Was ist die Ursache für flächige Verfärbungen an Parkettbelägen?

Ist das Estrich-Zusatzmittel schuld?

Parkett-Verfärbungen lassen sich häufig beobachten. Meistens treten sie in Rand- oder Fugenbereichen auf und sind auf falsche Reinigung oder erhöhte Restfeuchte im Untergrund zurückzuführen. Seit wenigen Jahren finden sich allerdings vermehrt auch flächige Farbveränderungen, die nur bei versiegelten Parketten auf jungen Estrichen auftreten. Bernhard Lysser, Oberexperte der Interessensgemeinschaft der Schweizer Parkettindustrie, hat sich die betreffenden Schäden genauer angesehen.

erfärbungen an verlegtem Parkett sind kein neues Phänomen - ein gelegentliches Auftreten in Einzelfällen führt selten zu großem Aufsehen. Zwar empfiehlt sich immer eine genaue Ursachenanalyse - um letztendlich auch die Zuständigkeit für die Reparatur einschließlich Kostenfrage zu klären - diese fällt jedoch in den meisten Fällen nicht schwer. Das gilt zumindest für Verfärbungen in Folge unsachgemäßer Reinigung sowie für Verfärbungen durch Alkalieinwirkung aus dem Beton (Geschossdecke). Seit einiger Zeit findet sich allerdings gelegentlich auch eine dritte Variante in Form flächiger Verfärbungen über den kompletten Parkettboden, die noch viele Fragen aufwirft. Sie ist zudem in Verteilung und Ausprägung mit keiner der bekannten Formen vergleichbar.

Die häufigste Ursache: Verfärbungen durch unsachgemäße Reinigung / Pflege

Farbveränderungen durch falsche Pflege sind relativ einfach zu entlarven: Eine mehrmalige, zu nasse Reinigung führt meistens zu grau-schwarzen Verfärbungen, die vor allem an Längskanten und Stirnstossbereichen auftreten. Sie verlaufen je nach Intensität einige Millimeter bis Zentimeter ins Holz hinein. Gleichzeitig treten an den Einzelelementen stets auch aufstehende Kanten und Verformungen (Schüsselungen) auf. Häufig lassen sich sogar Schwellungen ("Einläufe") stirnseitig des Holzes feststellen. Aggressive, nicht zulässige bzw. ungeeignete Reinigungsmittel können das Schadensbild noch verstärken.
Bei einer Kontrolle des Holz-Querschnitts zeigen sich oberseitig breite, tiefe Verfärbungen sowie stirnseitig von oben nach unten abnehmende Dunkelfärbungen - unten hingegen keine Veränderungen. Das oberflächige Schadensbild ist typischerweise über den gesamten Boden zu finden - mit Ausnahmen der Ecken, Randzonen sowie verdeckten Bereichen, z.B. unter Möbeln. Hier liegen in der Regel weder Verfärbungen noch Verformungen vor. Die Sanierung erfordert meistens eine komplette Oberflächenrenovierung - also Schleifen und erneute Endbehandlung.

Ebenfalls vertraut: Verfärbungen durch Alkalität aus Betondecken

Diese Variante tritt nur in Anschlussbereichen über Randstellstreifen auf. Die Holzsockelleisten zeigen meistens ebenfalls unterseitig sowie hinten Verdunkelungen. Auf der Fläche sind hingegen keine Verfärbungen zu finden. Das Schadensbild wird häufig erst einige Zeit nach der Parkettverlegung sichtbar. Die Verfärbungen fallen in braun-schwarzem Ton aus, wobei das Holz keine Verformungen aufweist.

Im Querschnitt ergibt sich ein genau umgekehrtes Bild zur ersten Variante: Intensive Verfärbungen finden sich vor allem an der Unterseite der Parkettelemente. Sie fallen breit und tief aus - oben zeigen sie sich hingegen erst später, von außen beginnend ins Holz einlaufend. Eine elektronische Feuchtemessung ergibt in den verfärbten Zonen stets wesentlich höhere Werte als unmittelbar daneben im "sauberen" Holz. Bei der Darrtrocknung zeigen sich jedoch keine Unterschiede - verfärbtes und helles Holz weisen die gleiche Feuchtigkeit auf.

Die Ursache liegt in einer zu hohen Überschussfeuchtigkeit der Betondecke vor dem Einbau der Dämmung und des Estrichs. Daraus resultieren große Mengen aufsteigender Restfeuchte aus der stark alkalischen Betondecke über die Randfuge bzw. den Randstellstreifen. Innerhalb der Bodenfläche verhindern Dämmung und Folie unter dem Estrich ein massives Aufsteigen. Der Schaden zeigt sich daher nur im Randbereich. Der höhere Messwert bei einer elektronischen Bestimmung der Holzfeuchte ergibt sich aus der besseren Leitfähigkeit der mit Salzen angereicherten Holzzone.

Die Sanierung gestaltet sich meistens aufwendig, da das ganze Parkett in allen Anschlussbereichen ersetzt werden muss. Außerdem verbleibt ein unkalkulierbares Restrisiko erneuter Verfärbungen durch weiterhin aufsteigende Dämpfe aus der Betondecke, die bekanntlich über mehrere Jahre austrocknet.

Die neue Variante: Unerklärliche flächige Verfärbungen

Bedeutend schwieriger fällt die Ursachenforschung bei einem Schadensbild, das seit etwa 5 Jahren vermehrt beobachtet wird. Es geht um unnatürliche Verfärbungen, die nach etwa 2 bis 3 Jahren an verschiedenen, vollflächig geklebten Parkettböden auftraten, die alle werk- oder baustellenversiegelt - nie geölt oder gewachst - sowie meistens auf Zementestrichen mit Zusätzen für eine schnellere Belegreife verlegt worden waren. Die betreffenden Flächen fallen zwar meistens nicht besonders groß aus - können allerdings dennoch erhebliche Reklamationen nach sich ziehen.

Betroffen sind unterschiedlichste Parkettarten und Klebstoffsysteme. Es spielt auch keine Rolle, ob zuvor eine ein Vorstrich und eine Spachtelung erfolgte. Alle Parkettflächen wurden auf ordnungsgemäß trockenen Estrichen verlegt. Verformungen durch übermäßige bzw. aufsteigende Restfeuchtigkeit sind nicht zu erkennen.

Die Verfärbungen treten zuerst in den Verlegebahnenansätzen auf, an denen auf einer Breite von wenigen Millimetern üblicherweise kein oder zumindest weniger Klebstoff vorliegt. Später können die Verfärbungen auch die ganze Fläche erfassen sowie die Sockelleistenunterkanten über dem Randstellstreifen.

Es braucht immer Licht und einen jungen Estrich

Die Verfärbungen zeigen sich nur auf intensiv bestrahlten Bodenbereichen. Das Tageslicht (UV-Strahlen) scheint also einen wichtigen Einflussfaktor zu bilden. Abgedeckte Zonen - beispielsweise unter abgepassten Teppichen oder Möbeln - behalten ihre natürliche Färbung oder weisen nur verhältnismäßig nur geringe Farbveränderungen auf.

Gegen eine alleinige Verursachung durch UV-Strahlen spricht allerdings, dass sich an Parkettflächen, die im gleichen Raum bei gleichen Lichtbedingungen mit demselben Klebstoff und gleicher Oberflächenbehandlung auf einer Holzwerkstoffplatte auf einem Podest aufgeklebt waren, keine Verfärbungen zeigten - während das daneben liegende, auf einem Estrich verklebte Parkett verfärbt war.

Erste Baustellenuntersuchungen ergaben, dass die Verfärbungen direkt unter der Versiegelung auftreten. Nach Abschleifen von etwa 3 bis 4 Zehntel-Millimetern der Oberfläche im Labor sind die Schattierungen verschwunden. Die Stirnflächen der einzelnen Parkettdecklamellen oder Massivholzklötze weisen ebenfalls keine Verfärbungen auf. Wird das geschliffene Parkett erneut versiegelt und zu Testzwecken die halbe Oberfläche unter der UV-Lampe "gealtert", zeigen sich wieder geringe Verfärbungen.

Der Schaden tritt also nur auf, wenn folgende Einflussfaktoren vorhanden sind:

Tageslicht, Versiegelung, Holz- oder Korkbelag, vollflächige Verklebung, neuer Estrich (zement- oder in Einzelfällen auch calciumsulfatgebunden).

Fehlt eines dieser Elemente im Bodenaufbau oder ist es anders ausgeführt - z.B. geölte Oberfläche, Holzunterkonstruktion, fehlende UV-Bestrahlung etc. - tritt das Problem nicht auf.

Der Parkettleger scheint unschuldig

Aufgrund der Häufung solcher Schadenfälle ordnete die Interessengemeinschaft der Schweizer Parkett-Industrie (ISP) eine Untersuchung an, wobei Prüfgut von diversen betroffenen Objekten im Labor analysiert und darüber hinaus auch ein Langzeittest mit verschiedenen Materialien durchgeführt wurde.

In seinem umfangreichen Schlussbericht kam das Labor unter anderem zu folgenden Schlüssen:

- "Aufgrund der Versuche sind keine im Einflussbereich des Parkettlegers verwendeten oder bearbeiteten Stoffe für die Verfärbungen des Parkettbelages verantwortlich."

- "Die vollständige Austrocknung von Betonbauten dauert in der Regel mehrere Jahre. Während dieser Zeit finden erhöhte Feuchtigkeitstransporte über Diffusionsvorgänge durch die Baustoffe statt. Es ist davon auszugehen, dass Stoffe über Feuchtigkeitstransporte aus dem Untergrund in den Parkettbelag einwandern und dort Verfärbungen verursachen. Die die Verfärbung verursachenden Stoffe sind auf Grund der Untersuchungen nicht nachweisbar. Sie können sich weiter verflüchtigt haben oder in so geringen Mengen vorliegen, dass sie nicht auffindbar sind."

- "Die genauen Ursachen der Verfärbungen am Parkettbelag sind nicht geklärt. Es kann aber als gesichert angesehen werden, dass die die Verfärbung verursachenden Stoffe nicht aus den vom Parkettleger eingesetzten Materialien stammen und nicht auf eine mangelhafte Verlegung des Parketts zurückzuführen sind. Im weiteren stehen die Verfärbungen nicht im Zusammenhang mit einer Fehleinschätzung des Feuchtigkeitsgehaltes des direkt bearbeiteten Unterlagsbodens. Die zur Verfärbung führenden Stoffe liegen auf Grund der Untersuchungen außerhalb des Einflussbereiches des Parkettlegers."

Liegt die Antwort im Untergrund?

Aus den Laborerkenntnissen lässt sich ableiten, dass die verantwortlichen Stoffe voraussichtlich aus dem Untergrund sowie aus etwaigen Estrichzusätzen stammen - zumal solche Erscheinungen früher unbekannt waren, als noch nicht mit schnell belegreifen Materialien gearbeitet wurde (Ausnahme: Verfärbungen durch erhöhte Estrich-Restfeuchte oder Alkalität aus einer zu feuchten Betondecke etc.).

Da nicht vorausgesagt werden kann, wie lange die verantwortliche Stoffverflüchtigung anhält, ist eine Sanierung der betroffenen Bodenflächen nur durch einen vollständigen Ersatz des Parketts möglich. Vor der Neuverlegung sollte allerdings eine ordentliche Dampfbremse über dem ganzen Untergrund eingebaut werden, um Feuchtigkeitswanderungen ins Parkett zu verhindern. Diese erfordert wiederum in der Regel eine Parkettverklebung mit PU-Klebstoffen.

Eine genaue Begründung für diese "neuzeitlichen" Parkettverfärbungen liegt bislang nicht vor. Die Schweizer Parkettbranche forscht weiter, ruft aber gleichzeitig auch alle Unterboden- Estrich- und Hilfsstoffzulieferer auf, ihre Produkte auf die Verträglichkeit mit dem Naturprodukt Holz zu überprüfen. Langzeitschäden dienen schließlich keinem.

Jede Art von Parkett sollte bedenkenlos auf die grundsätzlich bestens geeigneten Untergründe aus Zementestrich verlegt werden können, ohne dass zuvor Bedenken geäußert oder Abklärungen bezüglich irgendwelcher Chemikalien durchgeführt werden müssen - zu denen der Handwerker ohnehin kaum in der Lage ist. Die Untergrund-Prüfpflichten des Verlegers umfassen lediglich Kontrollen von Estrich-Restfeuchtegehalt, -Ebenheit und -Festigkeit. Andere Prüfungen - insbesondere chemische - sind nicht möglich.
aus FussbodenTechnik 01/02 (Handwerk)