Generationswechsel bei Achim Kessel


Nach 40 Jahren als selbstständiger Parkettlegermeister hat Achim Kessel sein Unternehmen in Zella-Mehlis an Tochter Pia und Schwiegersohn Dirk Würtenberger, seit zwölf Jahren ebenfalls Parkettlegermeister, übergeben. Damit wird der Betrieb, der 1892 von Urgroßvater Lucian Kessel aus Schneidemühle gegründet wurde, nun in vierter Generation als Familienunternehmen weitergeführt.

Achim Kessel hatte seinen 65. Geburtstag zum Anlass genommen, im Rahmen einer Feier zugleich auch den Wechsel zu vollziehen. Der Einladung waren zahlreiche Freunde und Kunden sowie Firmen, mit denen langjährige Zusammenarbeit verbindet, eingeladen. Eine besondere Überraschung war die Übergabe der Urkunde zum 40-jährigen Geschäftsjubiläum und die Verleihung der goldenen "Ehrenmedaille für Treue und Fleiß" durch Hauptgeschäftsführer Friedhelm Enke von der Handwerkskammer Südthüringen Suhl. Wie Enke, würdigte auch der Bürgermeister von Zella-Mehlis Achim Kessel für seine Leistung, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit als Unternehmer und Mensch. Mit seinen Eigenschaften habe er es geschafft, 40 Jahre allen Widrigkeiten standzuhalten.

Achim Kessel war 14 Jahre alt, als 1954 der Vater starb. Seine Mutter führte das Unternehmen weiter, das aber bald teilweise verstaatlicht wurde. Nach der Meisterprüfung 1966 machte sich Achim Kessel daher mit einem eigenen Betrieb selbstständig. Schon nach wenigen Jahren entzog der Landkreis Suhl dem unangepassten und unbequemen Handwerksmeister die Zulassung; er erhielt Berufsverbot. Der Neuanfang in der Stadt Suhl, in der das Berufsverbot nicht galt, war schwer. Kessel "jobbte". Erst 1979 gelang es ihm wieder, "über einige Umwege den Fuß erneut in die Selbstständigkeit zu setzen". Nach der Wende bemühte er sich mit seinem Bruder sofort, den Familienbesitz in Zella-Mehlis von der Treuhand zurückkaufen. 1990 wurden das Gelände und die Gebäude, nach jahrelanger staatlicher Nutzung in völlig verwahrlostem Zustand, wieder in Familienbesitz übernommen.

In insgesamt bester Verfassung ist das Unternehmen jetzt in die Hände von Pia Kessel-Würtenberger und Ehemann Dirk gelegt worden. Der Bürgermeister von Zella-Mehlis wertete dies als eine Besonderheit: "Von fünf mittelständischen Betrieben bleibt heute beim Generationenwechsel nur einer in der Hand der Familie."
aus Parkett Magazin 01/06 (Handwerk)