des Teppichbodens liegt darin, dass manche selbsternannte Fachleute Unsinn über die Hygieneaspekte von Teppichböden behaupten - beispielsweise über die Gefahr eines Milbenbefalls von Teppichböden, was völliger Blödsinn ist", ist Frank Veith überzeugt.

Ebenfalls zu einer ablehnenden Haltung können aber auch überzogene Werbebotschaften der Hersteller beitragen, die die heile Welt vorgaukeln: Wenn man täglich mit der Botschaft konfrontiert wird, dass man selbst hartnäckige Verschmutzungen im Teppichboden mit einfachsten Verfahren in sekundenschnelle beseitigen kann bzw. Flecken bei bestimmten Belägen gar nicht mehr entstehen können, wird man im Alltag unter Umständen schnell enttäuscht.

Auch bei vermeintlichen Fachleuten nur begrenztes Fachwissen

Objektverwaltungen, Architekten und Bodenleger sind hier zwar weniger "anfällig", verfügen aber nicht unbedingt über einen höheren Kenntnisstand in Sachen Reinigung und Pflege: "Die ausschreibende Stellen schauen primär auf das Dessin und vielleicht noch auf die technischen Eigenschaften eines Belags - nicht jedoch die erforderlichen Reinigungs- und Pflegemaßnahmen", musste Grebing feststellen.

Eine ähnlich ignorante Haltung findet sich bei vielen Bodenlegern: "Die Verlege-Fachbetriebe haben von vielem Ahnung, nur meistens nicht vom Reinigen", räumt Dietmar Neisius ein. "Wie sollen sie vor diesem Hintergrund bestimmte Pflegemaßnahmen empfehlen?"

Und was ist mit den professionellen Reinigungsbetrieben? Immerhin zählen die Innungen der Gebäudereiniger rund 6.000 Mitgliedsunternehmen. "Was in der Ausbildung zum Gebäudereiniger über die richtige Reinigung und Pflege von Teppichböden gelehrt wird, ist schlichtweg traurig", fasst Veith die Problematik zusammen. Sofern eine solche Ausbildung überhaupt absolviert wurde: "Viele Anbieter von Reinigungsleistungen verfügen über keinerlei Vorkenntnisse", gibt Jeikner zu bedenken. "Denen wurde lediglich ein Lizenzsystem mit entsprechenden Maschinen verkauft und seitdem ziehen sie auf eigene Faust los."

Pflegeanleitungen helfen nur eingeschränkt weiter

Dabei gibt es doch zum jedem Teppichboden eine Pflegeanleitung des Herstellers, zu deren Weitergabe an den Nutzer der Bodenleger verpflichtet ist. Diese hilft nach Ansicht der anwesenden Reinigungsexperten jedoch nicht wirklich weiter: "In vielen Verlegeanleitungen wird dermaßen um den heißen Brei herumgeredet und verallgemeinert, dass die Praxistauglichkeit gen Null geht", beschreibt Jeikner das Dilemma. "Es kann nicht angehen, dass ein Fachbetrieb auf solch einen Zettel zurückgreifen muss."

"Die Reinigungs- und Pfleganleitungen der Belaghersteller werden außerdem in der Praxis oft ignoriert", verweist Grebing auf ein weiteres Problem. Das Fehlen konkreter Angaben kann ebenso wie das Ignorieren bestimmter Pflegehinweisen erhebliche Konsequenzen haben: "Die Materialzusammensetzung von Belägen und Verlegewerkstoffen ändert sich und damit auch die geeigneten Reinigungsmethoden", nennt Schaffert einen wichtigen Knackpunkt. Nach dem Motto "das haben wir schon immer so gemacht" kann man also schnell einmal auf die Nase fallen. Darüber hinaus können die Reinigungs- und Pflegeanleitungen verschiedener Hersteller auch bei scheinbar vergleichbaren Produkten deutlich voneinander abweichen.

Grebing macht an einem Beispiel aus der Praxis deutlich, dass hier gerade dem Bodenleger eine besondere Verantwortung zufällt: "Ich kennen einen Fall, in dem Verleger bei einem Schaden aufgrund einer unsachgemäßen Reinigung des Belags verurteilt worden ist, weil er in der überreichten Pflegeanleitung kein konkretes Pflegeprodukt angegeben hat." Bleibt die Frage, wie er das tun soll, wenn er vom Hersteller keine entsprechenden Vorgaben erhält: "Die Belagindustrie tut sich leider mit konkreten Reinigungs- und Pflegeempfehlungen immer noch sehr schwer", musste auch Schaffert feststellen.

Was der Bodenleger allerdings in jedem Fall machen sollte: Dem Nutzer sowie gegebenenfalls auch dem Reiniger alle Besonderheiten hinsichtlich des Systemaufbaus mitteilen. "Die Pflegeanleitungen des Belagherstellers gelten nämlich nur dann, wenn exakt der in der Verlegeanleitung vorgegebene Systemaufbau eingehalten wird", betont Sperber.

Und selbst dann kann es nicht schaden, den Nutzer zumindest über den eingesetzten Klebstoff zu informieren, damit der Reiniger beim Hersteller in Zweifelsfällen nachfragen kann - bevor er beispielsweise eine wasserlösliche Vliesrücken-Fixierung durch eine Sprühextraktion in die Knie zwingt.

Arbeitskreis setzt sich für eine ehrliche Informationspolitik ein

Der Bereich Reinigung und Pflege von Textilbeläge bietet also viele Ansätze für Verbesserungen. Im Rahmen der Expertendiskussion in der Meilsdorfer Mühle fielen erste Vorschläge: "Wir müssen deutlich machen, dass ein Teppichboden eigentlich ein hygienischer Belag ist - sogfern er richtig gepflegt wird", appellierte Veith, um mit den weit verbreiteten Vorurteilen über angeblich negative Reinigungs- und Hygieneeigenschaften von Textilbelägen auszuräumen.

"Gleichzeitig müssen wir falsche Werbeaussagen konsequent Lügen strafen. Unsere Botschaft muss es sein, dass ein hochwertiges Produkt auch eine entsprechend qualitative Reinigung und Pflege benötigt", plädierte Sperber für eine objektive Endverbraucheraufklärung - die auch konsequent überzogene Aussagen zur Pflegeleichtigkeit von Teppichböden entlarvt. "Das sollte auch beinhalten, dass man dem Verbraucher klar macht, dass man einen hochwertigen Belag mit optimalen Pflegeeigenschaften erst ab einem gewissen Preisniveau gewährleisten kann", ergänzte Maier. "Man muss ihn für das Thema Wertigkeit sensibilisieren."

Der Appell zur Ehrlichkeit in den Werbeaussagen gilt aus Jeickners Sicht ebenso für die Reinigungsmittelhersteller: "Wohngesundheit ist heute ein ganz wichtiges Stichwort. Das heißt für uns, dass wir dem Kunden auch bei Reinigungsmitteln transparent machen müssen, was drin ist. Nur so können wir ihm einschlägige Bedenken gegenüber Textilbelägen nehmen." Das ist nach Schafferts Erfahrung auch im Objekt ein Thema: "Ich habe Großkunden mit über 2.000 Mitarbeitern. Wenn von denen nach der Reinigung nur einer sagt, dass er dort wegen auftretender Emissionen oder Gerüche nicht mehr arbeiten kann, dann ist es auch für mich vorbei."

Aus- und Weiterbildungsangebote müssen optimiert werden

Neben einer objektiven Endverbraucheraufklärung gilt es außerdem, die Informationsdefizite auch und gerade auf Seiten der vermeintlichen Fachleute auszuräumen - insbesondere bei Bodenlegern und Reinigern - war sich die Expertenrunde einig.

Hier sieht man zwei wesentliche Ansatzpunkte: zum einen die Ausbildung und zum anderen die konstruktive Zusammenarbeit aller beteiligten Parteien. "Unser Ziel sollte es sein, die zuständigen Stellen für die Ausbildung von Bodenlegern, Raumausstattern und Reinigern auf die große Bedeutung des Themas Reinigung und Pflege hinzuweisen", schlug Sperber einen ersten Schritt vor. Darüber hinaus will sich der Arbeitskreis für die Vermittlung entsprechender Inhalte im Rahmen der Ausbildung einsetzen - gegebenenfalls auch selbst an dieser Stelle eingreifen.

Letztendlich ist hier auch der Handel angesprochen: "Es gibt eindeutig zu viele unzureichend geschulte Verkäufer im Teppichbodenhandel," stellt Grebing fest. Maier sieht beim Thema Reinigung außerdem Defizite im Verkauf handwerklicher Leistungen: "Viele Fachbetrieb treten nicht wirklich als Dienstleister auf. Es gilt, den Kunden zu fragen, wo ihn der Schuh drückt und ihm dann eine maßgeschneiderte Lösung anzubieten - auch wenn dies ein breiteres Angebotsspektrum und flexible Einsatzzeiten erfordert." "Was der Arzt für den Patienten ist, muss der Reiniger für den Teppichnutzer sein", findet Jeikner eine griffige Formel. Auch hier seien entsprechende Qualifikationsmaßnahmen nötig.

Der Arbeitskreis einigte sich darauf, noch in diesem Frühjahr mit einer eigenen Seminarreihe zur sach- und fachgerechten Reinigung und Pflege von Bodenbelägen zu starten - in Zusammenarbeit mit der Redaktion FussbodenTechnik. Gemeinsam will man in Fachvorträgen und Praxisvorführungen die Bedeutung des Themas deutlich machen, einen Überblick über zeitgemäße Methoden und Verfahren geben sowie über deren richtige Anwendung in der Praxis in der Praxis informieren - wobei auch der richtige Verkauf entsprechender Leistungen berücksichtigt werden soll.

Bodenleger bildet entscheidendes Glied in der Informationskette

Dem Bodenleger kommt nach Ansicht der Arbeitskreismitglieder eine entscheidende Rolle zu: Er ist der einzige, der alle wichtigen Systemkomponenten kennt - vom Untergrund über die eingesetzten Verlegewerkstoffe bis zum Belag - und er steht als beratender Fachmann bei der Kaufentscheidung in einer idealen Mittlerposition zum Nutzer.

Er ist derjenige, der den Nutzer von der Notwendigkeit einer sach- und fachgerechten Reinigung und Pflege des Belags überzeugen kann. "Der Bodenleger sollte als Gewährleistungsträger außerdem ein großes Eigeninteresse an der Werterhaltung des Belags haben", zeigt Schaffert einen weiteren Aspekt auf.

Der Bodenleger ist in der Funktion als "Aufklärer" in Sachen richtiger Werterhaltung allerdings auf die Bereitschaft zur Zusammenarbeit aller beteiligten Parteien angewiesen. Er benötigt zum einen ebenso detaillierte wie praxisgerechte Informationen der Industrie über die Pflegeigenschaften ihrer Produkten und zum anderen gleichermaßen die Kooperationsbereitschaft des Reinigungsgewerbes, das seine Hinweise in der Praxis auch beachten muss.

Schaffert hat einen interessanten Vorschlag, der gerade die Zusammenarbeit zwischen Bodenleger und Reiniger wesentlich vereinfachen könnte: "Ich habe in der Praxis schon mehrfach die Einführung eines Reinigungspass angeregt, in den alle wichtigen Daten zum Fußboden eingetragen werden, die der Reiniger für eine abgestimmte Werterhaltung des Belags benötigt: Belagart, Polmaterial, Klebstoff, Systemaufbau usw."

Arbeitskreis fordert praxisgerechte Pflegeanleitungen

Um den Informationsfluss zwischen Industrie und Nutzer zu optimieren, sind zudem ebenso verständliche wie eindeutige Pflegeanleitungen nötig, ist sich die Runde einig. "Bei der Ausgestaltung von Pflegeanleitungen sollte immer die Frage im Mittelpunkt stehen, was ein Reiniger für die Praxis wirklich wissen muss, um den Belag sach- und fachgerecht behandeln zu können", rät Sperber. "Die Pflegeanleitung muss verständlich formuliert sein und vor allem auch eindeutige Aussagen enthalten, die keine Interpretationen zulassen."

Der Arbeitskreis verständigte sich darauf, gegebenenfalls selbst einschlägige Merkblätter zu initiieren, die ähnlich den technischen Hinweisen von BEB, TKB oder ZVP eine herstellerneutrale Richtschnur für die fachgerechte Reinigung und Pflege textiler Bodenbeläge bieten sollen. "Dabei sollten wir allerdings nicht die komplizierten Vorschriften der geltenden Normen zum Vorbild nehmen, sondern uns auf ganz konkrete Praxistipps konzentrieren", schlug Schaffert vor.

Damit wurde schon auf der konstituierenden Sitzung des neuen Arbeitskreises eine erste Marschtabelle für die künftige Arbeit des Fachgremiums aufgestellt. Der erste größerer Schritt soll der Start der geplanten Seminarreihe bilden. FussbodenTechnik wird als Mitveranstalter rechtzeitig über die genauen Rahmendaten Informieren.

Problemfeld Reinigung + Pflege

Zentrale Probleme:

- großes Informationsdefizit bei Endverbrauchern
- fehlendes Problembewusstsein bei Architekten und Ojektverwaltungen
- Desinformation durch überzogene Werbebotschaften
- lückenhaftes Fachwissen bei Bodenlegern und Fachverkäufern
- unzureichende Qualifikation bei vielen professionellen Reinigern
- undurchschaubare Materialzusammensetzungen bei Belägen und Verlegewerkstoffen
- große Produktvielfalt lässt keine Pauschalempfehlungen zu
- zu allgemein und nicht praxisgerecht formulierte Pflegeanleitungen
- widersprüchliche Empfehlungen einzelner Hersteller
- fehlende Zusammenarbeit der beteiligten Stellen
- mangelhafte Transparenz in Punkto Ökologie bei Teppichböden und Reinigungsmitteln

Mögliche Lösungsansätze:

- ehrliche Aufklärung über die Reinigungs- und Pflegeeigenschaften textiler Bodenbeläge
- offener Umgang mit Inhaltsstoffen und Eigenschaften von Produkten
- Intensivierung der Ausbildung in Sachen fachgerechter Reinigung und Pflege bei Bodenlegern, Fachverkäufern und Reinigern
- praxisgerechte Überarbeitung der üblichen Pflegeanleitungen
- Ausarbeitung produkt- und herstellerübergreifender Hinweisblätter zur sach- und fachgerechten Reinigung und Pflege von Bodenbelägen
- "Reinigungspass"
- Verbesserung der Beratung des Nutzers durch Handel und Verleger, um für die Notwendigkeit einer fachgerechten Pflege des Belags zu sensibilisieren und gleichzeitig mit Vorurteilen aufzuräumen
- Dienstleistungsbewusstsein im Handwerk wecken
- Veranstaltung von Fachseminaren als praxisnahes Weiterbildungsangebot für Handwerk und Handel
aus FussbodenTechnik 01/03 (Bodenbeläge)