Schallschutz: Welche Möglichkeiten hat der Bodenleger?

Schallminderung bei Fußböden

Schallschutz ist ein sehr komplexes Thema, mit dem nicht nur Handwerker schnell überfordert sind: Luftschall, Trittschall, Raumschall, Körperschall, Dezibel und Frequenzbereiche - was ist was? Und was bedeutet das alles für den Fußbodenbau? Hartmut Urbath von Henkel-Thomsit erklärt, wie Schall entsteht und wie er sich ausbreitet, welche Rolle er im Bauwesen spielt und was Boden- und Parkettleger zu einem optimalen Schallschutz beitragen können.

Um Maßnahmen zur Schallminderung treffen zu können, muss man zunächst erst einmal ergründen, wie Schall entsteht - was Schall überhaupt ist. Schall entsteht grundsätzlich durch Schwingungen von elastischen Körpern. Gegenstände werden beispielsweise durch Schlagen oder Klopfen in Schwingungen versetzt, die sich in festen, flüssigen und gasförmigen Stoffen ausbreiten. Im Vakuum kann kein Schall übertragen werden.

In der Luft verursachen Schallwellen regelmäßige Verdichtungen und Verdünnungen - diese fortlaufenden Druckänderungen werden im Ohr vom Trommelfell aufgenommen und zum Gehirn weitergeleitet. Die Anzahl der Druckänderungen pro Sekunde bezeichnet man als Frequenz - gemessen in Hertz (Hz).

Schall, der über die Luft übertragen wird, nennt man Luftschall - im Gegensatz zum Körperschall, der sich in festen Stoffen ausbreitet, z.B. in Wänden und Decken. Der im Bauwesen so wichtige Trittschall bildet eine Sonderform: Er entsteht durch Begehen oder ähnliches Anregen einer Decke als Körperschall und wird dann im darunter liegenden Raum als Luftschall weitergegeben.

Wichtige Schall-Kennwerte: Was bedeutet "Dezibel"?

Das menschliche Ohr erfasst Druckänderungen ab 20 Pa ("Wahrnehmungsgrenze") bis über die so genannte "Schmerzgrenze" von 20 Pa hinaus, ab der Schädigungen eintreten können. Dieser Wahrnehmungsbereich wird mit einem Umfang von 6 Zehnerpotenzen sehr schnell unübersichtlich, weshalb man zur Kennzeichnung der Schallstärke ein logarithmisches Maß eingeführt hat: den Schalldruckpegel L, der in Dezibel (dB) angegeben wird.

Eine Schallpegeländerung von 1 dB ist gerade eben hörbar und messbar - geringere Unterschiede sind dabei nicht zu erkennen. Dezibel ist als logarithmisches Maß allerdings eher eine Rechenvorschrift und keine physikalische Einheit wie Meter oder Liter. Kommt beispielsweise zu einer Schallquelle mit 70 dB eine weitere, gleich laute Schallquelle mit ebenfalls 70 dB hinzu, beträgt die Schallpegeldifferenz gegenüber vorher nur 3 dB - also 70 dB + 70 dB = 73 dB. Hintergrund: Der Mensch empfindet das Schallereignis erst dann als doppelt so laut, wenn die Anzahl der Schallquellen verzehnfacht wird.

Schalanalysen: Was wird im Bauwesen bewertet?

Das menschliche Gehör kann Frequenzen von 20 bis 16.000 Hz wahrnehmen und ist im Bereich von 100 bis 5.000 Hz besonders empfindlich. Die Praxis hat gezeigt, dass auch der Lautstärkeanteil üblicher Geräusche hinter einer Wand in diesem Frequenzbereich am höchsten ist - er hat daher im Bauwesen die größte Bedeutung.

Für eine detaillierte Analyse teilt man diesen Bereich in verschiedene Frequenzintervalle auf, die als Oktaven bzw. Terzen bezeichnet werden. Eine Oktave ist der Abstand zwischen zwei Tönen, wenn sich die Frequenz genau verdoppelt hat: also von 125 Hz auf 250 Hz oder von 1.000 Hz auf 2.000 Hz. Eine Oktave unterteilt sich wiederum in drei gleiche Frequenzbereiche - die Terzen.

Bei der nach DIN EN ISO 140 Teil 6, 7 und 8 definierten bauakustischen Prüfung ist eine Terzfilteranalyse vorgeschrieben - der Bereich von 100 Hz bis 5.000 Hz wird also in 18 Terzen bewertet.

Trittschallschutz: Welche Anforderungen muss der Bodenleger beachten?

Als Maß für den zulässigen Trittschall gilt der Norm-Trittschallpegel. Er kennzeichnet das Trittschallverhalten eines Bauteils mit oder ohne Deckenauflage und berechnet sich aus dem messbaren Trittschallpegel. Dieser wird im Empfangsraum gemessen, dessen Decke man mit einem Norm-Hammerwerk nach DIN EN ISO 140 Teil 6 anregt. Man ermittelt also das Verhalten einer Decke gegenüber jeder Art von punktweiser Körperschallanregung.

Die Trittschallminderung ergibt sich aus der Differenz des Norm-Trittschallpegels einer Decke ohne Deckenauflage und dem einer Decke mit Deckenauflage - z.B. im Form eines schwimmenden Estrichs oder eines weichfedernden Bodenbelags. Zu beachten sind auch mögliche Nebenweg-Übertragungen, z.B. durch Rohrleitungen.

Die Anforderungen an den Schallschutz im Hochbau sind in DIN 4109 detailliert festgelegt. Besonders wichtig für das Handwerk ist der Satz: "Die für die Schalldämmung der trennenden Bauteile angegebenen Werte gelten nicht für diese Bauteile allein, sondern für die resultierende Dämmung unter Berücksichtigung der an der Schallübertragung beteiligten Bauteile und Nebenwege im eingebauten Zustand". Das bedeutet: Eine Berechnung im Vorfeld ist sehr kompliziert und erfordert viel Sachkunde.

Parkett- und Bodenleger dürfen also davon ausgehen, dass der Architekt die Decke so geplant hat, dass eine ausreichende Trittschalldämmung gegeben ist - in der Regel durch einen schwimmenden Estrich auf entsprechender Dämmschicht. Sie müssen allerdings bei ihrer Arbeit darauf achten, dass keine Schallbrücken eingebaut werden - indem beispielsweise:

- der Randstellstreifen zu früh abgeschnitten wird und Ausgleichmasse oder Klebstoff in den Spalt zwischen Wand und Estrichplatte eindringt,
- Dreck in den Spalt gefegt wird,
- starre Beläge ohne Wandabstand / Randfugen verlegt werden,
- der Putzer den Randstellstreifen mit eingeputzt hat (Bedenken anmelden).

DIN 4109 kennt Standard- und erhöhte Anforderungen - noch besseren Schallschutz fordert die Richtlinie VDI 4100. Der Nachweis über die Erfüllung der Anforderungen nach DIN 4109 kann durch messen oder auch berechnen erfolgen. Bei der Berechnung wird die gesamte Fußbodenkonstruktion bewertet - beim rechnerischen Nachweis darf hingegen der Bodenbelag in den meisten Fällen nicht mitgerechnet werden. Die Norm enthält dazu in den Beiblättern 1 und 2 zahlreiche Richtwerte, Ausführungs- und Rechenbeispiele. Nachweis und Festlegung der notwendigen Maßnahmen sind allerdings Aufgabe des Planers und nicht des Handwerkers.

Raumschall: Welchen Dämmbedarf gibt es bei Bodenbelägen?

Das Geräusch, das beim Begehen eines harten Belages - keramische Fliesen, Parkett oder Laminat - im Raum selbst wahrnehmbar ist, wird im allgemeinen als Raumschall bezeichnet. Zur Zeit ist vor allem die Raumschallentwicklung schwimmend verlegter Fertigparkett- und Laminatböden in der Diskussion. Diese Beläge verfügen im Vergleich zu einer Estrichplatte nur über ein geringes Eigengewicht und werden daher durch das Begehen intensiv zu Schwingungen angeregt.

Um diese Böden leiser zu machen, müsste man ihre Masse erhöhen und damit die Schwingungsneigung verringern - was von den Herstellern durch aufkaschieren verschiedenster Materialien auf die Elementrückseite auch gemacht wird. Das Spektrum reicht von dünner Pappe bis zu hoch gefüllten Polyurethanmassen mit einem Flächengewicht von 3.500 g/qm. Viele Materialien sorgen neben einer Senkung des Schallpegels auch für eine Verschiebung zu tieferen Frequenzen, die der Mensch als weniger störend empfindet. Da die meisten aufkaschierten Dämmmaterialien elastisch sind, können sie außerdem einen Beitrag zur Trittschalldämmung leisten - sofern hierfür bauseits keine anderen Maßnahmen getroffen wurden.

Die wirksamste Methode, um die Schwingungen von Parkett- oder Laminatböden zu reduzieren, ist eine vollflächige Verklebung - denn dadurch steigert man das Flächengewicht von rund 8 kg/qm auf über 100 kg/qm. Die besten Ergebnisse erzielt man mit einem entsprechend geeigneten, elastischen und auf schalldämmende Eigenschaften optimierten Klebstoff.

Schalldämpfung bei Laminat und Fertigparkett: Wie lässt sich die Raumschallminderung messen?

Im Gegensatz zur Trittschall- und Luftschalldämmung gibt es für den Raumschall, der durch Begehen eines Fußbodens erzeugt wird, keine genormte Prüfmethode. Daraus erklärt sich auch die momentane "Dezibel-Hitparade" bei Laminatbelägen, bei der man den Eindruck bekommt, dass jeder nach der Methode misst, die für sein System den höchsten Dämmwert ergibt. Der Verband der europäischen Laminatfußbodenhersteller EPLF hat sich dieser Problematik angenommen und gemeinsam mit dem WKI Braunschweig eine Methode entwickelt, die aussagekräftige und reproduzierbare Ergebnisse liefern soll. Sie wird zur Zeit in einem Ringversuch getestet.

Bei dieser Prüfmethode regt man die Versuchskonstruktion mit einer Fläche von 1,20 x 1,20 m durch das Fallenlassen einer Glasmurmel oder eines Golfballes zu Schwingungen an. Der dabei entstehenden Schall wird über ein Mikrofon aufgezeichnet und durch eine entsprechende Auswertetechnik grafisch dargestellt:

- die unterschiedlichen Pegel im gesamten hörbaren Frequenzbereich auf der X-Achse,
- die Dauer des Schallereignisses auf der Y-Achse,
- und über die Farbe zudem der maximale Schallpegel.

Auf diese Weise erhält man ein umfassendes und reproduzierbares Ergebnis über die Geräuschentwicklung eines Laminat- oder Fertigparkettbodens. Verwendet man zur Anregung des Bodes anstelle der Glasmurmel einen Golfball aus Kunststoff, zeigt das Ergebnis zwar den gleichen Trend - die absoluten Messwerte weichen allerdings deutlich voneinander ab. Hier muss man sich also noch darauf einigen, welche Methode den besten Bewertungsmaßstab bietet.
Fazit: Welche Möglichkeiten hat der Bodenleger?

Schallentwicklung und Schallschutz sind sehr komplexe Themen, mit denen nicht nur Handwerker schnell überfordert sind, wenn es um Detailfragen geht. Über die Luftschall- und Trittschalldämmung gibt es allerdings konkrete Regelwerke mit detaillierten Anforderungen und Lösungsvorschlägen. Als grundsätzliche Methoden zur Luft- und Trittschallminderung haben sich bewährt:

- Erhöhung des Flächengewichts der Decke (Statik beachten),
- Einsatz von Trittschalldämmunterlagen,
- Auflage von weichen Belägen (Textilbeläge, PVC-Verbundbeläge, Linoleumverbundbeläge),
- schwimmende Unterkonstruktion auf Dämmung oder Schüttung.

Für den Raumschall, der beim Begehen eines Bodens im Raum selbst hörbar ist, gibt es hingegen bislang weder eine klare Begriffsdefinition - manche sprechen auch von "Gehschall" - noch Messmethoden oder Anforderungen.

Bleibt also zu hoffen, dass im EPLF eine rasche Einigung über geeignete Prüfmethoden erzielt und eine für den Laien verständliche Klassifizierung erarbeitet wird. Bis es soweit ist, muss man seinen Ohren vertrauen.

Der Bodenleger hat zur Minderung des Raumschalls jedoch prinzipiell die Möglichkeiten:

- bei Laminat- oder Fertigparkett ein Produkt mit aufkaschierter, schwerer Dämmungen einzusetzen,
- den Belag vollflächigzu verkleben,
- Trittschalldämmunterlagen zu verwenden,
- eine schallabsorbierende Innendekoration zu empfehlen.
aus FussbodenTechnik 02/02 (Handwerk)