Decor-Union Gesellschafterversammlung 2003

In schwierigem Fahrwasser Kurs gehalten

Eine ebenso offene wie nüchterne Bilanz des Geschäftsjahres 2002 zogen Decor Union-Geschäftsführer Enno Kramer und Beiratsvorsitzender Thomas Mollen auf der diesjährigen Gesellschafterversammlung der Kooperation. Zwar blieb auch die Verbundgruppe nicht von Umsatzeinbußen verschont, hat aber den schwierigen Zeiten vorgebaut und Maßnahmen zur Zukunftssicherung und -expansion ergriffen - unter anderem die Weiterentwicklung einzelner Betriebstypen-Konzepte, die Zusammenarbeit mit der Kollegen-Kooperation Nrc Nordring und die Angliederung einer separaten Objekteursgruppe.

Hochkarätige Gastredner erwarteten die Teilnehmer der diesjährigen Gesellschafterversammlung der Decor Union: Handels-Experte Prof. Joachim Zentes und Ex-Bundesminister Dr. Heiner Geißler sorgten mit ihren teilweise konträren Ausführungen für große Aufmerksamkeit bei den Anwesenden, zu denen auch Regina Hebbeln-Röttjer und Manfred Gelhausen gehörten, die Geschäftsführerin und der Aufsichtsratsvorsitzende der Kollegen-Kooperation Nrc Nordring, die seit dem Frühjahr mit der Decor Union zusammenarbeitet.

Decor Union-Beiratsvorsitzender Thomas Mollen analysierte zuvor vor dem Auditorium die Marktentwicklung im vergangenen Jahr. Bereits ab dem dritten Quartal 2001 habe sich eine Eintrübung des Wirtschaftsklimas abgezeichnet, die das Berichtsjahr 2002 über anhielt und sich auch im laufenden Jahr fortsetzt.

Angesichts dieser unerfreulichen Entwicklung rückten für manche Mitglieder mehr und mehr existentielle Fragen in den Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund rief Mollen seine Kollegen dazu auf, das vielfältige Dienstleistungsspektrum der Decor Union zu nutzen. "Lassen Sie Ihre Betriebe professionell durchleuchten. Profitieren Sie von den zahlreich angebotenen Erfa-Tagungen. Fragen Sie die Ressortleiter des Verbandes, die externen Berater und vor allem die Marketingspezialisten nach Hilfestellung bei der Bewältigung von Problemen." Auch müssten hohe Anforderungen an sich selbst und die Mitarbeiter gestellt werden: "Bilden Sie regionale Partnerschaften, um zum Beispiel Lagerkosten zu senken, die Logistik zu verbessern oder Dienstleistungen gemeinsam anzubieten", sagte er. Selbst ein regionales, übergreifendes Marketing von bereitwilligen Mitgliedsbetrieben sei denkbar.

Abgepasste Teppiche weggebrochen, Farbe und Sonnenschutz haben zugelegt

Bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2002 machte Geschäftsführer Enno Kramer kein Hehl daraus, dass ihn der Umsatzrückgang von 9,6% nicht zufrieden stellt. "Andererseits verzeichnete die Branche über alle Bereiche hinweg ein Minus von 9 bis zu 20%. Die Decor Union hat also deutlich besser abgeschnitten." Insgesamt habe man das zweite harte Jahr hinter sich. Der zentral fakturierte Umsatz, der in der Decor-Union tätigen Mitglieder betrug im vergangenen Jahr 78,8 Mio. EUR, der Außenumsatz total 912,7 Mio. EUR.

Die einzelnen Warengruppen stellen sich wieder sehr unterschiedlich dar: "Während im abgepaßten Sektor ganze Strukturen wegbrechen, haben wir zum ersten Mal wieder ein Plus bei der Farbe, auch bei Sichtschutz- und Beschattungsprodukten". Genaus differenziert ist das Bild bei den Gesellschaftern: "Wir haben Mitglieder mit katastrophalen Umsatzeinbrüchen, dann aber auch solche, die das Jahr 2002 als das beste seit ihrem Bestehen bezeichnen", sagt Kramer. Was sich jetzt im gesamten Einzelhandel abspiele, habe die Branche noch nicht erlebt. "Wir sind sehr froh, dass wir neue Mitglieder hinzugewonnen haben."

Die Rückvergütung an die Mitglieder bezifferte Kramer auf 3,02 %, den Kostensatz auf 0,96%, was Kramer nicht ohne Stolz als "äußerst günstig" hervorhob. Gegenwärtig vereint die Decor Union 291 Anschlusshäuser mit 307 Verkaufsstellen.

Mit Mäx & Friends neue Formen der Zusammenarbeit testen

Nachdem etliche Wohnen & Sparen-Fachmärkte von ihren Betreibern in Mäx-Fachmärkte umgewandelt worden sind und andere neu entstanden, gibt es gegenwärtig 28 Standorte dieser Vertriebsschiene. "Wir achten sorgfältig darauf, dass die Mäx-Linie nicht in den Discount-Sog abrutscht" betont Kramer. Und weiter: "Ich persönlich glaube nicht, dass sich langfristig die Ausrichtung des Handels durchsetzt, die unter dem Motto "Geiz ist geil" und "Ich bin doch nicht blöd" steht. Für uns genießt der Mäx-Untertitel "Clever einkaufen" einen hohen Stellenwert". Nach Kramers Überzeugung wird der Zeitpunkt kommen, wo wertiges Verkaufen wieder belohnt wird.

Eine Variante des Mäx-Konzepts stellt die neue Version Mäx & Friends dar, unter der verschiedene Mäx-Fachmarkt-Betreiber in Nordrhein-Westfalen neue Formen der Zusammenarbeit probieren. Dazu gehören gemeinsamer Einkauf, gemeinsame Lagerhaltung und firmenbergreifendes Marketing. Das alles auch unter Einbeziehung von franchise-ähnlichen Systemen. Kramer bezeichnete diese Form der Zusammenarbeit als interessante Entwicklung, von der er hofft, daß sie Erfolg hat. "Die bisherigen positiven Ergebnisse zeigen, daß mit einem abgestimmten, vernetzten Handel mehr zu erreichen ist", sagt er.

Ein Blick über den Tellerrand: Decor-Union strebt die Systemführerschaft an. Das muß sich nicht unbedingt im Volumen ausdrücken. Derzeit findet in der Kooperation ein Prozeß der Meinungsbildung über die konzeptionelle Ausrichtung statt. "Es scheint festzustehen, daß Decor Union dank ihrer Gesamtleistung für die Mitglieder eine Sogwirkung entfaltet", bemerkt Kramer. "Sie wird auch weiterhin zur Aufnahme neuer Mitglieder und darüber hinaus zu Allianzen mit anderen Gruppierungen führen"

Themenworkshop Trockenes Recht - lebendiges Marketing

Die auf der Gesellschafterversammlung gehaltenen Vorträge hatten einen juristischen und einen marketingorientierten Teil. Rechtsanwalt Peter H. Konermann, unter anderem als Geschäftsführer des Bundesverbandes der Dienstleistungsunternehmen bekannt, erläuterte die Novellierung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb, wobei den Handel durch eine weitgehende Liberalisierung der Wettbewerbsbestimmungen, aber auch durch den Wegfall von Schluß- und Jubiläumsverkäufen gravierende Veränderungen erwarten.

Dr. Günther Schulte, Vorstandsmitglied der Secon Service und Consult, beschäftigte sich mit dem Vertragswesen der Decor-Union zu seinen Mitgliedern und Industriepartnern. Und Unternehmensberater Dipl.-Vw. Gottfried Heßling sprach über die neuen Anforderungen der Kreditwirtschaft an mittelständische Unternehmen und wie darauf hin das Rating der Banken aussehen kann.

Prof. Dr. Joachim Zentes von der Universität des Saarlandes, entwarf ein Szenario, wie man sich im Wettbewerb erfolgreich behaupten kann. Die eigene Kraft ist der einzige Weg; klare Feindbilder schaffen; Wettbewerbsvorteile basieren auf Kernkompetenzen; das Unternehmen muß als Marke wahrgenommen werden - diese Leitsätze sind sein Credo.

Leicht im Gegensatz dazu plädierte Dr. Heiner Geißler, Bundesminister a.D., für den geordneten Wettbewerb, der zur Substanz einer sozialen Marktwirtschaft gehöre. Die Globalisierung der Marktwirtschaft entziehe sich allen Regeln des Marktes. Die aber seien als Fundament allen Handelns notwendig.

"Wohnen kann das Statussymbol Nr. 1 sein, wenn wir uns darum kümmern", sagte der Farb-Designer Prof. Axel Venn. Dazu müssen Produkte als Sympathieträger verkauft - nicht über die Funktion, sondern über Emotion.
aus BTH Heimtex 09/03 (Wirtschaft)