Warenkunde

Goltogh


Der kleine Ort Goltogh wurde namensgebend für diese auch für Laien gut bestimmbare, sehr dörfliche Provenienz, deren Musterkonzept über die Jahrzehnte recht einheitlich und unverändert blieb. Goltoghs sind grundsätzlich geometrisch, fast ausschließlich in Vierersymmetrie angeordnet und werden meist von einem überproportional großen, an den Schrägen auffällig abgetreppten, mehrpassigen Mittelmedaillon geschmückt. Die kleinen Begleitornamente sind den umgebenden Provenienzen entlehnt. Häufig findet sich darunter als Einzelensemble das Mahi-to-hos-Dessin. Die Hauptbordüre ist wohl das auffälligste Musterdetail im Goltogh, denn die großen Rosetten ähneln auffällig denen der berühmten Ferahans.

Die Farbgebung in den Grundtönen Blau und Rot ist ebenfalls recht einheitlich. Unter den neueren Knüpfungen sind oft hellgrundige anzutreffen.

Die kompakte Knüpfung mit ihrem typisch aufrecht stehenden Flor, sowie die brettig-steife Festigkeit finden sich in fast gleicher Ausprägung wieder in der Nachbarprovenienz Bidjar. Daher gilt der Goltogh als ebenso robust im täglichen Gebrauch, ist allerdings erheblich preiswerter und somit ein Orientteppich von ausserordentlich verbraucherfreundlichem Preis-Leistungsverhältnis.

Goltogh in Stichworten

Andere Schreibweisen: Goltouk, Goltok, Koltuk
Ursprungsland: Iran
Herstellungsort-/Region: weitere Umgebung von Sandjan, Provinz Süd-Aserbeidjan, NW-Iran
Aussprache: Betonung auf der 1. Silbe
Haupthandelsplätze: national: Sandjan, Täbris, Teheran; international Hamburg, Zürich

Herstellungsbasis: am vertikalen Knüpfstuhl in Kleinateliers und im Hausfleiß
Formate: hauptsächlich Brücken in Saronim- (ca. 1,60 x 1,10 m), Dosar-Größen (ca. 1,30 x 2,00 m) und Sartscharaks; neuerdings, jedoch noch selten Läufer (Galerien); keine Teppichformate bekannt
Knüpfmaterialien: Flor - Schafwolle; Kette und Schuß - Baumwolle; keine Seidenknüpfungen
Knotenform: Gördes-Knoten, auch Turkbaff, Türkischer- oder Symmetrischer Knoten genannt
Knüpfung: geschichtet, körnig
Duktus, Dessin: einheitlich provenienztypisch; grundsätzlich geometrisch in vierersymmetrischer Grundkonzeption mit zentralem, meist großformatigem Medaillon
Besonderheiten: fester, auffallend steiler und kompakter Flor, der den in der Nachbarschaft geknüpften Bidjars recht nahe kommt
Farbgebung: vorherrschend tiefe Rot- und Blautöne mit beigefarben abgesetzten Linien; alte Knüpfungen bisweilen mit einem akzentuierten Grün als Begleitfarbe
Bemerkung: soweit die Goltogh-Bordüre klassisch-traditionell gestaltet ist, entspricht sie der antiker Ferahans. Man könnte meinen, dass im Goltogh dieses antike Musterdetail in die Jetztzeit hinüber gerettet wurde.
Schätzpreis: siehe Preiskatalog für Orientteppiche
aus Heimtex Orient 06/03 (Teppiche)