Rohstoffe

Preise steigen weiter


Berlin - Die Rohstoffpreise für natürliche sowie chemische Fasern steigen kontinuierlich weiter. "Der internationale Konkurrenzdruck, vor allem aus Asien, nimmt zu. Erste Unternehmen wie Spinnereien mussten bereits ihre Preise erhöhen. Weitere Hersteller werden zwangsläufig folgen", sagt Dr. Wolf-Rüdiger Baumann, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes textil+mode in Berlin. Analysten und Industrie rechnen damit, dass sich in den kommenden Monaten die hohen Rohstoffkosten weltweit in höheren Verbraucherpreisen niederschlagen könnten - auch in Deutschland.

Allein der Preis für das wichtige Basismaterial Baumwolle hat im Oktober 2010 mit 1,31 US-Cent pro Pfund ein historisches Hoch erreicht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet das einen Preisanstieg von über 45 Prozent. Der Einkaufspreis für Wolle ist in diesem Jahr um rund 40 Prozent gestiegen. Ähnlich verhält es sich bei vielen auf Erdöl basierten Chemiefasern, deren Bedeutung gegenüber Naturfasern stetig zunimmt. Laut Analysten werden sich die Preise in den nächsten Jahren bei allen textilen Rohstoffen auf hohem Niveau einpendeln.

Der überproportional steigenden Nachfrage, allen voran des größten Verbrauchers China, steht weltweit auch in den kommenden Monaten ein begrenztes Angebot gegenüber. Gegenmaßnahmen, wie die weitgehende Auflösung von Lagerbeständen und Staatsreserven oder die Ausweitung von Anbauflächen in Ländern wie Indien und den USA, können die Fehlmenge nicht ausgleichen. Schätzungen zufolge ist allein in diesem Jahr eine Lücke von rund 1 Mill. t Baumwolle zu erwarten. Der dramatische Nachfrageüberschuss befeuert zudem preistreibende Börsenspekulationen und hat klassische Baumwollerzeuger wie Indien und Pakistan zu Exportbeschränkungen veranlasst.

Der Kostenanstieg bei der Herstellung von Textilien und Bekleidung stellt die gesamte Wertschöpfungskette vor große Herausforderungen. Im Umfeld eines globalen Wettbewerbs arbeiten alle Hersteller der textilen Kette - von der Spinnerei über Weberei und Veredelung bis hin zur Endkonfektion - in allen Produktsegmenten mit äußerst niedrigen Gewinnmargen von zwei bis zehn Prozent. Da diesen prozentual oft zweistellig steigende Rohstoffpreise gegenüberstehen, können zunehmende Produktionskosten meist nur noch durch Preissteigerungen gegenüber den industriellen Kunden kompensiert werden. Schließlich kann allein der Anteil der Materialkosten an den Produktionskosten z.B. eines Gewebes bis zu 80 Prozent betragen. Steigende Rohstoffkosten wirken daher mittelbar durch die gesamte Wertschöpfungskette hindurch.
aus Haustex 01/11 (Fasern, Garne)