Branchen-Stimmung

Im fairen Miteinander Erfolge erzielen


Ungehemmtes Flächenwachstum, Preisverfall, Nachfolgeprobleme im Einzelhandel, Polarisierung und Verdrängung zwischen den Vertriebskanälen, gepaart mit einer noch stärkeren Kaufzurückhaltung der Konsumenten werden auch im vor uns liegenden Jahr den Takt angeben. Hinzu kommen die nicht enden wollenden Diskussionen über anstehende Reformen (Renten, Steuern, Arbeitsmarkt, Gesundheit u.a.), die sowohl den Verbraucher verunsichern als auch den Heim- und Haustextilienbereich in negativer Weise treffen und weiterhin schwierig gestalten.

Erfolgreich werden daher nun jene sein, die sowohl Kosten als auch Flexibilität im Griff haben und die fair miteinander umgehen. Die zunehmende Globalisierung mit der Produktionsverlagerung ins Ausland ist ein unverrückbares Faktum, das als Zukunftschance genutzt werden sollte, denn dort finden sich Märkte, die noch nicht von drohender Arbeitslosigkeit und medialem Krankjammern der Wirtschaft gekennzeichnet sind.

Es geht darum, alle Rationalisierungs-Potenziale in der textilen Kette auszuschöpfen, denn nur mit einem funktionierenden Warenwirtschaftssystem - eingebettet in den Informationsverbund zwischen Industrie, Einkaufsverband und Handel - können mittlere und kleinere Einzelhändler die Nachteile gegenüber Filialisten und den Großformen des Handels ausgleichen.

Bewährtes fortführen, gepaart mit dem Mut, sich neuen Ideen und Themen zu stellen, könnten Erfolg versprechende Ansatzpunkte sein, wenn es darum geht, die Zukunft zu meistern. Jedoch sollte man die Chancen für einen Aufwärtstrend nicht im Preis- und Rabattkampf oder in der Massenproduktion sehen, sondern eher in der Herausstellung von Qualität und Service. Gefragt ist eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Produzent und Handel.

Hohe Beratungsqualität und tolle, attraktive Präsentationen machen sich für den Fachhandel eindeutig eher bezahlt als das "Geschäft von der Stange" und ausschließlich "über den Preis". Sein Hauptanliegen sollte eine noch stärkere Profilierung sein - etwa indem er die Kundenorientierung erhöht, das Gesamt-Erscheinungsbild weiter verbessert, klare Kernsortimente schafft und glaubwürdigen Werbeaussagen den Vorzug gibt. Wenn er all dies umsetzt, könnte sich für ihn das Jahr 2005 profitabel gestalten.

Wir haben diverse Branchenkenner um ein Statement gebeten, wie sie sich die Entwicklung in naher Zukunft vorstellen und wie es wieder aufwärts gehen könnte. Lesen Sie nachfolgend die interessanten Aussagen.

Es sind wieder Chancen da (Tobias Kirchhoff, Kirchhoff Bettwarenfabrik, Lüdinghausen)

Die strukturellen Marktveränderungen haben sich auch im vergangenen Jahr weiter fortgesetzt und zeigen deutlich, in welche Richtung sich die Märkte auch in den nächsten zwei bis drei Jahren verändern werden. Die Discounter haben allmählich ihr Marktpotential ausgeschöpft und viele andere Handelsformen haben gelernt, dass der Konsument auf durchgestrichene Verkaufspreise nicht mehr so reagiert wie gewohnt, das heißt er schaut gleich auf den Endpreis, unabhängig davon, ob es ein durchgestrichener oder ein Originalpreis ist. Damit ist die Chance wieder da, sich offensiv auf die wesentlichen Punkte zu konzentrieren, d.h. die richtige Auswahl für den Kunden vorzuhalten und diese richtig zu strukturieren. Hier gab es im Jahre 2004 viele Fortschritte, nicht zuletzt auf Grund der Unterstützung durch Beratungssysteme der Industrie. Durch die Ruhe an der Preisfront ist auch die Chance dazu da, vorsichtig die Preislagen wieder nach oben zu entwickeln. Dies kann aber nur auf der Basis innovativer Produkte funktionieren. Das Jahr 2005 wird zeigen, dass Händler und Lieferanten, die diese Spielregeln verstanden haben, gute Erfolge haben werden. Jene Marktteilnehmer, die ihre Strategien nicht in den letzten Jahren überarbeitet und entsprechend investiert haben, werden von diesen Marktveränderungen nicht profitieren

Gute Möglichkeiten liegen im Export (Michael Mosch, Estella Ateliers, Neustadt/Aisch)

Aus heutiger Sicht wird das Jahr 2005 wohl ein Katastrophenjahr für unsere Branche werden. Nie zuvor waren wir so ratlos bei der Ausrichtung neuer Strategien. Gegen eine so vehemente Kaufverweigerung scheint kein Kraut gewachsen. Aus Zukunftsangst und der Furcht des möglichen Arbeitsplatz-Verlustes bleiben die Geldbeutel fest verschlossen für alles, was nicht lebenswichtig ist. Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist vorerst nicht in Sicht. Im Gegenteil - eine Prognose weiterer Arbeitsplatztransfers ins Ausland in Größenordnung von zwei Millionen steht für die nächsten drei Jahre an. Gute und anwachsende Möglichkeiten sehen wir im Bereich des Exportes. Wir waren zum ersten Mal auf der Heimtextilmesse in Moskau und verspürten ein sehr reges Interesse für schöne und hochwertige Ware. Sehr gut entwickelt sich auch unser Shopkonzept, wo sich der Konsument klar und übersichtlich von unserer Marke berührt und angesprochen fühlt.

Aufschwung durch positive Grundstimmung (Josef Brockmann, Arnold Kock Textil, Steinfurt)

Grundsätzlich bin ich mit dem abgelaufenen Jahr sehr zufrieden. Wir haben unsere Ziele in einem hart umkämpften Markt erreicht. Für das bevorstehende Jahr erwarte ich einen deutlichen Zuwachs über die Marke KBC home und Schiesser home. Wir haben ein gemeinsames Ziel: mehr Konsum und ein höheres Ansehen von Heimtextilien beim Verbraucher. Es muss eine Institution geschaffen werden, die beide an einen Tisch bringt, um die Möglichkeiten zu erarbeiten, dieses Ziel zu erreichen. Es ist nicht allein die deutsche Textilindustrie, die in einem Konjunkturtief steckt. Ein Aufschwung kommt nur durch eine positive Grundstimmung in der Bevölkerung. Die Textilindustrie alleine kann sie nicht herbeiführen. Ich sehe daher für uns nur Wachstum in anderen Ländern. In Deutschland wird es ein Verdrängungswettbewerb bleiben. Die Welt wächst zusammen, Länder wie Tschechien, Slowakei und Polen, die früher als "Billig-Lohn-Länder" abgestempelt wurden, sind heute Teil unserer EU. Rumänien wird vielleicht bald folgen. Ganz Ost-Europa ist für die deutsche Textilindustrie ein Absatzmarkt, der nur unzureichend bedient wird und direkt an unserer Ländergrenze beginnt. Wir sollten diese Chancen nutzen.

Ist es erlaubt, Hoffnung zu haben? (Boris Thomas, Thomas Sitz- und Liegemöbel, Bremervörde )

Im letzten Jahr hat der deutsche Markt definitiv die Erwartungen nicht erfüllt, die viele Marktteilnehmer noch im Januar auf den Messen gehabt haben. Kernprobleme sind weiterhin sinkende Preislagen, müder Konsum und akuter Frequenzmangel. Man muss schon fast von einer "deutschen Krankheit" sprechen, denn global betrachtet boomt die Wirtschaft seit fast 20 Jahren. Ehemalige Entwicklungsländer schließen in unglaublichem Tempo zu uns auf. Die Zahl der Kriege auf der Welt war noch nie so niedrig wie zurzeit. Es bieten sich für ein hoch entwickeltes Land wie Deutschland riesige Chancen. Überall auf der Welt. Trotzdem schaffen wir es nicht, die Negativspirale zu durchbrechen. Aber die Zeichen mehren sich, dass wir das Tal der Tränen langsam aber sicher durchschritten haben. Unser Exportanteil für Lattoflex hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. So ist China seit diesem Jahr unser größtes Exportland. Damit ist Lattoflex zu einer der führenden Marken für gesunden Schlaf weltweit geworden. Von Japan über China, von Estland bis in die USA - Lattoflex ist überall dort, wo Menschen schlafen. Im vor uns liegenden Jahr sehe ich aber auch für Deutschland gute Chancen. Wir werden die Kraft unserer Marke weiter stärken und mit dem Lattoflex Schlafwerk zusammen mit über 200 Partnern ein starkes Netzwerk zwischen Hersteller und Handel für den gesunden Schlaf schaffen. Somit denke ich, dass es durchaus erlaubt ist, hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen - jedem Trend zur Schwarzseherei zum Trotz. Pessimismus ist extrem ansteckend. Optimismus aber auch.

Marke auch in Zukunft erfolgreich (Frank Gänser, Centa-Star, Stuttgart)

Das Geschäftsjahr 2004 stellte sich als schwieriger heraus als erwartet, doch können wir konstatieren, dass die etablierten Centa-Star Markensortimente auch in schwierigeren Zeiten gefragt sind. Wichtig hierbei ist, dass die Argumente für die einzelnen Produkte dem Verbraucher Sicherheit geben und nicht der Preis im Vordergrund steht. Diese Strategie werden wir weiter verfolgen und gleichzeitig den Schwerpunkt auf das bereits erfolgreich eingeleitete Flächenmanagement am Markt legen. Leider steckt Deutschland in einem Konjunkturtief, extrem jedoch die Textilindustrie. Wir müssen dem Verbraucher vermitteln, warum er unsere Produkte kaufen soll, aber auch, warum er ein paar Euro mehr dafür zu bezahlen hat. Die Chance für einen Aufschwung liegt nicht im Preis, sondern in der Begehrlichkeit unserer Produkte. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Importquote weiter steigen wird. Dies gibt uns auch die Chance, uns intensiv mit dem Thema "Schlaf - made in Germany" auseinander zu setzen. Marke wird auch in Zukunft erfolgreich sein, da der Verbraucher sich durch Konzepte und den daraus resultierenden Mehrnutzen für diese Produkte begeistern lassen wird.

Importe mit erschütternder Qualität (Michael Bauer, Curt Bauer GmbH, Aue)

Das Jahr 2004 muss erneut in die Reihe der komplizierten Jahre im Bezug auf das Verkaufsgeschehen von Bett- und Tischwäsche im Fachhandel in Deutschland eingeordnet werden. Die vorherrschende Verunsicherung in Deutschland hat zu erheblicher Kaufzurückhaltung in den textilen Produkten der Haushaltswäsche geführt. Besonders die Verkäufe im Tischwäsche-Bereich waren von größten Schwierigkeiten geprägt, Die Tendenz, weniger Tischwäsche einzusetzen, hat sich nachhaltig fortgesetzt. Auch billige Importe mit erschütternder Qualität beeinflussen den Verkauf der deutschen Produkte nachhaltig. Durch gute Präsentation und damit Animation für die Kunden muss versucht werden, die textilen Ess- und Wohngewohnheiten in punkto Tischwäsche wieder zu verbessern. Nur was an Produkten offen präsentiert und gezeigt wird, wird erfahrungsgemäß auch verkauft. Ein großes Problem, welches die Kosten im vor uns liegenden Jahr negativ beeinflussen wird, sind die Entwicklungen bei den Energiepreisen. Eine Weitergabe dieser Kosten in den Preisen ist in der jetzigen Situation nicht möglich. Es ist daher absehbar, dass das Problem "Produktion in Deutschland" durch diese erhöhten Kosten nicht gerade positiv beeinflusst wird. Alle Produzenten müssen daher versuchen, mit weiteren Effektivitäts-Erhöhungen diese zusätzlichen Belastungen auszugleichen. Durch diese genannten Aspekte ist absehbar, dass eine Trendwende im Verkaufsgeschehen der Haushaltstextilien in Deutschland nicht in Sicht ist. Wie in den bereits voran gegangenen Jahren wird für die Textilbranche der Export auch im Jahr 2005 eine überaus wichtige Rolle spielen müssen.

Signale aus der Politik (Heinz Geert Thier, Borbo-Decken, Bocholt)

Mit dem abgelaufenen Jahr kann man sicher nicht zufrieden sein. Die äußeren Umstände und Rahmenbedingungen sind einfach zu schlecht: Die Arbeitslosigkeit ist und bleibt hoch, die Sorge um die Arbeitsplätze bleibt bestehen. Bei den täglich den Verbraucher verunsichernden Nachrichten über Gesundheitsreform, Renten usw. bleibt es nicht aus, dass dieser seine Ausgaben bremst und die Umsätze im Handel zurückgehen. Die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel ist, was den Fachhandel und seine Verbände betrifft, grundsätzlich als normal zu bezeichnen. Entscheidend für das bevorstehende Jahr sind vor allem deutliche Signale aus der Politik. Der elektronische Datenaustausch sollte jetzt unbedingt auch auf die mittleren und kleineren Geschäfte ausgedehnt werden. Dabei spielen die Einkaufsverbände eine maßgebliche Rolle. Nur mit einem funktionierenden Warenwirtschaftssystem können mittlere und kleinere Einzelhändler die Nachteile gegenüber Filialisten und den Großformen des Handels ausgleichen.

Intensivierung der Zusammenarbeit (Andreas Krämer, Silentnight Houben GmbH, Hückelhoven)

Das vergangene Jahr hat uns vor neue Aufgaben gestellt. Der Markt zeigte erneut keine positive Entwicklung. Das hohe Maß an Wettbewerb ließ die Preise erneut unter massivem Druck stehen. Hinzu kamen deutliche Rohmaterialpreis-Teuerungen, insbesondere im Stahlbereich für die Federkernfertigung, die aus unserer Sicht in nicht ausreichender Höhe weitergegeben werden konnten. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass zur Erlangung profitabler Umsätze die Zusammenarbeit zwischen Handel und Industrie nicht nur auf die Bestellung und Lieferung der Erzeugnisse zu beschränken ist. Vielmehr stellt der gestiegene Wettbewerb vielschichtige Ansprüche an die Kooperation. So müssen die Produkte um kommunikative Aussagen ergänzt werden, die in Einstimmigkeit und Überzeugung von Industrie und Handel an den Verbraucher herangetragen werden. Nach dem Motto, "Schuster, bleib' bei deinen Leisten", konzentrieren sich unsere Gedanken auf das Thema Matratzen. Mit den sich verschärfenden Marktbedingungen wächst die Bedeutung, die wir dem Endverbraucher zukommen lassen müssen. Unsere Produkte stehen auch heute noch in der Attraktivitätsliste beim Verbraucher an hinterer Stelle. Solange ihm die Bedeutung und die Reichweite einer guten Bettausstattung nicht bewusst sind, wird er sich bei "entweder/oder-Entscheidungen" im Zweifelsfall gegen unsere Produkte entscheiden. Die Präsenz von Kampfpreisen kann temporär lokale Wettbewerbsvorteile sichern, wird aber nicht in der Lage sein, unseren Markt aus einem Konjunkturtief zu entwickeln. Die zunehmende Geschwindigkeit von Marktentwicklungen und Entscheidungsprozessen führt zur Veränderung der zeitlichen Planungshorizonte und wird weitere Fusionen unabdingbar machen. Sicherlich befinden wir uns in einer "Zwickmühle", was Aktivismus und Konsequenz von Verlagerungen und die Maßnahmen ihrer Abwehr angeht. Der Verbraucher wird Qualitätsunterschiede verstehen lernen müssen. Auch hier liegt es an uns, den Konsumenten darauf vorzubereiten, was sicherlich für unsere Branche die massivste Marktveränderung wäre.

Strukturen in Sortimente und Beratung bringen (Dr. Martin Süß, Bettenring eG, Filderstadt)

Wenn die Umsätze sich bei den Mitgliedsfirmen auf Vorjahresniveau bewegen und das Umsatzvolumen des Bettenrings unter Einbeziehung neu hinzu gekommener Häuser deutlich gewachsen ist, beschreibt dies einen erfreulichen Rückblick auf 2004. Trotzdem kommt keiner um die Feststellung herum, dass im Bettenfachhandel die Umsatzeinbrüche der letzten Jahre bisher keineswegs kompensiert wurden. Auch für das Jahr 2005 erwarten wir Umsätze auf Vorjahresniveau. Im positiven Sinne abgekoppelt von den stagnierenden Umsätzen haben sich die beratungsintensiven dormabell-Produkte. Wo der Kunde gut strukturierte Sortimente findet und die Empfehlungen ihm durch die eingeführten Beratungssysteme klar, nachvollziehbar und umfassend vermittelt werden, ist gerade in den gehobenen Preislagen erfolgreiches Verkaufen möglich. Dies belegen einmal mehr die deutlichen Zuwächse im Bereich Zudecken, wo ebenfalls der Einsatz eines Beratungssystems zur Belebung dieses Warenbereichs bei den Bettenring-Mitgliedern beigetragen hat. Systeme allein leben allerdings noch nicht: die Mitarbeiter müssen sie authentisch vermitteln können. Konzentration in den Sortimenten wird nicht nur vom Kunden honoriert, dem erkennbare Strukturen das Gefühl vermitteln, mit großer Sicherheit die richtige Wahl treffen zu können. Auch für die Industriepartner birgt Konzentration die Chance, allerdings auch die Verpflichtung, massiv in exklusive Produktentwicklungen einzusteigen und damit nachhaltige Zusammenarbeit zu schaffen.

Zuversichtlich in die Zukunft (Carl Ernst Mummenhoff, Dyckhoff GmbH, Rheine)

Nach den endlosen Diskussionen über diverse Reformen hat auch das dritte Jahr nach der Euro-Einführung keine Nachfrage-Impulse aus der Politik erfahren. In Bezug auf die Frottierindustrie hat es auf der Angebotsseite in den vergangenen Jahren schon eine starke Ausdünnung gegeben und auch im Jahr 2004 hatten einige der verbliebenen deutschen Frottierweber Beschäftigungs-Probleme. Unter den Gesichtspunkten der sowohl gesamtwirtschaftlichen als auch branchentypischen Entwicklung sind wir für unser Unternehmen stolz, den Vorjahresumsatz übertroffen und damit sicherlich Marktanteile hinzugewonnen zu haben. Die Schwierigkeiten unserer Kunden mit dem zögerlichen Kaufverhalten der Endverbraucher sowie die immer aggressiver werdende Werbung schlagen voll auf die deutschen Hersteller durch. Zudem hat das Wegfallen der Importquoten aus China zur Folge, dass noch mehr Ware aus Fernost kommt und diese noch günstiger wird. Diese weitere Erhöhung der Importquote, gepaart mit der starken Reduzierung der durchschnittlichen Importpreise, wird den Markt in den nächsten Jahren beschäftigen. Die bestehende Marktnähe, hohe Kreativität und Innovation sowie ausgeprägte Flexibilität lässt uns trotzdem zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Wieder mehr Erlebniswelten (Hans Kleinmann, HK Kleinmann Textil + Design GmbH, Mössingen)

Das Jahr 2005 wird, entgegen sämtlicher Prognosen unserer Politiker, nicht besser werden. Die schlechte Stimmungslage in der Bevölkerung wird den Bedarf an Heim- und Haustextilien weiter negativ beeinträchtigen. Die Verbraucher sind zu Schnäppchenjägern geworden. Der Handel ist darauf eingegangen, es wird viel zu viel Masse statt Klasse verkauft; dadurch leiden die wertmäßigen Umsätze und somit auch die notwendigen Renditen. Das jahrelang durchgeführte reine Preismarketing, das zunächst aufging, weil die Verbraucher mehr gekauft haben, findet mittlerweile nicht mehr statt. Die Menge verändert sich eher negativ, die Preise sind schlecht und somit nehmen Umsätze und Renditen unerträgliche Maßstäbe an. Meines Erachtens sollte man, zumindest in Fachhandelskreisen, wieder mehr über Qualität, Mode, Dekorationen und Erlebniswelten nachdenken. Ein Einkauf muss wieder zum Einkaufserlebnis werden; der Verbraucher muss über Ware stimuliert werden und nicht über Preise. Im Bereich Umwelt, Wellness, Körperertüchtigung liegen bestimmt auch für unsere Branche noch unerkannte Umsatzreserven, die unbedingt genutzt werden sollten. Langfristig verlieren die Innenstädte ihre Attraktivität. Extravaganz gibt es leider nur noch ganz wenig. Es wäre schade, wenn Einkaufserlebnisse nur noch im Urlaub, in ausländischen Städten, stattfänden.

Fachgeschäft als Marke positionieren (Hans-Günter Schucht, ABK Einkaufsverband, Gütersloh)

Mit Blick auf unseren neu gegründeten Verband sind wir mit dem ersten Jahr der operativen Geschäftstätigkeit sehr zufrieden. Die Situation der Anschlusshäuser ist sehr divergierend. Wir beobachten im Verbund sowohl positive wie auch ausgesprochen schlechte Geschäftsentwicklungen. Es ist nicht abzusehen, dass sich in Zukunft an diesem Szenario etwas ändern wird. Der Markt spreizt sich nach wie vor in den Bereichen Discount und wertig bis hochwertig. Die Mitte verliert immer mehr an Bedeutung. Die bestehenden Liquiditätsprobleme im Handel zwingen immer mehr dazu, dass kurzfristige Liefermöglichkeiten gewährleistet werden. Hier ist die Industrie dringend gefordert, ihre Serviceleistung weiter auszubauen und schneller zu werden. Industrie und Handel sollten dringendst alles unternehmen, um unsere Produkte in das Bewusstsein der Verbraucher zu bringen. Eine grundlegende Marktveränderung ist nicht zu erkennen, wobei die Konzentration im Handel wie auch in der Industrie mit Sicherheit voranschreiten wird und daher Inhaber geführte Fachgeschäfte auch für die nahe Zukunft einen schweren Stand haben werden. Die Erfolgreichen sind diejenigen, die immer, nicht nur heute, eine solide fachgeschäfts-orientierte Sortimentspolitik betrieben haben, die Kundenorientierung und den Service-Gedanken groß geschrieben und die ihr Personal weitergebildet und geschult haben. Es sind die Händler, die ihr Profil ausgearbeitet und geschärft haben und in ihrem Markt erkennbar und nicht verwechselbar sind, und es sind die Unternehmer, die mit Konzept und Strategie ihr Geschäft als Marke positioniert und nicht nur versucht haben, über den Preis den Kunden zu locken. Billig können andere besser, aber besser können die Fachgeschäfte.

Die Marke im Fokus (Klaus Kremers, Paradies GmbH, Neukirchen-Vluyn)

Da konjunkturell bedingte Konsumschübe nicht zu erwarten sind, liegt es an uns, durch eigene Kraft und innovative Ideen den zur Verfügung stehenden Markt erfolgreich zu bearbeiten und zukunftsfähig zu gestalten. Dazu ist es unerlässlich, dass Handel und Industrie sich stärker denn je auf die gemeinsamen Interessen und das Wohl des Verbrauchers konzentrieren. In einer engeren und partnerschaftlichen Zusammenarbeit liegt noch erhebliches Potential. Mit unserem Systemkonzept bieten wir ausgewählten Partnern des Handels auch in 2005 die Möglichkeit, sich für eine starke Marke zu entscheiden. Das uns umgebende Konsumklima ist durch anhaltende Konjunkturflauten und zunehmende Billigimporte geprägt. Deshalb wird es für den Handel immer wichtiger, sich durch mit einem tatsächlichen Mehrwert ausgezeichnete Markenprodukte von den diskontierenden Handelsformen abzugrenzen. Die Markenpräsentation auf einer geordneten Fläche macht sie für den Verbraucher zum klaren Orientierungspunkt und erleichtert ihm, Sinn und Vertrauen gebend, die Kaufentscheidung. So können auch in Deutschland produzierte Markenprodukte noch ihrem wirklichen Wert entsprechende Preise erzielen und dem Handel im Gegensatz zu Billigimporten zukunftsfähige Margen sichern. Ein auf partnerschaftlicher Zusammenarbeit beruhendes Konzept, das für beide Seiten dazu beiträgt, deutsche Arbeitsplätze zu sichern und somit wirtschaftlichen Erfolg langfristig ermöglicht.
aus Haustex 01/05 (Haustextilien)