Warenkunde

Azerie


Azerie ist eigentlich eine warenrechtlich geschützte Handelsmarke für in der Türkei, seit den 80er Jahren des 20. Jhd. im Konya-Gebiet, in Zentral-Anatolien geknüpfte Orientteppiche. Sie ist die Idee eines damals dreißig Jahre jungen Amerikaners jugoslawischer Abstammung mit Namen George Jevremovic. Mittlerweile werden vergleichbare Dessins in ähnlicher Knüpfung auch von anderen gefertigt, die sich des gleichen Namens bedienen und inzwischen handelsweit verbreitet. Ob diese Nutzung zu Recht oder Unrecht geschieht, ist eine markenrechtliche Frage des Warenzeicheninhabers.

Das Bestreben der Produzenten ist zwar die arbeitsteilige Herstellung. Dabei soll aber alles in einer Hand verbleiben. Nicht nur aus Kostengründen wird deshalb in entlegenen, zentral- und ostanatolischen Orten und deren Umgebung geknüpft wie z.B. in Malatya, Erzurum, Dyabakir und Adyaman.

Die Knüpfdichten liegen bei 40.000 bis 80.000 Kn/qm, entsprechen also denen des Vorbildes Heris-Baghscheich. Stilistisch lehnen sich die Aseris an die alten Dessins der Heris und Baghscheichs Persiens an, sind also in den Grundzügen großflächig und geometrisch gemustert, s. Abb.

Man gibt den Knüpferinnen zwar eine klare Grundkonzeption vor, belässt aber den meist kurdischen Frauen ihren natürlichen Impuls mit Farben und Mustern zu spielen und damit einen weitgehenden Freiraum für ihre künstlerische Inspiration. Diese Freiheit der Gestaltung und Farbwahl hat sich hervorragend bewährt, so dass immer außergewöhnliche Dessins geschaffen werden, wie die nebenstehenden Abbildungen zeigen.

Auf dem umliegenden Weideland und Hochweiden grasen Schafrassen, die besonders gute Knüpfwolle liefern. Nach der Schur wird diese handgekardet (Karden) und von ca. 1500 Frauen handgesponnen, was auch im Billiglohnland Türkei erheblich teurer kommt als maschinell gesponnene Knüpfgarne, dem Endprodukt jedoch eine unvergleichlich herausragende Qualität verleiht. Die meisten Original-Azeris werden im Hausfleiß hergestellt und in kleinen Knüpfateliers mit durchschnittlich nicht mehr 10-20 Knüpfstühlen, die regionsweit von ca. 3.500 Knüpferinnen bedient werden. Man verfügt über ca. 70-100 Grundmuster, die in schier endloser Weise miteinander variiert und kombiniert werden.

Azerie in Stichworten

Andere Schreibweisen: Aserie

Ursprungsland: Türkei

Herstellungsort-/Region: weitere Umgebung von Konya, Zentral-Anatolien

Aussprache: Betonung auf der 2. Silbe

Haupthandelsplätze:
national: Konya, Istanbul
international: Hamburg, Zürich

Herstellungsbasis: am vertikalen Knüpfstuhl in Kleinateliers und im Hausfleiß

Formate: hauptsächlich Teppichgrößen bis Übermaße, selten Läufer

Knüpfmaterialien
Flor: Schafwolle
Kette und Schuß: Baumwolle
keine Seidenknüpfungen

Knotenform: Gördes-Knoten, auch Turkbaff, Türkischer- oder Symmetrischer Knoten genannt

Knüpfung: geschichtet, körnig, weitgehend dem Heris entsprechend

Duktus, Dessin: einheitlich provenienztypisch; grundsätzlich geometrisch in vierersymmetrischer Grundkonzeption mit zentralem, meist großformatigem Medaillon

Besonderheiten: fester, auffallend kompakter Flor

Farbgebung: vorherrschend Rot- und Blautöne mit Beige unterlegt

Bemerkung: Die Aseries sind eine Neuschöpfung, deren Dessins weitgehend auf denen der früheren Baghscheichs aus West-Persien beruhen

Schätzpreis: siehe Preiskatalog für Orientteppiche
aus Heimtex Orient 01/04 (Teppiche)