Möglichkeiten zur Feuchteprüfung an Bodenspachtelmassen

Wann ist eine Spachtelmasse belegereif?

Spachtelmassen dürfen immer erst dann belegt werden, wenn sie ausreichend fest und trocken sind - doch wie stellt man das fest? Die Herstellerangaben reichen von Zeit-Richtwerten mit unterschiedlich großen Spannen, die zudem an bestimmte Voraussetzungen gebunden sind, bis zu Restfeuchtewerten - ohne weitere Hinweise, wie diese ermittelt werden sollen. Dr. Rüdiger Oberste-Padtberg, Arndt Haase und Stephan Dikty von Ardex haben untersucht, welche Prüfmöglichkeiten dem Bodenleger im Zweifelsfall bleiben.

pachtelmassen gehören heute zu den Standardelementen eines Fußbodenaufbaus: Sie werden eingesetzt, um eine gleichmäßige Saugfähigkeit des Untergrunds zu gewährleisten, die Verfilmung wässriger Bodenbelagsklebstoffe zu unterstützen und den Verlegeuntergrund zu nivellieren.

Belegreife erreichen Spachtelmassen erst, wenn sie ausreichend trocken und fest sind. Eine unvollständig getrocknete Spachtelmasse verzögert die Abbindung des Klebstoffs und verhindert dadurch eine sichere Verlegung. Wann aber ist eine Spachtelmasse ausreichend fest und trocken?

Herstellerangaben oft wenig hilfreich

Bei der Beurteilung der Verlegereife von Spachtelmassen bestehen im Handwerk große Unsicherheiten - zumal manche Hersteller ihre einschlägigen Angaben zumindest teilweise von äußeren Bedingungen abhängig machen. Bei Durchsicht der technischen Datenblätter unterschiedlicher Bodenspachtelmassen lassen sich zum Thema Belegreife unter anderem folgende Aussagen finden:

- "... Bodenbeläge können nach 72 Stunden verlegt werden. Im Zweifelsfall Restfeuchtebestimmung mit dem CM-Gerät durchführen (< 2 %)."

- "... vollständige Wasserbindung, .... nach 24 Stunden belegbar, .... alle genannten Daten werden bei einer Temperatur von + 23° C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % ermittelt; bei anderen Klimabedingungen Verkürzung bzw. Verzögerung der Erhärtung und die daraus resultierenden Konsequenzen beachten."

- "... verlegereif nach ca. 24 Stunden: Bei + 20° C und 65 % relativer Luftfeuchtigkeit. Höhere Temperaturen und niedrigere Luftfeuchtigkeiten verkürzen, niedrigere Temperaturen und höhere Luftfeuchtigkeiten verlängern diesen Wert entsprechend."

- "... verlegereif nach ca. 24 Stunden, Restfeuchte < 3 % ..." - wonach gemessen? - "... bis 10 mm Schichtdicke."

- "... verlegereif nach ca. 24 Stunden, Restfeuchte < 0,5 CM-% bis 3 mm Schichtdicke, bei höheren Schichtdicken ist die Prüfung der Restfeuchte mit dem CM-Gerät erforderlich" - ohne Angabe der Grenzwerte.

- "... Produkt trocknet so, dass die Belagsverklebung am nächsten Tag durchgeführt werden kann."

- "... Produkt bindet die Restfeuchte und ist bereits nach einer Stunde verlegereif für alle geeigneten Bodenbeläge."

CM-Messung sind bei Spachtelmassen nicht praktikabel

Bis auf die letzten beiden Beispiele binden die Spachtelmassenhersteller die Trocknungsbedingungen also immer an bestimmte klimatische Voraussetzungen - die aber vom Bodenleger in der Praxis kaum beeinflusst werden können. Teilweise wird der Bodenleger sogar aufgefordert, mit Hilfe der CM-Methode eine Restfeuchtebestimmung durchzuführen.

Problem: Das ist nur möglich, indem der gespachtelte Boden zur Probeentnahme zerstört wird - wobei die zerstörte Stelle anschließend wieder mit einem Material ausgebessert werden muss, das zum Erreichen der Belegreife wieder entsprechend durchhärten und trocknen muss. So kommt man nie zu einem abschließenden Ergebnis. Außerdem bleibt die Frage, wie die Messung durchzuführen ist: Messdauer, Probemenge usw.

Wie also soll sich der Bodenleger nun verhalten? Eine Belegreifeprüfung von Spachtelmassen dem CM-Gerät - wie von einigen Herstellern gefordert - ist aus den genannten Gründen nicht praktikabel. Stattdessen sollte dem Bodenleger die Sicherheit gegeben werden, dass die verwendete Spachtelmasse bei baustellenüblichen Temperaturen - also über 15° C - innerhalb des vom Hersteller angegebenen Zeitraums in jedem Fall Belegreife erreicht. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein - ist es aber nicht immer.

Welche einfachen Alternativverfahren gibt es?

Was kann der Bodenleger tun, wenn begründete Zweifel an der Belegreife einer Spachtelmasse bestehen? Die Feuchtigkeit einer Bodenspachtelmasse lässt sich auch indirekt ermitteln, indem man die Luftfeuchtigkeit oberhalb der Spachtelmasse misst. Diese kann man beispielsweise mit Hilfe eines Plastikbechers mit transparentem Deckel einfach sichtbar machen: Man entfernt den Boden des Bechers und stellt ihn auf die Spachtelmassenoberfläche. Durch Auflegen eines Eiswürfels auf den Deckel wird das in der Luft enthaltene Wasser zum Kondensieren gebracht. Bei einer ausreichend trockenen Spachtelmasse sind unterhalb eines Eiswürfels kaum Kondensationstropfen zu beobachten.

Eine weitere Möglichkeit zur indirekten Feuchtemessung an Spachtelmassen bietet Silica-Gel: Man legt es auf Filterpapier und schließ den umgebenden Luftraum ab - beispielsweise mit dem beschriebenen Plastikbecher. Bei einer trockenen Spachtelmasse zeigt das Silica-Gel auch nach etwa 30 Minuten noch keine Verfärbung - auf einer feuchten Masse treten hingegen deutliche Farbveränderungen auf. Darüber hinaus lässt sich die Luftfeuchtigkeit oberhalb der Spachtelmasse - im Becher - natürlich auch mit einem elektronischen Feuchtemessgerät ermitteln.

Indirekte Methoden funktionieren nicht bei allen Produkten

Bei bestimmten Spachtelmassenarten ließ sich der Zusammenhang zwischen dem Feuchtigkeitsgehalt in einem geschlossenen Raum oberhalb der Spachtelmasse und der Belegreife des Produkts - definiert als der Zeitpunkt, ab dem ein dispersionsgebundener Bodenbelagsklebstoff sicher verfilmt - in Untersuchungen nachweisen.

Als die zementgebundene Versuchsmasse, die bei 20° C und 65 % relativer Luftfeuchte aushärtete, nach etwa 37 Stunden Belegreife erreichte, zeigte auch das Silcal-Gel keine Verfärbung mehr. Beim Eiswürfel-Test war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls kaum noch Kondeswasserbildung zu beobachten.

Der gleiche Versuch mit einer Rapidspachtelmasse ergab jedoch ein ganz anderes Bild: Dieses als besonders schnell trocknend ausgelobte Spezialprodukt sollte nach Herstellerangaben bereits nach einer Stunde in allen Schichtdicken Belegreife erreichen.

Das ließ sich zwar in den Untersuchungen bestätigen - die indirekten Feuchtemessmethoden versagten hier jedoch. Grund: Dieses Produkt ist bereits zu einem Zeitpunkt belegreif, zu dem es "äußerlich" noch feucht erscheint. Umfangreiche Praxiserfahrungen mit dem seit einem Jahrzehnt bewährten Material haben gezeigt, dass es dennoch problemlos nach einer Stunde belegt werden kann.

Fazit: Hersteller sollten realistische Angaben machen

Vom Bodenleger kann nicht verlangt werden, dass er die Verlegereife von Spachtelmassen bestimmt. Die Aufforderung mancher Hersteller, eine CM-Messung durchzuführen, ist völlig unzumutbar. Die indirekten Methoden erfordern hingegen genaue Kenntnisse der Produktzusammensetzung und Fachkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Materialbasis und Feuchtegehalt. Beides kann der Handwerker ebenfalls nicht leisten.

Die Belegreife von Spachtelmassen sollte daher von den Herstellern für baustellenübliche Bedingungen angegeben werden. Solche ebenso realistischen wie verbindlichen Angaben bieten dem Bodenleger eine geeignete Orientierung für die Produktauswahl und -verarbeitung - unter Berücksichtigung der jeweiligen Schichtdicke.

Im Zweifelsfall können zusätzlich indirekte Methoden zur Feuchtebestimmung durchgeführt werden. Besser noch: Der Bodenleger wendet sich an den Außendienst des Spachtelmassenherstellers, um diesem die Beurteilung der Belegreife zu überlassen.
aus FussbodenTechnik 02/02 (Handwerk)