Fachinformationen Nain

Beige-blauer Bestseller in allen Qualitäten

Bei Insidern, aber auch vielen Kunden ist die Provenienz Nain mittlerweile wohlbekannt - und beliebt. Im Einzelhandel gehörte sie zu den Bestsellern, zu den "Big Five". Ihr sanftes, gefälliges und verkaufsstarkes Farbspiel, das sich überwiegend auf geschmackvolle Blau- und Beigetöne beschränkt, findet weltweit regen Zuspruch. Und dennoch ist über den Nain nur relativ wenig bekannt. Zudem ist es noch nicht allzu lange her, dass diese Provenienz nur in feineren, hochwertigen Knotendichten vom Knüpfstuhl kam.

Lange rangierte der Nain preislich in der Spitzenkategorie persischer Knüpfungen und war demzufolge nur für einen kleineren Käuferkreis erschwinglich. Heute hat sich der Nain jedoch längst auch im unteren Preissegment fest etabliert und ist in dieser gröberen, aber dennoch robusten Knüpfeinstellung für jedermann bezahlbar.

Die frühesten Nains in dieser, ansonsten im Orient ungewöhnlich spärlichen Farbgebung in Blau-Beige-Kompositionen, tauchten erst Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland auf. Entworfen wurde dieser Teppichtyp mit seinem eindeutig den Isfahans nachempfundenen, floralen Duktus einst für die Wohnungen der während und nach dem 2. Weltkrieg zu Wohlstand gelangten Iraner. Insbesondere in Teheran galt er als chic, als Modeteppiche und er fand reissenden Absatz. Doch bald schon fielen diese Nains auch den Einkäufern aus Deutschland auf, die sie dann auf dem sich ständig nach oben entwickelnden Markt in der Bundesrepublik anboten. Seither ist der Nain aus unserem Wohnambiente nicht mehr wegzudenken. Gemeinsam mit den Provenienzen Gabbeh/Loribaff, Bidjar, Täbris und Ziegler gehört er als einer unter diesen Bestsellern in jedes Einzelhandelssortiment.

Da es keine offizielle Transskription der persisch-arabischen Nastalik-Schrift zur deutsch-lateinischen gibt, finden sich unterschiedliche Schreibweisen. Nain ist die am weitesten verbreitete Schriftform, aber auch Na"in, Nan, oder Naihn kommen vor. Das zweisilbige Wort wird Nah-ihn (langgezogenes A und I) ausgesprochen und auf der ersten Silbe leicht betont. Die zweite wird langgezogen, so dass die apostrophierte Schreibweise Na"in die Aussprache eigentlich am besten wiedergibt.

Geschichte

Außer einer Burgruine der zoroastrischen Arsakiden (248 v. Chr. bis 224 n. Chr.) aus vorchristlicher Zeit und einer Moschee aus dem 10. Jahrhundert hat der am Westrand der Großen Salzwüste Dascht-e-Kavir gelegene, früher bedeutende Karawanenknotenpunkt touristisch nichts Besonderes zu bieten. In der Geschichte wurde er weitestgehend verschont, litt allerdings extrem unter den im 18. Jahrhundert eingefallenen Afghanen, die große Teile seiner Bevölkerung massakrierten. Seit alters her aber ist Nain bekannt und berühmt für sein Weberhandwerk, dass jedoch mit den Importen maschinell gewebter Tuche weitestgehend zugrunde ging.

Erst zu diesem Zeitpunkt wandten sich die dadurch brotlos gewordenen Weber dem Knüpfen von Teppichen zu. Fachlich ist der Nain-Teppich demzufolge eine relativ neue Schöpfung, deren Anfänge auf das 2. Viertel des 20. Jahrhunderts zurückgehen. Dies ist wohl auch einer der Gründe, weshalb in der einschlägigen Orientteppichliteratur relativ wenig über den mittlerweile doch stark beachteten Nain zu finden ist. Noch 1953 widmet A. Cecil Edwards ihm in seinem Maß gebenden Werk, The Persien Carpet, nur eine gute Spalte. Edwards teilt uns mit, dass 1949 in Nain gerade mal auf nur einhundertfünfzig Knüpfstühlen gefertigt wurde - eine verschwindend geringe Anzahl.

Dennoch wird manch Kenntnisreicher einwenden, er kenne auch sehr alte Nain-Exemplare. Das ist bedingt richtig, denn es gibt Vorläufer, sozusagen erste Gehversuche, denen ebenfalls deutlich der Isfahan-Duktus anzusehen ist. Es handelt sich hier aber um die heute seltenen, fein geknüpften Tudeschk, ein kleiner Ort westlich von Nain, die heutzutage als gesuchte Teppiche recht hohe Preise erzielen. Diese Tudeschk nehmen teilweise bereits die späteren blassen Töne vorweg. In den Fondflächen herrscht schon Beige-Elfenbein vor. In der Mustergebung sind Sie zu dieser Zeit noch zurückhaltender als ihre Nain-Nachfolger und eher zierlich und zart in der Linienführung. Die später so dominierend auftretenden Blautöne in den Tudeschk-Knüpfungen sind aber noch völlig unterrepräsentiert.

Der Aufschwung kam, als man etwa zehn Jahre später begann, Teppiche in die arabischen Ölförderstaaten zu exportieren. Weitere Expansion bedingte dann die allmähliche Konsolidierung der europäischen Märkte, insbesondere der Bundesrepublik. Heutzutage wird im gesamten Landkreis geknüpft, wobei die Orte Bafron, Djoscheghan, Tudeschk-Safreh und Tudeschk-Tschu, Chur, Hosnabad, Oschn-e-Badafschan, Miladjerd, Koschkujeh, Sagasi und Masarehschoor besonders zu erwähnen sind.

In dem Flecken Jandak werden unter anderem die äusserst seltenen Seiden-Nains bis hin zu gewaltigen Übermaßen geknüpft. Mittlerweile wird die Anzahl der Knüpfstühle der gesamten Region auf gut zwanzigtausend geschätzt. Auf ihnen entstehen jährlich etwa hundertzwanzigtausend Quadratmeter. National gehandelt werden Original-Nains in Nain selbst, sehr stark in Isfahan und für die Exporte in der Hauptstadt Teheran. Die Kaschmar-Nains und andere
9-Lah Repliken der Originale, werden auf den Basaren von Kaschmar und Mesched angeboten. Der international bedeutendste Haupthandelsplatz dieser Provenienz ist nach wie vor die Hansestadt Hamburg mit ihren riesigen Orientteppichlägern.

Manufakturen

Eine in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gegründete Orientteppich-Manufaktur namens Habibian machte sich von Anfang an sehr um die heimatliche Provenienz verdient, ja sie ist gewissermaßen der eigentliche Initiator des Nain-Teppichs Provenienz. Knüpfungen dieser Manufaktur erreichten wegen ihrer hochwertigen Qualität und der gefälligen Dessins alsbald ein herausragendes Renommee. Der Name "Habibian" wurde zum Qualitätsbegriff schlechthin und ist auch in Europa derart zugkräftig, dass "Markenpiraten" gewöhnliche Nains immer wieder mit zu Unrecht selbst im Nachhinen eingesetzten "Habibian"-Namenskartuschen versehen. Hochbegabte Teppichdessinateure wie Mohammed Schari, Wali-Allah Schar'i, Resa Yusefpour, Hadji Seyyed Djalal Amiri, Mohammad Parastesch, Hassan Tahani, Rahnian Mohammadi, Djahan Mofidi, Mohammad Hassan Mofidian, Achavan Mofidi, und Scheich Hassan Motavelli, sowie Ali Mahmudian, der mit seinem Sohn Enayat zusammenarbeitet, liefern die Dessins. Ohne ihre akribisch ausgeführten Musterzeichnungen, die Knoten für Knoten das zu knüpfende Dessin festhalten, wäre jede Fertigung dieser Feinknüpfungen unmöglich.

Der Vollständigkeit halber wird hier auf die bekannten Nain-Teppichmanufakturen Drachschesch, Mohammadi und Youseffi verwiesen, in denen fast ausschießlich Frauen das Knüpfhandwerk ausüben. Die meisten Knüpfstühle stehen traditionell jedoch in den Privathaushalten, wo ebenfalls ausschließlich Frauen Knüpfhandwerk ausüben. Den Männern hingegen obliegt die Vorbereitung der Knüpfstühle, wie zum Beispiel das Aufbäumen und Spannen der Baumwollketten, wozu es erheblicher Muskelkraft bedarf.

Knüpfung

Geknüpft wird fast ausschließlich auf Baumwollgrundgeweben an vertikalen Knüpfstühlen mit dem Senneh-Knoten, auch Persischer-, Farsibaff oder Asymmetrischer Knoten genannt. Die Knüpfung ist geschichtet. Nach jeder Knotenreihe werden jeweils 2 Schüsse in Querrichtung eingetragen, die dann stramm an den bereits fertig gestellten Knüpfbereich angeschlagen werden. Schon während des Knüpfens nach mehreren Knüpfreihen vorgeschoren. Um das Muster endgültig klar und gestochen scharf herauszubilden, wird der Flor der feinen 3-, 4- und 6-Lah- Knüpfungen sehr flach, der der gröberen 9- und 12-Lah-Qualitäten entsprechend höher geschoren.

Djufti-Knoten

Eine weitere, genutzte Möglichkeit zur Einspraung von Zeit und Material ist das arbeiten mit dem Djufit-Knoten. Leider wird nicht nur nur bei den gröberen Kaschmar- und Tabas-Nains, sondern auch bei der feinen 6-Lah-Einstellung so gelegentlich gespart. Dies ist beim Teppich später nur mit äußerst geübtem Auge zu sehen, ist aber eine deutliche Qualitätsbeinträchtigung. Es wird hier jeweils ein Knoten um zwei Paar Kettfäden geknüpft.. Durch dieses Knüpfverfahren, wird in Schussrichtung nur die halbe Menge Florgarn benötigt. Die Folge ist eine geringere Flordichte, gewissermaßen ein unsichtbares Abmagern der Qualität, der Flor wird schütter.

Formate

Geknüpft werden sämtliche Formate wie Poschti, Sartscharak, Saronim (in Nain meist Metre-onim genannt), Dozar (in Nain unverständlicherweise manchmal als Saronim bezeichnet und max. 2,00 m lang, sowie meist nur 1,20 m breit), Pardeh, Läufer und Teppichgrößen bis hin zu gewaltigen Übermaßen bis zu
400 qm. Diese Übermaße zieren die Riesenfoyers und Empfangshallen der Ölscheichs. Beliebt bei diesen vermögenden Teppichenthusiasten sind sogar die unvorstellbar teuren Nains in 4- oder sogar 3-Lah-Knüpfeinstellung - selbst bei riesigen Übermaßgrößen. Märchenhafte Werke zu märchenhaften Preisen. Auch runde, quadratische und vieleckige Abmessungen kommen auf den Markt. Zum Leidwesen des Handels werden - aus welchen Gründen auch immer - derzeit kaum Kleinformate geknüpft.

Material

Der Flor besteht aus heimischen Hochlandwollsorten, aber auch Importgarnen, in seltenen Ausnahmen aus Seide. Eine provenienztypische Eigenart ist das Konturieren der Muster mit Reiner Seide. Immer häufiger werden auch Musterdetails in Seide appliziert. Bei Billigqualitäten bestehen diese Details überwiegend jedoch aus Merzerisierter Baumwolle oder Filamentendlosgarn, volkstümlich Kunstseide genannt. Nains aus hundert Prozent Seide in Kette, Schuß und Flor sind äußerst selten.

Das Festhalten am Baumwollgrundgewebe auch bei feinsten Knüpfungen ist sogar eine der provenienztypischen Eigenarten und ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber den ansonsten sehr nahe verwandten Isfahans, die sich für vergleichbaren Knüpfdichten grundsätzlich ein Seidengrundgewebe erlauben.

Dessinierung

Die Nain-Dessins folgen dem Duktus der Isfahans, sind also betont floral, meist mit Mittelmedaillon, Schah-Abbas-Blüten, Gabelranken und pflanzlich gemustertem Blattwerk. Das im Orient weitverbreitete, in Persien Eslimi genannte Dessin ist bestens aus den Isfahans bekannt. Sowohl am Duktus als auch in der handwerklichen Verarbeitung ist somit zweifelsfrei erkennbar, dass die tonangebende Provenienz Isfahan für den Nain-Teppich Pate stand. Schließlich liegt die Kreisstadt Nain im kunsthandwerklichen Einzugsgebiet der altehrwürdigen Safawiden-Metropole. Übrigens werden in der gesamten näheren Umgebung von Isfahan auch Nains geknüft.

Seine eigenwillige Farbkomposition betreffend, geht der Nain allerdings eigene Wege und hat sich in dieser Hinsicht vollkommen von seinem Paten gelöst. Nur vereinzelt trifft man auf rot-, türkis- und grüngrundige Knüpfungen oder gar auf polychrome Dessins. Das Rot mutet im Nain zudem oft hart und matt an. Die mittlerweile bevorzugten blaubeigefarbenen Kompositionen schienen lange Zeit nur eine Modeerscheinung zu sein. Mittlerweile sind sie jedoch bereits gut vier Jahrzente präsent und erobern nach wie vor breiteste Käuferschichten - einerlei ob nun als hochpreisige Feinstknüpfung, als riesiger Übermaßteppich oder als erschwingliche Tabas-Knüpfung für Jedermann.

Das Reduzieren auf eine bis dahin unbekannte Zweifarbigkeit in Perserteppichen ist zwar für das orientalische Farbempfinden eher ungewöhnlich, dennoch fand es bei Einführung großen Widerhall bei den nach dem 2. Weltkrieg zu Geld und Ansehen gelangten Teheraner Besitzbürgern. Schon bald darauf gelangten diese neuen Nains über den Teheraner Bazar auch nach Deutschland. Dort war der Absatz anfangs jedoch eher verhalten. Von Anbeginn aber bestach die Ebenmäßigkeit und die außerordentliche Feinheit der Nain-Knüpfung. Inzwischen ist der Blaubeige-Nain weltweit begehrt und schmückt nicht nur iranisches und arabisches, sondern auch europäisches, nord- und südamerikanisches, australisches, ja sogar japanisches Wohnambiente. Von daher kann der Nain getrost als echter Globalplayer bezeichnet werden.

Qualitätsabstufungen

Eine erste Orientierungshilfe für die Feinheit des Nain-Teppichs ist die Einstufung in Lah. Mit Lah und der dazugehörigen Ziffer bezeichnet man im Iran die Anzahl der Vorgarne, die zu einem Kettgarn verzwirnt werden. Die Lah-Zahl definiert die Anzahl der Vorgarne: Je mehr Vorgarne im Endgarn enthalten sind, desto dicker wird der Kettfaden.

Logischerweise wird dann auch der grundsätzlich um die Kettgarne gewundene Knüpfknoten voluminöser und die Knüpfung dementsprechend gröber. Woraus zu schließen ist, dass wenige Lah einem dünneren Faden entsprechen, also eine feinere Knüpfung bedingen. Die Lah-Zahl ist aber nur als grober Anhaltspunkt über die Knüpfdichte zu verstehen. In Nain selbst werden die Knüpfdichten aber auch in Cheft angegeben, eine Einstufung, wie sie im Isfahan üblich ist.

Zu Anfang waren die Nain-Knüpfereien nur auf hohe Knotenfeinheiten ausgerichtet. Mit weniger als 6-Lah verließ kaum ein Stück die bis damals noch wenigen Knüpfereien. Als Feinstes bietet der Markt sogar 3-Lah-Knüpfdichten, die Petit-Point-Stickereien gleichkommen, aber äußerst selten am Markt ist.

In Europa wird sie gar nicht gehandelt. 4-Lah-Nains, eine immer noch extreme Feinheit mit bis zu 1.4 Millionen Knoten pro Quadratmeter tauchen allerdings hin und wieder auch im Abendland auf. Um dennoch den Markt für erschwingliche Teppiche zu bedienen, befriedigte man bald auch den Wunsch nach preislich moderateren Knüpfeinstellungen und lieferte 9-Lah, die im Laufe der Jahre einen ständig wachsenden Produktionsanteil einnahmen. Im täglichen Gebrauch sind die 9-Lah-Knüpfungen robust und dauerhaft.

Die gröbsten Nain-Knüpfungen aus Kaschmar und Tabas haben sogar 12-Lah, was aber meist etwas verschämt verschwiegen wird. Immerhin aber eine verschleißfeste Qualität.

Tabas, Kaschmar und andere Nachknüpfungen

Da in dem 140 Kilometer östlich von Isfahan gelegenen Nain an der Straße nach Yasd die Löhne immer mehr anstiegen und dadurch die Produktion nachhaltig verteuerten, sann man auf Abhilfe und verlagerte insbesondere die Produktion der Einstiegspreislagen in andere Landesgebiete.

Außerdem verlangte der Markt nach preiswerteren Qualitäten, die für jeden Geldbeutel erschwinglich sein sollten. Aus diesem Grund wurden zusätzliche Nain-Fertigungen unter anderem in eine der strukturschwächsten Regionen des Iran verlagert.

Der Ort Tabas ein heißer in der Provinz Chorassan,, weit abgelegener Wüstenflecken in der Dascht-e-Lut. Tabas liegt in so einer Armenhausgegend mit einem weitaus niedrigeren Lohnniveau als im Hauptknüpfgebiet. Die Knüpfungen von dort sind aber so brandneu im Knüpfgewerbe, daß der Ort bisher noch auf keiner Provenienzkarte verzeichnet ist. Die niedrigpreisigen Tabas-Nains sind zwar recht grob geknüpft und erscheinen bisweilen leicht krisselig und stoppelig in der Floroberfläche, aber aufgrund ihrer festen Knüpfung sind sie durchaus robust und dauerhaft. Unebene Floroberflächen lassen sich übrigens durch Nachschere sehr gut glätten.

Um den Preis weiter zu drücken, wird nicht nur am Arbeitsaufwand, sondern auch am Material kräftig gespart. Das Florgarn der Tabas-Knüpfungen ist zwar immer noch weitgehend Schurwolle, aber eben des unteren Qualitäts- und Preisniveaus. Die seidig schimmernden Konturen dieser Billigqualität können daher auch schon mal aus Merzerisierter Baumwolle oder aus so genannter Kunstseide bestehen.

Seit einigen Jahren werden Nain-Dessins auch in Kaschmar, Birdjand, Mesched, Sabsewar, in der Nachbarschaft von Teheran, sowie in Ghaswin und Neyschapur nachgeknüpft. Früher eher unbeholfen, haben sie inzwischen an Dessintreue gewonnen und sind überwiegend so gut wie nicht mehr von den Originalen zu unterscheiden. Dass man sich beispielsweise in Neyschabour besonders gut auf das Knüpfen auch feinster Teppiche versteht, zeigt besipielsweise die Herstellung des größten Knüpfteppichs der Welt, der hier in mehreren Teilen für die Sultan-Kabus-Moschee in Muskat, Oman, geknüpft wurde.

Seit gut zehn Jahren kommen aus China sehr gut imitierte, feine Nain-Dessins, die etwa halb so viel Kosten wie die Originale aus Persien. Meist sind die Muster jedoch nicht mit Seide konturiert, und oft sind diese China-Nains auf Seidenkettgarnen mit hervorragender Wolle geknüpft. Die Knotendichte wird in den für China-Teppiche üblichen lines angegeben.

Seide als gutes Verkaufsargument

Da allen Nains - ob fein oder grob - zu eigen ist, daß die Muster mit Seidengarnen konturiert sind, ist dieser Hinweis durchaus als attraktives Argument im Verkaufsgespräch zu nutzen. Es sollte aber nicht überbetont werden oder damit gar ein hohen Preis gerechtfertigt werden. Schließlich ist der Seidenanteil dafür viel zu gering. Es sei denn, einzelne Musterelemente sind in Seide geknüpft, wie bisweilen in hochwertigen Stücken zu sehen. Überschreitet der Seidenanteil im Flor allerdings die zehn Prozent, langt der EU-Zoll kräftig hin und berechnet den gleichen Zollsatz wie für Seidenteppiche, während sonst nur der äusserst geringe Tarif für Wollteppiche in Anrechnung kommt. Übersteigt der Seidenfloranteil allerdings fünfzig Prozent, wird der Teppich zolltechnisch wieder wie ein Wollflorteppich behandelt. Gelegentlich kommt es deshalb mit den Zollbehörden zu Auseinandersetzungen. Meist wird dann aber zu Gunsten des Verzollers entschieden. Schließlich dürfte es wohl doch zu große Schwierigkeiten bereiten, bei einem verwirrenden Floraldessin den prozentualen Seidenanteil zweifelsfrei festzulegen.
aus Heimtex Orient 05/04 (Teppiche)