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Cordima Elvo AG hat Insolvenz angemeldet


Jetzt hat die Konjunkturflaute ihr erstes prominentes Opfer in der Deko- und Gardinenbranche gefordert: Über die Cordima Elvo AG ist am 1. April auf Beschluss des Amtsgerichts Münster das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet worden. Rechtsanwalt Stefan Meyer ist zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden. Produktion und Bearbeitung der vorliegenden Aufträge laufen in vollem Umfang weiter. In einem Schreiben an Gläubiger und Kunden wird betont, dass die Insolvenz nur die Muttergesellschaft Cordima Elvo AG betreffe und nicht die inländischen Töchter Cordima, Elvo und Interieur sowie die ausländischen Vertriebsgesellschaften Cordima Elvo England, Holland, Belgium, France, Espagna und Austria.

Hintergrund der Insolvenz ist ein massiver Liquiditätsengpass. Bereits im Februar und März hatten die rund 200 Mitarbeiter des Gardinen- und Dekostoffanbieters auf ihre Löhne und Gehälter verzichten müssen. Jetzt fehlten die notwendigen Mittel um Garne für anstehende Auftrage zu kaufen. Zur Fortführung des Geschäftsbetriebs wird ein Massedarlehen in "nicht unerheblichem Umfang benötigt". Vorstand Klaus Vollenbröker bezifferte die benötigte Summe gegenüber BTH Heimtex auf rund 3 Mio. EUR. Damit ist die Zukunft des Unternehmens nur 28 Monate nach dem Konkurs der früheren Cordes GmbH & Co ein weiteres Mal ungewiss.

Das Gericht hat zunächst dem Antrag zugestimmt, die Insolvenz in Eigenverwaltung unter der Aufsicht eines Sachverwalters durchzuführen. Bei diesem durch die Insolvenzrechtsreform neu eingeführten Instrument der Insolvenzordnung geht es darum, dass zur Erhaltung der Kompetenz im Unternehmen ein Insolvenzverfahren durch Erhaltung der bisherigen Organe durchgeführt wird. Hierzu wurde der auf Insolvenzen spezialisierte Rechtsanwalt Thomas Ludewig aus Bad Oeynhausen zum neuen Vorstandsvorsitzenden von Cordima Elvo berufen. Er soll in Zusammenarbeit mit Vollenbröker die Möglichkeiten einer dauerhaften Sanierung prüfen. Der vorherige Vorstandschef Klaus Braukmann war kurz vor dem Insolvenzantrag aus dem Unternehmen ausgeschieden.

Derzeit wird in dem Betrieb uneingeschränkt weitergearbeitet, Produktion und Bearbeitung der vorliegenden Kundenaufträge laufen in vollem Umfang, es wird täglich ausgeliefert. Die Auftragsbücher sind nach Angaben von Vollenbröker voll. "Unser Auftragsbestand ist bedeutend. Und wir kriegen gute Aufträge", sagte er zu BTH Heimtex. Bei einer Eigenkapitalquote von über 30% zeigt er sich zuversichtlich, in den Verhandlungen mit den Banken zu einem positivem Abschluss zu kommen. "Zudem sind wir mit unserem Marketingkonzept gut aufgestellt."

Laufende Gespräche mit Banken über die Vergabe von Massekrediten hätten bereits erste Erfolge gebracht. Zumindest bis Ende September scheint vorerst die Produktion gesichert. Für April und Mai wurde ein Businessplan mit positivem Ergebnis erstellt, bei dem die Auftragsbestände, die sofort ausgeliefert werden können, den Kosten gegenüber gestellt wurden. Und auch für Juni bis September erhielt Vollenbröker angesichts eines aufgestellten Plans kurz vor Redaktionsschluss grünes Licht der Banken für die beantragten Massekredite.

Das ist innerhalb von zwei Jahren die zweite spektakuläre Pleite in Greven. Im Dezember 2000 hatte die damalige Cordes GmbH & Co Insolvenz angemeldet. Kurzfristig fand sich darauf eine Gruppe branchenfremder Investoren aus Greven und Hamm zusammen, die unter Führung von Klaus Braukmann ein für die Branchen tragbares Konzept für eine Neugründung vorzulegen wusste. Als Geschäftsform wurde ein Aktiengesellschaft unter dem eingeführten Markennamen Cordima gewählt. Wirtschaftsingenieur Braukmann, seit 30 Jahren als Sanierer tätig, setzte auf externes Wachstum durch die Investitionen in neue Segmente. Während die angestammte Marke Cordima im mittleren bis gehobenen Preisbereich positoniert wurde, bedienten die Zukäufe Ardison, Krus und Gardinenfabrik Obrigheim andere Zielgruppen. Schon für 2001 meldete der Vorstand steigende Umsätze und einen Bilanzgewinn.

Auf der Heimtextil 2002 sorgten Cordima und Mitbewerber Elvo für Furore, als sie ihre Fusion ankündigten, die in der ersten Jahreshälfte 2002 vollzogen wurde. Mit dem Erwerb der Lizenz für Heimtextilien unter dem Label Joop! strebte das Doppelunternehmen schließlich den Sprung in die Branchenspitze an.

Mit der Fusion und den ganzen Akquisitionen einher gingen tiefe Umstrukturierungen: Die Verkaufsorganisationen wurden zusammengelegt, Verwaltung und Vertrieb in Greven konzentriert. Für dieses Jahr war vorgesehen, die Produktion von Elvo von Coesfeld nach Greven zu verlagern. Dies alles kostete offenbar mehr Geld, als geplant. Immer wieder wurden in der Branche Gerüchte um finanzielle Engpässe und verspätete Lohnzahlungen laut. Noch auf der diesjährigen Heimtextil dementierte Vollenbröker gegenüber BTH Heimtex energisch Spekulationen um eine finanzielle Misere bei Cordima Elvo und verwies auf ein "ausgeglichenes Ergebnis 2002". Er setzt darauf, dass die AG "gut am Markt aufgestellt ist": "Wir sind in einer Größenordnung, die es uns erlaubt, wirklich europaweit zu agieren."
aus BTH Heimtex 04/03 (Wirtschaft)