Warenkunde

Lilian


Der kleine Ort Lilian liegt etwa 80 km südöstlich von Arak in West-Persien und war namensgebend für die Knüpfungen der sieben Dörfer des Kemereh-Distriks. Im frühen 17. Jahrhundert wurden christliche Armenier aus der Gegend um Djulfa (Kaukasus) von Schah Abbas d. Gr. (1587-1628) ) hierher deportiert, weshalb die Lilian-Teppiche manchmal im Lande selbst auch Armenibaff-Lilian (etwa: von Armeniern geknüpfte Lilian) genannt werden. Seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist unter den Auslandsarmeniern eine verstärkte Rückwanderungswelle in die inzwischen selbständige Republik Armenien im gang, so dass die Lilians aus Mangel an geeigneten Knüpfern immer seltener werden.

Früher ein hochgeachteter Teppich, kommen seit nunmehr etwa 40 Jahren überwiegend recht grob geknüpfte, wegen ihrer meist guten Florwolle jedoch recht robuste Knüpfungen in Hamadanbindung auf den Markt. Provenienztypisch sind die freudigen Farbtöne und ein kreuzartiges Blütenmedaillon, das in der vierersymmetrischen Feldaufteilung von großvolumigen Blüten- und Blattranken umgeben ist.

Der abgebildete, quadratische Lilian, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand, ist eine ungewöhnlich feine Ausnahmeknüpfung und wurde 1978 aus den USA reimpoortiert. Auf Grund seiner Abmessungen könnte er einst als Ruh-korssi gedient haben. Hierunter versteht man eine schmückende, textile Abdeckung für das im Orient verbreitetet Mangal, ein Metallbecken, um mit Holzkohle zu heizen.

Lilian in Stichworten

Andere Schreibweisen: Lilihan, Liljan, Liliyan
Ursprungsland: Iran
Herstellungsort-/Region: Ort und Umgebung
Aussprache: alle Silben werden gleichmäßig betont
Haupthandelsplätze: national: Lilian, Hamadan, Isfahan, Teheran; international: Hamburg, Zürich

Herstellungsbasis: am vertikalen Knüpfstuhl im Hausfleiß und in Kleinateliers
Formate: hauptsächlich Brückengrößen bis ca. 4,00 qm; wenig Teppiche ab 2,00 x 3,00 m bis 3,00 x 4,00 m; kaum Läufer (Galerien)
Knüpfmaterialien: Flor - Schafwolle; Kette und Schuß - Baumwolle; keine Seidenknüpfungen
Knotenform: Gördes-Knoten, auch Turkbaff, Türkischer- oder Symmetrischer Knoten genannt
Knüpfung: nicht geschichtet, sog. Hamadan-Bindung
Duktus, Dessin: grundsätzlich floral; sehr eigenständige, vierersymmetrische Medaillon-Dessins; selten Allover
Besonderheiten: sehr eigenständiges Muster
Farbgebung: meist rotbetontes Kolorit mit dunkelblauer Linienführung; selten dunkelblaugrundiger Fond; keine hellgrundigen Teppiche, wenige Begleitfarben
Bemerkung: wurde in der Epoche der sog. ""Amerikanischen Saroughs" in saroughähnlicher Farbgestaltung speziell auch für den US-Markt geknüpft.
Schätzpreis: siehe Werth - Index
aus Heimtex Orient 05/03 (Teppiche)